Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Themenbereich Torwarttraining in verschiedenen Altersstufen, abgestimmt auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Schulsports. Das Ziel ist es, ein Konzept zu erstellen, um das Torwartspiel in den Schulsport zu integrieren. Dabei wird als erstes auf die verschiedenen Techniken eingegangen, die ein Torhüter beherrschen sollte. Des Weiteren werden die koordinativen sowie konditionellen Fähigkeiten, die für einen Torwart wichtig sind, erklärt und Methoden des Trainings aufgezeigt.
Mit diesen Grundlagen und mit Hilfe verschiedener Trainingskonzepte soll in dieser Arbeit ein für den Schulsport geeigneter Einblick in das Torwarttraining gegeben werden. Da es in der Schule nicht ausschließlich fußballbegabte Schülerinnen und Schüler gibt, soll darauf geachtet werden, dass die Übungen differenziert ausführbar sind und die Verletzungsgefahr sehr gering bleibt. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass eine Klasse meist aus mehr als 20 Schülerinnen und Schülern besteht, während im Vereinssport meistens ein spezielles Torwarttraining mit zwei bis vier Personen möglich ist. Auch diese Problematik soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
In der Praxis ist es meistens so, dass in den Fußballmannschaften derjenige ins Tor geht, der am schlechtesten Fußball spielt, weil niemand ins Tor gehen will. Würden mehr Schülerinnen und Schüler einen Einblick in das Torwarttraining erhalten, würden wahrscheinlich mehr Kinder auf dieser Position spielen wollen. Zudem stehen durch die Erfolge der Deutschen Fußballnationalmannschaft, insbesondere von Manuel Neuer (Welttorhüter des Jahres 2014, Bester Torwart der Fußballweltmeisterschaft 2014) die Position Torwart zurzeit im Fokus.
Inhaltsangabe
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Geschichte des Fußballtorwarts
3 Torwartspezifische Techniken
3.1 Grundposition
3.2 Defensivtechniken
3.2.1 Fangen flacher Bälle
3.2.2 Fangen hoher Bälle
3.2.3 Falltechniken (Abrollen)
3.2.4 Fallen und Fangen
3.2.5 Fangen von Flanken
3.2.6 Hechten und Fangen
3.3 Offensivtechniken
3.3.1 Abwurf
3.3.2 Abrollen
3.3.3 Abschlag seitlich
3.3.4 Dropkick
4 Konditionelle Voraussetzung
4.1 Ausdauer
4.1.1 Torwartspezifische Ausdauerfähigkeit
4.1.2 Methodik Ausdauertraining
4.2 Beweglichkeit
4.2.1 Torwartspezifische Beweglichkeit
4.2.2 Methodik Beweglichkeitstraining
4.3 Kraftfähigkeit
4.3.1 Torwartspezifische Kraftfähigkeit
4.3.2 Methodik Krafttraining
4.4 Schnelligkeit
4.4.1 Bewegungsantizipation und psychische Regulation
4.4.2 Torwartspezifische Schnelligkeitsfähigkeit
4.4.3 Methodik Schnelligkeitstraining
5 Koordination
5.1 Torwartspezifische Koordination
5.2 Methodik Koordinationstraining
6 Konstitution
6.1 Torwartspezifische Konstitution
7 Kognitiv taktische Voraussetzung
7.1 Aufmerksamkeitsregulation in Mannschaftssportarten
7.2 Taktik
7.3 Torwartspezifische Taktik
7.4 Stellungsspiel
8 Analytische Betrachtung ausgewählter Konzepte
9 Bezug zum Bildungsplan
9.1 Bezug zum Bildungsplan Grundschule
9.2 Bezug zum Bildungsplan Sekundarstufe
10 Konzeptionelle Ableitung für den Sportunterricht
10.1 Umsetzung im Sportunterricht
10.1.1 Aufwärmen
10.1.2 Hauptteil
10.1.3 Auslaufen / Abwärmen
10.2 Hinweise zur Umsetzung im Schulunterricht
11 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Torwartgrundposition 1 (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Abbildung 2 Torwartgrundposition 2 (Thaler, 2010)
Abbildung 3 Torwartgrundposition 3 (Thaler, 2010)
Abbildung 4 Fangen flacher Bälle (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Abbildung 5 Fangen hoher Bälle (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Abbildung 6 Fallen Fangen (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Abbildung 7 Fangen von Flanken (Gibhardt, 2006 S. 33)
Abbildung 8 Hechten Fangen (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Abbildung 9 Abwurf (Thaler et al., 2005, S. 16)
Abbildung 10 Abrollen (Thaler et al., 2005, S. 15)
Abbildung 11 Abschlag seitlich (Thaler et al., 2005 S. 14-15)
Abbildung 12 Dropkick (Thaler et al., 2005, S. 14-15)
Abbildung 13 Sensible Phasen (Nicolaus; WS 2011/2012)
Abbildung 14 Trainingsbeispiel (Thaler, 2013 S. 94)
Abbildung 15 Hierarchie der Kraftfähigkeiten (Nicolaus, WS 2011/2012)
Abbildung 16 Trainingsform Schnelligkeit (Thaler, 2013 S. 106)
Abbildung 17 Sensible Phasen Koordination (Nicolaus, WS 2011/2012)
Abbildung 18 Möglichkeiten die koordinativen Fähigkeiten zu trainieren (Muders, 2007 S. 35)
Abbildung 19 Hauptkomponenten spieltaktischer Handlungen (Weigel, 2014))
Abbildung 20 Stellungsspiel (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Ausdauertraingsmethode (Thaler, 2013 S. 94)
Tabelle 2 Methodik des Reaktivkrafttrainings (Thaler, 2013 S. 110)
Tabelle 3 Methodik des Kraftausdauertrainings (Thaler, 2013 S. 111)
1 Einleitung
Der Torwart gilt als wichtigster Mann. Er kann Spiele entscheiden. Dessen ungeachtet bekommen Schülerinnen und Schüler im Verlauf einer gewöhnlichen Schulkarriere kaum Einblick in das Torwartspiel oder Übungen der Torwarttechniken. Dabei sind die Fähigkeiten, welche ein Torwart besitzen muss sportartübergreifend anwendbar. Techniken wie Fangen und Werfen sind in den meisten großen Ballsportspielen erforderlich.
In der Praxis ist es meistens so, dass in den Fußballmannschaften derjenige ins Tor geht, der am schlechtesten Fußball spielt, weil niemand ins Tor gehen will. Würden mehr Schülerinnen und Schüler einen Einblick in das Torwarttraining erhalten, würden wahrscheinlich mehr Kinder auf dieser Position spielen wollen. Zudem stehen durch die Erfolge der Deutschen Fußballnationalmannschaft, insbesondere von Manuel Neuer (Welttorhüter des Jahres 2014, Bester Torwart der Fußballweltmeisterschaft 2014) die Position Torwart zurzeit im Fokus.
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Themenbereich Torwarttraining in verschiedenen Altersstufen, abgestimmt auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Schulsports.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein Konzept zu erstellen, um das Torwartspiel und alles, was damit in Verbindung steht, in den Schulsport zu integrieren. Dabei wird als erstes auf die verschiedenen Techniken eingegangen, die ein Torhüter beherrschen sollte.
Des Weiteren werden die koordinativen sowie konditionellen Fähigkeiten, die für einen Torwart wichtig sind, erklärt und Methoden des Trainings aufgezeigt.
Die torwartspezifischen Taktiken werden nur kurz dargelegt, da sie zu speziell für den Sportunterricht sind, ebenso die konstitutionellen Voraussetzungen, weil sie nur teilweise trainierbar sind.
Mit diesen Grundlagen und mit Hilfe verschiedener Trainingskonzepte soll in dieser Arbeit ein für den Schulsport geeigneter Einblick in das Torwarttraining gegeben werden. Da es in der Schule nicht ausschließlich fußballbegabte Schülerinnen und Schüler gibt, soll darauf geachtet werden, dass die Übungen differenziert ausführbar sind und die Verletzungsgefahr sehr gering bleibt. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass eine Klasse meist aus mehr als 20 Schülerinnen und Schülern besteht, während im Vereinssport meistens ein spezielles Torwarttraining mit zwei bis vier Personen möglich ist. Auch diese Problematik soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
Zudem wird abgeklärt, ob ein Bezug zum Bildungsplan besteht, das heißt, ob torwartspezifische Fertigkeiten im Bildungsplan berücksichtigt werden. Abschließend werden die Probleme bei der Umsetzung dargestellt und der pädagogische Aspekt eines Torwarttrainings im Schulunterricht aufgezeigt
Damit der Text leichter zu lesen ist, wird ausschließlich von Torhütern und Torwärtern geschrieben, damit ist auch immer die weibliche Form gemeint.
2 Geschichte des Fußballtorwarts
Der „Goalkeeper“ und seine definierten Sonderfunktionen wurden im Jahr 1871 eingeführt. Die eingeführte Regel besagte, dass kein anderer Spieler außer dem Torwart den Ball mit der Hand tragen oder schlagen darf (Bausenwein, 2003 S. 15).
„Nur er darf den Ball mit der Hand spielen, allerdings nur zur Verteidigung des eigenen Tores . “ (Bausenwein, 2003 S. 409)
Jedoch waren noch viele Regelveränderungen nötig, um zu dem heutigen Torwartspiel zu gelangen. So wurde der heutige Torraum (Fünf-Meter-Raum) 1902 definiert und 1912 wurden die Maße des Strafraums festgelegt (16-Meter-Raum). Zuvor war es dem Torwart erlaubt, den Ball in der kompletten eigenen Spielhälfte mit der Hand aufzunehmen. Ein Grund zur Einführung des 16-Meter-Strafraums war wahrscheinlich, dass viele Torhüter sich weit vor das Tor wagten und sich sogar als Torjäger versucht haben, dabei kam es nicht selten zu Torerfolgen durch den eigentlichen Torhüter.
Solche Torhüter, die durch ihre Ausflüge Gefahren für das eigene Team brachten, sahen die Offiziellen nicht gerne. Sie wollten disziplinierte Spieler, die auf ihrem vorgegebenen Platz ihre Pflicht erfüllten. Also sollte der Torhüter sein Tor hüten und nichts anderes. Die Erfindung des Tores und seines Hüters war wohl der wichtigste Meilenstein in der Entwicklung des modernen Fußballspiels. Der Sporthistoriker Nicholas Mason sagte: „Ohne Tor und Torhüter wäre der Fußball nie zu dem Spiel geworden, das er jetzt ist.“ (Bausenwein, 2003)
Dass die Rolle eines Fußball-Torwarts nicht selbstverständlich ist, zeigt der Vergleich mit anderen Ballspielen. Im American Football sowie im Basketball gibt es gar keinen Torwart, und auch im Handball hat der Torwart keine derartige Ausnahmestellung, für die ganz eigene Regeln gelten.
„Er ist die einzigartigste Erscheinung des modernen Mannschaftssports, ein einsamer Fremdkörper, zugleich aber auch König des Spiels.“ (Bausenwein, 2003 S. 17)
3 Torwartspezifische Techniken
Seit der Einführung der Rückpassregel im Jahre 1992 (Fifa, 1994-2014), muss der Torwart sowohl die torwart- als auch die feldspielerspezifischen Techniken beherrschen. In dieser Arbeit werden die Techniken beleuchtet, welche nur ein Torwart im Spiel ausführen kann. Bei der Beschreibung der Techniken wird in dieser Arbeit Bezug auf das Handbuch des DFB und des Württembergischen Fußball Verbandes (WFV) genommen. Diese beschreiben die aktuell ökonomischsten Bewegungsabläufe.
3.1 Grundposition
Es gibt drei verschiedene Grundpositionen. Bei allen Positionen ist der Blick zum Ball, der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, sowie das Körpergewicht auf den Fußballen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Torwartgrundposition 1 (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
Bei der ersten Grundposition erwartet der Torwart einen Schuss, Flanke, Eckstoß oder Freistoß. Dabei sind die Arme locker neben dem Körper, die Ellenbogen leicht gebeugt. Die Knie sind soweit gebeugt, dass die Füße knapp nicht mehr zu sehen sind. Die Füße sind schulterbreit aufgestellt und die Hände sind über Kniehöhe.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Torwartgrundposition 2 (Thaler, 2010)
In einer 1:1 Situation geht der Torwart in die Hockstellung, und die Hände sind unter Kniehöhe. Die Handflächen zeigen nach vorne, um eine möglichst große Fläche abzudecken. Die Füße sind wie bei der ersten Grundposition schulterbreit.
Erwartet der Torwart einen gegnerischen Pass in die Tiefe, also einen Pass, den er vor dem Stürmer denkt abfangen zu können, so nimmt er eine weitere Grundposition ein. Dabei sind die Füße in Schrittstellung (Thaler, 2010 S. 64-65).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Torwartgrundposition 3 (Thaler, 2010)
3.2 Defensivtechniken
Bei den Defensivtechniken geht es darum, Tore der gegnerischen Mannschaft zu verhindern. Dabei darf der Torwart als einziger seiner Mannschaft, wie schon in Kapitel 2 beschrieben, im eigenen Strafraum seine Hände benutzen.
3.2.1 Fangen flacher Bälle
Beim Fangen von flachen Bällen, sollte der Torhüter darauf achten, dass sein Körper hinter den Ball kommt. Wenn er dabei sich nach rechts bewegen muss, drückt er das linke Knie nach unten und andersherum. Er nimmt eine tiefe Schrittstellung ein. Um den Ball mit den Händen zu sichern, gehen diese mit fast gestreckten Armen dem Ball weit entgegen. Die Handflächen zeigen dabei zum Ball, und die Ellbogen sind eng aneinander, sodass der Ball nicht durchrutschen kann. Der Ball wird vor dem Körper gesichert (Deutscher Fußball-Bund, 2009 S. 182).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Fangen flacher Bälle (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
3.2.2 Fangen hoher Bälle
Mit hohen Bällen sind Schüsse, welche auf Brust- und Kopfhöhe auf den Torwart zukommen, gemeint. Dabei muss er mit geöffneten Händen dem Ball entgegen gehen und dabei die Finger spreizen, die Daumen und die Zeigefinger bilden ein Dreieck. Kommt es zum Ballkontakt, muss der Torwart mit den Händen nachgeben, um die Geschwindigkeit des Balles abzubremsen (Deutscher Fußball-Bund, 2009 S. 183).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 Fangen hoher Bälle (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
3.2.3 Falltechniken (Abrollen)
Bei den Fall- und Hechttechniken ist darauf zu achten, dass die Kinder und Jugendlichen auf keinem harten Untergrund trainieren. Für die Feldspieler ist es kein Problem, in der Halle zu trainieren, dagegen sollte beim Torwart in den Spielformen darauf geachtet werden, dass Ellenbogenschützer, Knieschützer und Hüftschützer getragen werden. Beim torwartspezifischen Training soll auf Weichbodenmatten trainiert werden (Thaler, 2003 S. 25).
3.2.4 Fallen und Fangen
Bei Schüssen, die flach seitlich auf den Torwart zukommen, muss er einen schnellen, kurzen Auftaktschritt, mit dem ballnahen Bein, seitlich zum Ball machen. Beim Fallen ist darauf zu achten, dass der Torhüter auf der Außenseite des Oberschenkels landet und sich dann über Hüfte, Körperseite und Schulter abrollt. Beim Fangen befindet sich die untere Hand hinter dem Ball und die obere Hand auf oder ebenfalls hinter dem Ball (Deutscher Fußball-Bund, 2009 S. 184).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6 Fallen Fangen (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
3.2.5 Fangen von Flanken
Beim Fangen von Flanken zum Beispiel nach einem Eckball muss der Torwart den Ball mit kleinen, schnellen Schritten anlaufen, der letzte Schritt zum Ball ist dabei der größte. Der Absprung erfolgt immer einbeinig und mit dem ballnahen Bein. Das Absprungbein ist dabei komplett gestreckt. Unter Schwungeinsatz des Gegenknies und der Arme wird sich kräftig vom Boden abgedrückt. Der Ball wird am höchstmöglichen Punkt gefangen, dabei sind die Ellbogen nicht komplett gestreckt. Kann die Flanke nicht gefangen werden so wird der Ball mit der Faust weggeschlagen. (Deutscher Fußball-Bund, 2009 S. 186-187).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7 Fangen von Flanken (Gibhardt, 2006 S. 33)
3.2.6 Hechten und Fangen
Das Hechten ist für Schülerinnen und Schüler motivierend, da hier der natürliche Bewegungsdrang der Kinder ausgelebt werden kann, solange es unter Beachtung der entsprechenden Vorsichtmaßnahmen geübt und auf eine sichere Umgebung geachtet wird.
Bei der Technik sollte der letzte Schritt groß und schräg nach vorne gemacht werden. Der Körperschwerpunkt sollte beim Absprung über das Absprungbein gebracht werden. Kann der Ball nicht gefangen werden, so wird er mit den Fingerspritzen abgelenkt (Deutscher Fußball-Bund, 2009 S. 185).
Die Landung erfolgt auf dem Ball, Unterarm und Ellenbogen der ballnahen Seite, dann auf der gesamten ballnahen Körperseite (Thaler, 2010 S. 90).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8 Hechten Fangen (Deutscher Fußball-Bund, 2009)
3.3 Offensivtechniken
Das Torwartspiel hat sich durch das 1992 eingeführte Verbot, einen bewusst gespielten Rückpass mit der Hand aufzunehmen, stark verändert (Fifa, 1994-2014).
Dadurch muss der Torwart sowohl die Techniken eines Feldspielers, als auch die torwartspezifischen Techniken beherrschen.
Es werden in dieser Arbeit jedoch nur die Offensivtechniken beschrieben, welche nur der Torwart im Fußball durchführen kann.
3.3.1 Abwurf
Beim Abwurf ist die Ausgangsstellung frontal zur Wurfrichtung.
Während des Anlaufes führt die Wurfhand den Ball in einem Bogen hinter den Körper. Die Wurfschulter wird nach hinten gebracht. Die Gegenhand zeigt in Wurfrichtung.
Danach wird die Wurfhand hinter den Körper bis in Hüfthöhe gebracht. Die Gegenhand zeigt in Wurfrichtung, ebenso das ballferne Bein. Das Körpergewicht ruht noch auf dem hinteren Bein.
Die Gegenhand zieht aktiv nach hinten. Die Wurfhand führt den Ball schnell in einem Bogen über dem Kopf nach vorne, damit der Ball keinen seitlichen Effet bekommt. Dabei wird das vordere Bein zum Stemmbein, das Knie wird leicht gebeugt fixiert.
Der Ball wird etwas vor dem Körper aus der Hand geschleudert, damit er in einer flachen Kurve abfliegt. Soll der Ball in einer höheren Flugkurve geworfen, um über einen Gegenspieler zu werfen, wird er entsprechend früher aus der Hand geschmissen. Zum Schluss wird der Wurfarm vor dem Körper ausgeschwungen (Thaler, 2013 S. 100).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9 Abwurf (Thaler et al., 2005, S. 16)
3.3.2 Abrollen
Beim Abrollen ist die Ausgangsstellung frontal zur Wurfrichtung.
Die Wurfhand führt den Ball in einem Bogen am Körper nach hinten oben. Die Wurfschulter wird nach hinten gebracht. Die Gegenhand zeigt in die Wurfrichtung.
Das ballferne Bein wird nach vorne gesetzt.
Die Wurfhand führt den Ball explosiv seitlich am Körper nach vorne.
Das ballferne Bein ist das Stemmbein und wird im Knie gebeugt. Der Körperschwerpunkt wird abgesenkt, damit der Ball knapp über dem Boden die Hand verlassen kann. Ball verlässt ungefähr auf Höhe des Stemmbeines die Wurfhand.
Ausschwingen des Wurfarmes vor dem Körper (Thaler, 2010 S. 99).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10 Abrollen (Thaler et al., 2005, S. 15)
3.3.3 Abschlag seitlich
Beim Abschlag seitlich ist die Ausgangsstellung frontal zur Schussrichtung. Der Ball wird einhändig schräg nach vorne zum Schussbein geworfen. Das Standbein wird schräg nach vorne gesetzt, Der Fuß zeigt in Spielrichtung. Der Oberkörper wird zur Standbeinseite abgekippt. Es folgt die Ausholbewegung des Schussbeins. Das Schussbein wird seitlich nach vorne geführt, das Sprunggelenk gestreckt fixiert und die Zehen lang gemacht. Der Ball wird zentral etwa in Kniehöhe mit dem Spann getroffen. Der Arm der Schussbeinseite geht nach hinten und der andere Arm nach vorne. Ausschwingen des Schussbeins vor dem Körper (Thaler, 2010 S. 98).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11 Abschlag seitlich (Thaler et al., 2005 S. 14-15)
3.3.4 Dropkick
Dabei ist die Ausgangsstellung frontal zur Schussrichtung. Während des Anlaufes wird der Ball mit beiden Händen nach vorne geworfen. Das Standbein wird neben den Aufsprungort des Balles gesetzt. Die Hände ziehen nach hinten und der Körper befindet sich in einer Bogenspannung.
Es folgt die Ausholbewegung des Schussbeines. Das Schussbein wird beschleunigt. Der springende Ball wird mit dem Spann zentral getroffen. Das Sprunggelenk wird gestreckt fixiert und die Zehen werden lang gemacht. Das Schussbein wird vor dem Körper ausgeschwungen (Thaler, 2010 S. 97).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12 Dropkick (Thaler et al., 2005, S. 14-15)
4 Konditionelle Voraussetzung
Nach Schnabel, Harre, Krug und Borde (2003) bezeichnet die Kondition die energetische Komponente der sportlichen Leistungsfähigkeit. Sie wird repräsentiert durch die Kraft-, Ausdauer-, und Schnelligkeitsfähigkeit. Diese Faktoren sind Voraussetzung zum Erlernen und Ausführen sportlicher Bewegungen und taktischer Handlungen, zusätzlich sind sie für den muskulären Antrieb zuständig (Schnabel, et al., 2003 S. 144).
Für Grosser, Starischka und Zimmermann (2004) ist Kondition die Summe der physischen Fähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und der Realisierung durch Bewegungsfertigkeiten/-techniken und durch Persönlichkeitseigenschaften (Grosser, et al., 2004).
Bei sportlichen Leistungen, wie beim Training, wirken die einzelnen Komponenten der Kondition nie isoliert, sondern stehen immer in Kombination mit allen anderen Fähigkeiten (Schnabel, et al., 2003 S. 144).
Um eine gewisse sportliche Leistung zu erbringen, ist nicht nur der Ausprägungsgrad der einzelnen konditionellen Fähigkeiten von Bedeutung, sondern auch deren Zusammenwirken untereinander und die Abstimmung der koordinativen Fähigkeiten (siehe Kapitel 5), der sporttechnischen Fertigkeiten (siehe Kapitel 3), der taktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten (siehe Kapitel 7) sowie der psychischen Steuerungseigenschaften (siehe Kapitel 7).
Verschiedene sportliche Disziplinen stellen an die konditionellen Fähigkeiten spezifische Anforderungen (Schnabel, et al., 2003 S. 144).
So benötigt ein Torwart nach Muders (2007) andere konditionelle Fähigkeiten als ein Feldspieler. Zum Beispiel liegt seine Laufleistung (Ausdauer) weit unter der eines Feldspielers. Dagegen sollte er über eine gute Sprungkraft (Schnelligkeit) verfügen (Muders, 2007 S. 29-30).
Das Schaubild zeigt die Trainierbarkeit der einzelnen konditionellen Fähigkeiten in den verschiedenen Altersabschnitten, auch sensible Phasen genannt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13 Sensible Phasen (Nicolaus; WS 2011/2012)
Die sensiblen Phasen sind für den Schulsport äußerst relevant, da in diesen Altersgruppen sich die verschiedenen konditionellen Fähigkeiten sehr gut entwickeln und dadurch gut trainierbar sind. In Kapitel 10 wird darauf näher eingegangen.
4.1 Ausdauer
„Ausdauer ist charakterisiert durch die Fähigkeit, eine gegebene Leistung über einen möglichst langen Zeitraum durchhalten zu können. Somit ist Ausdauer identisch mit Ermüdungs-Widerstandsfähigkeit.“ (Hollmann, et al., 2000 S. 262)
Nach Zintl und Eisenhut (2001) wird heutzutage der Begriff Ausdauer in einem Großteil der Literatur sehr weit gefasst und das Spektrum dessen, was zur Ausdauer zählt, ist sehr groß. In den meisten Definitionen von Ausdauer kommt der Begriff „Widerstand gegen Ermüdung bzw. Ermüdungswiderstandsfähigkeit“ vor.
Ausdauer hängt von verschiedenen Faktoren wie Leistung, Ermüdung und Wiederherstellung ab. Dadurch lässt sich ableiten, dass die Ausdauer von energetischen, koordinativen, biomechanischen und psychologischen Faktoren beeinflusst wird.
Nach Zintl und Eisenhut (2001) ist die Ausdauer die Fähigkeit
1. physisch lange einer Belastung zu widerstehen, deren Intensität und Dauer letztendlich zu einer unüberwindbaren Ermüdung führt.
2. Trotz eintretender Ermüdung die Belastung bis zur individuellen Beanspruchungsgrenze fortzusetzen,
3. Sich in Phasen verminderter Beanspruchung bzw. nach Beendigung der Belastung rasch zu regenerieren.
Es gibt unterschiedliche Erscheinungsformen der Ausdauer. In den verschiedenen Sportarten gibt es Aufgaben, welche die Ausdauer erfüllen muss. Vor allem ist darauf zu achten, ob zyklische oder azyklische Bewegungsabläufe, kontinuierliche oder intervallartige Belastung, hohe oder niedrige Krafteinsätze bzw. Bewegungsgeschwindigkeiten zu vollziehen sind. Demzufolge gibt es mehrere Ausdauertypen (Zintl, et al., 2001 S. 30 ff.).
Zudem unterscheidet Hollmann und Hettinger zwischen aerober und anaerober Ausdauer (Hollmann, et al., 2000 S. 263).
Dies sind zwei verschiedene Arten der Energiebereitstellung. Bei der aeroben Ausdauer steht dem Körper genügend Sauerstoff zur oxydativen Verbrennung von Glykogen und Fettsäure zur Verfügung. Dabei werden die Energiespeicher zu den energetisch nicht weiter brauchbaren Endprodukten in Form von Wasser und Kohlendioxid durch z.B. Urin, Schweiß oder Kohlendioxid bei der Atmung abgebaut. Dies bedeutet, dass Sauerstoffaufnahme und Sauerstoffverbrauch im Gleichgewicht stehen.
Bei der anaeroben Ausdauer ist die Sauerstoffzufuhr zur oxydativen Verbrennung unzureichend, und Stoffwechselvorgänge laufen zum Teil ohne Beteiligung von Sauerstoff ab. Dabei nutzt der Körper die anaerobe Glykolyse als weitere Energiezufuhr. Dabei entsteht Milchsäure (Zintl, et al., 2001 S. 30 ff.). Da ein Torwart kaum an die anaerobe Ausdauer gelangt, ist sie für ein Torwarttraining irrelevant.
Eine weitere Untergliederung beim Begriff Ausdauer ist die Grundlagenausdauer. In der Literatur gibt es keine einheitliche Meinung in Bezug auf die Erklärung der Grundlagenausdauer. Nach Zintl und Eisenhut (2001) ist die Grundlagenausdauer eine sportartunabhängige Ermüdungswiderstandsfähigkeit bei Langzeitbelastung (≥30min) unter Einsatz großer Muskelgruppen. Der Übertragungseffekt auf verschiedene Sportarten kommt zustande, wenn über eine relativ lange Zeit eine geringe bis mittlere Belastungsintensität zu erbringen ist. Die Energiebereitstellung erfolgt vorwiegend aerob (Zintl, et al., 2001 S. 43-44).
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- Citation du texte
- Sven Barreto Ungar (Auteur), 2015, Die besondere Rolle des Torwarts im Fußball. Konzepte für das Torwarttraining im Schulsport, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503518
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