Die Abwehr der persischen Expansion durch die Griechen im 5. vorchristlichen Jahrhundert erscheint als epochales Ereignis, welches die innergriechische Entwicklung entscheidend bestimmt hat und soziale, politische und kulturelle Kräfte freisetzte, die bis heute das abendländische Denken prägen. Liegen die Wurzeln von Demokratie, Geschichtsschreibung und Theater auch tiefer, so entfalteten sie sich doch erst in der Dynamik der Perserkriege mit seinen Folgen zu ihrer klassischen Form. Diese Auseinandersetzung erst hat so etwas wie eine kulturelle griechische Identität ermöglicht, die ihre stärksten Ausdrücke in den Historien des Herodot, aber auch im besonderen Maße, in der griechischen Tragödie, fand.
Aischylos´ “Die Perser“ ist in diesem Zusammenhang in vielerlei Hinsicht von Relevanz. Ist uns damit nicht nur das älteste vollständig erhaltene Drama überliefert, das gleichzeitig mit der Schlacht bei Salamis ein explizit zeitgeschichtliches Thema behandelte und damit die einzige erhaltene Tragödie nichtmythischen Inhalts darstellt, sondern auch geradezu ein Musterbeispiel für die identitätsstiftende und staatstragende Funktion der griechischen Tragödie in der attischen Polis. Letzteres wird als Hypothese vorangestellt, jedoch im Weiteren genauer zu überprüfen sein.
In der vorliegenden Arbeit sollen einzelne Aspekte der „Perser“ hinsichtlich seiner Interpretation und Rezeption untersucht und sein historischen Quellenwert bestimmt werden. Dazu wird einerseits ein Vergleich mit Herodot anzustellen sein und andererseits die Frage nach einer möglichen Parteinahme des Stückes für Themistokles erörtert werden. Darüber hinaus wird versucht eine zeitgeschichtliche Einordnung vorzunehmen, die die kulturelle Praxis der Tragödie allgemein in ihrer Tradition und Funktion für die Polisgemeinschaft genauer bestimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Entstehung der Tragödie
- Aischylos
- „Die Perser“
- Tragödie und Polis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, einzelne Aspekte von Aischylos' „Perser“ hinsichtlich seiner Interpretation und Rezeption zu untersuchen und seinen historischen Quellenwert zu bestimmen. Die Arbeit befasst sich mit einem Vergleich des Stückes mit Herodot, der Frage nach einer möglichen Parteinahme für Themistokles, der Einordnung des Stückes in den historischen Kontext und der Funktion der griechischen Tragödie für die Polisgemeinschaft.
- Die Entstehung der griechischen Tragödie und die Rolle des Dionysoskults
- Die Position und Bedeutung von Aischylos in der Entwicklung der Tragödie
- Die Analyse von Aischylos' „Perser“ in Bezug auf historische Quellen und zeitgeschichtliche Relevanz
- Die Beziehung zwischen Tragödie und Polis und die Funktion des Dramas in der attischen Gesellschaft
- Die Rezeption und Interpretation von „Die Perser“ im Kontext der antiken und modernen Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Perserkriege und ihre Bedeutung für die griechische Identität ein. Es wird die Relevanz von Aischylos' „Perser“ im Kontext der griechischen Tragödie und der Polisgemeinschaft beleuchtet. Die Arbeit stellt die Forschungsziele und -fragen vor.
- Entstehung der Tragödie: Dieses Kapitel widmet sich der Entstehung der griechischen Tragödie, beleuchtet die Rolle des Dionysoskults und die verschiedenen Vorformen der Tragödie. Es wird auf die Verbindung der Tragödie mit dem Bocksgesang und dem Satyrspiel eingegangen.
- Aischylos: Das Kapitel beleuchtet Aischylos' Leben und Werk und seine Bedeutung in der Entwicklung der griechischen Tragödie. Es werden die wichtigsten Quellen und Werke Aischylos' vorgestellt.
- „Die Perser“: In diesem Kapitel wird Aischylos' „Perser“ analysiert. Die Arbeit geht auf den historischen Hintergrund des Stückes, die zentralen Figuren und die dramaturgische Struktur ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die folgenden Schlüsselwörter: Griechische Tragödie, Aischylos, „Die Perser“, Perserkriege, Dionysoskult, Polis, Tragödie und Gesellschaft, Quellenkritik, Interpretation, Rezeption, Herodot, Themistokles.
- Quote paper
- Robert Hanulak (Author), 2004, Aischylos' "Die Perser" - Eine Untersuchung zu Tragödie und Polis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50139