Die Republik Guinea
ein Beispiel für „bad governence“
Die Ursachen von Unterentwicklung
Die Ursachen dafür - also was ein Entwicklungsland so unterentwickelt werden lässt, liegen fast ausschließlich in der Art, wie die dortige Regierung ihre Arbeit macht. Der von der OECD geprägte Ausdruck „good governence“ fasst alle Dinge zusammen, die eine Regierung tun sollte, um das Wohlergehen der Volksgemeinschaft zu steigern. Darunter zu zählen sind wirtschaftliche wie soziale Aspekte.
Beim Versagen von Regierungen handelt es sich fast immer um korrupte Eliten, die nicht an einer Änderung der Situation interessiert sind, um ihre eigene Position nicht zu verschlechtern. In Systemen, wo hoch oben in der Hierarchie schon Korruption herrscht, setzt sich das häufig bis zum kleinsten Beamten nach unten fort. Der unmittelbare Schaden für die Volksgemeinschaft ist dabei wesentlich geringer, als der auf Dauer daraus resultierende wirtschaftliche Schaden. Wenn der Großteil der Behörden in einem Staat korrupt ist, kann er kaum eine Rechtssicherheit gewährleisten.
Das bedeutet für einen ausländischen Investor, dass im Falle rechtlicher Schwierigkeiten nicht mit kalkulierbaren Gerichtsurteilen rechnen kann, weil er davon ausgehen muß, dass die korrupten Richter eher willkürliche Urteile fällen. Ihm fehlt also eine angemessene Planungssicherheit, wie sie ein glaubhaftes System von funktionierender Exekutive und Legislative, sowie unabhängiger Judikative sie garantieren würde. Das gilt aber nicht nur für ausländische, sondern ebenso für inländische Investoren, denn selbst in den ärmsten Ländern gibt es Kreise die über investitionsfähiges Kapital verfügen.
Ein funktionierendes Rechtssystem mit unabhängigen Richtern stellt eine unumgängliche Bedingung für erfolgreiche wirtschaftliche Aktivitäten in einem Land dar. Dazu gehört auch ein Patenrecht zur Sicherung geistigen Kapitals, dass das Rechtssystem zu schützen in der Lage sein muß.
Gerade wenn die Regierung eines Entwicklungslandes über bescheidene Mittel verfügt, ist es umso wichtiger, sie umsichtig – also sehr gezielt da einzusetzen, wo sie am effektivsten sind.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Guinea heute
3. Kolonialzeit
4. Unabhängigkeit unter Sékou Touré
5. Zeit nach 1984 unter Lansana Conté (geboren 1934)
6. Ausblick in die Zukunft
7. Die Ursachen von Unterentwicklung allgemein
8. Sturz oder Abdankung ?
9. Fazit
10. Literaturverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1, Quelle: Weltentwicklungsbericht 1997, S.40
Guinea – Beispiel eines „failed country“
1. Einleitung
Die Republik Guinea wird häufig verwechselt mit Guinea Bissao –eine ehemalige Portugiesische Kolonie, die nördlich an Guinea grenzt,
mit Äquatorial Guinea – eine ehemalige spanische Kolonie und Inselgruppe vor der Küste Gabuns, oder sogar Papua-Neu Guinea, das bei Malaysia zu finden ist.
Die Geschichte Guineas hat einige Parallelen zu anderen Afrikanischen Staaten, ist bei genauem Hinsehen aber in vielen Punkten einzigartig.
Guinea beherbergt das um 1500 Meter hohe Tafelland von Fouta Djalon, das größte Hochlandgebiet Westafrikas. Zusammen mit dem tropisch-subtropischen Klima ergeben sich ideale Bedingungen zur Stromerzeugung durch Wasserkraft.
Trotz Guineas Reichtum an Bodenschätzen und den guten Voraussetzungen für die Nutzung der Wasserkraft – also im Prinzip bessere natürliche Voraussetzungen als zum Beispiel Deutschland sie hat, sind heute noch 85%[1] der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig.
Trotz dieser hohen Quote im tertiären Sektor reichen die landwirtschaftlichen Erträge nicht einmal zur Eigenversorgung des Landes; die Exporte von Bananen, Kaffee oder Ananas sind kaum noch erwähnenswert. Die Substistenzwirtschaft in der Landwirtschaft ist Standard.[2]
Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist islamischen Glaubens, nur 1-2% sind Christen, meist Katholiken[3].
Die Bevölkerung gliedert sich in folgende Gruppen:
40,3 % sind Fulani,
25,8% Malinke,
11% Soussou,
6,5 % Kissi,
4,8% Kpelle und
11,6% sonstige Gruppen.[4]
Aufgrund der vielen ethnischen Gruppen aus denen sich die Bevölkerung Guineas zusammensetzt ist die französische Amtssprache oft die einzige Verständigungsmöglichkeit.
2. Guinea heute
Guinea besitzt eine Fläche von 245 857m², davon 59% Wald und Buschland, nur 5% Ackerland und 10% Wiesen und Weiden. Darauf leben 9,03 Mio. Einwohner (Juli 2003)[5], was 34 Einwohner /km² ergibt. Die Wachstumsrate der Bevölkerung lag 2003 bei 2,37%[6].
Der Anteil der Stadtbevölkerung liegt bei 33%, der Analphabetismus bei 35,9% im Jahre 1995[7] (andere Quellen sprechen von einer Analphabetismusrate von etwa 70%).
Aufgrund bewaffneter Konflikte in den Nachbarländern halten sich zu dieser Zeit schätzungsweise 150 000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone auf den Territorium Guineas auf.[8]
Die Größe der Armee beläuft sich offiziell auf 9700 Mann und 1994 lebten 40% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.[9]
Die Hauptstadt Conakry ist Handels- und Wirtschaftszentrum der westafrikanischen Republik. Auf einer der Küste vorgelagerten Insel gelegen, zählt sie 1,3 Mio. Einwohner und ist damit vor Kankan mit 55 000 Einwohnern[10] die mit weitem Abstand größte Stadt des Landes. Seit 40 Jahren gibt es in der Stadt keine öffentliche (Straßen-)Beleuchtung mehr und die Straßen sind in furchtbarem Zustand.
Von dort aus verläuft auch eine Eisenbahnlinie Richtung Kankan ins Landesinnere.[11]
Als das Land mit über 30% der weltweiten Bauxit-Vorkommen[12], bestreitet der Staat weit mehr als 80% seines Export- Devisen- und Staatseinkommens durch das von ausländischen Unternehmen geförderte Bauxit.
Da die Regierung Individualpersonen Handel mit Diamanten untersagt, ist es nicht ungewöhnlich, dass man auf der Straße von jemandem angesprochen wird, der in dreckiges Papier gehüllte Diamanten anbietet.[13] In Guinea gefundene Diamanten werden weitgehend unkontrolliert auf den Weltmarkt geschmuggelt. Nur 15 Prozent der exportierten Diamanten werden offiziell ausgeführt.[14]
Außer Bauxit und Diamanten gibt es auch Uran und Gold in Guinea, weiter zu nennen ist der Fischfang, der allerdings durch Verträge mit ausländischen Hochseefischerfirmen abgedeckt ist, sowie tropische Hölzer, tropische Früchte und Kaffee.
Ergänzend muss erwähnt werden, dass das Potenzial für die Holzwirtschaft enorm wäre, aber durch die mangelnde Infrastruktur in engen Grenzen gehalten wird. Weiter sind die Möglichkeiten für landwirtschaftliche Nutzung dank der 1165 Flüsse[15] Guineas ausgesprochen gut.
Die Lebenserwartung liegt für Frauen bei 47 Jahren, bei Männern 46 Jahre.
Das Bruttoinlandsprodukt Guineas liegt bei 3,598 Mrd, US-$, das Bruttoszialprodukt pro Einwohner liegt bei 540 US-$.
Das Land verfügt lediglich über 1115 km Eisenbahnstrecke und nur 5033km befestigter Straßen. Die unbefestigten Straßenkilometer belaufen sich auf 25 467km (Daten von 1996)[16], wobei berichtet wird, dass die unbefestigten Straßen bisweilen in besserem Zustand sind, als die befestigten – möglicherweise wegen der weniger intensiven Nutzung[17]. Das Straßennetz ist nicht erweitert worden seit 1968[18].
Guinea soll somit die schlechteste Verkehrsinfrastruktur Afrikas haben.
Vom einzigen internationalen Flughafen Conakry-Gbesia wird berichtet, dass er von der weitgehend inkompetenten staatlichen Organisation SOGEAC geführt wird. Verspätungen, Verlust von Gepäckstücken und Korruption der Zollbeamten seien gewöhnliche Unannehmlichkeiten, die Reisende in Kauf nehmen müssen.[19]
Die Schulpolitik in Guinea ist aufgrund der hohen Analphabetenrate primär auf eine Steigerung der Einschulungsrate ausgerichtet. Die Einschulungsrate liegt etwas über 50 % im Primarschulbereich, 10 % in Sekundarschulen und 1 % im Hochschulbereich.
An den zwei Universitäten Guineas in Conakry und Kankan sind insgesamt etwa 6.000 Studierende eingeschrieben. Das Ausbildungsniveau ist niedrig. Früher wurden die Universitätsabsolventen quasi automatisch in den Staatsdienst übernommen, heute sind diese zu einem hohen Prozentsatz arbeitslos.[20]
Die vorangegangene Zustandsbeschreibung Guineas wirft sofort einige Fragen in Bezug auf die historischen Geschehnisse oder die Schlüsselpunkte auf, die zu der heute in Guinea herrschenden Situation geführt haben.
Allen voran die Frage: Wie kommt es, dass in einem Land das von der Natur mit solchem Reichtum gesegnet wurde solche Armut herrscht und die Bevölkerung trotz hervorragender Bedingungen für die Agrarwirtschaft nicht einmal in der Lage ist, den eigenen Lebensmittelbedarf zu decken ?
[...]
[1] www.wissen.de Schlagwort „Guinea“
[2] www.guinea-forum.org/general_info/paradoxtwo.htm Guinea’s Paradox Part II
[3] www.wissen.de Schlagwort „Guinea“
[4] www.erdkunde-online.de
[5] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[6] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[7] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[8] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[9] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[10] www.erdkunde-online.de
[11] www.wissen.de Schlagwort „Conakry“
[12] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[13] www.guinea-forum.org/general_info/Identity.htm The lost Identity
[14] www.guinea-forum.org/general_info/Identity.htm The lost Identity
[15] www.guinea-forum.org/general_info/republic_of_guinea_memorandum_guinean_paradox.htm
[16] CIA – The World Factbook www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/gv.html
[17] vgl. www.ibike.org/africaguide/guinea.htm
[18] www.guinea-forum.org/general_info/Identity.htm The lost Identity
[19] www.guinea-forum.org/general_info/Identity.htm The lost Identity
[20] http://www.erdkunde-online.de/0551.htm
- Arbeit zitieren
- Martin Weinberg (Autor:in), 2004, Guinea - Beispiel eines "failed country", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50031
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