Diese Arbeit ist ein kompletter Praktikumsbericht inklusive Beschreibung der Schule, der Hospitationsprotokolle sowie der eigenen Unterrichtsversuche in den Fächern Sport und Erdkunde. Es wird dargestellt, wie der Schultag eines Lehramt-Studenten an dessen Praktikums-Schule abläuft und wie unterschiedliche Unterrichtsversuche durchgeführt wurden.
Die J. ist eine kooperative Gesamtschule mit ca. 915 Schülerinnen und Schülern und 71 Lehrerinnen bzw. Lehrern (Stand: Oktober 2015). Die Schule, beheimatet in H., lehrt die Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Das pädagogische Schulkonzept basiert auf den drei Säulen Fachunterricht, Freiarbeit bzw. Wochenplanarbeit und Projektorientiertes Lernen (POL). Somit wird die erworbene Fachkompetenz in den jeweiligen Fächern mit Freiarbeit in individuellen Bereichen verknüpft.
Zudem sollen die SuS Unterstützung in den Bereichen bzw. Schlüsselqualifikationen Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personalkompetenz erhalten. Hierbei steht die Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit, auch EVA (Eigenverantwortliches Arbeiten), der Schüler im Vordergrund. Die J. bietet außerdem verschiedene Angebote für einen Ganztagsbetrieb, besitzt mehrere Mensen und eine pädagogische Mittagsbetreuung, worauf an späterer Stelle noch näher eingegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Vor der Schule.
1.1. Persönliche Ausgangsbedingungen und Zielsetzung für das Praktikum
1.2. Dokumentation und Reflexion der Vorbereitung auf das Praktikum
2. Beschreibung der Praktikums-Schule
2.1. Schulform und Schulprogramm
2.2. Zusammensetzung Schülerschaft – Lehrerkollegium
2.3. Schulgebäude, Ausstattung etc
2.4. Besondere Einrichtungen und Angebote
3. Hospitationsprotokolle
3.1. Ein Schultag in einer 6. Klasse
3.2. Eine Unterrichtsstunde unter besonderer Berücksichtigung der Phasengliederung, der Sozialformen und eingesetzten Methoden
3.3. Eine Unterrichtsstunde mit dem Beobachtungsakzent „Lehrer-Schüler-Interaktion“
3.4. Eine Unterrichtsstunde unter besonderer Berücksichtigung der Schüler-Schüler-Interaktion
3.5. Eine Beobachtung eines Schülers / einer Schülerin in einer begrenzten Lernsequenz
3.6. Ein Unterrichtstag eines Lehrers / einer Lehrerin
3.7. Eine schulische Besonderheit
4. Dokumentation der eigenen Unterrichtsversuche.
4.1. Unterrichtsversuch Nr.1
4.2. Unterrichtsversuch Nr.2+3
4.3. Unterrichtsversuch Nr.4
4.4. Unterrichtsversuch Nr.5+6 (Unterrichtsbesuch I)
4.5. Unterrichtsversuch Nr.7
4.6. Unterrichtsversuch Nr.8 (Unterrichtsbesuch II)
5. Regeln und Rituale in der Schule
6. Reflexion der Begleit- und Nachbereitungsseminare
7. Resümee / Fazit
8. Quellenverzeichnis
9. Anhang
1. Vor der Schule
1.1. Persönliche Ausgangsbedingungen und Zielsetzung für das Praktikum
Mein Name ist Manuel Rothe und ich studiere seit Oktober 2014 Lehramt an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Meine Studienfächer sind Sport und Geographie für das Gymnasium (Sekundarstufe I und II), sowie Biologie für die Haupt- und Realschule bzw. die Sekundarstufe I. Mein Abitur habe ich 2013 am Gymnasium in Wilnsdorf (Nordrhein-Westfalen) absolviert, wobei ich schon dort prägende Schulerfahrungen machen konnte. Nach persönlichem Empfinden habe ich sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen mit unterschiedlichen Lehrpersonen und Lehrsituationen gemacht, was mich mit bestärkt hat, ein Lehramtsstudium zu beginnen, um diesen Beruf in Zukunft ausüben zu können.
Positive Erlebnisse und Lernerfolge hatte ich während Unterrichtsstunden, in denen ich intrinsisch motiviert und interessiert an einer bestimmten Sache gearbeitet habe. Diese fruchtbaren Momente müssen jedoch von der Lehrperson angeleitet werden, um extrinsische Motivation möglichst zu vermeiden, damit Schüler und Schülerinnen, folgend SuS genannt, aus eigenem Willen und Interesse neue Lerninhalte erschließen.
Ebenfalls positiv empfand ich die Möglichkeit zur Mitbestimmung einer Unterrichtseinheit. Hier wurde die Motivation ebenfalls gesteigert, indem der Lehrer bzw. die Lehrerin mit uns Lernenden über die zukünftige Einheit sprach und die Meinungen der SuS mit berücksichtigte.
Ich durfte jedoch auch negative Erfahrungen mit Unterricht in meiner eigenen Schulzeit machen, die ich jedoch heute für meine eigene Lehrerausbildung als gewinnbringend ansehe. Beispiele hierfür sind die Anwendung von stets gleichen Unterrichtsmethoden und Sozialformen, Monotonie in Umgangston und Körpersprache mit den Lernenden, das Beharren auf der eigenen Meinung, die Ablehnung von Verbesserungsvorschlägen und fehlende Zuwendung zum Lernenden.
Diese positiven sowie negativen Aspekte haben mich geprägt, sodass ich heute optimistisch sagen kann, dass ich diesen Beruf wirklich ausüben möchte und die gewonnenen Erfahrungen als zukünftige Lehrperson umsetzen beziehungsweise verbessern möchte.
Da es sich bei dem allgemeinen Schulpraktikum um mein erstes Praktikum in einer Schule handelt, ist dies eine neue Erfahrung für mich, auf die ich sehr gespannt bin. Aufgrund meiner Vorerfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hält sich die Aufregung, alleine vor einer Klasse zu stehen, jedoch zum Glück in Grenzen.
Zum einen durfte ich als Jugendtrainer in einem Fußballverein über mehrere Jahre Erfahrungen in verschiedenen Altersklassen im Jugendbereich sammeln. Dies hat mich gelehrt, vor einer Gruppe von Jugendlichen zu sprechen und mit ihnen zu arbeiten.
Außerdem habe ich durch eines halben Jahr Bundesfreiwilligendienst im Kindergarten weitere praktische Erfahrungen sammeln können. Hier musste ich den Umgang mit kleinen Kindern erlernen, was ganz andere Anforderungen an mich stellte.
Des Weiteren arbeite ich seit fünf Jahren regelmäßig als Mitarbeiter in einem christlichen Jugendzeltlager. Auch hier kann ich einige praktische Erfahrungen sammeln, die für den späteren Schulalltag wichtig sein könnten.
Ein Unterschied ist hier jedoch, dass keine vorgegebenen Lernziele erreicht werden müssen und der Umgang generell mehr auf der Freundschaftsebene basiert.
Als letzten Punkt der praktischen Vorerfahrung lässt sich sagen, dass ich seit Sommer 2015 eine U-Plus-Stelle an der G. in Dillenburg-Frohnhausen inne habe. Als Unterrichtsgarantiekraft gestalte ich regelmäßig, das heißt jeden Freitag, den Schwimmunterricht einer fünften Klasse. Außerdem helfe ich als Vertretungskraft aus, falls spontan eine externe Lehrkraft benötigt wird.
Diese unterschiedlichen praktischen Erfahrungen mit Kindern bzw. Jugendlichen haben mich zum einen gestärkt, den Beruf des Lehrers ausüben zu wollen, zum anderen haben sie mich auf die kommenden Aufgaben im Praktikum vorbereitet. Auch wenn der Umgang mit jungen Menschen im Freizeitbereich maßgebliche Unterschiede zum Schulalltag aufweist, kann ich sehr von meinen Erfahrungen profitieren.
Trotz dieser positiven Vorerfahrungen, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich von den Lehrer/innen und SuS aufgenommen und ob ich gut mit ihnen zurechtkommen werde. Dadurch, dass ich in Nordrhein-Westfalen zur Schule gegangen bin, war mir im Vorfeld noch nicht viel über die J. in H. bekannt.
Ich freue mich auf das bevorstehende Praktikum, da ich durch die praktischen Tätigkeiten während des Studiums immer wieder darin bestätigt werde, dass der Lehrerberuf mein Traumberuf ist.
Das Studium allgemein bereitet mir im Gegenzug weniger Freude, da es meiner Meinung nach zu wenig auf die Praxis vorbereitet. Vor allem in Geographie und Biologie hat das Fachwissen einen sehr hohen Stellenwert, die praktische Vorbereitung sowie die didaktische Anpassung und Differenzierung werden hingegen vernachlässigt. Nur in dem Studienfach Sport erhält man praktische Eindrücke, da man eigenständig mindestens eine Doppelstunde vorbereitet und diese mit einer Ausarbeitung erweitert bzw. verfeinert.
„Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse.“ –Voltaire bzw. François-Marie Arouet
Dieses Zitat haben wir im Vorbereitungsseminar von Herrn M. zu Ohren bekommen. Aktuell trifft dieses Zitat sehr gut auf mich in meiner derzeitigen Studienzeit zu und ich hoffe, dass ich während meines Praktikums vor allem wichtige Erkenntnisse für meinen späteren Beruf erfahren darf.
Ich hoffe, an der J.-Schule weitere wichtige praktische Erfahrungen sammeln zu können, die mich dem ‚Lehrerdasein’ näher bringen und mich auf die Zukunft vorbereiten.
Mit meiner Fächerwahl bin ich dennoch sehr zufrieden.
Sport hat in der heutigen Gesellschaft eine immense Bedeutung. Aufgrund der Modernisierung und Technisierung wird immer weniger Freizeitsport betrieben und es kommt vermehrt zu Erkrankungen wie z.B. Adipositas oder Beschwerden an Rücken und Wirbelsäure. Erdkunde und Biologie sind meiner Meinung nach durch ihren naturwissenschaftlichen Hintergrund sehr lebensnah und gewinnen weltweit an Bedeutung, weshalb ich mir diese Fächer ebenfalls ausgesucht habe. Vor allem die Globalisierung hat großen Einfluss auf Umwelt und Mensch, Naturveränderungen sowie -katastrophen treten vermehrt auf. Beide Fächer dienen der Bewusstwerdung dieser Problematik.
Meine Erwartungen an das allgemeine Schulpraktikum sind gemischt. Ich möchte sowohl negative als auch positive Erfahrungen machen, mit anderen Worten schwierige Situationen meistern lernen und gelungene Situationen zur Kenntnis nehmen. Denn nur wenn beides vereint wird, bekommt man einen Rundumblick in diesem Beruf. Und erst dann kann man sehen, ob einem dieser liegt.
Ich möchte unterschiedliche Erfahrungen sammeln, damit ich mich persönlich darin bestärke, dass der Lehrerberuf für mich geeignet ist. Außerdem möchte ich herausfinden, ob das Gymnasium der richtige Schulzweig für mich ist oder ob ich doch auf das Studium der Haupt- und Realschule wechseln sollte, da die Arbeit mit beispielsweise Hauptschüler/innen eine ganz andere ist als mit Gymnasialschüler/innen. Auf Grund der Tatsache, dass meine Praktikumsschule eine kooperative Gesamtschule ist, habe ich die Chance alle Schulzweige kennen zu lernen.
Ich wünsche mir, dass ich mich in meinen auswählten Fächern fünf Wochen ausprobieren kann und sowohl von den SuS als auch von den jeweiligen Lehrkräften ein Feedback darüber bekomme, woran ich noch arbeiten muss und worin ich schon gut geeignet bin.
Eine größere Aufregung verspüre ich vor dem Unterrichtsbesuch von Herrn M., da dies eine Situation ist, in der ich noch nicht war. Ich finde es sehr gut, dies im Praktikum zu erleben, um schon einmal einen Einblick zu bekommen, wie ein solcher Besuch im Referendariat ablaufen könnte. Auch hier erhoffe ich mir ein lehrreiches Feedback, welches mich als angehender Lehrer weiterbringen wird.
1.2. Dokumentation und Reflexion der Vorbereitung auf das Praktikum
Das Vorbereitungsseminar für das allgemeine Schulpraktikum wurde von dem Praktikumsbeauftragten B. M. im Wintersemester 2015/2016 geleitet und fand immer mittwochs von 14:00 – 17:00 Uhr statt. Herr M. war selbst Lehrer an dem J. Gymnasium in H., an dem einige Seminarteilnehmer ihr Praktikum absolvieren.
Das Praktikumsseminar ist in vielerlei Hinsicht hilfreich.
Zunächst haben wir uns über das Orientierungspraktikum und andere Vorerfahrungen im pädagogischen Bereich unterhalten. Dabei konnte ich auch meine Kommilitonen besser kennen lernen. So wusste man von vornherein, wer ebenfalls an der J.-Schule, folgend J. genannt, sein allgemeines Schulpraktikum absolviert und konnte sich austauschen. Außerdem haben wir über unsere Erwartungen gegenüber dem Seminar und dem Praktikum gesprochen. Hier wurde stets betont, dass wir mitbestimmen können und sollen, welche Themen im Praktikumsseminar genauer behandelt werden und mit welchen man sich nicht so lange auseinander setzen muss. Außerdem wurde deutlich gemacht, dass Mitschriften, wie z.B. Zitate und andere wichtige Informationen unabdinglich für ein nachhaltiges Seminar und auch den jetzigen Praktikumsbericht sind. Auch Verbesserungsvorschläge und Meinungen sollten ausgetauscht werden.
In dem dreistündigen Seminar, welches jede Woche stattgefunden hat, wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt, die alle im Lehrerberuf eine wichtige Rolle spielen.
Mit den angehenden Praktikanten wurden verschiedene Rollenspiele durchgegangen, wie man sich in der ersten Begegnung den SuS präsentiert. Dabei ist darauf zu achten, nur wenige wesentliche Informationen zur eigenen Person Preis zu geben. Die Lernenden sollen einen kurzen Überblick über uns als Praktikant/in erhalten.
Außerdem haben wir einige Problemsituationen behandelt. Hier sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass sie generell unterschiedlich ablaufen und somit individuell zu behandeln sind.
In allen Situationen vor den SuS ist von entscheidender Bedeutung, dass man als Lehrkraft das „richtige“ Auftreten wählt. Hierbei spielen Mimik, Gestik, Körperhaltung und Körpersprache bzw. Proxemie eine wichtige Rolle. Monotonie sollte stets vermieden werden.
Ein weiteres großes Thema bildet die Unterrichtsplanung, Hilfestellung dazu wurde von den Seminarteilnehmern ausführlich erwünscht. Hier ging es um die Frage, wie man einen Unterrichtsplan richtig erstellt, woher man Materialien für die Unterrichtsplanung bekommt oder auch welche Phasen und Methoden ein Unterricht haben sollte.
Zum Ende des Seminars wurden letzte Fragen bezüglich des bevorstehenden Praktikums geklärt und wir erhielten einige Anweisungen, wie wir uns an den Praktikumsschulen zu verhalten haben und was wir genauer beachten sollen. Beispiele sind hier die Begrüßung des Kollegiums, die Respektierung von Sitzplätzen im Lehrerzimmer sowie der bedachte Umgang mit Kritik oder Verbesserungsvorschlägen.
Im Großen und Ganzen war das Vorbereitungsseminar sehr hilfreich, auch wenn es teilweise sehr anstrengend war, da es sich jede Woche über drei Stunden zog und man gegebenenfalls schon mehrere Stunden andere Seminare in der Universität besucht hatte. Im Praktikum selbst konnte man dank der Mitschriften im Seminar und zahlreichen Kopien auf wichtige Aspekte achten. Einzig zu kritisieren ist, dass es so viele Kopien waren, dass es zu einem Informationsüberschuss kam und man nicht mehr genau wusste, welche Informationen nun hilfreich und welche weniger hilfreich sind.
Es wurden somit essentielle Themenbereiche behandelt, die sonst in anderen Didaktik-Seminaren nicht zur Sprache kommen, aber sehr wichtig sind für den späteren Lehrerberuf. Persönliche Anliegen und Probleme durften ebenfalls jederzeit angesprochen werden, da die Seminargruppe kleiner war als in vergleichbaren Seminaren an der Universität.
Als sehr positiv empfand ich außerdem, dass Herr M. mehrfach betont hat, dass man sich jederzeit melden kann und er sich für jeden einzelnen Seminarteilnehmer Zeit nimmt. Auch wenn ich zunächst skeptisch war, bin ich letztendlich sehr zufrieden mit dem Praktikumsseminar, welches ich besuchen durfte, da ich viel gelernt habe und zahlreiche Inspirationen für meinen zukünftigen Beruf mitnehmen konnte.
2. Beschreibung der Praktikums-Schule
2.1. Schulform und Schulprogramm
„Die J.versteht sich als die Schule für alle Schülerinnen und Schüler der Stadt H. einschließlich aller Ortsteile ab der Jahrgangsstufe 5. Eine Schule für alle bedeutet auch, dass wir Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit akzeptieren. Dies betrifft die sozialen und kulturellen Unterschiede wie auch die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen, die wir sowohl als Chance wie auch als Aufgabe und pädagogische Herausforderung begreifen“ (Leitbild J.).
Die J. ist eine kooperative Gesamtschule mit ca. 915 Schülerinnen und Schülern und 71 Lehrerinnen bzw. Lehrern (Stand: Oktober 2015). Die Schule, beheimatet in H., lehrt die Jahrgangsstufen fünf bis zehn.
Das pädagogische Schulkonzept basiert auf den drei Säulen Fachunterricht, Freiarbeit bzw. Wochenplanarbeit und Projektorientiertes Lernen (POL). Somit wird die erworbene Fachkompetenz in den jeweiligen Fächern mit Freiarbeit in individuellen Bereichen verknüpft. Zudem sollen die SuS Unterstützung in den Bereichen bzw. Schlüsselqualifikationen Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personalkompetenz erhalten. Hierbei steht die Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit, auch EVA (Eigenverantwortliches Arbeiten), der Schüler im Vordergrund.
Die J. bietet außerdem verschiedene Angebote für einen Ganztagsbetrieb, besitzt mehrere Mensen und eine pädagogische Mittagsbetreuung, worauf an späterer Stelle noch näher eingegangen wird.
In der J. gilt der Schulformwechsel ohne Schulortwechsel, da sich bis zur zehnten Klasse alle Schulformen unter dem Dach der Gesamtschule finden lassen. Die Klassen fünf und sechs umfassen eine Gymnasial- und Förderklasse.
Während die Jahrgangsstufen des Gymnasialzweigs auf ein künftiges Gymnasium mit anstrebender Hochschulreife vorbereitet werden, beinhalten die Förderklassen zukünftige Real- und Hauptschüler/innen. Ab der siebten Klasse werden die Förderklassen aufgespaltet, sodass nun Haupt- und Realschulklassen separat unterrichtet werden. Die Lernenden der Förderklassen haben die Möglichkeit, auch nach der sechsten Klasse durch besonders gute Leistungen in den Gymnasialzweig zu gelangen. Dieses Szenario geschieht jedoch eher selten.
Nach der zehnten Klasse können die Lernenden einen Real- oder Hauptschulabschluss mit anschließender Ausbildung erzielen. Gymnasialschüler oder auch Realschüler mit einem besonders guten Abschluss haben die Möglichkeit, auf einem Oberstufengymnasium weiter zu lernen, um dort die allgemeine Hochschulreife zu erwerben.
2.2. Zusammensetzung Schülerschaft – Lehrerkollegium
Wie bereits im Leitbild der J. dargestellt, wird die Akzeptanz, der Respekt und die Wertschätzung von Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit an dieser Gesamtschule groß geschrieben.
Dadurch, dass die ca. 950 SuS aus verschiedenen Ortsteilen, sowie der Kernstadt H. kommen, können die sozialen, kulturellen und ethnischen Hintergründe sehr verschieden sein. Aus diesem Grund wird auf einen toleranten Umgang geachtet, das Zusammenleben innerhalb der Schülerschaft und dem Lehrerkollegium soll bejahend sein, damit sich jedes Individuum wohl fühlen kann. Die Lernenden beachten dies zum größten Teil und empfinden somit die Schule mit ihrer Ausstattung, dem Kollegium und dessen geographischer Lage zur Innenstadt als positiv.
Das Kollegium besteht, wie bereits erwähnt, aus 71 Lehrkräften, wovon sich derzeit sechs Lehrer/innen im Vorbereitungsdienst befinden. Drei weitere Lehrkräfte sind besonderen Aufgaben, wie z.B. der Sozialarbeit oder der Erziehungshilfe, zugeteilt. Die Belastung der Lehrerinnen und Lehrer an der Gesamtschule H. ist unterschiedlich hoch. Durch die vermehrten Laufwege, teilweise ohne eingeplante Pause, kann es zu Stresssituationen bei den Lehrkräften kommen.
Des Weiteren steht die J. vor einem Umbruch, da sich die Schulleitung neu formiert hat bzw. neu formieren muss. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass dies innerhalb des Kollegiums zu Kommunikationsproblemen und auch Unstimmigkeiten führte, was auch die Lernenden teilweise empfinden müssen. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis ist jedoch in den meisten Fällen nach wie vor positiv und familiär.
2.3. Schulgebäude, Ausstattung etc.
Die Lehrkräfte an der J. arbeiten in Kooperationen miteinander, sind jedoch oftmals in verschiedenen Lehrerzimmern untergebracht. Diese fünf Lehrerzimmer, auch Teamräume genannt, sind in unterschiedlichen Gebäuden verortet. Je nach dem, welche Jahrgangsstufe bzw. welches Fach die Lehrkraft als nächstes unterrichtet, befinden sich entsprechend die gleichen Lehrer/innen in den selben Teamräumen.
Das Schulgelände der J. ist sehr weitläufig und erstreckt sich über mehrere Gebäudekomplexe, was die fünf Lehrerzimmer erklärt. Die jeweiligen Gebäude sind alphabetisch angeordnet.
Es gibt ein Gebäude F für die Förderstufen fünf und sechs, welches mit einer kleinen Cafeteria ausgestattet ist. Unterhalb des Gebäudes F befindet sich ein Altbau, indem die zehnten Klassen der Schule verortet sind. An diesem Gebäude G ist ebenfalls eine größere Mensa zu finden.
Auf der anderen Straßenseite, im sogenannten Neubau,befindet sich der ABC-Trakt. Hier sind die Jahrgangsstufen sieben, acht und neun verortet. Im benachbarten Hauptgebäude sind eine weitere kleine Cafeteria und das Sekretariat sowie die Räume des Schulleiters, der jeweiligen Jahrgangsstufenteams bzw. Schulzweigleiter und der Personalrat. Außerdem ist dort die Mediothek, in der man Bücher und auch technische Materialien, wie z.B. Laptops und Beamer ausleihen kann, ansässig. Auch die Fachräume für Biologie, Physik und Chemie, sowie eine Küche sind hier zu finden. Ferner noch verfügt die J. in diesem Gebäude über mehrere Computerräume, die jedoch zuvor von der jeweiligen Lehrkraft reserviert werden müssen.
In jedem dieser Gebäude gibt es ein kleines bzw. großes Lehrerzimmer.
Zudem verfügt die Gesamtschule über einen Schulsanitätsdienst, der aus Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Jahrgangsstufen gebildet wird.
Die normalen Klassenräume, in denen auch der Erdkunde- und teilweise der Biologieunterricht stattfindet, verfügen über Tische, Stühle, einem Pult, sowie eine klassische Tafel. Außerdem gibt es ein Waschbecken mit Handtüchern, einem Schwamm und einen Abzieher für die Tafel. Ein Besen zur Reinigung des Raumes steht ebenfalls zur Verfügung. Ferner noch hat jeder Klassenraum einen Schrank, indem jeder Schüler bzw. jede Schülerin einen Abteil für verschiedene Materialien, wie Schere, Zeichenausstattung oder Kleber, besitzt. Als besondere Ausstattung kann ein Beamer mit Laptop, ein Overheadprojektor, ein CD-Player, ein Globus für den Erdkundeunterricht oder ein Whiteboard benutzt werden. Zuletzt hängen mehrere Aufhängefolien und Plakate mit Regeln, Stationsarbeiten oder Schülerprojekten an der Wand. Aufgefallen ist mir, dass große Wandkarten für den Erdkundeunterricht kaum benutzt werden oder nicht zur Verfügung stehen.
Die Naturwissenschaftsräume, in denen auch der Biologieunterricht stattfinden kann, haben eine ähnliche Ausstattung, besitzen jedoch feste Tischreihen und verfügen über einen Zusatzraum, in dem Materialien für Experimente und Versuche verstaut sind.
Für das Fach Sport gibt es zwei verschiedene Turnhallen. Zum einen gibt es die große Turnhalle,welche bei den Parkplätzen oberhalb der Schule liegt und im Regelfall für den Sportunterricht zum Einsatz kommt. Nur bei Überbelegungen muss in die Turnhalle der Grundschule ausgewichen werden. Die Ausstattung in den Turnhallen ist für alle Ballsportarten und Individualsportarten ausreichend. Außerdem gibt es mehrere Bänke als Sitzmöglichkeiten für die Lernenden, eine Tafel bzw. ein Whiteboard und eine Uhr für die Lehrkraft. Die Umkleideräume sind in Jungen, Mädchen und Lehrkraft aufgeteilt.
Der Teilbereich Schwimmen wird in dem Hallenbad in H. durchgeführt. Hierfür ist ein ca. fünfminütiger Fußmarsch durch eine Nebenstraße nötig.
2.4. Besondere Einrichtungen und Angebote
Es gibt nicht nur unterschiedliche Schulzweige an dieser Schule, sondern auch besondere Fächer wie z.B. das bereits erwähnte Fachgebiet POL (Projektorientiertes Lernen). Das Fach POL schließt sich aus den Fächern Erdkunde, Politik und Geschichte zusammen. Hier werden verschiedene Projekte, wie z.B. ein Frankreich-Projekt oder das „Nasco“-Projekt, handlungsorientiert bearbeitet, welche die SuS selbst verwirklichen, sodass die Lehrkraft nur geringen Einfluss auf die Lernenden hat und das eigenverantwortliche Lernen gefördert wird.
An der J. werden nachmittags, nach einer ca. einstündigen Pause, verschiedene Ganztagsangebote wie z.B. AGs und auch Hausaufgabenhilfen angeboten. Aber auch ein geregelter Fachunterricht findet teilweise nach der Mittagspause statt. Vor dieser Pause, in der die Lernenden ein warmes Mittagessen bekommen können, sind die SuS der Jahrgangsstufe fünf und sechs jedoch verpflichtet, an einem von ihnen selbst gewählten GSSE-Kurs (Gesundheit, Sport, Spiel, Entspannung) teilzunehmen. Hier gibt es verschiedene Wahlmöglichkeiten, wie z.B. das Kochen und Backen, mit Holz arbeiten, Speckstein und Ton bearbeiten etc. Dieser Kurs findet einmal in der Woche in der fünften und sechsten Stunde als Erholung und Abwechslung ohne Benotung statt.
Schüler bzw. Schülerinnen aus höheren Jahrgangsstufen haben die Möglichkeit, sich freiwillig für unterschiedliche AGs, wie z.B. Fußball oder Volleyball, anzumelden.
3. Hospitationsprotokolle
3.1. Ein Schultag in einer 6. Klasse
An einem meiner Praktikumstage begleitete ich die Klasse 6F2 bis zum Ende der achten Stunde. Diese Klasse bestand aus 26 Schülern, wovon 16 männliche Schüler und 10 weibliche Schülerinnen waren.
Der Großteil der Schüler dieser Klasse fährt zwischen 7:15 Uhr und 7:35 Uhr mit dem Zug oder dem Bus zur J. Nur wenige Schüler dieser Klasse kommen direkt aus H. und können zu der Gesamtschule laufen. Zwei SuS wurden von einem Familienmitglied mit dem Auto zur Schule gefahren.
Der Schultag für die Lernenden begann um 7:50 Uhr mit einer Doppelstunde Mathematik bei der Lehrerin X. Die SuS benahmen sich dort ähnlich, wie ich sie auch kennen gelernt hatte. Auffällig waren genau die SuS, die auch im Erdkunde-, Biologie -, und Sportunterricht herausstachen. Aufgrund der Tatsache, dass diese Förderklasse eine der schwächeren Klassen ist, war das Lerntempo recht gering. Es gab keine größeren Störungen, jedoch war die Mitarbeit auch recht schwach, wofür auch die frühe Uhrzeit verantwortlich sein kann. Die Mathematikstunden bestanden zum größten Teil aus Übungen für die anstehende Klausur. Hierfür lagen die Ergebnisse vorne am Pult aus, das für Bewegung in den frühen Morgenstunden sorgte.
Nach der Doppelstunde Mathematik und der 20minütigen Pause, in der die SuS nach Befragung meist „chillen“ wollten, stand eine Doppelstunde POL auf dem Stundenplan. Die Müdigkeit der Lernenden war zum größten Teil verflogen, was auch den Lautstärkepegel ansteigen ließ. Oftmals musste die Lehrerin lauter werden, um die SuS unter Kontrolle zu bekommen. Viele SuS unterhielten sich weiterhin oder spielten mit ihren Handys. Erst als mit einer weiteren Hausaufgabe gedroht wurde, beruhigten sich die Lernenden und arbeiteten verstärkt an dem Thema „Ägypten“ mit. Der Unterricht fand größten Teils frontal statt, was möglicherweise eine Ursache für das unruhige Verhalten der Schulkinder sein könnte.
In der fünften und sechsten Stunde, nach einer weiteren 20minütigen Pause, fand das GSSE-Programm für die SuS statt. Wie bereits erwähnt, können sich die Schulkinder in verschiedene Kurse einwählen. Ich hatte mich für den Kurs Kochen und Backen in der Küche entschieden, in dem das Thema „Zu Gast in den Küchen Europas“ behandelt wurde. Es werden dort Grundkenntnisse erarbeitet, jedoch gibt es grundsätzlich keine Benotung der Lernenden. Nach einer ersten Theoriestunde, in der die Rezepte abgestimmt und die Zutaten besprochen wurden, ging es in die Küche zum praktischen Arbeiten. Hier wurde dann ein isländischer Schokoladenkuchen namens „Skúffukaka“ in Gruppenarbeit gebacken.
Die SuS sind mit dem GSSE-Programm der J. sehr zufrieden. Es dient als Entspannung und Ablenkung, in der die Lernenden sich keine Sorgen um schlechte Noten machen müssen, aber zeitgleich ein positives Ergebnis erhalten. Außerdem lernen die Schülerinnen und Schüler weitere Mitschüler kennen, weil in diesem Wahlfach alle Schulkinder von der Hauptschule bis zum Gymnasium vertreten sind. Der einzige Kritikpunkt seitens der Schüler war, dass sie dadurch zwei Stunden länger in der Schule bleiben müssten und teilweise lieber früher nach Hause gehen würden.
Aus meiner Sicht war dieser Kurs sehr positiv, weil die Stimmung familiär und locker war. Man konnte den Lernenden anmerken, dass sie eigenständig lernen möchten und keinen Druck innerhalb des Kurses verspüren. Sie hatten Spaß bei ihrer Arbeit, waren interessiert und somit intrinsisch motiviert. Meiner Meinung nach sollten Kurse wie diese bestehen bleiben und gegebenenfalls noch weiter ausgebaut werden, da man erkennt, dass die Schüler hier abschalten können und freiwillig lernen möchten.
In der 45minütigen Mittagspause ging ein Teil der Schüler in die große Mensa, wo sie sich ein warmes Mittagessen bestellten. Ein weiterer Teil lief in die Innenstadt, um sich ebenfalls etwas zu Essen zu besorgen.
In der siebten und achten Stunde, in der die SuS normalerweise sehr aufgedreht und unruhig sind, stand das Fach Biologie auf dem Plan. Diesen Unterricht gestaltete eine männliche Lehrkraft, welcher einer sehr robuste und strenge Unterrichtsart mit sich brachte. Die meistens SuS waren von Anfang an sehr strukturiert und konzentriert. Trotz dieser besonderen Art der Lehrkraft herrschte keine kühle Lernatmosphäre, sondern ein respekt- und humorvoller Umgang. Falls die SuS trotzdem unruhig wurden, wischte die Lehrkraft einen Teil der gezeichneten Linie an der Tafel weg. Die Lernenden wussten im Vorfeld, dass sie eine Strafaufgabe erhalten würden, wenn sie so oft den Unterricht stören, dass die Linie vollkommen weggewischt werden musste. Dies schien eine effektive Methode in dieser Klasse zu sein, um Unterrichtsstörungen vorzubeugen.
Meiner Meinung war dies ein sehr konzentrierter Unterricht der SuS in einer siebten und achten Stunde.
Nach einem kurzen Gespräch mit der Lehrkraft wurde deutlich, dass in dieser Klasse und zu diesem Zeitpunkt eine vom Lehrer genannte „Bundeswehrerziehung“ nötig sei, da die Lerninhalte auf Grund des Lautstärkepegels sonst schwer vermittelbar sind.
Nach der achten Stunde, um ca. 15:10 Uhr, war der längste Schultag der Woche dieser Klasse beendet. Es war erstaunlich zu sehen, wie unterschiedlich die SuS mitgearbeitet und sich verhalten hatten, je nachdem welche Lehrkraft vor ihnen stand, welche Unterrichtsmethode angewendet wurde und welche Unterrichtsstunde bzw. welchen Tagesablauf die Schulkinder bis dato hinter sich gebracht hatten. Das Klassenklima empfand ich als positiv, da es innerhalb der Lerngruppe zu keinen Streitigkeiten gekommen war.
Einige Schüler, welche aus den umliegenden Ortsteilen kommen, müssen mit dem Zug oder Bus fahren, sodass manche erst gegen 15:40 Uhr zu Hause sind. Da an diesem Tag jedoch keine Hausaufgaben aufgegeben werden dürfen, haben die SuS in den meisten Fällen einen freien restlichen Nachmittag.
3.2. Eine Unterrichtsstunde unter besonderer Berücksichtigung der Phasengliederung, der Sozialformen und eingesetzten Methoden
Ich besuchte eine sechste Förderstufe beim Schwimmunterricht an der J. Es war die dritte und vierte Stunde, in der die insgesamt 25 SuS (13 Jungen, 12 Mädchen) wach und teilweise auch sehr stimmungsvoll waren.
Die Einstiegsphase in dieser Stunde war ein offener Einstieg, in dem die SuS unter Aufsicht der Lehrkraft im Nichtschwimmerbecken frei schwimmen durften. Nach dieser freien Phase wurde die Anwesenheit kontrolliert.
Danach begann die theoretische Erarbeitungsphase mit dem Anregen des Vorwissens über den Kopfsprung mit Verbindung des Streckentauchens. Während dieses Lehrer-Schüler-Gesprächs wurden die genannten Knotenpunkte von den jeweiligen SuS auf einem Plakat festgehalten. Durch diese kurze theoretische Aktivierung wurde die Motivation der SuS gestärkt und die Lehrerin wusste nun, auf welchem Stand sich die Lernenden befanden. Fehlende Aspekte wurden anschließend von der Lehrkraft ergänzt. Außerdem wurden diese Knotenpunkte in Verbindung zu einer Bilderreihe des Kopfsprunges gebracht, sodass die SuS wichtige Aspekte auch visuell übertragen konnten. Zum Ende der theoretischen Erarbeitungsphase wurde auf spezielle Fragen seitens der SuS eingegangen.
Nach der Einstiegsphase kam es zur praktischen Erarbeitungsphase im Wasser. Zunächst wurden vier Bahnen geschwommen, um die Muskulatur zu erwärmen und das Herz-Kreislauf-System zu aktivieren.
Danach wurde versucht, mit Hilfe der Zergliederungsmethode die bereits besprochen Knotenpunkte praktisch umzusetzen. Dies funktionierte mithilfe der didaktischen Reduktion in vier verschiedenen Phasen:
Phase 1: Delfinsprünge über eine Schwimmnudel im Nichtschwimmerbecken (3er Gruppen).
Phase 2: Kopfsprung aus dem Sitzen vom Beckenrand.
Phase 3: Kopfsprung aus der Hockposition vom Beckenrand.
Phase 4: Kopfsprung aus dem Stand vom Beckenrand bzw. vom Block.
Hierbei wurde versucht, sowohl die schwächeren als auch die stärkeren SuS dauerhaft zu fordern und zu fördern. Je nach Leistungsstand mussten einige Schüler die jeweiligen Phasen länger durchlaufen oder sie erhielten eine Zusatzaufgabe. Starke Schüler konnten beispielsweise den Kopfsprung mit einer Gleitphase verbinden, was eine Vorübung für das Streckentauchen darstellt. Es kam somit zu einer inneren Differenzierung der Klasse.
Nach dieser Erarbeitungsphase durften alle SuS eigenständig als Ertragssicherung an dem Kopfsprung weiterüben und auch das Streckentauchen durchführen. Hierzu wurde ein Ring auf die 10m bzw. 15m-Linie gelegt, sodass die Lernenden erkennen konnten, wie weit sie für welches Schwimmabzeichen tauchen müssen: 10m für das Silberabzeichen, 15m für das Goldabzeichen.
Die Lehrerin stand während der freien Übungsphase für Tipps und Fragen der SuS am Beckenrand bereit.
Zum Ausklang der Doppelstunde Schwimmen durften die SuS im Nichtschwimmerbecken spielen oder von dem 1m- bzw. 3m-Brett springen.
Ich persönlich fand diese Art von Unterricht gerade in dieser Förderstufe sehr angebracht. Dadurch, dass die Förderstufenschüler/-innen sehr heterogene Vorerfahrungen bzw. Lernausgangslagen mit sich bringen, war die Zergliederungsmethode sehr geeignet für diese Klasse. Mit Hilfe der Binnendifferenzierung innerhalb der Klasse wurde keinem Schüler bzw. keiner Schülerin langweilig und jede/r konnte sich individuell weiterentwickeln, da niemand unter- oder überfordert war. Diese genaue Passung an die Förderklasse empfand ich als sehr positiv. Auch die selbstständige theoretische Erarbeitung mit der Bilderreihe als Sicherung empfand ich als erfolgreichen Lernvorgang.
Der einzige Kritikpunkt in dieser Stunde war meinerseits, dass sich manche SuS als zu schlecht empfanden, weil sie in einer Phase länger bleiben mussten, während andere den Kopfsprung schon gut beherrschten. Hier hätte man gegebenenfalls sensibler mit den schwächeren SuS umgehen können, indem man bestimmte Gruppen zusammensetzt, worin sich jeweils ein „Experte“ bzw. ein starker Schüler befindet. Dieser kann den schwächeren Schülern Tipps geben und die Übung vorzeigen.
Nach einem Gespräch mit den Unterrichteten kam heraus, dass die Doppelstunde als positiv empfunden wurde, da sehr viel gelernt wurde. Manche waren sogar sehr stolz, da sie sich vorher keinen Kopfsprung getraut hatten, aber ihn dann zumindest hinreichend durchführen konnten. Ein paar Schüler hätten sich jedoch gerne eine längere freie Zeit am Ende der Doppelstunde gewünscht.
3.3. Eine Unterrichtsstunde mit dem Beobachtungsakzent „Lehrer-Schüler-Interaktion“
In einem Sportunterricht einer 6. Klasse habe ich in der dritten und vierten Stunde unter der Leitung einer weiblichen Lehrkraft hospitiert. Es waren 23 SuS anwesend, davon 16 Jungen und nur 7 Mädchen.
Um den Beobachtungsakzent der Lehrer-Schüler-Interaktion reflektieren zu können, ist zunächst eine kurze Beschreibung der Ausgangslage nötig.
Bei der beobachteten Klasse handelt es sich um eine lebhafte und zum größten Teil leistungsschwache Lerngruppe. Stimmungsschwankungen sind häufig, sodass die Lernenden stellenweise interessiert und konzentriert mitarbeiten, im nächsten Augenblick jedoch ungeduldig und geistesabwesend sind.
Zu Beginn der Doppelstunde wurde die Anwesenheitsliste kontrolliert. Hierbei musste die Lehrerin häufig unterbrechen und einzelne Schüler, vor allem Jungen, direkt ansprechen und ermahnen. Es wurde versucht, bestimmten Personen auch nonverbal ins Gewissen zu reden, was sich jedoch als schwierig herausstellte, da mehrere SuS unruhig waren und der Lautstärkepegel in der Turnhalle schnell anstieg. Der Stundenerstkontakt von Lehrer und Schüler/in war somit von Autorität seitens der Lehrperson geprägt.
Während der Erklärung des Aufwärmspiels wurde deutlich, dass der Sprechanteil der Lehrerin in dieser Klasse sehr hoch ist. Aufgrund von Achtlosigkeit mussten bestimmte Stellen des Spiels erneut erklärt werden und es kamen überflüssige Fragen auf, sodass die Lehrperson abermals eine Erläuterung des Aufwärmspiels geben musste. Da die Lehrkraft mit diesem Szenario jedoch schon vertraut war, zeigte sie sich geduldig mit einem angemessenen Sprechtempo und einer passenden Ausdrucksweise an die Lerngruppe. Während des Aufwärmspiels kamen erneut individuelle Rückfragen auf, welche die Lehrerin alle persönlich und angemessen beantwortete.
Nach dem Aufwärmspiel kam es zu mehreren individuellen Passübungen zum Thema „Basketball“, die von den Jungen generell besser angenommen wurden als von den Mädchen der Klasse. Viele der weiblichen Schüler standen unmotiviert herum und führten persönliche Gespräche, anstatt die Übung durchzuführen. Als sehr positiv empfand ich, dass die Lehrkraft stets versucht hat, die unmotivierten SuS stärker mit einzubinden und anzuregen, sodass die Motivation und Interesse der Lernenden stieg. Auffällig war, dass ein Schüler eine Außenseiterrolle in der Klasse inne hat, weil er sportlich recht leistungsschwach und sehr korpulent ist. Auch hier wurde durch individuelles Lob und besonderen Hilfestellungen der Schüler angespornt.
Durch gezielte Schwierigkeitssteigerungen wurde versucht, auch die stärkeren Schüler differenziert zu fördern, sodass man dem Leistungsvermögen aller SuS gerecht werden konnte. Dies stellt die Lehrerin dieser Klasse immer wieder vor neue Herausforderungen. Durch diese individuelle Förderung kam es erst zum Ende der Übungen zu einzelnen Störungen seitens der SuS. Diese Störungen wurden zunächst persönlich aufgefangen, später wurden die Übungen abgebrochen, da die Lehrerin erkannte, dass es zu monoton und langweilig für die Lernenden wurde.
Zum Ende der Unterrichtsstunde kam es zu einem kleinen Basketball-Turnier zwischen den SuS. Auch hier wurde deutlich, dass die Lehrerin die jeweiligen Schüler/innen gut kennt, da die Gruppeneinteilung von ihr selbst durchgeführt wurde. Somit kam es zu keinem Ausschluss innerhalb der Lerngruppe und die jeweiligen Mannschaften wurden leistungsgerecht eingeteilt. Auch zu diesem Zeitpunkt wirkte die Lehrkraft sehr authentisch. Der Umgangston, der trotz der bestimmenden Art freundlich und humorvoll war, erscheint in dieser Lerngruppe angemessen, weil sonst viele Schüler die Anweisungen nicht befolgen oder gar nicht erst mitbekommen.
Leise Gespräche wurden während des Turniers erlaubt, die SuS wussten jedoch genau, wie weit sie gehen durften und ab wann die Lautstärke zu intensiv wurde.
Auf mich wirkt der autoritäre Unterrichtsstil, der mit einem lockeren und umgangssprachlichen Ton verknüpft wird, genau passend für die Lerngruppe. Das Lern- und Arbeitsklima war während der meisten Zeit freundlich und familiär, auch wenn an bestimmten Stellen im Unterricht streng durchgegriffen wurde. Meiner Meinung nach kennt die Lehrkraft ihre Schüler/innen sehr gut, sodass sie nur selten zu drohenden Maßnahmen greifen musste. Der Unterricht war strukturiert und die gegebenen Aufgaben und Lernziele wurden geduldig und einfühlsam verdeutlicht. Besonders positiv empfand ich, dass auf alle SuS Bezug genommen wurde und durch bestimmte Impulse alle SuS angesprochen wurden. Dadurch fühlte sich keiner der 23 Lernenden über- oder unterfordert, was die Beziehungsqualität und das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler zeigt.
Die Lehrerhaltung war somit in den meisten Zeiträumen durch ihr Lob, ihre Motivation, Geduld und die gegebenen Hilfestellungen der Lernausgangslage der SuS angemessen. Denn wie uns im Vorbereitungsseminar gesagt wurde, kann Geduld gegenüber den Schüler/innen eine wichtige Eigenschaft eines Lehrers sein: „ Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ –Afrikanisches Sprichwort
Als Verbesserungsvorschlag würde ich nur die Erweiterung der Mitbestimmungsmöglichkeiten der Lernenden nennen. Hierauf wurde selten eingegangen, sodass die Schüleranteile gering blieben und das erarbeitete Konzept der Lehrerin stets durchgezogen wurde.
3.4. Eine Unterrichtsstunde unter besonderer Berücksichtigung der Schüler-Schüler-Interaktion
Zu allererst möchte ich erwähnen, dass die SuS an der J. untereinander in den meisten Fällen angenehm und respektvoll miteinander umgehen. Ich persönlich habe in meiner Praktikumszeit nicht erlebt, dass es zu gravierenden körperlichen Auseinandersetzungen gekommen ist.
Lediglich die Bildung von Gruppen, vor allem die gleicher kultureller und ethnischer Herkunft, sind mir auf dem Schulhof aufgefallen. Dies führte auch dazu, dass in diesen Gruppen die Sprache des Herkunftslandes gesprochen wurde und es gegebenenfalls zu Beschimpfungen kam.
Die beobachtete Klasse, in der ich genauer auf die Schüler-Schüler-Interaktion eingehen möchte, ist eine 6G mit 25 Schüler/innen. Die Aufteilung der Jungen und Mädchen ist mit 12 männlichen und 13 weiblichen Lernenden relativ ausgeglichen.
Die Lerngruppe hatte in der hier beschriebenen Stunde Erdkundeunterricht mit dem Thema „Europa“. Ich entschied mich bewusst für eine Stunde, in der Raum für viel Freiarbeit war, sodass ich die Wechselbeziehung und das Zusammenspiel der SuS genauer beobachten konnte.
Besonders zu erwähnen ist, dass in der genannten Klasse eine Schülerin gehörlos ist, weshalb die Mitschüler/-innen ein Mikrofon benutzen, wenn sie etwas sagen. Durch die Funkübertragung und besonderen Kopfhörer ist es möglich, dass auch die hörbehinderte Schülerin etwas von dem Unterricht und ihren Mitschüler/-innen mitkriegen kann. Die Lehrkraft und auch die ebenfalls anwesende Mutter des Mädchens benutzten ein gesondertes Headset.
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- Arbeit zitieren
- Manuel Rothe (Autor:in), 2016, Praktikumsbericht zum allgemeinen Schulpraktikum an einer Gesamtschule für die Fächer Erdkunde und Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499732
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