Das Thema dieses Unterrichtsentwurfes ist der Sabbatstreit. Die Schülerinnen und Schüler deuten die Worte Jesu zum Sabbat, indem sie die Aussage "Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat" (Vers 27) im Kontext der Perikope Mk 2, 23-28 erarbeiten und mit der Position der Pharisäer vergleichen.
Die Schüler beschreiben die Ausgangssituation der Stunde, indem sie das Einstiegsbild zum Sabbatstreit beschreiben und dieses mit ihrem Vorwissen zum Thema Sabbat und die Pharisäer verknüpfen (Wahrnehmungskompetenz I und II). Sie formulieren die Position der Jünger im Streitgespräch, indem sie mögliche Erklärungen bzw. Gedanken der Jüngergruppe im Bild erarbeiten (Gestaltungsfähigkeit II).
Außerdem setzen sich mit der Erweiterung des Sabbatgebots Jesu auseinander, indem sie die Aussage "Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat" Mk 2, 27 analysieren (Deutungsfähigkeit III). Sie übertragen die Stundenergebnisse auf die eigene Lebenswelt, indem sie die erarbeiteten Punkte auf ihre Gestaltung des Sonntags übertragen und ihre Bedeutung beurteilen (Deutungskompetenz III).
1. Kompetenzlernziele
Le rn ziel: Die Schülerinnen und Schüler1 deuten die Worte Jesu zum Sabbat, indem sie die Aussage Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat (Vers 27) im Kontext der Perikope Mk 2, 23-28 erarbeiten und mit der Position der Pharisäer vergleichen.
Die Schüler...
- beschreiben die Ausgangssituation der Stunde, indem sie das Einstiegsbild zum Sabbatstreit beschreiben und dieses mit ihrem Vorwissen zum Thema Sabbat und die Pharisäer verknüpfen. (Wahrnehmungskompetenz I und II)
- formulieren die Position der Jünger im Streitgespräch, indem sie mögliche Erklärungen bzw. Gedanken der Jüngergruppe im Bild erarbeiten. (Gestaltungsfähigkeit II)
- setzen sich mit der Erweiterung des Sabbatgebots Jesu auseinander, indem sie die Aussage Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat Mk 2, 27 analysieren. (Deutungsfähigkeit III)
- übertragen die Stundenergebnisse auf die eigene Lebenswelt, indem sie die erarbeiteten Punkte auf ihre Gestaltung des Sonntags übertragen und ihre Bedeutung beurteilen. (Deutungskompetenz III)
2. Bemerkungen zum Kurs
2.1 Eigene Tätigkeit
Der Religionskurs 05 ABG I wird von mir eigenverantwortlich seit dem 06.02.2019 am K. Gymnasium in Frankenthal unterrichtet. Der Umfang beläuft sich auf zwei Wochenstunden, die Montag in der ersten und Dienstag in der dritten Stunde im Religions- Fachsaal stattfinden.
2.2 Bild des Kurses
Der Kurs in katholischer Religion besteht aus einer Kopplung der Klassen 5A, B G1 und G2 und beinhaltet insgesamt 29 Schülern. Die Größe des Kurses, in Verbindung mit der Zusammensetzung aus vier unterschiedlichen Klassen, führt im Unterrichtsgeschehen zu manchen Störungen in Form von Unterrichtsgesprächen. Hier agiere ich, sofern die so verursachten Störungen nicht überhandnehmen, mit nonverbalen Maßnahmen der Mimik, Gestik und in seltenen Fällen durch nennen des Namens. Falls diese Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt zeigen, kann es zu Veränderungen der Sitzordnung kommen.
Bei den Lernenden handelt es sich um eine sehr aufgeweckte und neugierige Gruppe. Die Lernenden haben ein gut ausgeprägtes Kommunikationsverhalten, sind motiviert und nehmen aktiv am Unterricht teil. Altersgemäß zeigen sie sich lernbereit und begeisterungsfähig. Das allgemeine Leistungsniveau der Lerngruppe schätze ich als hoch ein, was ich anhand der Ergebnisse der vergangenen Erarbeitungsphasen und den Unterrichtsgesprächen feststellen konnte.
2.3 Stand der Klasse
Die vorliegende Stunde ist die zehnte Einzelstunde in der Unterrichtsreihe 5.2 Prägende Herkunft: Jesus, der Jude und damit verbunden die Einordnung Jesu in seine jüdische Umwelt.2 Die Reihe wurde anhand des vom Lehrplans verorteten Notwendigkeit „einer biographisch-lebensweltlichen Verortung des katholischen Religionsunterrichts und der Herstellung eines gesellschaftlichen Bezugs“, mit einer Eingangsstunde zum Thema des Judentums allgemein und speziell in Deutschland eingeführt.3 Dies sollte in erster Linie das Vorwissen der Schüler aktivieren und einen ersten Rahmen der Thematik schaffen. Als Überleitung für die daran anknüpfenden Stunden folgte die Verortung Jesu, als gläubigen und praktizierenden Juden. In der Folgestunde wurde, um die Neugier und Motivation der Schüler zur Auseinandersetzung mit dem Reihenthema zu wecken, ein Fragenkatalog zur Person und Herkunft Jesu entwickelt und erst Fragen durch die Betrachtung des historischen Jesus beantwortet. Die Schülerfrage „Woher kam Jesus?“ erarbeiten die Lernenden in den folgenden zwei Stunden anhand eines Materials, in dem das Land Palästina vor 2000 Jahren mit seinen wichtigsten Orten, Städten und Gewässern, unter Zuhilfenahme der Bibel, erschlossen wird. Durch die Form der Erarbeitung übten die Schüler weiterhin den Umgang mit der Bibel. Im Anschluss setzten sich die Schüler mit der Frage „Welchen Beruf hatte Jesus?“ auseinander, indem sie verschiedene Berufe und die damit verbundenen Tätigkeiten zur Zeit Jesu kennenlernten und Bezug zu auch heute noch ausgeübten Berufen herstellten. Da die verschiedenen jüdischen Gruppierungen im Leben Jesu eine wichtige Rolle spielten, wurde dieses Thema angeschlossen, dabei insbesondere auf die Pharisäer und die Schriftgelehrten und ihre Sicht in Bezug auf das Einhalten der Gesetze eingegangen. Daran schließt die Sabbat- Sequenz an. Zunächst wurde die Feier des Sabbats in einer jüdischen Familie anhand eines Briefs eines jüdischen Jungen an seinen christlichen Freund erarbeitet und dann die Beziehung zwischen Sabbat und Sonntag hergestellt, indem nach der Gestaltung des eigenen Sonntags gefragt wurde. Die Lernenden verfassten einen Antwortbrief an den jüdischen Jungen, in dem sie ihm von der Gestaltung eines typischen Sonntags berichten sollten. Die Schülerprodukte verdeutlichten, trotz einiger Abweichungen, eine größtenteils geringe Wertschätzung des christlichen Sonntags. Darin wurde dieser von einem Großteil der Lernenden als „langweilig“, als „Hausaufgabentag“ oder „nicht gerade spannend“ tituliert, was die didaktische Relevanz der aktuellen Stunde unterstreicht. Da sowohl der jüdische Sabbat als auch der christliche Sonntag auf die Texte im Alten Testament bzw. der Tora gründen, wurde in Form eines Sachtextes4 Antwort auf die Frage gegeben, wie die Sabbatgesetze entstanden sind. Dieser Text dient als Grundlage für die aktuelle Stunde, indem er die Haltung der Pharisäer zur Tora und die Entstehung der Sabbatgesetze darstellt. Abschließend lesen die Lernenden einen Auszug aus der Perikope Das Abreißen der Ähren am Sabbat5 und wenden ihr Wissen an, indem sie das Abreißen der Ähren als Übertretung der Sabbatgesetze deuten.
2.4 Reihenverlauf
Reihe: Prägende Herkunft: Jesus der Jude
1 . Das Judentum – Allgemein und in Deutschland
2 . Was wir schon über Jesus wissen
3 . Palästina zur Zeit Jesu (UM1)
4 . Vertiefung: Wie sah Palästina vor 2000 Jahren aus?
5 . Menschen im Alltag Jesu – Berufe
6 . Menschen im Alltag Jesu – Jüdische Gruppierungen
7 . Was bedeutet der Sabbat und wie feiert eine jüdische Familie Sabbat?
8 . Gott schenkt uns einen Tag Ruhe – Sonntag/Sabbat
9 . Entstehung der Sabbatgesetze und die Haltung der Pharisäer
10 . Der Sabbatstreit - „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“
3. Fachwissenschaftliche Bemerkung
In der Bibel gib es viele Situationen in denen Jesus sich in Diskussionen bzw. Streitgesprächen mit Mitgliedern anderer Gruppierungen der damaligen Zeit wiederfindet. Das Streitgespräch hat in der jüdischen Tradition eine große Bedeutung, denn das „Tora-Lernen geschieht bis heute im Streit und als Streit“6. Demzufolge folgt Jesus, der der pharisäischen Bewegung angehörte, der Tradition der Auslegung und des Diskurses darüber. Eines der wichtigsten Themen dieser Streitgespräche ist dabei die im Dekalog verankerte Heiligung des Sabbats und der damit verbundenen Verbote für gläubige Juden. Diese Thematik nimmt in den Evangelien eine solche dominante Stellung ein, dass davon auszugehen ist, dass es Sabbatkonflikte des historischen Jesus gegeben haben muss.7
Die Perikope Mk 2,23-28 (Mt 12, 1-8) beschreibt eine dieser ausgewachsenen Streitsituation. Jesus trifft in dem besagten Streitgespräch auf die Pharisäer, einer jüdischen Strömung, welche als Repräsentanten jüdischer Gesetzesfrömmigkeit dargestellt werden. Auslöser für den Konflikt ist, dass die Pharisäer ein Verhalten der Jünger Jesu beobachten, welches einer nicht erlaubten Übertretung des Sabbatgebots entspricht – dem Ausreißen und Essen von Getreideähren am Sabbat. In dieser Perikope wird vor allem die Hierarchisierung von Mensch und Gesetz thematisiert. Die Stillung des Hungers der Jünger widerspricht einer Sabbatkasuistik, die unter allen Umständen den Sabbat vor Entstellung durch menschliche Willkür bewahren will. Dadurch geht jedoch verloren, was dem Wohl des Menschen dient. Die Worte Jesu erinnern dabei an den gnädigen Willen „des Schöpfers, der hinter den Sabbatgeboten steht“ und den Sabbat „zur Wohltat und zum Geschenk für den Menschen werden lässt.“8, was einer Erweiterung, nicht aber einer Aufhebung der Gebote durch Jesus entspricht. „In diesem Sinne wird der Mensch und sein Wohl, das neben Lebensrettung immer auch Lebensförderung einschließt, zum zentralen ethischen Kriterium und meint nichts anderes als das, was Jesus an anderer Stelle mit dem Liebesgebot ausdrückt. Das bedeutet nicht Aufkündigung der Gültigkeit der Sabbatkasuistik, die in gesetzlichem Rigorismus die grundsätzliche Lebensförderlichkeit des Gotteswillens verletzt und verleugnet.“9 Gegen Ende der Perikope ist zudem eine eschatologische Motivierung zu finden, die Jesus als kommenden Menschensohn, als Herr über den Sabbat bezeugt und durch ihn die angebrochene Gottesherrschaft vorweg gegriffen wird10.
4. Begründung der didaktischen Entscheidung
Das Thema der heutigen Stunde „Der Sabbatstreit - „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ ist in die Unterrichtsreihe zur Herkunft Jesu eingebettet. Die Unterrichtsstunde ist die zehnte Stunde der Unterrichtsreihe zu diesem Themenfeld in einem angedachten Stundenansatz von 14. Im Lehrplan katholische Religionslehre für die Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz befindet sich das Thema im Themenfeld 5. 2 Prägende Herkunft: Jesus der Jude.11 Die Grundintension des Themas liegt in der Verdeutlichung der Relevanz der Herkunft Jesu, die im Judentum liegt und der damit verbundenen jüdischen Tradition.
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgendem nur die maskuline Form verwendet. Diese Schließt die feminine Form mit ein
2 Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung Rheinland-Pfalz: Rahmenlehrplan Katholische Religion. Für die Sekundarstufe I, S. 40
3 Rahmenlehrplan Katholische Religion. Für die Sekundarstufe I, S. 9
4 Anhang – Material der Vorstunde
5 Anhang – Material der Vorstunde
6 M. Ebner, Jesus, ein scharfer Kritiker der Tora? S.1
7 M. Ebner, Jesus, ein scharfer Kritiker der Tora? S.1
8 R. Lachmann, Theologie für Lehrerinnen und Lehrer Band 2. Elementare Bibeltexte S. 266
9 R. Lachmann, Theologie für Lehrerinnen und Lehrer Band 2. Elementare Bibeltexte S. 266
10 R. Lachmann, Theologie für Lehrerinnen und Lehrer Band 2. Elementare Bibeltexte S. 267
11 Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung Rheinland-Pfalz: Rahmenlehrplan Katholische Religion. Für die Sekundarstufe I, S. 40
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- Anonymous,, 2019, Der Sabbatstreit. Ein Unterrichtsentwurf für SuS des Gymnasiums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499092
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