1. Einleitung
Shintô, der nationale Glaube Japans, ist unter den Religionen der Welt relativ unbekannt. Viele Leute sind mit den Torii, den typischen Toren der Shintô-Schreine, vertraut, haben aber nur eine vage Vorstellung von der Shintô-Religion. Für die Mehrheit der Japaner ist Shintô dagegen wie die Luft, die sie umgibt. Shintô bildet die Basis ihres Lebens.
Der frühe Shintô auf seinem Weg bis zum gegenwärtigen Shintô ist durch vielerlei Einflüsse geformt worden. Er hat während der Jahrhunderte mal an Bedeutung gewonnen, mal verloren. Form und Gehalt des Shintô wurden durch historische Erfahrungen und Ereignisse verändert, wie zum Beispiel die im 6.Jh. vorgenommene, förmliche Einführung des Buddhusmis. Wie so oft in der Geschichte des japanischen Volkes, weigerten sich die Shintôisten, sich in ihrem Glauben und ihren Praktiken den fremden Einflüssen des Buddhismus zu beugen. Die im 7.Jh.aufkommenden kaiserlichen Erlasse hielten die Vorschriften des nationalen Shintô-Kultes fest. Deutliche Einflüsse sind auch von dem im 12./13.Jh. aus China kommenden Neukonfuzianismus zu verzeichnen, der eine Wiederauflebung des Shintôismus verursachte.Weiterhin wurde der Shintô durch die große Reform des Schrein- und Priesterwesens geformt, die die Regierung 1871 erließ. Die Schichtung der Shintô-Priesterschaft und die Festlegung von Schrein-Rängen schufen eine von der damaligen Regierung gewünschte Einheitlichkeit. Mit der Restauration der Regierung in der Meiji-Zeit durch den Kaiser war eine Neuorganisation des Shintô eng verbunden. Man benutzt ihn, um dem Land Einigkeit und Solidarität zu geben.
Im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg verdammte man den Shintô, d.h. den Staats-Shintô, als eine Art japanischen Faschismus. Mit dem Sieg über Japan 1945 wurde der Shintô als Institution abgeschafft. Im Verlauf dieser und anderer Erfahrungen entstanden mehrere Formen des Shintô, denen hier Beachtung geschenkt werden soll.
Die Shinto-Geschichte wurde stark durch die chinesische Zivilisation, besonders durch Konfuzianismus und Buddhismus, beeinflußt.
Die geschichtlichen Erfahrungen und die fremden Einflüsse der langjährigen Shintô-Tradition sind heute offensichtlich. Für Nicht-Japaner ist deshalb schwer nachzuvollziehen, warum sie sich bis heute in so tiefgreifender Form im alltäglichen Leben des japanischen Volkes durchgesetzt hat.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff Shintô
- Die Shintô-Ausrichtung zum Leben
- Der japanische Mythos
- Riten und Feste
- Formen des Shintô
- Der frühe Shintô
- Die Meiji-Zeit 1868 - 1912
- Shintô im modernen Japan
- Der buddhistische Einfluß
- Der Shintô-Schrein
- Erscheinung
- Organisation
- Die Shintô-Priesterschaft
- Die Frau im Shintô
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Shintô, die nationale Religion Japans, und beleuchtet seine Entwicklung über die Jahrhunderte. Sie analysiert die Einflüsse verschiedener kultureller und historischer Faktoren auf die Ausprägung des Shintô und seine Bedeutung im japanischen Alltag.
- Der Begriff und die Definition von Shintô
- Die Rolle des Shintô im japanischen Leben und seine Werte
- Die historischen Einflüsse auf den Shintô (Buddhismus, Konfuzianismus)
- Die Organisation und die Strukturen des Shintô
- Die Bedeutung des Shintô im modernen Japan
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Shintô ein, beschreibt dessen relative Unbekanntheit im Ausland im Gegensatz zu seiner tiefgreifenden Bedeutung für die japanische Bevölkerung und skizziert die historische Entwicklung des Shintô unter dem Einfluss von Buddhismus, Konfuzianismus und staatlichen Eingriffen, bis hin zur Abschaffung des Staatsschintô nach dem Zweiten Weltkrieg und der Entstehung verschiedener Shintô-Formen.
Der Begriff Shintô: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Shintô“ als „Weg der Götter“, erklärt die Bedeutung der chinesischen Schriftzeichen und betont seine Herausbildung im 6. Jahrhundert zur Unterscheidung von Buddhismus. Es verdeutlicht, dass Shintô religiöse Formen vor der Einführung des Buddhismus repräsentiert und auf einer eigenständigen, alten religiösen Tradition Japans basiert.
Die Shintô-Ausrichtung zum Leben: Dieses Kapitel beschreibt die positive Lebenseinstellung, die mit dem Shintô verbunden ist, und betont die Bedeutung von Gemeinschaftsarbeit und einem von Anfang an als rein und unschuldig angesehenen Menschenbild. Es erläutert die drei Säulen der japanischen Wertevorstellungen: Kami, Volk und Natur, mit detaillierter Betrachtung des Kami-Konzepts und des Naturkults, einschließlich des Beispiels des Sakaki-Baumes im Familienschintô.
Schlüsselwörter
Shintô, Kami, Japan, Religion, Mythos, Riten, Feste, Buddhismus, Konfuzianismus, Meiji-Zeit, Staats-Shintô, Geschichte, Kultur, Tradition, Naturverehrung, Schrein, Priester.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Shintô: Weg der Götter"
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über den Shintô, die traditionelle Religion Japans. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar wichtiger Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Shintô im Laufe der Geschichte, seinen zentralen Konzepten und seiner Bedeutung im modernen Japan.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt eine breite Palette an Themen, darunter die Definition von Shintô, seine Ausrichtung auf das Leben, den japanischen Mythos, Riten und Feste, verschiedene Formen des Shintô, seine Geschichte (einschließlich der Meiji-Zeit), den Einfluss des Buddhismus, die Struktur der Shintô-Schreine und Priesterschaft, sowie die Rolle der Frau im Shintô.
Was ist die Zielsetzung des Dokuments?
Das Dokument zielt darauf ab, den Shintô zu untersuchen und seine Entwicklung über die Jahrhunderte zu beleuchten. Es analysiert die Einflüsse verschiedener kultureller und historischer Faktoren auf den Shintô und seine Bedeutung im japanischen Alltag. Die Untersuchung umfasst die Definition von Shintô, die Rolle im japanischen Leben, historische Einflüsse (Buddhismus, Konfuzianismus), die Organisation und Strukturen sowie die Bedeutung im modernen Japan.
Welche Kapitel sind enthalten und worum geht es in ihnen?
Das Dokument enthält Kapitel zur Einleitung, Definition von Shintô, der Lebenseinstellung im Shintô, dem japanischen Mythos, Riten und Festen, verschiedenen Formen des Shintô, dem frühen Shintô, der Meiji-Zeit, dem modernen Shintô, dem Einfluss des Buddhismus, Shintô-Schreinen (Erscheinung und Organisation), der Shintô-Priesterschaft und der Rolle der Frau im Shintô.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Dokument erklärt?
Wichtige Schlüsselbegriffe beinhalten Shintô, Kami, die Bedeutung der chinesischen Schriftzeichen für Shintô, japanische Mythen, Riten und Feste, Buddhismus, Konfuzianismus, Meiji-Zeit, Staats-Shintô, Geschichte, Kultur, Tradition, Naturverehrung, Schrein und Priester. Die Bedeutung dieser Begriffe wird im Kontext des Shintô erläutert.
Was ist die Bedeutung des Shintô im modernen Japan?
Das Dokument beleuchtet die Bedeutung des Shintô im modernen Japan, nach der Abschaffung des Staatsschintô nach dem Zweiten Weltkrieg und der Entstehung verschiedener Shintô-Formen. Es zeigt die anhaltende Relevanz des Shintô im alltäglichen Leben der Japaner auf.
Wie wird der Begriff "Shintô" definiert?
Der Begriff "Shintô" wird als "Weg der Götter" definiert und seine Bedeutung im Zusammenhang mit der chinesischen Schriftzeichen erklärt. Es wird hervorgehoben, dass er im 6. Jahrhundert zur Unterscheidung vom Buddhismus entstand und auf einer eigenständigen, alten religiösen Tradition Japans basiert.
Welche Rolle spielt der Buddhismus im Shintô?
Das Dokument untersucht den Einfluss des Buddhismus auf den Shintô und analysiert die Wechselwirkungen zwischen beiden Religionen im Laufe der Geschichte. Es wird klargestellt, dass Shintô bereits vor der Einführung des Buddhismus existierte, und der Einfluss des Buddhismus auf die Entwicklung und Ausprägung des Shintô diskutiert.
- Citation du texte
- Katja Kruschel (Auteur), 2000, Shintoismus - die Ursprungsreligion der Japaner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4987