Die vorliegende Arbeit beleuchtet die Darstellung Antiochos III. in den Historien des Polybios. Das Bild, das Polybios von Megalopolis in seinen Historien von Antiochos III. zeichnet, könnte kaum ambivalenter ausfallen. War der König im Jahr 205 nach seiner Anabasis durch sein ehrenhaftes Verhalten "würdig der Herrschaft", erscheint er im Krieg gegen Rom im Jahr 192 als Trinker, der sich mit seiner frischvermählten jungen Braut vergnügt und von den überlegenen Römern besiegt wird.
Diese gegensätzliche Zeichnung eines der profiliertesten Herrscher der Seleukiden führt unmittelbar zur Frage nach dem Stellenwert moralischer Aspekte und den daraus resultierenden Verzerrungen in den Historien des Polybios. Lange Zeit war dabei die These Walbanks vorherrschend, der Polybios als kühlen Taktierer sieht, für den der Erfolg im Mittelpunkt der Betrachtung steht. In der Forschung wurden die Historien daher als Steinbruch für verlässliche historische Informationen verwendet. Erst Eckstein unterzog diese These einer Revision und stellte die moralischen Aspekte heraus, die sich im polybianischen Werk finden. Diese gründen laut Eckstein auf Polybios' aristokratischer Herkunft, die seine Sicht auf die Geschichte maßgeblich prägte. Die jüngere Forschung hat an diese Position angeknüpft und die lange Zeit als gegeben angenommene Glaubwürdigkeit des Polybios zunehmend in Frage gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. „Würdig der Herrschaft“: Die ersten Regierungsjahre und die Anabasis
- 1. Von guten und schlechten Beratern
- 2. Königliches Verhalten
- 3. Politischer Erfolg oder bloße Propaganda?
- III. Die Wende - der Raubvertrag mit Philipp V. von Makedonien
- 1. Der Raubvertrag als Prolepsis des Niedergangs
- 2. Königliche Politik ab 203
- IV. Der Fall im Krieg mit Rom
- 1. Hannibal, Thoas und die Ätoler
- 2. Die Hochzeit von Chalkis und die Schlacht an den Thermopylen
- 3. Magnesia und die Folgen der Niederlage
- V. Fazit: Vom großen König zur großen Enttäuschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Darstellung von Antiochos III. in den Historien des Polybios und untersucht den Stellenwert moralischer Aspekte und Verzerrungen in der historischen Darstellung. Sie beleuchtet die Ambivalenz, mit der Polybios den Seleukidenkönig präsentiert, und stellt die Frage nach der Verbindung von Erfolg, Misserfolg und moralischem Verhalten im Werk des antiken Historikers.
- Die Darstellung Antiochos III. in den Historien des Polybios
- Der Stellenwert moralischer Aspekte in der historischen Darstellung
- Die Verbindung von Erfolg, Misserfolg und moralischem Verhalten
- Verzerrungen und literarische Strategien in den Historien des Polybios
- Die Rolle der hellenistischen Monarchien in der Geschichte der Oikumene
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach dem Stellenwert der moralischen Dimension in den Historien des Polybios. Die folgenden Kapitel untersuchen den Aufstieg und Fall Antiochos III. und beleuchten dabei verschiedene Aspekte seiner Herrschaft. Kapitel II analysiert die ersten Regierungsjahre des Königs, seine Anabasis und das Bild, das Polybios von ihm zeichnet. Kapitel III untersucht die Wende in Antiochos' Politik, insbesondere den Raubvertrag mit Philipp V. von Makedonien, und dessen Bedeutung für den späteren Verlauf seiner Herrschaft. Kapitel IV beleuchtet den Krieg Antiochos III. gegen Rom und dessen Niederlage, wobei die Rolle der Moral und die literarischen Strategien des Polybios im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Historien des Polybios, die Darstellung Antiochos III., die hellenistischen Monarchien, den Krieg gegen Rom, die Moral in der Geschichte, Verzerrungen in der historischen Darstellung, literarische Strategien, und die Rolle der hellenistischen Monarchien in der Geschichte der Oikumene.
- Quote paper
- Christian Michel (Author), 2017, Vom großen König zur großen Enttäuschung. Antiochos III. in den Historien des Polybios, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498123