Freundschaft, Kindheit und die Problematik des Erwachsenwerdens sind die Themen, die in Stephen King´s Kurzgeschichte The Body behandelt werden, in der sich vier Zwölfjährige auf eine Reise begeben, um die vermisste Leiche eines Gleichaltrigen zu suchen. Die Arbeit gibt eine Zusammenfassung des Inhalts inklusive einer kurzen Beschreibung der Charaktere und geht auf die Rolle der im Text erwähnten Erwachsenen und ihrer Funktion als Identifikationsfiguren ein. Das Motiv des Erwachsenwerdens wird anhand ausgewählter Szenen und Symbole beschrieben, die den Übergang von “Childhood“ zum “Fall from Innocence“ verdeutlichen.
„One hour after I had left home to play with my friend, I came back, pale and shocked. I couldn´t speak a word. I did not talk about why I hadn´t called or waited until somebody brought me back home; why my friend´s mother had not accompanied me home. Later I was told that my friend had been hit by a train while he was passing the railway tracks or played on them. My mother never found out if I was with him when it happened, if it happened before I met him, or if I ran away after it had happened. As much as I try, I myself cannot remember.”[1]
Da Stephen King sich selbst als pathologischen Lügner bezeichnet, weiß man nicht, ob das Zitat wirklich ernst zu nehmen ist. Was das Zitat jedoch schafft, ist es den gleichen Nerv zu treffen wie die Erzählung „The Body“[2] an sich – über beiden Texten hängt der emotionale Schleier des unfassbar sinnlosen Todes. Der Schauer, den der Leser spürt, wenn er das Bild eines abrupten Aus-dem-Leben-gerissen – Werdens mitgeteilt bekommt, ist bei Zitat und Kurzgeschichte der gleiche.
Im Rahmen dieser Arbeit werde ich den Inhalt der Geschichte zusammenfassen inklusive einer kurzen Beschreibung der Charaktere und auf die Rolle der Erwachsenen al Identifikationsfiguren eingehen. Das Motiv des Erwachsenwerdens werde ich dann anhand ausgewählter Szenen und Symbole beschreiben, die den Übergang von „Childhood“ zum „Fall from Innocence“ meiner Meinung nach am Besten verdeutlichen.
Die Erzählung selbst ist die Geschichte von vier 12jährigen Freunden die am Ende der Sommerferien 1959 auf eine Reise in die Wälder der nächstgelegenen Stadt gehen um die Leiche des gleichaltrigen Ray Brower zu finden, von dem sie im Radio gehört haben. Sie wollen die Leiche finden um als Helden zurückzukehren, doch stattdessen wird ihre Reise ein Reifeprozess, der sie einiges über Leben und Freundschaft lehrt, und ihnen die kindliche Unschuld nimmt.
Der Protagonist Gordie Lachance, der die Geschichte als 35jähriger in Rückblenden erzählt, ist ein sensibler Junge, der alleine aufwachsen muss, da sich seine Eltern nach dem Unfalltod seines älteren Bruders völlig von ihm und der Welt abgeschottet haben. Er ist ein talentierter Geschichtenerzähler und träumt davon eines Tages Schriftsteller zu werden.
Sein bester Freund ist Chris Chambers, jüngster Sproß der „no-good – Chambers“ wie sie von den Leuten in ihrer Heimatstadt Castle Rock genannt werden. Mit einem Bruder im Gefängnis, dem anderen als Teil einer gefürchteten Halbstarken-Gang und einem Alkoholiker als Vater ist Chris von vornherein gesellschaftlich abgestempelt. Doch er ist ein cleverer Junge mit gutem Herzen, ein Streitschlichter der den Ehrgeiz hat nicht so zu werden wie die anderen Männer aus seiner Familie.
Auch die anderen beiden Charaktere, Vern und Teddy, kommen aus sozial schwachen Verhältnissen. Vern´s Vater ist Fabrikarbeiter, Teddy´s Vater leidet unter einem Kriegstrauma seitdem er im Zweiten Weltkrieg an der Normandie gekämpft hat. Im Eifer eines Wutanfalls hielt er Teddy´s Ohren einmal an den heißen Ofen – seitdem fristet er sein Dasein in der nahegelegenen Nervenheilanstalt und Teddy´s Ohren sind auf Lebenszeit deformiert.
Interessant an der Geschichte ist vor allem, dass es weder eine weibliche Protagonistin noch erwachsene Identifikationsfiguren gibt. Alle Väter in der Geschichte sowie die nur einmal erwähnte Lehrerin, die als Negativbeispiel eines korrupten Erwachsenen dargestellt wird und der man daher den Respekt verweigert, versagen durchweg in ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte und Identifikationsfiguren. Die Väter sind Musterbeispiele für Männer, denen man als Sohn nicht nacheifern sollte: Sei es der Vater von Gordie, der durch den Tod seines ältesten Sohnes derart aus der Bahn geworfen worden ist, dass es für ihn unmöglich ist, die Vaterpflichten seinem jüngsten Sohn gegenüber wahrzunehmen, und der sich in einem permanenten Zustand der Apathie und Lethargie befindet. Soll dieser Vater Gordie beibringen, wie man die schwierigen Seiten des Lebens meistert?
Oder Chris´ Vater, den seine Alkoholsucht und Arbeitslosigkeit in Aggressionsausbrüche treibt, die er dann an seinem jüngsten Sohn auslässt, der ihm körperlich unterlegen ist – wie soll er seinen Sohn lehren ein produktives Mitglied der Gesellschaft zu werden?
Vern Tessios Vater hat als ungelernter Arbeiter in der Fabrik kaum Zeit für die Erziehung seines Sohnes. Soll sich Vern etwa beruflich an seinem Vater orientieren? Und zuletzt Teddys Vater, dessen Kriegstraumata ihn in die Nervenheilanstalt gebracht und seinen Sohn fast getötet hätten. Sind Erwachsene, die es noch nicht einmal schaffen ihr eigenes Leben in geordnete Bahnen zu lenken und die so offensichtliche Zeichen von Schwäche zeigen als Identifikationsfiguren geeignet?
Schon auf den ersten Seiten wird diese Frage mit „Nein“ beantwortet. Die vier Freunde sind auf sich alleine gestellt, es bleibt ihnen nicht anderes übrig als sich an den einzigen Menschen zu orientieren, vor denen sie den Respekt noch nicht verloren haben: ihren Freunden.
Gleich zu Beginn der Geschichte wird man mit dem „Tree House“ konfrontiert, einem Club mit nur vier Mitgliedern – Gordie, Chris, Vern und Teddy. Obwohl es für den weiteren Verlauf der Geschichte keinerlei Relevanz hat, übernimmt das Baumhaus sofort eine symbolhafte Wirkung. Alleine das Vorhandensein eines Baumhauses, eines geheimen Platzes zu dem nur ausgewählte Mitglieder Zutritt haben, katapultiert den Leser in Sekundenschnelle in die eigene Kindheit zurück. In eine Kindheit, in der das Gefühl etwas für sich alleine zu haben, an dem nur man selbst entscheiden kann wem man Zutritt gewährt, alles war was man wollte.
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[1] www.stephen-king.org/standbymefilm.htm
[2] 1986 verfilmt als „Stand by me“ mit River Phoenix, Will Wheaton, Kiefer Sutherland und Richard Dreyfus.
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- M.A. Nicole Gast (Autor), 2005, Fall from Innocence: Das Motiv des Erwachsenwerdens in Stephen Kings "The Body", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49804
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