Alexis de Tocquevilles im Jahre 1835 erschienenes Hauptwerk „Über die Demokratie in Amerika“ ist weder eine rein deskriptive Darstellung der staatlichen Verfasstheit der jungen amerikanischen Nation, noch ein bloßes Tagebuch seiner Reise, die er in den Jahren 1831/32 unter dem Vorwand unternommen hatte, das amerikanische Gefängniswesen studieren zu wollen. Vielmehr stellt es auch heute noch eines der wichtigsten Werke der neuzeitlichen Demokratietheorie dar, in dem die Grundzüge demokratischer Ordnungen am Beispiel der amerikanischen Gesellschaft anschaulich dargestellt und scharfsinnig analysiert werden. „It is a book about democratic culture with its increasing social equality and the institutions it has produced.” (Elazar, 1999: 207)
Tocqueville wäre allerdings sicherlich nicht zu einem der nach wie vor mit am häufigsten zitierten Klassiker der Demokratietheorien aufgestiegen, hätte er nicht auch die Defizite demokratischer Gesellschafts- und Staatsordnungen erkannt und mit geradezu prophetischer Gabe die (Fehlentwicklungen moderner Demokratien vorhergesagt. Das Spannungsverhältnis von Gleichheit und Freiheit und insbesondere die Gefährdung der letzteren durch das demokratische Prinzip der Volkssouveränität ist eines der zentralen Leitmotive im Werk Tocquevilles. Mit seiner zentralen These, die schrankenlose Demokratie befördere einen universalen Trend hin zur Gleichheit und eine „Tyrannei der Mehrheit“ zulasten der politischen und sozialen Freiheitsinteressen des Individuums, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Die Arbeit gliedert sich wie folgt. Nach dem einleitenden ersten Kapitel beleuchtet Kapitel 2 Tocquevilles Haltung zur Demokratie sowie die Entwicklung demokratischer Prinzipien in Amerika aus der Tradition des Puritanismus und der lokalen Selbstverwaltung in den Neuengland- Staaten heraus. Kapitel 3 analysiert die Bedeutung der individuellen Freiheitsrechte für das Funktionieren des demokratischen Gemeinwesens und beschreibt die zentralen Prinzipien ihrer Sicherung. Die aus dem Prinzip der Volkssouveränität resultierende Gefahr der „Tyrannei der Mehrheit“ sowie die Tendenz zur Gleichheit und zum demokratischen Despotismus werden in Kapitel 4 bzw. 5 thematisiert. In Kapitel 6 werden Tocquevilles Thesen retrospektiv auf die Analyse aktueller Entwicklungen in modernen Demokratien übertragen, bevor im Schlusskapitel 7 ein abschließendes Fazit gezogen und die ideengeschichtliche Bedeutung Alexis de Tocquevilles gewürdigt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tocquevilles Einstellung zur Demokratie und die puritanische Tradition Amerikas
- Der Gedanke der demokratischen Freiheit und ihrer Sicherung
- Die „Tyrannei der Mehrheit"
- Die Tendenz zur Gleichheit und die der Freiheit im demokratischen Despotismus
- Alexis de Tocqueville in der Retrospektive — Die gefährdete Freiheit in den Demokratien des 20. Jahrhunderts
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Werk Alexis de Tocquevilles und untersucht die Gefährdung der Freiheit in der Demokratie. Sie analysiert das Spannungsverhältnis von Freiheit und Gleichheit, welches Tocqueville in seinem Hauptwerk „Über die Demokratie in Amerika" untersucht hat. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Tocquevilles Thesen zu beleuchten und ihre Relevanz für die Analyse moderner Demokratien aufzuzeigen.
- Die Bedeutung individueller Freiheitsrechte in demokratischen Gesellschaften
- Die Gefahr der „Tyrannei der Mehrheit" und ihre Auswirkungen auf die Freiheit
- Die Tendenz zur Gleichheit und ihre potenziellen Folgen für die Freiheit
- Die Rolle der lokalen Selbstverwaltung und des Föderalismus bei der Sicherung der Freiheit
- Die Herausforderungen der modernen Demokratie im Kontext von Globalisierung und technologischem Wandel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt Tocquevilles Werk „Über die Demokratie in Amerika" als wichtiges Werk der Demokratietheorie vor. Es wird betont, dass Tocqueville nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen demokratischer Ordnungen analysiert hat und insbesondere die Gefährdung der Freiheit durch das demokratische Prinzip der Volkssouveränität thematisiert hat.
- Tocquevilles Einstellung zur Demokratie und die puritanische Tradition Amerikas: Dieses Kapitel beleuchtet Tocquevilles kritische Haltung gegenüber der Demokratie und zeigt, wie seine aristokratische Herkunft seine Sichtweise geprägt hat. Es wird die Rolle des Puritanismus in der amerikanischen Gesellschaft und seine Verbindung zu demokratischen Prinzipien untersucht. Tocqueville sah im Puritanismus die Grundlage für die gesellschaftliche Theorie der Vereinigten Staaten und erkannte die untrennbare Verbindung von religiösem und politischem Denken als Kernelement der amerikanischen Kultur.
- Der Gedanke der demokratischen Freiheit und ihrer Sicherung: Dieses Kapitel untersucht Tocquevilles Verständnis von Freiheit und analysiert die Strukturbedingungen der politischen Freiheit in der Demokratie. Tocqueville sah die Freiheit nicht als Freiheit von der Gesellschaft, sondern als Freiheit, als politischer Bürger zu handeln. Er betonte die Bedeutung der lokalen Selbstverwaltung, der freien Vereinigungen und der Gewaltenteilung für die Sicherung der politischen Freiheit.
- Die „Tyrannei der Mehrheit": Dieses Kapitel widmet sich Tocquevilles Kritik am Prinzip der Volkssouveränität und der Gefahr der „Tyrannei der Mehrheit". Tocqueville argumentierte, dass die Macht der Mehrheit, wenn sie unbegrenzt ist, die Rechte und Interessen von Minderheiten unterdrücken kann. Er sah die Gefahr der Despotie in der Einengung der politischen und geistigen Freiheiten von Individuen und Minderheiten.
- Die Tendenz zur Gleichheit und die Gefährdung der Freiheit im demokratischen Despotismus: Dieses Kapitel analysiert Tocquevilles These, dass die Tendenz zur Gleichheit in der Demokratie zu einem „demokratischen Despotismus" führen kann. Tocqueville sah die Gefahr in der Individualisierung, der Konzentration der Staatsmacht und der Ausweitung des staatlichen Handlungsspielraumes. Er argumentierte, dass die Gleichheit, wenn sie überhandnimmt, die Freiheit untergraben kann.
- Alexis de Tocqueville in der Retrospektive — Die gefährdete Freiheit in den Demokratien des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel untersucht die Relevanz von Tocquevilles Thesen für die Analyse moderner Demokratien. Es wird gezeigt, wie sich viele seiner Prognosen im Verlauf des 20. Jahrhunderts bestätigt haben. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen des Wohlfahrtsstaates, der Zentralisierung der Staatsmacht und der Einschränkung der Meinungsfreiheit auf die Freiheit in modernen Gesellschaften.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Volkssouveränität, Tyrannei der Mehrheit, demokratischer Despotismus, Individualismus, Föderalismus, lokale Selbstverwaltung, Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit, Wohlfahrtsstaat, Zentralisierung, und die Relevanz von Tocquevilles Thesen für die moderne Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Nina Anikina (Autor:in), 2005, Alexis de Tocqueville. Die Gefährdung der Freiheit in der Demokratie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49730
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