Seit mehr als zwei Jahrzehnten prägen die Geschichtswissenschaft (v.a. die Neuere und Neueste Geschichte) nun kulturwissenschaftliche Forschungsansätze. Der Unterschied zu traditioneller Geschichtswissenschaft mutet so märchenhaft groß an, dass oft von einem Paradigmenwechsel der Wissenschaft die Rede ist (der auch andere Disziplinen erfasst hat). Im Zuge der sogenannten Neueren oder Zweiten Kulturwissenschaft beziehungsweise Neuen Kulturgeschichte haben sich Einsichten des linguistic turn als neue erkenntnistheoretische Basis durchgesetzt. Seither kommt es in einer Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen zu neuen methodischen Zugängen – grundierend alle in der Einsicht, dass Wirklichkeit nie gleichartig erfahrbar, sondern nur konstruiert (oder konstruierbar) ist. Auch die Geschichtswissenschaft partizipiert mehr und mehr kulturwissenschaftlich im Zuge der „Megawende“.
Der Begriff cultural turn erfasst diese Hinwendung zu kulturwissenschaftlichen Ansätzen im internationalen Kontext – auch wenn die Internalisierung in den Nationalstaaten unterschiedlich blieb. Gemeinsamkeiten sind: Fragen nach Konstruktion, Repräsentation und Inszenierung von Wirklichkeit, die Entstehung neuer sozialer Bewegungen (Frauen-, Ökologie-, Minderheitenbewegungen) – und die Aufwertung einer Populär- in Abkehr zur Hochkultur. Es ist die letztere Unterscheidung, die einen der größten Unterschiede macht zu bisherigen Versuchen Kulturgeschichte zu schreiben: Kulturgeschichte der Vergangenheit war der schielende Blick auf Hochkultur. Nicht nur die Vertreter der sog. Ersten Kulturwissenschaft um 1900 macht das daher für eine vergleichende Perspektive interessant.
Jacob Burckhardt etwa darf zu Recht gelten als einer der frühesten Historiker, der in seinem Werk kulturellen Einflüssen Bedeutung verschaffte. Indem er aus einer geschichtswissenschaftlichen Praxis im Zeichen des Historismus ausbrach, sorgte er für deren Transformation zur Kulturgeschichte. In der Tat: Burckhardts Ansatz Kultur aus Grundbedürfnissen der menschlichen Anthropologie herauszuarbeiten, ließ den Weg offen für eine Ausbildung derselben an populären oder hochkulturellen Manifestationen. Burckhardt allerdings entschied sich dafür, seine Prämissen an den Potenzen der Hochkultur, dem Staat und der Religion, abzuarbeiten – neben der kulturellen Potenz als prägender Dynamik.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: Kulturgeschichte(n) und die Frage nach der Politik
2 Epistemologische Voraussetzungen
2.1 Unter der Geißel des Historismus? Burckhardt und Geschichtserkenntnis
2.2 Wo bleibt die Wahrheit? Die Neue Politikgeschichte und der Konstruktivismus
3 Anwendungsfelder: Staatsgeschichte und Personengeschichtsschreibung
3.1 Der Staat in der Potenzenlehre Jacob Burckhardts
3.2 Die Rolle des Staates in der Neuen Kulturgeschichte des Politischen
3.3 Jacob Burckhardt und der Blick auf das Individuum
3.4 Die Neue Politikgeschichte und das periphere Sehen
4 Ergebnis und Zusammenfassung
5 Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1 Quellenverzeichnis
5.2 Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- P. Abele (Autor:in), 2017, Das Politische bei Jacob Burckhardt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497295
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