Diese Arbeit beschäftigt sich mit Schrift und Sprache als Identitätsfaktor einer Nation, dem lateinischen Alphabet in der türkischen Welt und der Türkifizierung der Sprache. Auch die Wiedereinführung des Osmanischen als Hilfssprache spielt eine Rolle.
Die Sprachen sind für denjenigen, der sie spricht oder schreibt, ein individuelles und soziales Kommunikationsmittel. Gleichzeitig grenzen Sprachen auch ab oder aus, insbesondere, wenn sich Sprecher verschiedener Sprache treffen und nicht verstehen, weil beide die Sprache des jeweils anderen nicht sprechen und ihnen keine andere gemeinsame Sprache zur Verfügung steht.
Doch auch die Schrift kann eine zusätzliche Hürde darstellen. Unterschiedliche Schriftsysteme kodieren gesprochene Sprache auf unterschiedliche Weise, wodurch sich der Zugriff von einer Sprache auf eine andere schwieriger gestaltet. Die Konfrontation zwischen zwei Arten von Schriftsystemen wird besonders dann deutlich, wenn eine Sprache ihr Schriftsystem ändert und diese Sprache und die dazugehörige Kultur dann über zwei Schriftsysteme verfügt. Genau dieser Fall trat bei der türkischen Sprache ein.
Im Rahmen der Schrift- und Sprachrevolution wurde Osmanisch-Türkisch an die lateinische Schrift angepasst und die Sprache wurde turkisiert. Viele türkische Muttersprachler können wissenschaftliche Forschungen nur mithilfe einer Fremdsprache, Übersetzungen ausländischer Werke oder vereinfachter osmanischer Texte durchführen, welche nur geringfügig in die lateinische Schrift übersetzt wurden. Aus diesem Grund nennt Otto Hachtmann sie das "Übersetzervolk des Orients".
Denn hochentwickelten und weitverbreiteten Sprachen der Welt liegen meist sehr alte Sprache zugrunde, die standardisiert wurden. Türkisch hingegen weist in seiner Geschichte keine konkreten, bestimmbaren Zeitabschnitte auf. Der türkische Nationalstaat, der auch das Ergebnis des Ersten Weltkrieges ist und unter der Vorherrschaft einer nationalistischen Idee existiert, bemüht sich derzeit um die Herausbildung einer gemeinsamen Identität und um die Etablierung einer eigenen Nation, die eine eigene Landessprache und eine nationale Kultur umfasst.
Die türkische Sprachreform veränderte nicht nur das bestehende soziale, politische und insbesondere kulturelle System von Grund auf, sondern sie verlieh auch der später begonnenen Alphabetisierung dem Land eine besondere Dynamik.
Inhaltsverzeichnis
- Schrift und Sprache als Identitätsfaktor einer Nation
- Das lateinische Alphabet in der türkischen Welt
- Die Türkifizierung der Sprache
- Die Wiedereinführung des Osmanischen als Hilfssprache
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die türkische Sprachreform unter Mustafa Kemal Atatürk, ihre Hintergründe und Auswirkungen auf die türkische Identität und Gesellschaft. Sie analysiert die Rolle der Sprache als Identitätsfaktor und die Herausforderungen des Wechsels zum lateinischen Alphabet. Die Arbeit beleuchtet auch den Prozess der Türkifizierung der Sprache und die politischen und sozialen Implikationen dieser tiefgreifenden Veränderung.
- Sprache als Identitätsfaktor
- Der Übergang zum lateinischen Alphabet
- Die Türkifizierung der türkischen Sprache
- Politische und soziale Auswirkungen der Sprachreform
- Die Rolle von Mustafa Kemal Atatürk
Zusammenfassung der Kapitel
Schrift und Sprache als Identitätsfaktor einer Nation: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Schrift und Sprache für die nationale Identität. Es beleuchtet die Perspektive von Ziya Gökalp, der die Nation als Einheit definiert, die durch gemeinsame Sprache, Religion, Moral und Kunst geprägt ist. Das Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen Sprachwandel, sozialer Struktur und der Entstehung einer neuen Identität im Kontext der türkischen Sprachreform. Es wird betont, dass der Übergang zu einer neuen Sprache und einem neuen Alphabet nicht nur einen technischen Aspekt darstellt, sondern auch eine tiefgreifende soziale und kulturelle Transformation beinhaltet, die die gesamte Gesellschaft durchdringt und die Machtstrukturen beeinflusst. Die Sprache wird als essentieller Bestandteil der kollektiven Erinnerung und des Wissenstransfers zwischen Generationen gesehen, wobei eine Unterbrechung dieses Prozesses als potenziell destabilisierend dargestellt wird.
Das lateinische Alphabet in der türkischen Welt: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte der lateinischen Schrift in der türkischen Welt, beginnend mit ihrer Verwendung durch Missionare im 14. Jahrhundert unter den Kumanen. Es erwähnt die frühe Verwendung lateinischer Buchstaben in der türkischen Sprache, insbesondere Filippo Argentis Werk "Regola del parlare turcho" aus dem Jahr 1533, welches erst viel später bekannt wurde. Das Kapitel zeigt auf, dass die Einführung des lateinischen Alphabets nicht aus dem Nichts kam, sondern auf frühere Versuche zurückblickt und ein langfristiger Prozess mit historischem Kontext ist. Es etabliert einen historischen Hintergrund für die spätere, umfassendere Sprachreform, die sich nicht als isolierte Maßnahme, sondern als Teil eines längeren historischen Prozesses präsentiert.
Schlüsselwörter
Türkische Sprachreform, Mustafa Kemal Atatürk, lateinische Schrift, nationale Identität, Türkifizierung, Sprachrevolution, Identitätskrise, Ziya Gökalp, Türk Dili Kurumu (TDK), Osmanisch-Türkisch.
Häufig gestellte Fragen zur Türkischen Sprachreform unter Atatürk
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über die türkische Sprachreform unter Mustafa Kemal Atatürk. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse der Sprachreform als tiefgreifende soziale und kulturelle Transformation, die die nationale Identität und die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst hat.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Rolle von Sprache und Schrift als Identitätsfaktor einer Nation, den Übergang zum lateinischen Alphabet, die Türkifizierung der Sprache, die politischen und sozialen Auswirkungen der Reform sowie die Rolle Atatürks. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem historischen Kontext der Reform und der Einbettung in längerfristige Prozesse der Sprachentwicklung.
Welche Bedeutung hatte die Sprache als Identitätsfaktor?
Der Text betont die zentrale Bedeutung von Sprache und Schrift für die nationale Identität. Er bezieht sich auf Ziya Gökalp, der die Nation als Einheit durch gemeinsame Sprache, Religion, Moral und Kunst definierte. Der Sprachwandel wird als tiefgreifende soziale und kulturelle Transformation dargestellt, die die Machtstrukturen beeinflusst und die kollektive Erinnerung sowie den Wissenstransfer zwischen Generationen prägt.
Wie wird der Übergang zum lateinischen Alphabet dargestellt?
Der Text beleuchtet den Übergang zum lateinischen Alphabet nicht als isolierte Maßnahme, sondern als langfristigen Prozess mit historischem Kontext. Er verweist auf frühere Versuche der Verwendung lateinischer Buchstaben in der türkischen Sprache und zeigt auf, dass die Reform auf vorherige Entwicklungen aufbaut.
Welche Rolle spielte Mustafa Kemal Atatürk bei der Sprachreform?
Der Text hebt die Rolle Atatürks bei der Sprachreform hervor, ohne sie explizit im Detail zu beschreiben. Atatürk wird als zentrale Figur im Kontext der Reform genannt, dessen Wirken jedoch in den einzelnen Kapiteln und deren Zusammenfassungen genauer erläutert werden müsste.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Die Schlüsselwörter umfassen: Türkische Sprachreform, Mustafa Kemal Atatürk, lateinische Schrift, nationale Identität, Türkifizierung, Sprachrevolution, Identitätskrise, Ziya Gökalp, Türk Dili Kurumu (TDK), Osmanisch-Türkisch.
Was ist die Zielsetzung des Textes?
Der Text zielt darauf ab, die türkische Sprachreform unter Mustafa Kemal Atatürk zu untersuchen, ihre Hintergründe zu beleuchten und ihre Auswirkungen auf die türkische Identität und Gesellschaft zu analysieren. Es geht um die Untersuchung der Sprache als Identitätsfaktor und der Herausforderungen des Wechsels zum lateinischen Alphabet.
Gibt es Kapitelzusammenfassungen?
Ja, der Text enthält Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, die die wichtigsten Punkte und Argumentationslinien jedes Kapitels knapp zusammenfassen.
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- Anonym (Author), 2019, Die türkische Sprachreform unter Mustafa Kemal Atatürk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496599