In diesem Essay möchte ich die von Berger und Kellner ausgehende Vermutung, dass das Scheitern der gemeinsamen Realitätskonstruktion ein Trennungsgrund sei, erläutern und diskutieren. Der Traum einer perfekten Partnerschaft. Viele träumen ihn, doch nur wenige sind davon überzeugt ihn auch wirklich zu leben. Am Anfang fast jeder Beziehung steht die Phase der Verliebtheit. In dieser Phase tragen Betroffene die sogenannte "rosarote Brille". Man möchte sich nur auf das Positive konzentrieren und blendet alles Negative aus. Wenn jedoch diese Phase überwunden wurde und sich die Verliebtheit hin zu einer festen Partnerschaft entwickelt hat, beginnt man den Partner oder die Partnerin richtig kennen zu lernen. Viele langjährige Paare kennen das Phänomen, dass ihnen von der Familie, Freunden oder anderen Personen aus dem direkten Umfeld erzählt wird, sie würden sich immer ähnlicher werden. Daraus ergibt sich auch meine zu behandelnde Thematik für diesen Essay.
Der Traum einer perfekten Partnerschaft. Viele träumen ihn, doch nur wenige sind davon überzeugt ihn auch wirklich zu leben. Am Anfang fast jeder Beziehung steht die Phase der Verliebtheit. In dieser Phase tragen Betroffene die sog. „rosarote Brille“. Man möchte sich nur auf das Positive konzentrieren und blendet alles Negative aus. Wenn jedoch diese Phase überwunden wurde und sich die Verliebtheit hin zu einer festen Partnerschaft entwickelt hat, beginnt man den Partner oder die Partnerin richtig kennen zu lernen. Viele langjährige Paare kennen das Phänomen, dass ihnen von der Familie, Freunden oder anderen Personen aus dem direkten Umfeld erzählt wird, sie würden sich immer ähnlicher werden. Daraus ergibt sich auch meine zu behandelnde Thematik für diesen Essay. Ich möchte die von Berger und Kellner ausgehende Vermutung, dass das Scheitern der gemeinsamen Realitätskonstruktion ein Trennungsgrund sei, erläutern und diskutieren.
Bezüglich dieser Behauptung ist direkt zum Beginn ein passendes Zitat von Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim zu nennen. In ihrer Publikation „Das ganz normale Chaos der Liebe“ behaupten sie, „Liebe wird nötig wie nie zuvor und unmöglich gleichermaßen“ (Beck 1990, S. 9). Es zeigt sich deutlich, dass sich in der modernen Gesellschaft die Art und Weise einer Beziehung deutlich verändert hat. Auch bieten heutige Beziehungen wesentlich mehr Konfliktpotenzial, da sich Partner auf Augenhöhe begegnen. Waren Beziehungen früher noch reine Zweckgemeinschaften, kommt es heute auf Individualisierung an. Individualisierung in Beziehungen bedeutet, dass man sich aus traditionellen Vorgaben und Sicherheiten zu einem offenen und eigenständig handelnden Individuum entwickelt (vgl. Beck 1990, S. 12). Diese Individualität kann jedoch schnell zu Konflikten zwischen den Beteiligten führen. „[S]elbsterarbeitetes Geld wiederum stärkt die Stellung innerhalb der [Beziehung]… und befreit von dem Zwang, die [Beziehung]… als Mittel der Lebenssicherung zu suchen und zu führen“ (Beck 1990, S.17). Gerade diese Art der Emanzipation bedingt, dass sich Frauen gegenüber Männern stärker zeigen können, als es in den letzten Jahrzehnten der Fall war. „Die gesellschaftlich konstruierte Welt muß dem einzelnen fortlaufend vermittelt und von ihm aktualisiert werden, damit sie auch seine Welt wird und bleibt“ (Berger, Kellner 1965, S. 221). Wenn eine Vermittlung nicht stattfindet, können sich die beiden Welten nicht angleichen.
Ebenso verhält es sich bei der Thematik „Bildung“. Gerade junge Frauen werden immer gebildeter und entwickeln sich daher eigenständiger als es beispielsweise in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts der Fall war. Zu dieser Zeit haben Frauen gerade die Bildung erhalten, die nötig war, um einen Haushalt führen zu können. Wenn eine Erwerbstätigkeit aufgenommen werden sollte, musste der Ehemann zustimmen. In der heutigen Zeit ist so eine Vorgehensweise im westlichen Europa undenkbar. Immer mehr Frauen studieren und arbeiten. Sie stehen finanziell auf eigenen Beinen und sind in keinster Weise mehr vom Partner abhängig. Die Frauen suchen sich ihre Partner bzw. Partnerinnen nach Sympathie und nicht mehr dem Zweck einer Ehe entsprechend aus. Dieses starke Selbstbild kann dazu führen, dass eine Frau als zu dominant wahrgenommen wird. Eine solche Dominanz kann auf neue Partner abschreckend wirken. Durch diese Stärke entwickelt sich eine Individualität, welche in einer Partnerschaft zu Konflikten führen kann. Ein möglicher Partner kann das Gefühl entwickeln, sich unterordnen zu müssen. Hierbei sind gemeinsame Gespräche, welche zu einer Klärung führen können, existenziell.
Ebenso können unterschiedliche Interessen ein Scheitern der gemeinsamen Realitätskonstruktion bedeuten. Wenn Interessen so miteinander kollidieren, dass es keinerlei gemeinsame Überschneidungen mehr gibt, wird es in einer Partnerschaft kompliziert. Dann kann es passieren, dass die eine beteiligte Person am liebsten zu Hause bleibt und liest, während die andere Person lieber unterwegs ist und Neues entdeckt. Ist eine solche Kollision nicht zu überwinden, kann dies zur Trennung führen, da sich die Individuen zu sehr unterscheiden und keine gemeinsame Basis gefunden werden kann. „Die [Beziehung] ist in unserer Gesellschaft ein dramatischer Vorgang, bei dem zwei Fremde aufeinandertreffen und sich neu definieren“ (Berger, Kellner 1965, S. 222). Eine solche Art neuer Definierung kann jedoch auch zur Entwicklung von Gemeinsamkeiten führen, da sich beispielsweise gegenseitig neue Interessengebiete näher gebracht werden können. Durch diese Art des Entdeckens können sich Überschneidungen ergeben. Wenn es zu einer Interessenübernahme zwischen Personen kommt, kann das entstehen, was Außenstehende als Angleichung wahrnehmen. Es werden bewusst Interessen übernommen. Aber auch Verhaltensweisen, wie z.B. die Art zu reden, Mimik und Gestik oder der Kleidungsstil können unbewusst adaptiert werden. Durch diese Adaption verändert sich kleinschrittig die eigene Person. Man selbst merkt vielleicht nicht einmal, dass man sich verändert. Hier zeigt sich deutlich, dass Menschen dazu neigen in eine emotionale Abhängigkeit zu einer anderen Person zu geraten, in welcher dann andere Bereiche des Lebens außer Acht gelassen werden. Gerade diese anderen Lebensbereiche sind wichtig, um das Konstrukt der romantischen Liebe zu überwinden. Nur so kann eine dauerhafte Paarbeziehung entstehen. Dennoch besitzen Partner keine gemeinsame Vergangenheit, auch wenn ihre jeweiligen Vergangenheiten sehr ähnlich strukturiert sind (vgl. Berger, Kellner 1965, S. 223).
Veränderungen können auch eine Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit bedeuten. Wenn jedoch diese Veränderungen zu groß sind, kann es dazu kommen, dass man sich in seiner Partnerschaft nicht mehr als sich selbst fühlt. In einem solchen Fall beginnt die Suche nach dem eigenen „Ich“. Diese Suche kann wiederum dazu führen, dass man sich dazu entscheidet, sich selbst lieber als eigenständiges Individuum zu betrachten und nicht als eine, durch Partnerschaft veränderte Person. Kommt es zu der Entscheidung, als eigenständige Person leben zu wollen, ist die Beziehung als gescheitert zu betrachten. In diesem Fall sind gegenseitige Annäherungen und Kompromisse sehr unwahrscheinlich. „Dabei ist Liebe keineswegs gleichzusetzen mit Erfüllung“ (Beck 1990, S. 22). Selbst wenn der eine Partner bereit wäre sich der Liebe wegen zu verändern, würde dies nicht auf die Dauer funktionieren. Nur, wenn beide Beteiligten bereit sind die gleichen Wege zu beschreiten, kann eine gemeinsame Realitätskonstruktion funktionieren. „In diesem Sinne ist es richtig, die Beziehungen des einzelnen zu dem anderen, der für ihn von Bedeutung ist, als ein fortlaufendes Gespräch zu sehen“ (Berger, Kellner 1965, S. 222).
Nach der vorangegangenen Bearbeitung der Thematik lässt sich abschließend zusammenfassend sagen, dass es für viele Personen durchaus ein Trennungsgrund sein kann, wenn die gemeinsame Realitätskonstruktion aufgrund der eigenen Individualisierung gescheitert ist. Eine Beziehung bedeutet, dass beide beteiligten Personen Kompromisse eingehen und gemeinsam an ihrer Beziehung arbeiten müssen. Ist dies nicht der Fall, z.B. wenn ein Individuum nicht bereit ist sich auf Gespräche oder Kompromisse einzulassen, wird es unmöglich eine Beziehung langfristig aufrecht zu erhalten. Oftmals wird dann „wir haben uns auseinander gelebt“ als Grund für eine Trennung angeführt.
Wenn Partner sich jedoch bereit erklären gemeinsam an einer Beziehung zu arbeiten und auch offen für die Interessen des Anderen sind, ist es möglich, dass sich aus einer romantischen Liebe eine langjährige, intensive und vertrauensvolle Beziehung entwickelt. Dafür ist es jedoch notwendig, gemeinsame Interessen zu entdecken und sich durch Kompromisse aufeinander zu zu bewegen. Trotz dieser Kompromisse ist es möglich sich eine eigene Individualität zu bewahren. Dieses eigene „Ich“ ist auch nötig, um sich nicht der völligen Abhängigkeit dem Partner oder der Partnerin gegenüber unterworfen zu fühlen. Sich eigene Freunde und Freizeitaktivitäten zu bewahren ist dabei genauso wichtig, wie Gemeinsamkeiten zu pflegen.
Literaturverzeichnis
Beck, Ulrich und Beck-Gernsheim, Elisabeth (1990): Das ganz normale Chaos der
Liebe. Suhrkamp.
Berger, Peter und Kellner, Hansfried (1965): Die Ehe und die Konstruktion der
Wirklichkeit. In: Soziale Welt. 16. Jahrgang. Nomos Verlagsgesellschaft
mbH.
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- Daniela Zweigert (Author), 2018, Individualität in der Liebe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496213