Krieg, Leid und Terror haben die Literatur der Jahrhunderte beherrscht, weil Literatur immer auch Spiegel der jeweiligen Zeitepoche ist. Auffallend ist in der literarischen Aufarbeitung dieser Thematik ein durchgängiges Fehlen der kindlichen Perspektive, eine Tendenz, die sich bis heute gehalten hat. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, verweisen aber auch auf eine gewisse Ignoranz gegenüber dieser Gruppe der Zivilbevölkerung, die besonders Opfer und Leidtragende von kriegerischen Handlungen waren und sind.
Die beiden hier untersuchten Romane können deshalb als Ausnahmen angesehen werden, da sie Kindsein im Krieg reflektieren und Krieg als ein Leitmotiv benutzt wird. Die große zeitliche Diskrepanz, hier das 17., dort das 21. Jahrhundert, sowie die verschiedenen Romantypen, hier biografisch und dort dystopisch, mögen zunächst einer gemeinsamen Analyse widersprechen, sie wird aber durch diese zentrale Rolle des Kindes im Krieg aufgehoben und verweist auf dessen literarische Bedeutung. Beide Autoren stellen Kindsein bewusst in die Kollision zwischen Frieden (Zukunft) und Krieg (Tod).
Für eine gemeinsame Analyse beider Werke spricht ebenfalls die autofiktionale Erzählform durch einen (alten) Erzähler, der die Handlung beider Romane prägt und die Erzählung vom Ende lenkt sowie reminiszierend begleitet. Diese beiden zentralen Parallelen der Erzählung überwiegen auch die Tatsache, dass Grimmelshausen einen satirischen Roman vorlegt, der lehrhaft, unterhaltsam und moraldidaktisch verwertbar ist, etwas was EI Akkad nicht beabsichtigt. Sein Roman ist vielmehr auch politisch zu verstehen. Dennoch ist beiden Romanarten, dem satirischen Roman und der Dystopie, eins gemeinsam, nämlich die Aussagen, dass der Krieg als solcher furchtbar ist, was beide Werke ethisch lesbar macht.
Zusätzlich verweist die Entscheidung beider Autoren, Krieg und Kindheit zu thematisieren, auf eine inhaltliche und literarische Nähe beider Werke, die beide zu zentralen Werken im deutsch- und englischsprachigen Raum macht.
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- Dr. Matthias Dickert (Autor), 2019, Krieg, Leid und Terror aus der kindlichen Perspektive, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495872
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