Der demographische Wandel wird in Zukunft eine der größten Herausforderungen für unser Land sein. Hierbei ist es nicht entscheidend, dass es zahlenmäßig mehr ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt, sondern dass sich deren Zusammensetzung insgesamt mehr in Richtung ältere Menschen verschiebt. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung ist ein Problem mit gravierenden Auswirkungen auf unsere sozialen Lebensweisen und Sicherungssysteme insbesondere dem Gesundheitssystem (Bundesministerium des Inneren, 2004).
So wird es eine grundlegende Aufgabe für jede Form des Gesundheitsmanagements sein, für die Zukunft des Gesundheitswesens eine Effizienz- und Qualitätssteigerung der Versorgung zu erreichen. Dies kann unter anderem durch eine bessere Vernetzung oder Koordination und Kooperation der medizinischen, sozialen, pflegerischen und hauswirtschaftlichen Dienste erreicht werden. Ebenfalls wichtig ist schon jetzt eine bedarfsgerechte Planung, Anpassung und notfalls Umstrukturierung von Versorgungskapazitäten. Hinzu kommt noch das Schließen von Lücken im Versorgungsangebot durch den Aufbau neuer Dienste und Einrichtungen, sowie eine quantitative und qualitative Weiterentwicklung vorhandener Versorgungseinrichtungen. Auch kann schon eine heutzutage beginnende stärkere Fokussierung auf Prävention und Gesundheitsförderung zu einem längeren gesunden Leben, mit höherer Qualität insbesondere im Alter, beitragen.
Für das Gesundheitsmanagement ist die Demografie, Alterung und Gesundheit daher ein wichtiges Thema, um sich frühzeitig mit dem zukünftigen Bedarf und den Anforderungen an das Gesundheitswesen auseinander setzen zu können. Denn dann können rechtzeitig Strategien und Veränderungen geplant und eingeleitet werden, um sich den Unwägbarkeiten der Zukunft entgegenzustellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Demografische Entwicklung
2.1. Veränderungen auf das Krankheitsspektrum
2.2. Auswirkungen auf das Gesundheitssystem
3. Gesundheitsmanagement
3.1. Zukünftige Anforderung an die kurative Medizin
3.2. Zukünftige Anforderung an die Pflege und Rehabilitation
3.3. Zukünftige Anforderung an die Gesundheitsförderung und Prävention
4. Anforderung und Handlungsbedarf für die Kompetenzentwicklung der beteiligten Gesundheitsberufe
4.1 Anforderung an die Kompetenzentwicklung beim Gesundheitsmanagement
5. Qualifikationsanforderungen der Beschäftigten des Gesundheitsmanagements am Beispiel der Pflege
6. Zusammenfassung
Grafiken
Quellennachweis
1. Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Alt werden bei guter Gesundheit“, dieser Wunsch geht in unserer Gesellschaft für immer mehr Menschen in Erfüllung…“ (Schmidt, U. 2004).
Doch der Weg hin zu einem gesunden Altern für die ganze Gesellschaft ist noch sehr steinig und birgt Gefahren. So wird besonders der demographische Wandel in Zukunft eine der größten Herausforderungen für unser Land sein. Hierbei ist es nicht entscheidend, dass es zahlenmäßig mehr ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt, sondern dass sich deren Zusammensetzung insgesamt mehr in Richtung ältere Menschen verschiebt. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung ist ein Problem mit gravierenden Auswirkungen auf unsere sozialen Lebensweisen und Sicherungssysteme insbesondere
dem Gesundheitssystem (Bundesministerium des Inneren, 2004). Somit ist der demo-grafische Wandel für das Gesundheitsmanagement ein bedeutendes Thema, weil er nach neuen Strategien verlangt, die es heute schon zu planen gilt.
Ich möchte daher in meinem Vortrag zuerst einen kurzen Überblick über den zu erwartenden demografischen Wandel in Deutschland mit seinen Auswirkungen auf das Gesundheitssystem geben. Danach werde ich erläutern, was die zukünftigen Anforderungen an die kurative Medizin, Pflege, Rehabilitation, Prävention und Gesundheitsförderung sein werden um der Herausforderung einer alternden Gesellschaft zu begegnen und welche Rolle hierbei insbesondere das Gesundheitsmanagement spielt. An einem Beispiel aus dem Bereich Pflege möchte ich dann zum Schluss noch aufzeigen über welche Qualifikationen die Beschäftigten des Gesundheitsmanagements verfügen müssen, um dem zukünftig veränderten Versorgungsbedarf gerecht zu werden.
2. Demografische Entwicklung
Die demografische Entwicklung wird im Wesentlichen durch zwei Faktoren geprägt: zum einen durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung, die sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der sinkenden Geburtenrate ergibt, sowie durch die Migration, also die Zu- und Abwanderung von Bevölkerungsteilen.
Die Geburtenrate in Deutschland liegt derzeit auf einem niedrigen Niveau von rechnerisch 1,3 Kindern je Frau. Es wird erwartet, dass ab 2011 eine Konstanz der Geburtenhäufigkeit von 1,4 Kindern pro Frau bis zum Jahr 2050 besteht. Damit ist die Geburtenrate weit entfernt von der ideal-theoretischen Zahl von 2,1 Kindern pro Frau, um eine Bevölkerung durch sich selbst konstant halten zu können. Diese niedrige Geburtenziffer bedeutet auch, dass jede Generation um ein Drittel abnimmt, da sowohl die Anzahl potenzieller Eltern als auch die Geburten je Frau zurückgegangen sind (Statistisches Bundesamt, 2003).
Die Gründe für den Verzicht auf Kinder sind vielfältiger Natur. So ist diese Entwicklung geprägt durch eine Reihe von ökonomischen, sozialen und psychologischen Faktoren, die mittlerweile Bestandteile des sozialen Lebens geworden sind. So hat sich beispielsweise die Struktur von Lebensgemeinschaften geändert. Viele Menschen wählen für sich nicht mehr das Lebensmodell Ehe und wünschen sich Kinder. Oftmals bleiben sie auch ganz alleine. Ein anderer Grund ist ökonomischen Ursprungs. Durch einen oftmals späteren Berufseinstieg, oder der Arbeit und Karriere der Frau, stehen zunächst die Etablierung im Berufsleben und die finanzielle Absicherung im Vordergrund. Kinder werden in diesem Zusammenhang oft als Kostenfaktor angesehen, den man sich auf Grund der sonstigen sozialen Anforderungen nicht mehr leisten kann und will. Zudem hat die Familie, begründet durch das Vorhandensein moderner staatlicher Sicherungssysteme wie z.B. die Renten- oder Pflegeversicherung, ihre Bedeutung als sozialer Sicherungsfaktor eingebüßt.
Neben der sinkenden Geburtenrate kommt es zudem zu einem veränderten Anstieg der Lebenserwartung, was ebenfalls einen Einfluss auf die demografische Entwicklung hat.
Grund hierfür sind Fortschritte im Gesundheitswesen, die Entwicklung im medizinisch-technischen Bereich, Hygiene, Ernährung, Veränderungen bei den Wohn- und Arbeitsbedingungen sowie der gestiegene materielle Wohlstand. So nahm seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem die Säuglings- und Kindersterblichkeit spürbar ab. Starben vor 100 Jahren noch 200 von 1000 Kindern im ersten Lebensjahr, so sind es heute nur noch vier Kinder (Statistisches Bundesamt, 2003). Durch die sich verändernden Lebensbedingungen erhöhte sich zudem seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Lebenserwartung von neugeborenen Kindern um ca. 30 Jahre. So hatte ein um 1910 geborener Junge eine Lebenserwartung von 47 Jahren und ein Mädchen von 51 Jahren. In den Jahren 1998 bis 2000 geborene Jungen haben dagegen eine Lebenserwartung von 75 und Mädchen von 81 Lebensjahren. Doch auch die durchschnittlich zu erwartende Lebenszeit der älteren Bevölkerung, ausgedrückt in der fernen Lebenserwartung, hat sich verlängert. So kann ein heute 60-jähriger Mann damit rechnen, noch etwa 19 Jahre zu leben. Vor hundert Jahren hatte er eine um ca. 6 Jahre geringere ferne Lebenserwartung. Bei den 60-jährigen Frauen liegt sie heute bei noch etwa 23 Jahren zu erwartender Lebenszeit, während diese vor hundert Jahren ca. 14 Jahre weniger betrug (Statistisches Bundesamt, 2003).
Ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung in diesem Maße ist schwer zu prognostizieren, doch kann mit Blick auf andere entwickelte Staaten der Welt davon ausgegangen werden, dass Verbesserungen in der medizinischen und sozialen Versorgung und eine gesundheitsbewusstere Lebensweise noch zu einem weiteren Anstieg in Deutschland führen können (Statistisches Bundesamt, 2003). Gleichzeitig kann man aber auch von einer Verlangsamung der Entwicklung ausgehen, da die Möglichkeiten von nachhaltigen Veränderungen oder der scheinbar grenzenlose Fortschritt, insbesondere im medizinisch-technischen Bereich des Gesundheitswesens, auch an ihre Grenzen stoßen.
Die geburtenstarken Jahrgänge werden in den nächsten 50 Jahren in die hohen Altersgruppen hineinwachsen. Dadurch werden auch die jährlichen Sterbefälle steigen. Bei gleichzeitig zu erwartenden niedrigen Geburtenraten wird es zu einem Schrumpfen der Bevölkerung kommen, wenn die Sterbefälle die Zahl der Geburten übersteigen. Es ist zu erwarten, dass im Jahr 2010 über 300.000 Menschen, und im Jahr 2030 über 500.000 Personen mehr sterben als geboren werden (Statistisches Bundesamt, 2003).
Die Migration, also die Einwanderung ausländischer Personen, kann das Schrumpfen der deutschen Bevölkerung nur verlangsamen. Eine völlige Umkehr, hin zu einem positiven Wachstum der Bevölkerungszahl in Deutschland, kann durch Migration jedoch nicht erwartet werden. Die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland hängt im Wesentlichen von der politischen, demographischen oder wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern ab und gleichzeitig von der Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt, sowie der wirtschaftlichen und sozialen Attraktivität Deutschlands im All-gemeinen. In Folge der sich ändernden Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland muss man bei der Betrachtung der zukünftigen demografischen Entwicklung Deutschlands auch von unterschiedlichen Szenarien der Einwanderungszahlen ausgehen. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass die Migration einen langfristig positiven Verjüngungseffekt für die demografische Entwicklung Deutschlands hat, da in der Regel die zuziehenden ausländischen Personen zu einer jungen und gesunden Bevölkerungsschicht gehören. (Statistisches Bundesamt, 2003).
Wie wirken sich also nun sinkende Geburtenzahlen, steigende Lebenserwartung und unterschiedliche Migrationspotenziale auf die zukünftig zu erwartende demografische Entwicklung Deutschlands konkret aus? Betrachten wir dazu die Bevölkerungspyramiden von 1910, 2001 und 2050 (Siehe Grafik 1, S.II). Der Bevölkerungsaufbau von 1910 entspricht noch wirklich dem Bild einer Pyramide. Eine breite junge Basis mit einer nach oben hin sich verjüngenden Spitze im Alter zeigt, dass damals noch eine große Geburtenrate bestand. Die jüngeren Jahrgänge waren stets in der Mehrzahl gegenüber dem nächstfolgenden älteren Jahrgang. Die Bevölkerungsverteilung von 2001 gleicht demgegenüber einer Bemerkung des Bevölkerungsstatistikers Paul Flaskämper, mehr einer „zerzausten Wettertanne“ (Statistisches Bundesamt, 2003). Neben den Einkerbungen durch die Kriege kann man deutlich erkennen, dass die Zahl der unter 30-jährigen geringer ist als die der über 30-jährigen. Hier zeigt sich schon stark die abnehmende Geburtenrate. Die 30-45 jährigen stellen einen noch starken Geburtsjahrgang da. Ebenso ist es bei den 60-80 jährigen.
Die heutige Altersstruktur hat auch schon einen starken Einfluss auf die künftige Bevölkerungszahl und deren Aufbau. Denn die heute geburtenstarken mittleren Jahrgänge wechseln ab dem Jahr 2020 allmählich in das Seniorenalter über. Damit wird der Anteil der Älteren an der Bevölkerung zunehmen. Bei weiterhin gleich niedrig bleibender Geburtenrate wird die Bevölkerungspyramide im Jahr 2050 eher einem schlanken Pilz gleichen. Zumindest im oberen Altersbereich wird es keine klare Entwicklung hin zu einer Spitze geben sondern eine Art breiter Hut bildet den Abschluss. Bei der näheren Betrachtung der Bevölkerungszusammensetzung sieht man, dass nach neuesten Modellrechnungen der Anteil der 65-Jährigen und älteren von heute 17,1% auf 29,6% im Jahre 2050 steigen wird. Ebenso erhöht sich der Anteil der Hochbetagten (80 Jahre und älter) von 0,5% im Jahre 1910 auf heute 4% und auf ca. 12% im Jahre 2050 (Bundesministerium des Inneren 2004, siehe auch Grafik 2, S. III). Es werden immer mehr ältere Menschen immer weniger jüngeren Menschen gegenüber stehen.
Die zu erwartenden Bevölkerungszahlen schwanken unterschiedlich je nach Modellrechnungstyp von heute 82 Mio. Menschen, dann zwischen 60,1 Mio. bis 72,0 Mio. Menschen im Jahr 2050. Bei der Berechnung kommt es darauf an welches Maß bei der zu erwartenden Geburtenrate und Zuwanderungsrate berücksichtigt wird. Ebenso wird dann auch der Altersquotient, also der Anteil der 60-jährigen und Älteren auf je 100 Personen im Alter von 20 bis unter 60 Jahren, von heute 38,6 auf 76,4 bis 99,1 im Jahre 2050 ansteigen (Schlussbericht der Enquete-Kommission, 2002). Die große Bandbreite wird wieder durch unterschiedliche Annahmen der Bevölkerungsentwicklung verursacht. Man erkennt aber deutlich wie stark dieser zukünftig ansteigen wird. Immer mehr Ältere Menschen werden weniger jüngeren Menschen im erwerbsfähigen Alter gegenüber stehen.
Doch selbst eine große Kinderzahl und Geburtenrate würde jetzt nichts mehr an der Zunahme der älteren Bevölkerung in einigen Jahrzehnten ändern. Die Alterung der Bevölkerung ist heute schon in der jetzigen Bevölkerung festgelegt, weil die Rentner von morgen schon geboren sind und damit ihre Zahl auch schon bekannt ist. Selbst Geburtenraten oder Zuwanderungen in den heutigen Größenordnungen können den Prozess der demographischen Alterung lediglich verlangsamen aber nicht völlig umkehren (Bundesministerium des Inneren, 2004)
2.1 Veränderungen des Krankheitsspektrums
Die demografische Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf das Krankheitsspektrum. Dies wird wiederum unser Gesundheitssystem im großen Maße beeinflussen und einen veränderten Versorgungsbedarf bewirken.
Das Krankheitsspektrum hat sich in den letzten 100 Jahren geändert. Waren es früher eher Infektionskrankheiten die die größte Rolle spielten, so sind es heute die chronisch degenerativen Krankheiten. Allen voran sind es Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, bösartige Neubildungen und Krankheiten des Bewegungs- und Stützapparates. Gerade diese Krankheitsbilder haben aber auch ihre Tücken, da sie nur bedingt durch die kurative Medizin aufzuhalten sind. Die Medizin kann bei diesen langsam fortschreitenden Krankheitsbildern zwar vorübergehend Linderung der Beschwerden oder Symptome erreichen, aber keine Heilung im Sinne einer vollständigen Wiederherstellung der vollen Leistungsfähigkeit. Die kurative Medizin ist eigentlich darauf ausgerichtet, ursächliche Zusammenhänge von Beschwerden zu suchen und vollständig zu therapieren. Chronisch degenerative Erkrankungen haben aber zumeist keine abgrenzbaren Ursachen. Sie entstehen durch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren auf unterschiedlichen Regulationsebenen, wie zum Beispiel genetische oder psychologische Faktoren oder Umwelteinflüsse, was daher eine vollständige Heilung erschwert (Gerber, U. & von Stünzner, W. 1999). Abschließend kann man erwarten, dass bei zunehmender Lebensspanne besonders der Anteil chronisch kranker Menschen, die ärztlicher oder pflegerischer Versorgung bedürfen, im Alter weiter zunehmen wird.
2.2 Auswirkungen auf das Gesundheitssystem
Welche Auswirkungen hat nun die demografische Entwicklung auf das Gesundheitssystem genau? Kann man pauschal sagen es wird mehr ältere Menschen mit mehr Krankheiten und dadurch verbunden steigende Kosten geben?
Das deutsche Gesundheitssystem ist so ausgerichtet, dass eine hochwertige und für die gesamte Bevölkerung zugängliche medizinische Versorgung mit einem quantitativ großen Versorgungsnetzwerk besteht. Diese Quantität und Qualität hat sicher ihren Preis. Allerdings wird der Kostendruck auf das System immer größer weil Nutzen und Aufwand in einem schon derzeit nicht angemessenen wirtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen. Die Versorgung zeigt insgesamt oftmals starke Qualitäts- und Effizienzmängel bei der Nutzung des Gesamtsystems. Hinzu kommt auch noch individuelles gesundheitliches Fehlverhalten. Die demografische Entwicklung wird zweierlei Auswirkungen auf das derzeitige Gesundheitssystem haben. Einerseits hat die Zunahme älterer Menschen im Rentenalter eine geringere Einnahmeseite in der gesetzlichen Krankenversicherung zur Folge, was dann Einfluss auf die Finanzierung des Systems hat. Zwar zahlen Rentner weiterhin Beiträge zur gesetzlichen Krankenersicherung doch orientieren sich diese an dem niedrigen Rentenniveau. Gleichzeitig nimmt auch der Anteil junger gut verdienender Beitragszahler an der Gesamtbevölkerung ab. Die Finanzierung des Systems in der Zukunft ist somit nicht gesichert (Enquete-Kommission, 2002). Allerdings möchte ich Lösungsmöglichkeiten oder Gestaltungsmöglichkeiten für die Finanzierung des zukünftigen Gesundheitssystems hier nicht weiter thematisieren. Als zweites wird die demographische Entwicklung die Ausgabenseite des Gesundheitssystems beeinflussen. In welcher Form dies geschehen wird, dazu werden zwei unterschiedliche Thesen diskutiert.
Laut Kompressionsthese soll die verlängerte Lebenserwartung auch mit einem Hinausschieben schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen verbunden sein. Die Menschen bleiben aufgrund der besseren Hygiene, gesünderen Lebensweise und Ernährung und sonstigen Verbesserungen im medizinisch-technischen Bereich länger am Leben und werden somit bis kurz vor Ihrem Tod mit funktionalen Einschränkungen im Leben verschont was zu keinen zusätzlichen Kosten aufgrund des Alters führen würde. Bei der pessimistischen Medikalisierungsthese ist vieles genau umgekehrt. Die verlängerte Lebenserwartung führt vielfach zu einer verlängerten Patientenkarriere mit chronischen Erkrankungsformen (Tumorerkrankungen, Verschleißerscheinungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, Demenz). So wären die letzten Lebensjahre stark durch erhöhte funktionale Einschränkungen und Pflegebedürftigkeit beeinflusst, was wiederum höhere Kosten verursacht. Als Synthese wird ein bi-modales Konzept angesehen, bei dem es zu einem verbesserten Gesundheitszustand der kommenden Generationen mit längerer Lebenserwartung kommt, gleichzeitig aber der Anteil behinderter, gesundheitlich beeinträchtigter und pflegebedürftiger älterer Menschen zunehmen wird. Genau sind solche Prognosen aber nicht sicher zu beurteilen und zu erstellen (Pfeifer, D. & Raffauf, P. 2005).
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- Citation du texte
- Andreas Delvos (Auteur), 2005, Warum ist Demografie, Alterung und Gesundheit ein wichtiges Thema für das Gesundheitsmanagement?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49498
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