Der Hyperkonsum der Gesellschaft führt zu Ressourcenknappheit und einer steigenden Abfallproduktion, was die Umwelt immer stärker belastet. Daher entwickelt sich seit einigen Jahren ein ökonomisches Modell, das sich Sharing Economy nennt. Die Intention dieser Ökonomie ist es, durch Teilen von Eigentum den Hyperkonsum und dessen Folgen zu reduzieren.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Bestimmung möglicher Entwicklungspotenziale und -tendenzen innerhalb der Sharing Economy. Dazu wird zunächst die bekannte Theorie nach Rachel BOTSMAN erörtert, kritisiert und weiterentwickelt. Es folgt eine Ist-Analyse, in welcher aktuelle Anwendungen beschrieben, klassifiziert und beurteilt werden. Im Anschluss wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Wie steht die deutsche Gesellschaft der Sharing Economy gegenüber?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage, wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Diese richtete sich an die deutschsprachige Bevölkerung zwischen 18 und 60 Jahren. Die Beantwortung der Fragen zeigte, dass die Mehrheit der Deutschen nichts unter dem Begriff Sharing Economy versteht, ihn jedoch nach einer Erklärung sehr positiv bewertet. Weiterhin konnte durch die Umfrage ermittelt werden, welche Güter die deutsche Gesellschaft bereit ist zu teilen und welche Motivation die Menschen antreibt, Teil der Sharing Economy zu sein.
Auf dieser Grundlage können einerseits neue Geschäftsmodelle abgeleitet werden, andererseits können bereits bestehende Unternehmen ihre Ausrichtung überprüfen und ggf. anpassen.
Diese Arbeit richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich einen Einstieg in das Thema Sharing Economy wünschen oder nach weiteren Informationen suchen. Weiterhin können Unternehmen durch die Ergebnisse der Studie einen ersten Eindruck über den potentiellen deutschen Sharing-Markt und mögliche Marktlücken gewinnen.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Der Begriff Sharing Economy
1.2 Die Historie der Sharing Economy
1.3 Notwendigkeit
1.4 Ziel
2. Grundlagen
2.1 Abgrenzung der Sharing Economy nach BOTSMAN
2.2 Kritik an der Theorie nach BOTSMAN
2.3 Weiterentwicklung der Darstellung
2.4 Relevante Megatrends
3. Ist-Analyse
3.1 Beschreibung der aktuellen Anwendung
3.2 Klassifizierung der aktuellen Anwendungen
3.3 Beurteilung der aktuellen Anwendungen
4. Methodik der empirischen Forschung
4.1 Bedeutung, Ziele, Aufgaben und Voraussetzungen
4.2 Methoden der empirischen Forschung
4.3 Der idealtypische Ablauf
4.4 Anwendung des idealtypischen Ablaufs nach BELLER
5. Beurteilung
5.1 Beurteilung der Studienergebnisse
5.2 Abschätzung des Zukunftspotenzials
5.3 Kritik an der Sharing Economy
5.4 Identifizierung weiterer Bereiche
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Experteninterview
Anhang-Verzeichnis
Anhang
Abstract
Der Hyperkonsum der Gesellschaft führt zu Ressourcenknappheit und einer steigenden Abfallproduktion, was die Umwelt immer stärker belastet. Daher entwickelt sich seit einigen Jahren ein ökonomisches Modell, das sich Sharing Economy nennt. Die Intention dieser Ökonomie ist es, durch Teilen von Eigentum den Hyperkonsum und dessen Folgen zu reduzieren.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Bestimmung möglicher Entwicklungspotenziale und -tendenzen innerhalb der Sharing Economy. Dazu wird zunächst die bekannte Theorie nach Rachel BOTSMAN erörtert, kritisiert und weiterentwickelt. Es folgt eine Ist-Analyse, in welcher aktuelle Anwendungen beschrieben, klassifiziert und beurteilt werden. Im Anschluss wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Wie steht die deutsche Gesellschaft der Sharing Economy gegenüber?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage, wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Diese richtete sich an die deutschsprachige Bevölkerung zwischen 18 und 60 Jahren. Die Beantwortung der Fragen zeigte, dass die Mehrheit der Deutschen nichts unter dem Begriff Sharing Economy versteht, ihn jedoch nach einer Erklärung sehr positiv bewertet. Weiterhin konnte durch die Umfrage ermittelt werden, welche Güter die deutsche Gesellschaft bereit ist zu teilen und welche Motivation die Menschen antreibt, Teil der Sharing Economy zu sein.
Auf dieser Grundlage können einerseits neue Geschäftsmodelle abgeleitet werden, andererseits können bereits bestehende Unternehmen ihre Ausrichtung überprüfen und ggf. anpassen.
Diese Arbeit richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich einen Einstieg in das Thema Sharing Economy wünschen oder nach weiteren Informationen suchen. Weiterhin können Unternehmen durch die Ergebnisse der Studie einen ersten Eindruck über den potentiellen deutschen Sharing-Markt und mögliche Marktlücken gewinnen.
The hyper-consumption of society leads to scarcity of resources and increasing waste production, which more and more pollutes the environment. Therefore, an economic model called sharing economy has been developed. The intention of this principal is to reduce hyper-consumption and its flea by sharing property.
The aim of this work is the determination of possible development potentials and trends within the sharing economy. First, the well-known theory according to Rachel BOTSMAN is discussed, criticized and further developed. An actual analysis follows, in which current applications are described, classified and assessed. The following research question is then focused: What is the German society's attitude towards the sharing economy?
To answer the research question, an online survey was conducted. This was addressed to the German-speaking population between 18 and 60 years. The results of the questions showed that the majority of Germans do not understand the term "sharing economy", but rate it very positively after an explanation. Furthermore, the survey was able to determine which goods the German society is willing to share and what motivates people to be part of the Sharing economy.
On the one hand, new business models can be created based on this; on the other hand, existing companies can check their alignment and adjust if necessary.
This work is aimed at readers who want to get started in the topic Sharing Economy or are looking for more information. Furthermore, companies can gain a first impression of the German sharing market potential and possible market gaps through the results of the study.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Prinzip der Sharing Economy
Abbildung 2: Entwicklung der Rohstoffentnahme seit 1900
Abbildung 3: Die Collaborative Economy nach BOTSMAN
Abbildung 4: Interaktionsmöglichkeiten innerhalb der Collaborative Economy
Abbildung 5: Die Einordnung der Sharing Economy in die Collaborative Economy
Abbildung 6: Die neun größten Megacities der Welt
Abbildung 7: Umsatzentwicklung im Connected-Car-Segment bis 2023
Abbildung 8: Weltweite Entwicklung des CO2-Ausstoßes
Abbildung 9: Prognose bis 2035 – Mobilität
Abbildung 10: Kosten pro Passagier pro Kilometer
Abbildung 11: Anzahl gegründeter Unternehmen der Collaborative Economy
Abbildung 12: Anzahl der benötigten Erden
Abbildung 13: Vergleich der Nutzerzahlen von Airbnb und der Sharing Economy in den USA
Abbildung 14: Vergleich von Carsharing-Anbietern in Deutschland
Abbildung 15: Der idealtypische Ablauf einer empirischen Forschung nach BELLER
Abbildung 16: Meinung über das Prinzip der Sharing Economy
Abbildung 17: Die bekanntesten 10 Sharing-Anbieter in Deutschland
Abbildung 18: Bereitschaft Eigentum als Anbieter zu teilen
Abbildung 19: Motivationen, die hinter dem Teilen stecken
1. Einleitung
Die Einleitung soll den Grund der Themenbearbeitung darstellen und in die Inhalte einführen. Dafür wird zunächst der Begriff „Sharing Economy“ und anschließend die Ausgangssituation beschrieben. Dabei wird vor allem auf dessen Historie eingegangen. Es folgt ein Abschnitt über die Problemstellung und schließlich über das Ziel der Studienarbeit.
1.1 Der Begriff Sharing Economy
Für den Begriff „Sharing Economy“ existiert keine alleinige Definition. Es handelt sich vielmehr um einen Ausdruck, der in der Literatur unterschiedlich interpretiert und definiert wird.
Zum einen wird unter Sharing Economy „das systematische Ausleihen von Gegenständen und gegenseitige Bereitstellen von Räumen und Flächen, insbesondere durch Privatpersonen und Interessengruppen“[1] verstanden. Die Bundesvereinigung Logistik definiert den Begriff gleich, fügt jedoch weiterhin die zeitgleiche gemeinsame Nutzung sowie „das Teilen von Wissen, Informationen und Daten“[2] hinzu.
Auf der anderen Seite liegt der Fokus darauf, dass sich die gesellschaftliche Grundhaltung der Menschen, laut GODELNIK vor allem die der sogenannten Millennials (Generation Y)[3], verändert habe. Die Mentalität messe dem Zugang zu Produkten und Dienstleistungen einen höheren Wert bei als dem klassischen Besitz.[4] Diese Auffassung vertritt ebenfalls April RINNE. Laut ihr hängt der Wandel mit digitalen und mobilen Technologien zusammen, da sie den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen auf Abruf erleichtern.[5]
Weiterhin ist RINNE der Ansicht, dass durch den gemeinsamen Gebrauch nicht genutzter Vermögenswerte die Effizienz, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft verbessert werden.[6] Das australische Unternehmen SPACER, welches vor allem als Plattform für die private Vermietung von Parkplätzen und Garagen agiert, wirbt dahingegen damit, dass Menschen Geld verdienen können, indem sie ungenutzten Platz vermieten. Nebenbei würden sie damit den Bedürftigen helfen.[7]
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es sich bei der Sharing Economy um ein Wirtschaftsmodell handelt, welches sich durch das Teilen von freiem Platz, ungenutzten Gütern, Dienstleistungen und Geld gegen eine mögliche anfallende Gebühr auszeichnet, wobei das Ziel von sozialer, ökologischer sowie ökonomischer Kultur sein kann und der mögliche Zugang über dem klassischen Eigentum steht. Die wichtigste Grundvoraussetzung gestaltet sich in der notwendigen digitalen Plattform, um Anbieter, die in der Sharing Economy nicht nur Firmen, sondern viel häufiger Privatpersonen sind, und Konsumenten zusammenzuführen, wie in Abbildung 1 ersichtlich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Das Prinzip der Sharing Economy[8]
1.2 Die Historie der Sharing Economy
Das Prinzip des Teilens wurde bereits Jahrhunderte vor der Einführung der Sharing Economy ausgeübt, da es die Menschen laut Biologen und Soziologen bereits zu Zeiten des Jagens und Sammelns praktizieren.[9] In dieser Zeit lernten sie miteinander zu kooperieren, sich zu unterstützen und zu teilen, um zu überleben.[10] Laut BUCZYNSKI haben sich die Werte der Kooperation und des Teilens über die Jahre hinweg als natürliche Verhaltensweisen etabliert, wobei sich die Motivationen und Methoden grundlegend verändert haben.[11] So ging es früher vorrangig um den Überlebenstrieb und heute neben der Hilfe für Mitmenschen zumeist um wirtschaftliche Gründe wie beispielsweise Geld zu sparen oder zu verdienen.[12]
TÄUBNER schreibt in ihrem Artikel „Meins bleibt meins“ über „die kapitalismusfeindliche Ökobewegung der Siebzigerjahre“[13], in welcher der gemeinschaftliche Konsum höher als die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Einzelnen stand. Die Anhänger der Bewegung erhofften sich die Verhinderung der Exploitation der Umwelt und eine daraus resultierende Ressourcenschonung.[14] Hieraus ist ersichtlich, dass in den Siebzigerjahren die Motivation für Teilen vorrangig der Umwelt diente.
Auch Airbnb Co-Gründer Brian Cheskyn weist auf die Ressourcenknappheit hin. Er ist der Ansicht, dass die Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg eher wie eine Gemeinschaft lebte, da man Urlaub bei Freunden machte oder Dinge tauschte, um Geld zu sparen. Gründe für die Veränderung der Denkweise seien „der gesteigerte Konsum und das Wirtschaftswachstum“[15] nach dem Krieg gewesen, welche zu der heutigen Ressourcenknappheit führten.[16]
Wie bereits in Kapitel 1.1 skizziert, ist eine Grundvoraussetzung für die Sharing Economy eine digitale Plattform. Die weltweit erste Vernetzung von Computern fand 1969 in den USA durch die Advanced Research Projects Agency (ARPA) statt. Drei Jahre später wurde die E-Mail von Raymond Tomlinson erfunden. Sie ermöglichte das elektronische Versenden von Briefen. Im Jahr 1989 entwickelte Timothy Berners-Lee das Programm World Wide Web, um seinen Kollegen den Informationsaustausch über Projekte zu ermöglichen, welches er zwei Jahre später im Internet veröffentlichte. In den folgenden Jahren stieg die Zahl im Netz kooperierenden Rechner exponentiell an. Neben der ersten Suchmaschine „Veronica“ waren 1992 im Netz bereits die ersten Audio- und Videosendungen zu finden. Die wohl bekannteste freie Enzyklopädie mit dem Namen „Wikipedia“ entstand im Jahr 2001. Bis zum Jahr 2005 wurden die Internetseiten von wenigen Menschen erstellt und gepflegt. Der Großteil der Nutzer waren Konsumenten, die sich beispielsweise Informationen beschafften. Der Begriff „Web 2.0“ wurde in jenem Jahr populär. Er steht dafür, dass die nutzenden Personen fortan zum Produzent und somit Anbieter werden. Beispiele hierfür sind die Videoplattform YouTube und das Soziale Netzwerk Facebook. Durch die Einführung von digitalen Plattformen, auf denen die Nutzer miteinander kommunizieren konnten, wurde die Grundbedingung[17] für die Sharing Economy im Jahr 2005 erfüllt.[18]
Der genaue Beginn der Ökonomie des Teilens lässt sich nicht bestimmen, da es sich um einen schleichenden Prozess handelt:
Das im Jahr 1999 gegründete Carsharing-Unternehmen Zipcar vermietete zu Beginn klassisch über Büros, sodass es zunächst nicht zur eigentlichen Sharing Economy, wie in Kapitel 1.1 definiert, gezählt werden kann, da die notwendige digitale Plattform fehlt. Diese wurde jedoch im Jahr 2009 als iPhone App vorgestellt, wodurch das Unternehmen zum Sharing-Anbieter wurde.[19]
Das wohl bekannteste und bisher prägendste Unternehmen der Sharing Economy ist Airbnb, welches im Jahr 2008 durch die Erstellung einer einfachen Website durch Joe Gebbia, Brian Chesky und Nathan Blecharczyk gegründet wurde. Auf dieser können sich seitdem private Anbieter und Nachfrager finden. Die Idee Schlafplätze in einem unbenutzten Zimmer der eigenen Wohnung zu vermieten, entstand aus der Not an Hotelzimmern während der jährlichen Industrial Design Conference in San Francisco und stieß direkt auf Erfolg. Bereits nach zwei Jahren zählte Airbnb über 210.000 registrierte Nutzer und 28.000 zu vermietende Objekte in über 157 Ländern.[20]
2009 wurde das ebenfalls weltbekannte Unternehmen Uber von Travis Kalanick und Garrett Camp gegründet. Die Idee kam den Gründern während des Winters im Jahr 2008 in Paris, da sie kein Taxi fanden. Der einfache Wunsch über das Smartphone eine Fahrt zu buchen, die durch eine flexible Privatperson durchgeführt werden kann, sorgte für eine bahnbrechende Erfindung eines Netzwerks für den Personentransport.[21] Inzwischen bedient Uber monatlich 91 Millionen Kunden.[22]
Obwohl die drei genannten Unternehmen zu den größten und bekanntesten gehören, sind sie trotzdem keine Grundlage für die Definition eines diskreten Startzeitpunktes der Sharing Economy, da es neben ihnen auch viele kleine Unternehmen gibt, die zwar nicht so bekannt sind, jedoch schon etwas länger existieren.
1.3 Notwendigkeit
Der heutige Hyperkonsum der Menschheit ist Auslöser für die Notwendigkeit der Sharing Economy.[23] Im Jahr 1999 schrieben drei Umweltaktivisten des Rocky Mountain Institutes ein Buch über Öko-Kapitalismus. Aus diesem geht hervor, dass seit 1950 mehr Güter und Dienstleistungen konsumiert wurden als in allen vorherigen Generationen zusammen.[24]
Dieser Hyperkonsum führt einerseits zu einem enorm hohen Ressourcenverbrauch zur Produktion von vordergründig unnatürlichen Gütern und andererseits zu einer erheblichen Menge an Abfall.[25]
Natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser oder Materialen werden bei vielen Handlungen des alltäglichen Lebens beispielsweise der Fahrt mit dem Auto, dem Kauf eines Stückes Fleischs oder neuen Smartphones verbraucht. Hinzu kommt der Ausstoß von verschiedenen Treibhausgasen wie Methan und Kohlendioxid (CO2). Viele natürliche, jedoch nicht erneuerbare Rohstoffe wie Öl oder Metall werden verbraucht, sind allerdings nicht unendlich verfügbar, was zu einer Ressourcenknappheit führt.[26] In Abbildung 2 wird die Entwicklung der Rohstoffentnahme seit dem Jahr 1900 dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entwicklung der Rohstoffentnahme seit 1900[27]
Durch die steigende Rohstoffentnahme wird das ökologische Gleichgewicht nach und nach zerstört. Die Folgen sind weitreichend und umfassen beispielsweise die Zerstörung von Tropenwäldern, die Aufheizung der Erdatmosphäre sowie die Schadstoffkontamination von Gewässern.[28]
Neben der stark steigenden Entnahme von Rohstoffen, die zur Produktion von Gütern verwendet werden, ist vor allem der daraus resultierende Abfall eine negative Auswirkung für die Umwelt. Am 3. August 1997 entdeckte der Segler und Umweltschützer Charles Moore durch Zufall den sogenannten Great Pacific Garbage Patch. Dabei handelt es sich um die größte Mülldeponie der Welt, welche sich jedoch nicht auf dem Land befindet, sondern im Pazifischen Ozean zwischen Japan, Hawaii und Kalifornien schwimmt. Mit der vierfachen Fläche von Deutschland, umfasst der Great Pacific Garbage Patch ca. 1,4 Millionen Quadratkilometer. Das Treibgut wird insgesamt auf mindestens drei Millionen Tonnen geschätzt und besteht größtenteils aus Kunststoff, der im Gegensatz zum früheren Treibgut, wie Holz oder Seile, nicht abbaubar ist.[29] Laut BOTSMAN ist die Entwicklung von Gewohnheiten der Menschen ein großer Teil des Problems. Ein Beispiel sei der Kauf von Kunststoff-Wasserflaschen, über den man im Alltag nicht mehr nachdenke.[30]
1.4 Ziel
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse von Entwicklungspotenzialen und -tendenzen innerhalb der Sharing Economy. Darüber hinaus sollen Zukunftspotentiale und mögliche neue Bereiche der Ökonomie des Teilens identifiziert werden.
Dazu werden zunächst einige Grundlagen vermittelt, die den Einstieg in das Thema erleichtern sollen. Es wird einerseits die Einordnung und Abgrenzung der Sharing Economy in die Wirtschaft vorgenommen sowie andererseits ein Blick auf relevante Megatrends geworfen, um die Bedeutung für die Zukunft aufzuzeigen. Es folgt eine Ist-Analyse der Sharing Economy in Form einer Erläuterung des privaten und geschäftlichen Sektors anhand von Beispielen, eine anschließende Klassifizierung in verschiedene Bereiche sowie die Beurteilung einzelner Unternehmen hinsichtlich ihrer momentanen Wichtigkeit. Zur Vorbereitung der Abschätzung des Zukunftspotenzials und Identifizierung neuer Bereiche soll eine empirische Studie durchgeführt werden, um die Meinung eines Teils der Gesellschaft zu diesem Thema zu erforschen. Auf dieser Basis erfolgt eine anschließende Beurteilung, die sich zum einen auf die prognostizierten Megatrends und zum anderen auf die Ergebnisse der durchgeführten Studie stützt, um das mögliche Zukunftspotenzial zu bestimmen. Weiterhin wird nach neuen Bereichen gesucht, die für die Sharing Economy denkbar sind und helfen können, den Hyperkonsum und somit den Ressourcenverbrauch und die Erzeugung von Abfall zu reduzieren.[31]
2. Grundlagen
2.1 Abgrenzung der Sharing Economy nach BOTSMAN
Sharing Economy wird häufig mit dem Begriff Collaborative Economy gleichgesetzt oder zumindest in einem ähnlichen Zusammenhang verwendet[32],[33],[34]. BOTSMAN hingegen distanziert sich von der Masse und ist der Ansicht, dass die Begriffe unterschiedliche Bedeutungen haben. So definiert sie den Begriff Collaborative Economy als eine Wirtschaft, in der Einzelpersonen und Gemeinschaften über das Internet verbunden sind, miteinander kommunizieren können und somit die Art zu produzieren, konsumieren, finanzieren und lernen im Gegensatz zu zentralisierten Institutionen verändern. Die Sharing Economy, in welcher unbenutzte Vermögenswerte geteilt werden, sei lediglich ein Sektor der Collaborative Economy, wie in Abbildung 3 ersichtlich ist.[35]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Die Collaborative Economy nach BOTSMAN[36]
Bevor im Folgenden die Collaborative Economy mit ihren Bestandteilen nach BOTSMAN geschildert wird, sollen zunächst die drei Interaktionsmöglichkeiten vorgestellt werden, welche die möglichen Handelspartner innerhalb der Collaborative Economy beschreiben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Interaktionsmöglichkeiten innerhalb der Collaborative Economy[37]
Der Abbildung 4 ist zu entnehmen, dass in der Collaborative Economy drei verschiedene Interaktionsmöglichkeiten existieren. Neben den bekannten Geschäftsbeziehungen Business-to-Business (B2B) sowie Business-to-Customer (B2C), in welchen entweder zwei Unternehmen (B2B) oder ein Unternehmen und ein Konsument (B2C) eine Handelsbeziehung mit entsprechend notwendiger Kommunikation eingehen[38],[39], liegt der Fokus einer Peer-to-Peer (P2P)-Beziehung auf der „zwischen Privatpersonen geteilte[n] und von Dritten (online) vermittelte[n] Nutzung von materiellen Gütern“[40]. Das Teilen könne entweder mit (Co-Using, Vermietung, Ausleihen) oder ohne (Redistribution, Tausch, Schenkung) Eigentumsübertragung stattfinden.[41] Der Begriff „Interaktionsmöglichkeiten“ wurde als Überschrift gewählt, da es vor allem in der Sharing Economy möglich ist, eine kurzfristige Beziehung (ggf. ohne monetären Transfer) einzugehen und somit die klassische Geschäftsbeziehung, welche langfristig und auf einen wiederholten Austausch durch den identischen Anbieter sowie Nachfrager ausgelegt ist, verändert wird.[42]
BOTSMAN[43] gliedert die Collaborative Economy (Abbildung 4) zunächst in vier grobe Teile:
1. Collaborative Finance
2. Collaborative Education
3. Collaborative Production
4. Collaborative Consumption
Innerhalb der Collaborative Finance finden sowohl ein P2P-Bankwesen sowie gruppenbasierte Investitionsmodelle wie Crowdfunding[44] und Crowdinvesting[45] statt. Als Beispiel nennt die Autorin die britische Firma „Zopa“, welche private Kreditgeber und -nehmer zusammenführt, sodass keine Bank notwendig ist.
Collaborative Education beinhaltet offen zugängliche Bildung und P2P-Lernmodelle, welche Wissen demokratisieren, sodass es jedem, der einen Zugang zu einem Computer hat, zur Weiterbildung zur Verfügung steht. Ein Beispiel ist das amerikanische Unternehmen „Coursera“, welches eine Online-Plattform für Kurse verwaltet. Auf der Plattform bieten kooperierende Universitäten und Organisationen allen Menschen mit Internetzugang kostenlose Bildungsmaßnahmen an.[46]
Der Sektor Collaborative Production umfasst die Konstruktion, Produktion und Distribution von Gütern durch Kooperationsnetzwerke. Auf der Plattform der Firma „Quirky“ können registrierte Erfinder ihre Produktideen veröffentlichen und gegenseitig bewerten. Das Unternehmen etabliert die besten Ideen auf dem Markt. Dabei übernimmt es alle Kosten und zahlt dem Ideengeber einen Anteil von 1,5% des Umsatzes.
Der vierte Bestandteil trägt den Namen Collaborative Consumption. Der Kerngedanke des gemeinschaftlichen Konsums ist die maximale Nutzung von Vermögenswerten durch effiziente Umverteilungsmodelle und gemeinsamen Zugriff. In dieser Rubrik tritt das wohl bekannteste Beispielunternehmen mit dem Namen „Airbnb“ auf, welches bereits in Kapitel 1.2 als Vermittler für kurzzeitigen Wohnraum vorgestellt wurde.
BOTSMAN teilt den Abschnitt Collaborative Consumption in drei weitere Bestandteile ein:
1. Redistribution Markets
2. Product Service Systems
3. Collaborative Lifestyles
Unter Redistribution Markets fasst sie alle Unternehmen und digitale Plattformen zusammen, die sich mit dem Weiterverkauf von Gütern beschäftigen. Dazu nennt sie als Beispielunternehmen „thredUp“ – ein Secondhand-Onlineshop für Kinder- und Damenbekleidung.
Zu der Kategorie Product Service Systems zählen Firmen, die gegen eine Gebühr Zugang zu Produkten gewähren, wobei der Vorteil der Nutzung über dem Eigentum von Gütern steht. Hier wird BMW’s „Drive Now“ als Beispiel angebracht – ein Carsharing-Service, bei dem sich der Nutzer über einen elektronischen Chip Zugang zu dem jeweiligen Auto verschaffen kann. Der Vorteil ist, dass minutengenau abgerechnet wird und der Konsument jederzeit an vielen verschiedenen Orten ein Auto zur Verfügung hat.
Der dritte Bestandteil von Collaborative Consumption heißt Collaborative Lifestyles. Zu dieser Rubrik zählen Unternehmen, deren Geschäftsmodell es ist, durch den Tausch und Handel von Vermögensgegenständen (welche keine Produkte sind), wie Raum, Fähigkeiten und Geld, Gewinn zu generieren. Neben Airbnb ist „Taskrabbit“ ein gutes Beispiel. Eine Privatperson kann zu erledigende Aufgaben unterschiedlicher Art auf der Plattform einstellen, während eine andere Privatperson sich freiwillig dieser annimmt und für die Erledigung eine monetäre Entschädigung erhält.
In der Abbildung 3 ist weiterhin ersichtlich, dass BOTSMAN die drei bereits vorgestellten Interaktionsmöglichkeiten B2B, B2C sowie P2P zu allen Bestandteilen des Sektors Collaborative Consumption zählt, wobei sie die Sharing Economy lediglich den Interaktionsmöglichkeiten P2P sowie teilweise B2C innerhalb des genannten Sektors zuordnet. Die Interaktionsmöglichkeit P2P weitet sie teilweise auf Collaborative Production aus.
2.2 Kritik an der Theorie nach BOTSMAN
Die Autorin zeigt den monetären Handel in ihrem Modell an zwei Stellen auf:
1. Im Sektor Collaborative Finance
2. Im Sektor Collaborative Consumption als Bestandteil von Collaborative Lifestyles
Dadurch widerspricht sich BOTSMAN selbst, da sie die Sektoren durch die jeweiligen Definitionen[47] voneinander separiert und somit der monetäre Austausch nur in einem Sektor stattfinden sollte.
Weiterhin bezieht BOTSMAN die Interaktionsmöglichkeit P2P in ihrer Darstellung (Abbildung 3) nicht auf den Sektor Collaborative Finance, wobei sie in der Erklärung desselben ein P2P-Banking anspricht, wodurch auch hier ein Widerspruch erzeugt wird.
2.3 Weiterentwicklung der Darstellung
Die folgende Darstellung soll die komplexen Zusammenhänge der Collaborative Economy veranschaulichen. Als Basis diente die in Kapitel 2.1 vorgestellte Grafik von BOTSMAN. Es wurde in Abbildung 5 weiterentwickelt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Die Einordnung der Sharing Economy in die Collaborative Economy[48]
In diesem Konzept besteht die Collaborative Economy lediglich aus drei verschiedenen Sektoren:
1. Produktion
2. Konsum
3. Bildung
Der Sektor Finanzen wurde aufgrund der in Kapitel 2.2 beschriebenen Widersprüche eliminiert. Alle diesbezüglichen Zuordnungen zählen nun zu dem Reiter „Zugang zu immateriellen Gütern“, der BOTSMAN’s „Collaborative Lifestyles“ ersetzt. Um die Abgrenzung zu materiellen Gütern vereinfacht darzustellen und die Abbildung selbsterklärend zu gestalten, wurde auch der ursprüngliche Teil „Product Service Systems“ in „Zugang zu materiellen Gütern“ umbenannt. Der Bestandteil „Handel durch (Re-)Distribution“ wird inhaltlich weitestgehend von der Autorin übernommen. Er unterscheidet sich lediglich darin, dass nicht nur die Redistribution betrachtet wird, sondern auch Plattformen zum Verkauf von Do-It-Yourself-Produkten wie „Etsy“ oder „Aftcra“.
2.4 Relevante Megatrends
Die Sharing Economy geht vor allem mit den folgenden 5 Megatrends einher:
1. Urbanisierung
2. Konnektivität
3. Neo-Ökologie
4. Individualisierung
5. Mobilität
Unter Urbanisierung versteht man den Wandel der Lebensräume vieler Menschen von kleineren Orten in Städte, sodass sich diese in Zukunft nach und nach zu sogenannten Megacities[49] entwickeln.[50] Die erste Megacity war New York im Jahr 1930. 24 Jahre später überholte der Großraum Tokio die amerikanische Metropole und ist seitdem die größte Stadt der Welt[51] mit zurzeit ca. 37,5 Mio. Einwohnern. In Abbildung 6 sind die aktuell neun größten Städte der Welt mit Einwohnerzahlen des Jahres 2018 (hellgrün) sowie Prognosen für das Jahr 2030 (dunkelgrün) dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Die neun größten Megacities der Welt[52]
In Kombination mit der zukünftigen Mobilität sowie den neuen Arten der Vernetzung werden der Lebensstil und die Einstellung der Stadtbewohner durch neue Möglichkeiten verändert.[53]
[...]
[1] (Prof. Dr. Bendel, 2019)
[2] (Bundesvereinigung Logistik (BVL), 2018)
[3] Unter der Generation Y versteht man Menschen, die zwischen den frühen 1980er Jahren und den späten 1990er Jahren geboren sind.
[4] vgl. (Godelnik, 2017, S. 40)
[5] vgl. (Rinne, World Economic Forum, 2019)
[6] vgl. (Rinne, World Economic Forum, 2017)
[7] vgl. (SPACER, 2017)
[8] Eigene Darstellung
[9] vgl. (Buczynski, 2013, S. 22)
[10] vgl. (Buczynski, 2013, S. 23)
[11] vgl. (Buczynski, 2013, S. 23)
[12] vgl. (Godelnik, 2017, S. 45)
[13] (Täubner, 2013)
[14] vgl. (Täubner, 2013)
[15] (Räth, 2012)
[16] vgl. (Räth, 2012)
[17] vgl. Kapitel 1.1
[18] vgl. (Konitzer, 2019)
[19] vgl. (Silva & Gameng, 2014)
[20] vgl. (Botsman & Rogers, What's Mine Is Yours, 2010, S. 9-14)
[21] vgl. (Uber, 2019)
[22] vgl. (Reuters, 2019)
[23] vgl. (Godelnik, 2017, S. 49)
[24] vgl. (Hawken, Lovins, & Lovins, 1999)
[25] vgl. (Hackmann, 2016)
[26] vgl. (Vaupel & Buschmann, 2014, S. 2)
[27] Anlehnung an (Kaiser, Schwenk, Miehe, Emmerich, & Droste, 2015, S. 18)
[28] vgl. (European Solidarity Corps, 2016)
[29] vgl. (Haffner, 2009)
[30] vgl. (Botsman & Rogers, What's Mine Is Yours, 2010, S. 50)
[31] siehe Kapitel 1.3
[32] vgl. (European Commission, 2019)
[33] vgl. (Frankenfield, 2018)
[34] vgl. (Morgan, 2014)
[35] vgl. (Botsman, Fast Company, 2013)
[36] ebenda
[37] Eigene Darstellung in Anlehnung an (Botsman, Fast Company, 2013)
[38] vgl. (Weis F. , 2015)
[39] vgl. (Weis C. , 2012)
[40] (Scholl, et al., 2015, S. 3)
[41] vgl. (Scholl, et al., 2015, S. 3)
[42] vgl. (Jacob, 2002, S. 4)
[43] Die folgende Erläuterung der Sichtweise BOTSMAN’s bezieht sich auf folgende Quelle: (Botsman, Fast Company, 2013)
[44] Unter Crowdfunding wird die Finanzierung von Eigenkapital durch eine Personengruppe verstanden. Die Personengruppe besteht aus vielen Privatpersonen, die sich untereinander nicht kennen und sich daher unabhängig voneinander für eine eigens definierte monetäre Beteiligung entscheiden. Als Ausgleich erhalten sie eine individuelle Gegenleistung, die häufig nicht monetärer Natur ist. vgl. (Sauer, 2019)
[45] Unter Crowdinvesting versteht man die Verbindung der klassischen Unternehmensfinanzierung und des Crowdfundings. Dabei werden Anteile eines jungen Unternehmens an Privatpersonen gegen einen selbst definierten Betrag vergeben. Der Unterschied zum Crowdfunding besteht in der Gegenleistung, welche im Crowdinvesting durch eine spätere Gewinnausschüttung entsprechend der Anteile erfolgt. vgl. (Sandler, 2019)
[46] (Coursera, 2019)
[47] vgl. Kapitel 2.1
[48] Eigene Darstellung
[49] Als Megacity wird eine Stadt bezeichnet, die mindestens 10 Mio. Einwohner zählt. (Drescher, 2018)
[50] vgl. (zukunftsInstitut, 2019)
[51] (Drescher, 2018)
[52] (Statista, 2018)
[53] (zukunftsInstitut, 2019)
- Citation du texte
- Sophia Röscher (Auteur), 2019, Wie werden Entwicklungspotenziale und Entwicklungstendenzen der Sharing Economy in Deutschland gesehen? Eine Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494107
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