Die Frage „ist Glaube lehr- und lernbar?“ beschäftigt sich mit einem Thema, welches besonders für uns zukünftige Religionslehrer interessant ist und bei welchem Beschäftigungsbedarf besteht.
Um diese Frage zu beantworten, muss man darüber nachdenken, was man eigentlich unter „Glauben“ versteht. Wenn man nicht direkt vom Lernen des Glaubens sondern von Religion lernen redet, kann man sagen, dass „Glaube grundsätzlich lehrbar- und lernbar ist.“ Wenn man dagegen den „Unverfügbarkeitstyp“ betrachtet, ist das Lehren und Lernen des Glaubens ausgeschlossen, da der Glaube „weder didaktisch noch methodisch verfügbar“ ist. Dabei wird von der Theorie ausgegangen, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist und somit nur er darüber entscheidet, wer glaubt und wer nicht. Als letzten vorzustellenden Typ gibt es noch den „Vermittlungstyp“, welcher versucht, „das Verhältnis von Glauben und Lernen in vermittelnder Differenzierung und Unterscheidung zu bestimmen.“ Dieser Typ drückt aus, dass der Glaube an sich bzw. das „Ergriffensein von der Christuswahrheit“ nicht lehrbar sei, aber die religiösen Inhalte rund um den Glauben schon.
Ist Glaube lehr- und lernbar?
Die Frage „ist Glaube lehr- und lernbar?“ beschäftigt sich mit einem Thema, welches besonders für uns zukünftige Religionslehrer interessant ist und bei welchem Beschäftigungsbedarf besteht.
Um diese Frage zu beantworten, muss man darüber nachdenken, was man eigentlich unter „Glauben“ versteht. Wenn man nicht direkt vom Lernen des Glaubens sondern von Religion lernen redet, kann man sagen, dass „Glaube grundsätzlich lehrbar- und lernbar ist.“1 Wenn man dagegen den „Unverfügbarkeitstyp“ betrachtet, ist das Lehren und Lernen des Glaubens ausgeschlossen, da der Glaube „weder didaktisch noch methodisch verfügbar“2 ist. Dabei wird von der Theorie ausgegangen, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist und somit nur er darüber entscheidet, wer glaubt und wer nicht. Als letzten vorzustellenden Typ gibt es noch den „Vermittlungstyp“, welcher versucht, „das Verhältnis von Glauben und Lernen in vermittelnder Differenzierung und Unterscheidung zu bestimmen.“3 Dieser Typ drückt aus, dass der Glaube an sich bzw. das „Ergriffensein von der Christuswahrheit“ nicht lehrbar sei, aber die religiösen Inhalte rund um den Glauben schon.4
Diese verschiedene Typen weisen einen guten Überblick von unterschiedlichen Ansichten zur Frage „ist Glaube lehr- und lernbar?“ auf, weswegen ich versuchen werde, meine Ansicht nach dem Betrachten verschiedener Gegebenheiten einen dieser Typen zuzuordnen.
Der Religionsunterricht der heutigen Zeit wird immer heterogener. Es gibt Kinder, die mit christlicher Religion aufgewachsen sind, welche die eine andere Religion kennenlernten und wieder andere, die mit Religion noch gar nicht in Kontakt getreten sind. Doch was bringe ich als Lehrerin den Kindern bei? Ist es der Glaube direkt oder sind es doch nur religiöse Gegebenheiten, mit denen die Kinder vielleicht sogar gar nichts anfangen können?
Als erstes wichtiges Indiz für das Vorhandensein von Glaube sehe ich die Umwelt des jeweiligen Kindes, in der es aufwächst und welche zunächst näher betrachtet werden sollte. Das Kind lernt von Geburt an, wodurch man sich hinsichtlich des Lernens des Glaubens
verschiedene Fragen stellen kann. Welche religiöse Prägung hat es erfahren? Sind die Eltern religiös? Und was weiß das Kind über Gott bzw. wie stellt es sich Gott vor? Ich dachte zunächst, dass das Umfeld der Kinder eine entscheidende Rolle bei der Frage spielt, ob sich Glaube überhaupt ausprägen kann oder nicht. Natürlich wird es Einfluss auf ein Kind haben, ob zu Hause jeden Tag gebetet wird, oder ob von Gott geredet wird als eine „Wahnvorstellung des Menschen“. Doch wie unser Dozent Herr Dr. Lindner als Vater von 5 Kindern beweist, ist religiöse Erziehung keine Garantie für eine Ausprägung des christlichen Glaubens. Denn einer seiner Söhne hat mit Religion nichts mehr zu tun.
Einen entgegengesetzten Fall beschreibt meine Freundin, welche ohne jegliche religiöse Erziehung groß geworden ist und trotzdem im Alter von 19 Jahren in die christliche Gemeinde durch eine Erwachsenentaufe gekommen ist. Doch ihr zufolge ist sie durch ihren damaligen Freund zum christlichen Glauben gekommen, wodurch sich die Frage stellt, ob er ihr den Glauben gelehrt hat. Es zeigt in jedem Fall, dass Glaube nichts ist, dass nur in der Vorschulzeit von den Eltern geprägt wird, sondern unabhängig davon entstehen kann.
Doch ohne jeden Zweifel ist religiöser Kontakt wichtig. Vielleicht hätte meine Freundin schon eher zum Glauben gefunden, wenn sie früher einen Kontakt zum christlichen Glauben bekommen und somit etwas über diesen erfahren hätte. Denn nicht einmal in der Schule war dies bei ihr der Fall, da sie an Ethikunterricht teilnahm, welches damals durch ihre Eltern entschieden wurde.
Dieses Beispiel weist gleichzeitig die viel umstrittene Wichtigkeit des Religionsunterrichts auf. Es wird von manchen gesagt, dass Religionsunterricht Verschwendung ist, da es nicht auf wissenschaftlichen Daten basiert. Doch was ist, wenn man als Mensch einfach das manchmal braucht? Etwas, auf das man sich stützen kann, wenn einem diese Welt in der wir leben wieder einmal zu viel wird. Wäre es dann nicht schön, wenn uns jemand etwas vom Glauben erzählen und unterrichten würde? Ich würde den Religionsunterricht auch als Fach der Seele sehen, welchem eine wichtige Rolle zukommen sollte. Außerdem basieren viele unserer heutigen Werte auf christlichen Ansichten bzw. auf christlicher Geschichte, genau wie unsere Feiertage, welche von den meisten nicht mit einem christlichen Hintergrund verstanden werden.
Doch kommen wir zurück zu der Frage, ob Glaube nun lehr- und lernbar ist oder nicht.
Bei dieser Frage erinnere ich mich wieder an den Religionsunterricht, den ich mir vor kurzem in einer Erfurter Grundschule der ersten und zweiten Klasse angeschaut habe. Die Lehrerin versuchte dabei, den Kindern die Geschichte aus Mt 14, 22-32 näherzubringen, in der Jesus über das Wasser läuft und dadurch seine Jünger vor einem großen Seesturm rettet. Die Lehrerin hat diese Unterrichtsstunde schön gestaltet und verschiedene Methoden und Unterrichtsformen verwendet, um den Kindern den Inhalt näher zu bringen. Als die Lehrerin zu dem Teil kam, in dem sie erzählt, dass die Gestalt auf dem Wasser Jesus war, der über das Wasser lief, kam direkt die Antwort eines Schülers: „Das geht gar nicht“. Die Lehrerin sagte darauf, dass dies möglich sei und Jesus das konnte, woraufhin ein anderer Schüler den Erklärungsversuch wagte: „Ja, weil er ein Geist ist“. Dies verneinte die Lehrerin und verdeutlichte, dass Jesus ein Mensch ist, der über das Wasser laufen konnte.
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1 Vgl. Lachmann, Rainer; Bitter, Gottfried; Englert, Rudolf (Hrsg.); Miller, Gabriele; Nipkow, Karl Ernst (Hrsg.)(2002). Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe. München. 435.
2 Vgl. Lachmann, R. (2002). 436.
3 Vgl. Lachmann, R. (2002). 437.
4 Ebd.
- Citation du texte
- Luisa Förster (Auteur), 2015, Ist Glaube lehr- und lernbar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494042