Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Partnerschaft in der heutigen Gesellschaft und damit, wie sie sich mit dem Konzept der Reziprozität und die damit implizierte Gabe in Verbindung setzen lässt.
Es wird erläutert, was unter Partnerschaft und Reziprozität zu verstehen ist und in inwieweit sich Formen der Reziprozität in einer Partnerschaft äußern. Außerdem werden Theorieansätze untersucht und theoretische Erklärungsansätze präsentiert. Schließlich wird darauf eingegangen zu welchem Ergebnis diese Untersuchung geführt hat.
Ziel dieser Arbeit ist es somit, die Frage zu beantworten, inwiefern die Gabe ein wichtiges Prinzip in Partnerschaften darstellt.
Die soziologische Relevanz der Fragestellung lässt sich zum einen damit erklären, dass der Analyse von Reziprozität lange Zeit keine Beachtung geschenkt wurde, da eine Anwendung der Reziprozität für die Analyse moderner Gesellschaften nicht aussichtsreich erschien, weil der persönliche Tausch in der heutigen Zeit durch den wirtschaftlichen Tausch und den rechtlichen Vertrag ersetzt wurde.
Moderne Beziehungen erscheinen zu komplex, zu institutionell oder zu systemisch Daran anknüpfend besteht auch im Hinblick auf Partnerschaften ein großer Nachholbedarf in der Soziologie, denn die persönliche Beziehung ist in diesem Bereich bisher nicht ausreichend behandelt worden. Schlussfolgernd haben Reziprozität und Partnerschaften unabhängig voneinander selten einen zentralen Stellenwert erlangt.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Partnerschaften
3. Theorieansätze
3.1. Reziprozität
3.2. Die Gabe
3.3. Die Gabe in Bezug auf kollektiver Akteure in Partnerschaften
4. Fazit
Literatur
1.Einleitung
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Partnerschaft in der heutigen Gesellschaft und damit, wie sie sich mit dem Konzept der Reziprozität und die damit implizierte Gabe in Verbindung setzen lässt. Es wird erläutert, was unter Partnerschaft und Reziprozität zu verstehen ist und in inwieweit sich Formen der Reziprozität in einer Partnerschaft äußern. Außerdem werden Theorieansätze untersucht und theoretische Erklärungsansätze präsentiert. Schließlich wird darauf eingegangen zu welchem Ergebnis diese Untersuchung geführt hat. Ziel dieser Hausarbeit ist es somit, die Frage zu beantworten, inwiefern die Gabe ein wichtiges Prinzip in Partnerschaften darstellt. Die soziologische Relevanz der Fragestellung lässt sich zum einen damit erklären, dass der Analyse von Reziprozität lange Zeit keine Beachtung geschenkt wurde, da eine Anwendung der Reziprozität für die Analyse moderner Gesellschaften nicht aussichtsreich erschien, weil der persönliche Tausch in der heutigen Zeit durch den wirtschaftlichen Tausch und den rechtlichen Vertrag ersetzt wurde (Adloff/Mau 2005: 9). Moderne Beziehungen erscheinen zu komplex, zu institutionell oder zu systemisch (Adloff/Mau 2005: 9). Daran anknüpfend besteht auch im Hinblick auf Partnerschaften ein großer Nachholbedarf in der Soziologie, denn die persönliche Beziehung ist in diesem Bereich bisher nicht ausreichend behandelt worden (Lenz 2009: 8). Schlussfolgernd haben Reziprozität und Partnerschaften unabhängig voneinander selten einen zentralen Stellenwert erlangt.
2.Partnerschaften
Dieses Kapitel führt in den Begriff der Partnerschaft ein. Ergänzend wird präsentiert welche bisherige Rolle die Partnerschaft in der Soziologie spielt. Der Soziologe Karl Lenz schreibt in Bezug auf die Partnerschaft von einer "Soziologie der Zweierbeziehung" (Lenz 2009: 7).
„Die Zweierbeziehung ist ein Strukturtypus zwischen zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts. Sie zeichnet sich durch einen hohen Grad an Exklusivität aus und schließt die Praxis sexueller Interaktionen- oder zumindest deren Möglichkeit“ (Lenz 2009: 48).
Neben dem bereits erwähnten Nachholbedarf, von dem Lenz in Bezug auf persönliche Beziehungen spricht, kann man ergänzen, dass die Zweierbeziehung in den Kernbereich der Soziologie gehört und zwar als zentraler Teil einer Soziologie der persönlichen Beziehungen (Lenz 2009: 8). Das lässt sich damit begründen, dass es für die menschliche Existenz essentiell ist in einer Partnerschaft zu sein, da es kaum einen anderen Bereich für jedes Individuum gibt, dass von so großer Bedeutung ist, wie die Partnerschaft (Fröhlich 1997: 9).
Diese Erkenntnisse von Lenz und Fröhlich unterstützen noch einmal den Standpunkt, dass Partnerschaften für die Soziologie von größerer Bedeutung sein müssten, als sie es bisher sind. Basierend auf den Standpunkten von Lenz und Fröhlich, dass die Partnerschaft einen hohen Stellenwert im menschlichen Leben besitzt, kann man erkennen, dass Partnerschaften nicht komplett außer Acht gelassen werden, sondern in der Soziologie lediglich mehr vertieft werden sollten. Bisher wird sich nur in einzelnen Teilgebieten wie zum Beispiel der Familienforschung ausführlicher mit dem Thema befasst (Lenz 2009: 8f.). Das bedeutet aber nicht, dass Partnerschaften dabei den Stellenwert erhalten, den sie verdient hätten. Es darf anschließend daran auch nicht ausgeschlossen werden, dass Partnerschaften in der Wissenschaft, sowie im alltäglichen Leben eine große Rolle spielen (Lenz 2009).
3. Theorieansätze
3.1. Reziprozität
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der, für die hiervorliegende Fragestellung eingegrenzten, Definition der Reziprozität und damit, dass Reziprozität- die Logik des Gebens, Nehmens1 und Erwiderns- ein grundlegendes Prinzip der Gesellschaft und des sozialen Lebens darstellt (Adloff/Mau 2005:9ff.), wird das Konzept der Gabe nach den Wissenschaftlern Marcel Mauss (1923/24), Marshall Sahlin (1962) und Georg Simmel (1908) der Grundstein für die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung der Forschungsfrage sein.
Auf der theoretischen Ebene lässt sich eine vielfältige Begriffsverwendung erkennen. Reziprozität beinhaltet unterschiedliche Normen, die Verpflichtungsverhältnisse zum Vorscheinen bringen. Es wird unterschieden in der Relation der Gabe und der Gegengabe und wie eng das Verhältnis des Gebens, Nehmens und Erwiderns ist. Im Hinblick auf Partnerschaften ist die Anwendung der generalisierten Reziprozität am Sinnvollsten. Die generalisierte Reziprozität bezeichnet das Extrem der Solidarbeziehung (Sahlin 2005:81f.). Die Erwartung auf eine Rückgabe seitens des Gebers ist in diesem Fall, wenn überhaupt, nur implizit vorhanden. Indem der Geber die Schulden nicht einfordert, wird die materielle Seite von der sozialen Seite unterdrückt. Dennoch heißt das nicht, dass das Übergeben von Etwas an geliebte Menschen eine Gegenverpflichtung auslässt, aber die Zeit, die Menge und der Wert dieser Rückgabe wird hierbei nicht festgelegt. Abhängig davon, was der Empfänger aufbringen kann und zu welchem Zeitpunkt er dazu in der Lage ist, kann eine Rückgabe an den Geber zeitlich versetzt erfolgen. Damit steht fest, dass die Erwartung der Reziprozität unbestimmt ist (Sahlin 2005: 81f.). Reziprozität inkludiert ebenfalls eine freiwillig gegebene Hilfe oder ein Geschenk, denn diese beiden Dinge kennzeichnen alltägliche Verwandtschafts-, Freundschafts-, und Nachbarschaftsbeziehungen (Sahlin 2005: 79).
3.2. Die Gabe
Ausgehend von der begrenzten allgemeinen Definition der Reziprozität und der Gabe wird sich nun angeschaut in welchen Erscheinungsformen uns Zweites begegnet. Dafür ist der von Marcel Mauss verfasst Essay die Gabe (1923/24) nicht die einzige, aber eine zunächst gute Grundlage. Mauss wird immer wieder zitiert, wenn es um das Prinzip der Gabe geht. Er zeigt auf, dass archaische oder vormoderne Gesellschaften vor allem von dem Gabentausch geprägt waren. Dieser hat die damaligen sozialen Verhältnisse über den Reziprozitätszyklus reguliert (Adloff/Mau 2005: 12f.). Der Zyklus beinhaltet, dass der Akt des Gebens nicht einmalig ist und ohne Folgen abläuft, sondern Verpflichtungs- und Schuldverhältnisse nach sich zieht (ebd.: 12f.). Der Gabentausch erfolgt mit drei Grundregeln. Zunächst erfolgt die Eröffnungsgabe, darauf folgt die Annahme vom Empfänger, die durch Normen verbunden ist und zuletzt erfolgt die zeitlich versetzte Gegengabe, die für den Empfänger auf einer wahrgenommenen Verpflichtung basiert (ebd.: 12f.). Die Vermutung ist, dass Reziprozität und die damit verbundene Gabe zwar in archaischen Gesellschaften Strukturbilden waren, in der modernen Gesellschaft hingegen nicht mehr (Adloff/Mau 2005: 10).
Aber um das Ganze ohne die theoretische Brille von Mauss zu betrachten, ist das Geben eine der stärksten Funktionen in der Soziologie (Simmel 2005: 103). Es könnte überhaupt keine Gesellschaft zustande kommen, wenn in einer Gesellschaft nicht dauernd eine Gabe und eine Annahme erfolgt. Die Gabe ist das was von der soziologischen Funktion gefordert wird, und zwar die Wechselwirkung (ebd.: 103), womit man wieder beim Reziprozitätsbegriff ankommt. Die Wechselwirkung entsteht, indem der Empfänger durch das Annehmen oder das Zurückweisen der Gabe eine bestimmte Rückwirkung auf den Ersten ausübt (ebd.: 103)
“Die Art, wie er annimmt, dankbar oder undankbar, so, dass er schon erwartet hat oder überrascht wird, so, dass er von der Gabe befriedigt ist oder unbefriedigt bleibt […], all dies übt eine sehr entschiedene […] Rückwirkung auf den Gebenden“ (Simmel 2005: 103)
3.3. Die Gabe in Bezug auf kollektiver Akteure in Partnerschaften
Wie bisher festgestellt wurde definiert Reziprozität, und die damit verbundene Gabe, formelle oder informelle Verpflichtungen. Damit werden soziale Bezüge hergestellt und stabilisiert und Reziprozität erlangt eine zentrale Funktion im Vergesellschaftungsprozess (Mau 2002: 354). Es wird zwar im Anschluss an Mauss auch in neueren sozialwissenschaftlichen Diskussionen zunehmend darauf verwiesen, dass bei dem Übergang zur modernen Gesellschaft eine Ausdifferenzierung sozialer Sphären stattgefunden hat, aber kein Verschwinden von reziproken, also wechselseitigen, Austauschverhältnissen (Adloff/Mau 2005: 10). Wechselseitiges Handeln prägt auch in modernen Gesellschaften das Miteinander von individuellen Akteuren und nimmt dabei Einfluss auf kollektives Handeln (Adloff/Mau: 47). Ein wesentliches Merkmal reziproker Handlungen, dass die Gabe einschließt, ist das Absehen von dem Eigennutz (Mau 2002: 354). Es ist ein eigenständiges Prinzip von sozialem Handeln, dass sich zwischen eigenem Interesse und geteilter Moral bewegt (ebd.: 354).
Problematisch an dem Begriff der Reziprozität und der damit einhergehenden Gabe ist deren theoretische Vielfältigkeit. Dennoch gibt es Gründe, die dafür sprechen dem Reziprozitätsbegriff und der Gabe einen „Modernitätsgrad“ (Adloff/Mau 2005: 10) zuzuschreiben. Nicht nur in der Wirtschafts-, Netzwerk-, und Wohlfahrtstaatsforschung, sondern auch in der Familienforschung (Adloff/Mau 2005: 10f.) Da Partnerschaften als Bestandteil der Familie angesehen werden (Huinink/ Konietzka 2007), kann man davon ausgehen das Reziprozität und die damit verbundene Gabe auch in Partnerschaften ein wichtiges Prinzip darstellen kann. Hinweise und empirische Beweise für Wirkungs-, Gegenseitigkeits-, und Verpflichtungsbeziehungen gäbe es überall und damit kann man das Konzept der Gabe, die nach Mauss Essay (1923/23) nur an archaische Gesellschaften erinnert dennoch als heutigen Bestandteil von Beziehungen ansehen (Adloff/Mau 2005: 47).
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1 Wenn über Reziprozität geschrieben wird, darf der Leser ab sofort immer davon ausgehen, dass die Gabe mit einbezogen wird.
- Arbeit zitieren
- J. Pool (Autor:in), 2018, Reziprozität in Partnerschaften. Inwiefern stellt die Gegenseitigkeit ein wichtiges Prinzip in Partnerschaften dar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493876
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