In den letzten 20 Jahren hat der Begriff der „Zivilgesellschaft“ an Aktualität gewonnen. In Osteuropa wurde sie zu einer Antwort auf die Jahrzehnte währende Gleichmacherei der kommunistischen Regime. Auch die russische Politik und Öffentlichkeit hat die Anliegen der Zivilgesellschaft begriffen. Die russische Verfassung legt dafür ein Zeugnis ab. Inwieweit jedoch die Ideen der großen theoretischen Verfechter der Zivilgesellschaft in der russischen Verfassungswirklichkeit realisiert wurden, ist nicht nur eine ob ihrer Aktualität zu stellende Frage. Wenn man die russischen Perspektiven verstehen möchte, muss man inzwischen auch den Faktor Zivilgesellschaft in die Prognosen einbeziehen.
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die aktuelle Lage Russlands hinsichtlich dessen zivilgesellschaftlicher Entwicklung vorzustellen und zu kommentieren. Eine besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der Region Krasnodar (synonym dazu Kuban) im Südwesten des Landes (Nordkaukasus) zu. Als eine multiethnisch geprägte Region, die sich nicht im Einflussbereich der Metropolen Moskau oder Sankt Petersburg befindet, repräsentiert sie am treffendsten die gesamtrussische Situation. Nichtsdestotrotz darf auch der Hinweis nicht fehlen, dass es in Russland starke Differenzen sowohl positiver als auch negativer Art gibt.
Die Arbeit hebt an mit einer Erläuterung des theoretischen Hintergrundes, um die Zivilgesellschaft als soziales Phänomen und als historischen Begriff fassbar zu machen. Die Vorstellung der unterschiedlichen Bereiche der Aktivität der Zivilgesellschaft im Abschnitt III.2. liefert einen groben Überblick über die russlandweit konfliktbeladenen Prozesse der Entstehung einer russischen Zivilgesellschaft auf den Gebieten der Umwelt, Öffentlichkeit, Demokratie und Soziales. Ein fünfter Bereich der Aktivität der Zivilgesellschaft, nämlich die Menschenrechte, wird an Hand der vier größten kubaner Nichtregierungsorganisationen vorgestellt, wobei ihre zivilgesellschaftlichen Funktionsleistungen erläutert werden. Die erarbeiteten Fakten fließen abschließend in eine wertende Schlussfolgerung ein.
Obwohl sich die vorliegende Arbeit auf möglichst aktuelle Befunde stützt, kann kein Anspruch auf momentane Geltung der aufgeführten Sachverhalte erhoben werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Konzept der Zivilgesellschaft
- 1. Hauptkonzepte der Zivilgesellschaft
- 2. Aktuelle Definitionen des Begriffs
- 3. Idealtypen der Zivilgesellschaft im Systemwechsel
- III. Zivilgesellschaft in Russland
- 1. Von der Idee zur Verwirklichung?
- 2. Bereiche der Aktivität der Zivilgesellschaft
- 2.1. Umwelt – Umweltschützer zwischen Kooperation und Opposition
- 2.2. Öffentlichkeit – Massenmedien als Machterhaltungsinstrument der Eliten
- 2.3. Demokratie – Zivilgesellschaftliches Potential der Bürgerkammer
- 2.4. Soziales - Tver als eine Stadt mit russlandweitem Tendenzcharakter
- 2.5. Russische Heterogenität
- 3. Funktionsleistungen der Zivilgesellschaft am Beispiel der Menschenrechtsorganisationen
- 3.1. Allgemeine Funktionsleistungen
- 3.2. Funktionsleistungen der Menschenrechtsorganisationen in der Region Krasnodar
- 3.2.1. Menschenrechte „auf russisch“?
- 3.2.2. NGO „Južnaja volna“ – „Südwelle“
- 3.2.3. NGO „Škola mira“ – „Schule des Friedens“
- 3.2.4. NGO „Krasnodarskij pravozašcitnyj centr“ – „Menschenrechtszentrum von Krasnodar“
- 3.2.5. NGO,,Vatan“ – „Heimat“
- IV. Fazit
- V. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die aktuelle Situation Russlands im Hinblick auf die zivilgesellschaftliche Entwicklung darzustellen und zu kommentieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Region Krasnodar (Kuban) im Nordkaukasus. Diese multiethnische Region außerhalb des Einflusses der Metropolen Moskau und Sankt Petersburg repräsentiert exemplarisch die gesamtrussische Situation.
- Das Konzept der Zivilgesellschaft in Theorie und Praxis
- Die Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Russland
- Der Einfluss der Zivilgesellschaft auf die russische Politik und Gesellschaft
- Die Rolle von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Zivilgesellschaft
- Die Bedeutung der Menschenrechte für die Zivilgesellschaft in Russland
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I. Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Aktualität des Begriffs der Zivilgesellschaft und dessen Relevanz für Russland, insbesondere im Kontext des Systemwandels. Sie stellt das Ziel der Arbeit und den Fokus auf die Region Krasnodar vor.
- Kapitel II. Konzept der Zivilgesellschaft: Dieses Kapitel beleuchtet die wichtigsten zivilgesellschaftlichen Theoretiker und ihre Konzepte, darunter John Locke, Charles Montesquieu, Alexis de Tocqueville, Ralf Dahrendorf und Jürgen Habermas. Es werden unterschiedliche Definitionen des Begriffs Zivilgesellschaft und deren Bedeutung für die Demokratie diskutiert.
- Kapitel III. Zivilgesellschaft in Russland: Dieser Abschnitt widmet sich der Analyse der zivilgesellschaftlichen Entwicklung in Russland. Kapitel III.1 untersucht die Entstehung und Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Russland, während Kapitel III.2 verschiedene Bereiche der zivilgesellschaftlichen Aktivität beleuchtet, darunter Umwelt, Öffentlichkeit, Demokratie und Soziales. Die Funktionsleistungen der Zivilgesellschaft werden anhand von Beispielen aus der Region Krasnodar und den dortigen Menschenrechtsorganisationen untersucht.
Schlüsselwörter
Zivilgesellschaft, Russland, Krasnodar, Kuban, Systemwechsel, Demokratie, Menschenrechte, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Umweltschutz, Öffentlichkeit, Soziales, Heterogenität
- Arbeit zitieren
- Ilja Kalinin (Autor:in), 2005, Zivilgesellschaft in Russland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49336