Eines der populärsten Themen in der Tagespresse und somit mittlerweile in allen Bevölkerungsschichten ist die EU-Osterweiterung in Richtung Türkei. Bis jetzt hat mich hauptsächlich das Thema Osterweiterung interessiert und weniger die Türkeifrage, ich ließ jedoch außer acht, dass die Türkei schon am 14.04.1987 ein EU-Beitrittsansuchen gestellt hat und somit noch vor den anderen osteuropäischen Staaten und sogar vor Österreich sein Ansuchen gestellt hat.
Das Türkeibeitrittsansuchen wird teils sehr emotional geführt und dies nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf politischer Ebene. Politisch teils um sich die Gunst der Wähler populistisch zu erkaufen und teils vielleicht sogar aus ehrlicher Angst vor diesem islamischen 69 Millionen Land.
Ich habe mich gefragt woher kommt diese Angst die scheinbar in vielen von uns „Westeuropäern“ drinnen ist. Gibt es da reale Gründe die diese Ablehnung rechtfertigen? Nahe liegend ist für mich da ein Erklärungsversuch mit Hilfe der Geschichte Türkei/Europas. Diese geschichtliche Spurensuche soll mich beim Schreiben dieser Seminararbeit leiten.
Das persönliche Ziel dieser Seminararbeit soll auch sein, den Wissensstand über die Türkei beziehungsweise des osmanischen Reiches zu erweitern.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
1.1. Aufbau Seminararbeit
2. Europa – wo ist es zu finden?
2.1. Bemerkung zu den Grenzen Europas
3. Geschichte der Türkei bzw. des osmanischen Reiches
3.1. Demokratiegeschichte der Türkei
3.2. Das Osmanische Reich
4. Wissenswertes über die Türkei
5. Aktuelle Berichterstattung
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
7.1. Websites
1. Einleitung
Eines der populärsten Themen in der Tagespresse und somit mittlerweile in allen Bevölkerungsschichten ist die EU-Osterweiterung in Richtung Türkei. Bis jetzt hat mich hauptsächlich das Thema Osterweiterung interessiert und weniger die Türkeifrage, ich ließ jedoch außer acht, dass die Türkei schon am 14.04.1987 ein EU-Beitrittsansuchen gestellt hat[1] und somit noch vor den anderen osteuropäischen Staaten[2] und sogar vor Österreich sein Ansuchen gestellt hat (siehe Tabelle 1.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.1.: EU-Beitrittsansuchen[3]
Das Türkeibeitrittsansuchen wird teils sehr emotional geführt und dies nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf politischer Ebene. Politisch teils um sich die Gunst der Wähler populistisch zu erkaufen und teils vielleicht sogar aus ehrlicher Angst vor diesem islamischen 69 Millionen Land.
Ich habe mich gefragt woher kommt diese Angst die scheinbar in vielen von uns „Westeuropäern“ drinnen ist. Gibt es da reale Gründe die diese Ablehnung rechtfertigen? Nahe liegend ist für mich da ein Erklärungsversuch mit Hilfe der Geschichte Türkei/Europas. Diese geschichtliche Spurensuche soll mich beim Schreiben dieser Seminararbeit leiten.
Das persönliche Ziel dieser Seminararbeit soll auch sein, den Wissensstand über die Türkei beziehungsweise des osmanischen Reiches zu erweitern.
1.1. Aufbau Seminararbeit
- Zuerst will ich versuchen die historischen Grenzen Europas zu finden.
- Dann will ich die Geschichte der Türkei darstellen mit den Kontaktpunkten zu Europa.
- Nach der Geschichte werde ich einige aktuelle Daten über die Türkei präsentieren.
- Des weiteren will ich einige Meldungen zum Thema Türkei/Europa aus den Medien präsentieren.
- Am Schluss will ich zu einem Fazit kommen welches für mich nachvollziehbar und annehmbar die Titelfrage beantwortet.
2. Europa – wo ist es zu finden?
Die geografische Grenzziehung Europas ist sicher ein schwieriges Unterfangen. Zu diesem Problem schreibt in einem Handbuch der europäischen Kulturgeschichte ein Ethnologe zum Europabegriff: „Europa ist der einzige Kontinent ist, der nicht von außen, sonder von seinen Bewohnern selbst definiert wurde.“[4] Dies bringt das Problem auf den Punkt, gegen Westen ist die Grenze ein wenig einfacher zu ziehen, obwohl schon hier Zweifel bei den Engländern bestand, die sich selbst nicht so einwandfrei Europa zuordnen wollten. Die Grenzziehung gegen Osten gestaltet sich aber ungleich schwerer.
Man könnte Europa auch als Subkontinent sehen, wie dies das Onlinelexikon Wikipedia darstellt: „Europa ist das westliche Fünftel der eurasischen Landmasse und wird von Europäern üblicherweise als eigenständiger Kontinent betrachtet, obwohl es eigentlich ein Subkontinent ist.“[5]
Durch dieses schwierige Definition Europas nach Osten hin, da die Europäer ja nicht, wie zum Beispiel die Australier, klar sagen konnte, innerhalb dieser Meeresgrenze das ist Europa, entstanden andere Erklärungsversuche, wie zum Beispiel mit Hilfe der Religion oder der Geschichte.
Die geschichtlichen Wurzeln Europas fingen mit Karl des Großen an: „Im 8. Jahrhundert lässt sich erstmals ein Gebiet festlegen, das wir heute als den europäischen Kontinent bezeichnen. Zurzeit Karl des Großen, war Europa eine andere Bezeichnung für die vom römischen Papst angeführte lateinische Christenheit. Das Gebiet dieses damaligen Europas entsprach in etwa den Reich Karl des Großen.“[6]
Die folgende Abbildung stellt dieses damalige Reich dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1.: Reich Karl des Großen[7]
Auf der Karte sieht man auch gut, dass dieses karolingische Reich ziemlich genau dem Gebiet der Ur-EWG entsprach und die Erweiterung sich bisher weitgehend im Bereich der mittelalterlichen lateinisch-europäischen christianitas vollzogen (mit der Ausnahme von Griechenland).
Schon damals hat sich Europa durch das Christentum definiert und es als Gegenstück zum Islam und den Byzanz (=östlicher Mittelmeerraum) gesehen. Europa wurde dann jeweils um ein christliches Gebiet gegen Osten hin erweitert – „Um 1000 nach Christie Geburt wurden Polen, Böhmen und Ungarn für das lateinische Christentum gewonnen. Hinzu kamen wenig später noch die Gebiete die der deutsche Ritterorden eroberte. Die frühere Ostgrenze wurde somit weiter nach Osten verschoben und verlief im 12. Jahrhundert vom Baltikum direkt nach Süden zu den Karpaten. Sie folgte deren Bogen und zog sich dann westlich von den Ausläufern dieses Gebirges zur mittleren Adria. Diese Grenze markiert die äußerste Reichweite der Ausbreitung westeuropäischer Kultur. Romantik, Gotik, Reformation, Renaissance und Aufklärung gelangten nie über sie hinaus.“[8]
Hier sieht man wieder schön das Prinzip der Selbstdefinition der Europäer – wer sich zum Christentum dazurechnete (oder erobert wurde) war im Haus Europa dabei.
Diese Ostgrenze wurde bis ins 15. Jahrhundert exklusive Russlands gesehen, die Türkengefahr machte es jedoch notwendig Russland ab der Mitte des 15. Jahrhundert als Europäer und als Christen zu sehen. „Eine der geistigen Voraussetzungen dafür war, den Begriff der „christianitas“ aus seiner einseitigen Verknüpfung mit dem lateinischen Christentum herauszulösen und auf das Gebiet der russisch-orthodoxen Kirche auszudehnen.“[9] Die späteren erfolgreichen Kriegszüge der Zaren gegen westliche Nachbarn bewirkten jedoch, bereits gegen Ende des 16. Jahrhundert, bei den meisten Europäern eine negative Haltung gegenüber Russland. Ab 1700 betrieb der Zar Peter der Große eine „Europäisierung“, welche in diesem Ausmaß nur mehr später der Türkei widerfuhr unter Atatürk. Diese Reformen und die Antitürkeihaltung der Russen verhalf Peter und somit Russland, enormes politisches Ansehen.
Eine neuere europäische Ostgrenze legte der Schwede Philipp Johann Tabbert, genannt Strahlenberg, im Jahre 1730 fest. „Seiner Festlegung nach geht ihr Verlauf entlang des Uralkamms und zieht sich vom Südende dieses Gebirges aus entlang eines niedrigen Landrücken zur Wolga nach Kamyschin. Von dort aus folgt sie dem Abfall der Wolgahöhen südwärts bis zur pontisch-kaspischen Niederung und der Manytsch-Depression.“[10]
Diese Grenze war wieder einmal aufgrund der Christianisierung gezogen worden und hörte deswegen auch beim Ural auf, da die Russifizierung Sibiriens erst ab 1807 einsetzte.
Eine weitere Zugehörigkeitsfrage, nach der Anerkennung der russischen Orthodoxen, war die des Balkans. Trotz der langen osmanischen Herrschaft wurde der Balkan zu Europa gezählt, da er mehrheitlich von Christen bewohnt wurde und wird und sich auch durch den Widerstand gegen die Türken als „Mustereuropäer“ fühlten.
2.1. Bemerkung zu den Grenzen Europas
Dies war nun ein kleiner Abriss wie Europa seine Grenze und besonders die Ostgrenze über die Geschichte hinweg selbst wählte und sich hauptsächlich über die Religion, also das Christentum, definierte. Interessant ist hier auch eine aktuelle Definition der Lage der Türkei in einem Onlinelexikon: „Die Türkei erstreckt sich geographisch über zwei Kontinente. Anatolien, der asiatische Teil des türkischen Staatsgebiets, nimmt etwa 97 % der Fläche ein. Der europäische Teil bildet das östliche Thrakien und umfasst etwa 3 % der Landesfläche (23.623 km²) .“[11] Dieses Lexikon und seine Quellen weiß also genau wo Europa aufhört und hätte somit schon die Antwort auf meine Seminararbeitsfrage.
Damit die „europäische“ christliche Gesellschaft mit ihrer daraus folgenden Grenzziehung verstanden werden kann, sollte man auch etwas über den gesellschaftlichen Ursprung dieses Europa wissen: „Die gesellschaftlichen Strukturen der lateinischen Christenheit waren aus einer Vermischung von germanischen und christlichen Elementen mit spätantiken römischen und auch griechischen Traditionen entstanden. Grundlage dieser frühen christlichen Gesellschaft war eine feudale Organisation. Sie führte zur Bildung zahlreicher kleiner Herrschaftsterritiorien und nicht, wie im Kaiserreich von Byzanz oder im islamischen Herrschaftsgebiet, zur Entstehung eines mächtigen Zentralstaates mit Millionenmetropolen. Im westlichen Europa entstanden zahlreiche vergleichsweise kleine freie Städte, zwischen denen ein reger Handelsaustausch stattfand. Früh bildeten sich im Westen, angeregt durch die Zwei-Reiche-Lehre des Heiligen Augustinus, die geistigen Grundlagen für eine Trennung von Kirche und Staat – undenkbar für die orthodoxe Staatskirche von Byzanz oder für den Islam.“[12]
[...]
[1] Lugmayr, Martin: Österreich und die EU-Osterweiterung: maximale Chancen - maximale Risiken; Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2002, Seite 27.
[2] Welche natürlich erst nach dem Fall des eisernen Vorhangs ein Ansuchen stellen konnten.
[3] Lugmayr, Martin: Österreich und die EU-Osterweiterung: maximale Chancen - maximale Risiken; Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2002, Seite 27.
[4] Köpke, Wulf: Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999.
[5] Website Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Europa ; Zugriff 28.05.2005.
[6] Köpke, Wulf:Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999.
[7] Website Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Frankenreich_768-811.jpg ; Zugriff: 27.09.2005.
[8] Köpke, Wulf: Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999, Seite 21/22.
[9] Köpke, Wulf: Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999, Seite 23.
[10] Köpke, Wulf:Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999, Seite 23.
[11] Website Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkei#Lage ; Zugriff: 17.10.05
[12] Köpke, Wulf:Hamburgisches Museum für Völkerkunde: Das gemeinsame Haus Europa: Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte: Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1999, Seite 20/21.
- Citation du texte
- Gerhard Als (Auteur), 2005, Der Bosporus als Grenze der EU?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49325
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