„Greisenrepublik – Können wir uns das Altern leisten?“, „Birne statt Tannenbaum!“, „Wer zahlt unsere Renten?“ „Krippen sind nicht alles“, „Angst vor dem Kinderkriegen“, „Mythos Kinderwunsch“, „Mit Volldampf rückwärts“, „Frauen leben länger – aber wovon?“ „1,4 Kinder sind zuwenig“, „Das alte Europa“, „Die Baby-Boomer sind die Gekniffenen“, „Die Demographische Zeitbombe“ „Wir haben uns das Kinderkriegen abgewöhnt“, „Deutschland allein zuhaus“, „Akademikerinnen verzichten auf Kinder“, „Rentnern gehört die Zukunft“.
Diese Schlagzeilen sind alle renommierten deutschen Zeitungen entnommen. Was sollen sie verdeutlichen? Sie beziehen sich alle auf den demographischen Wandel. Der demographische Wandel ist immer noch ein großes Thema in fast allen Lebensbereichen.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen Überblick über den demographischen Wandel in Industrieländern zu geben. Welche Bedeutung er in der Wissenschaft hatte und hat, aber auch welche Bedeutung er in der heutigen Politik hat. Um die Bevölkerungsentwicklung, wie sie sich in den meisten europäischen Ländern anzeichnet, zu verdeutlichen, soll exemplarisch der demographische Wandel in Deutschland betrachtet werden. Der Fokus ist hierbei auf die Aspekte der Alterung, der Schrumpfung und der Wanderung gerichtet, welche den demographischen Wandel in Deutschland am deutlichsten kennzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen
3. Die verschiedenen Modelle des demographischen Übergangs
3.1. Das „Vier – Phasenmodell“
3.2. Das „Fünf – Phasenmodell“
3.3. Das „Variable Übergangsmodell“ nach WOODS
4. Der demographische Wandel heute
5. Der demographische Wandel in Deutschland
5.1 Die demographische Alterung der Gesellschaft in Deutschland
5.2 Folgen der Alterung für die sozialen Sicherungssysteme
5.3 Die Schrumpfung der Bevölkerung in Deutschland
5.4 Die Wanderungsentwicklung in Deutschland
5.5 Die regionalen Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung
6. Fazit
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Das Vier – Phasenmodell
Abb. 2 Das Fünf – Phasenmodell
Abb. 3 Das Variable Übergangsmodell nach WOODS
Abb. 4 Alterspyramiden für Deutschland
Abb. 5 Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland
Abb. 6 Entwicklung des Altenquotienten bei einem Rentenalter von 60 Jahren
Abb. 7 Lebendgeborene und Gestorbene in Deutschland bis zum Jahr 2050
Abb. 8 Saldo der Wanderungen über die Grenzen Deutschlands
Abb. 9 Altersstrukturelle Veränderungen 1990 bis 1999 – Veränderungen des Bevölkerungsbestandes einer jeweiligen Altersgruppe in % der entsprechenden Ausgangsbevölkerung von 1990
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Totale Fruchtbarkeitsraten in europäischen Ländern
Tab. 2 Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
Kartenverzeichnis
Karte 1 Wachstumsgebiete in Deutschland (1993-2002)
Karte 2 Schrumpfungsgebiet in Deutschland (1993 - 2002)8
Karte 3 Ursachen der Bevölkerungsdynamik in den 1990er Jahren
Karte 4 Regionale Altersstrukturen 1999
1. Einleitung
„Greisenrepublik – Können wir uns das Altern leisten?“, „Birne statt Tannenbaum!“, „Wer zahlt unsere Renten?“ „Krippen sind nicht alles“, „Angst vor dem Kinderkriegen“, „Mythos Kinderwunsch“, „Mit Volldampf rückwärts“, „Frauen leben länger – aber wovon?“ „1,4 Kinder sind zuwenig“, „Das alte Europa“, „Die Baby-Boomer sind die Gekniffenen“, „Die Demographische Zeitbombe“ „Wir haben uns das Kinderkriegen abgewöhnt“, „Deutschland allein zuhaus“, „Akademikerinnen verzichten auf Kinder“, „Rentnern gehört die Zukunft“.
Diese Schlagzeilen sind alle renommierten deutschen Zeitungen entnommen. Was sollen sie verdeutlichen? Sie beziehen sich alle auf den demographischen Wandel. Der demographische Wandel ist immer noch ein großes Thema in fast allen Lebensbereichen. Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen Überblick über den demographischen Wandel in Industrieländern zu geben. Welche Bedeutung er in der Wissenschaft hatte und hat, aber auch welche Bedeutung er in der heutigen Politik hat. Um die Bevölkerungsentwicklung, wie sie sich in den meisten europäischen Ländern anzeichnet, zu verdeutlichen, soll exemplarisch der demographische Wandel in Deutschland betrachtet werden. Der Focus ist hierbei auf die Aspekte der Alterung, der Schrumpfung und der Wanderung gerichtet, welche den demographischen Wandel in Deutschland am deutlichsten kennzeichnen.
2. Begriffsdefinitionen
Der Begriff „Demographie“ kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern „démos“ ( = Volk) und graphé ( = Schrift oder Beschreibung) zusammen. Also kann der Begriff „Demographie“ als eine Art „Volksbeschreibung“ verstanden werden. Das heißt dass die Demographie mit Zahlen und Kennziffern beschreibt, wie sich die Bevölkerungszahl und ihre Strukturen durch demographische Verhaltensmuster und Ereignisse verändern. Zu den Strukturen einer Gesellschaft gehören beispielsweise das Alter, das Geschlecht, die Familienzugehörigkeit, die Lebensform, die Nationalität, die Kinderzahl, die Region und der Gesundheitszustand, die durch Ereignisse wie zum Beispiel Kinder haben, heiraten, sich scheiden lassen, umziehen, sich gesund erhalten und sterben beeinflusst werden (vgl. BIB 2004, S. 11).
„Unter dem demographischen Wandel versteht man alle Veränderungen in der Struktur der Bevölkerung eines Landes, die grundlegender Natur sind, d.h. über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Zusammensetzung nachhaltig und nicht nur vorübergehend ändern. Dazu zählen beispielsweise sinkende Geburtenraten oder aber auch die Steigerung der Lebensdauer in den meisten Industrieländern.“ (Wirtschaft und Schule 2004). Besonders wichtig ist bei dieser Begriffsdefinition das Wort nachhaltig. Der demographische Wandel ist ein Prozess der sich durch verändernde wirtschaftliche und soziale Bedingungen, über einen langen Zeitraum entwickelt. Ebenso nachhaltig sind die Auswirkungen des demographischen Wandels, die nicht ohne weiteres wieder umgekehrt werden können. Der demographische Wandel ist natürlich nichts Neues. Er wird schon seit rund einem Jahrhundert in der Wissenschaft thematisiert und diskutiert. Doch die, so genannten, fortschrittlichen Industrieländer des Westens haben die Schwelle der „zweiten demographischen Transformation“ bereits überschritten. Zur Erklärung dieses Phänomens soll im nächsten Kapitel die Bedeutung der verschiedenen Modelle des demographischen Wandels, in ihrem historisch wissenschaftlichen Kontext, geklärt werden.
3. Die verschiedenen Modelle des demographischen Übergangs
Die Entwicklung der Weltbevölkerung lässt sich grob in zwei Abschnitte gliedern. Zum einen gab es eine lange Periode langsamen Wachstums und andererseits eine kurze Phase mit stark beschleunigtem Wachstum. Als idealtypisches Ablaufschema dieser Entwicklung der Fertilität und Mortalität, entwickelten Wissenschaftler seit den 1920er Jahren das „Modell des demographischen Übergangs“. Die frühesten Benennungen gehen auf THOMPSON (1929) zurück und in den 1940er Jahren sprach NOTESTEIN erstmals von einer „demographic transition“. Bis heute sind drei verschiedene Modelle des demographischen Übergangs publiziert geworden. Sie basieren auf den beobachteten Bevölkerungsentwicklungen der letzten beiden Jahrhunderte in Europa und später auch Nordamerika und Australien, wo sich die Entwicklung der Fertilität und der Mortalität sehr regelhaft Entwickelt hat. (vgl. Bähr, J. 1997, S. 248)
3.1. Das „Vier – Phasenmodell“:
Als Ursprungsmodell gilt das „Vier – Phasenmodell“, welches je nach Darstellung auch in drei Phasen dargestellt wird (siehe Abb. 1). Die erste Phase (Ausgangsphase oder Vortransformative Phase) kennzeichnet sich durch hohe Geburten- und Sterbeziffern mit einer starken Fluktuation. In den Phasen zwei und drei (Phase des demographischen Wandels) vollzieht sich der demographische Wandel. In der zweiten Phase sinkt die Sterberate aufgrund wirtschaftlicher, sozialer und medizinischer Fortschritte enorm ab, während die Geburtenrate weiterhin auf einem hohen Niveau beharrt. In dieser Phase haben wir die höchsten Wachstumsraten. In der dritten Phase stagniert die Sterberate auf einem niedrigen Niveau und die Geburtenrate sinkt stark, so dass die Bevölkerung zwar weiterhin wächst, aber nicht mehr solche enormen Wachstumsraten erreicht wie in der vorigen Phase. In der vierten Phase bewegen sich die Sterbe- und Geburtenrate fast parallel auf einem niedrigen Niveau und es ist kaum noch Bevölkerungswachstum zu verzeichnen (vgl. www.wikipedia.de – Demographischer Übergang).
3.2. Das „Fünf-Phasenmodell“:
Seit den 1970er Jahren unterscheidet man beim Modell des demographischen Wandels gewöhnlich fünf Phasen (siehe Abb.2). Die prätransformative Phase (1.Phase, Phase der Vorbereitung) sowie die posttransformative Phase (5.Phase, Phase des Ausklingens) gleichen im Bezug auf Fertilität und Mortalität, der ersten und der letzten Phase des zuvor beschriebenen Vier-Phasen-Modells. Der einzige Unterschied ist, dass der demographische Wandel sich bei diesem Modell in drei Phasen vollzieht. Die frühtransformative Phase (2.Phase, Phase der Einleitung) ist gekennzeichnet durch weiterhin hohe Geburtenraten und sinkende Sterberaten, dadurch natürlich einem Bevölkerungswachstum. In der mitteltransformativen Phase (3.Phase, Phase des Umschwungs) kommt es aufgrund von sozialen Veränderungen in der Gesellschaft zu einem Geburtenrückgang und so entwickeln sich die Sterbe- und Geburtenrate nahezu parallel negativ. Es kommt dadurch zu einer Stagnation des Bevölkerungswachstums. In der spättransformativen Phase (4.Phase, Phase des Einlenkens) hat die Sterberate bereits ein so geringes Niveau erreicht, dass sie nicht mehr weiter sinkt. Doch aufgrund von veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und der Entwicklung von anderen Lebensformen und Lebensstilen sinken die Geburtenraten weiter, so dass das Bevölkerungswachstum sinkt, bis sich die Geburten- und Sterberate, in der posttransformativen, auf einem niedrigen Niveau einpendeln (vgl. Bähr, J. 1997, S.250).
Die Beschreibungsfunktion für die Entwicklung, der im zeitlichen Verlauf festgestellten Veränderungen von Mortalität und Fertilität in westlichen Industrieländern erfüllt dieses Modell. Doch auch bei den westlichen Industrieländern zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Dauer und dem Zeitpunkt des demographischen Wandels. Die Phasen zwei bis vier vollzogen sich beispielsweise in England zwischen den Jahren 1740 und 1940, wohingegen in Deutschland dieser Prozess zwischen den Jahren 1870 und 1940 ablief. Japan benötigte für den demographischen Wandel nur 40 Jahre (von 1920 bis 1960). Zusammenfassend kann man sagen, dass umso später die Industrialisierung eines Landes einsetzte, desto schneller vollzog sich der demographische Wandel. Bei Entwicklungsländern, in denen die Industrie sich nicht allmählich entwickelt hat, sondern in den meisten Fällen von den Industrieländern „importiert“ wurde, vollzieht sich der demographische Wandel in rasanter Geschwindigkeit. Vor allem die Sterberaten sinken sehr schnell, aufgrund von medizinischer Versorgung aus den Industriestaaten und der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse, wobei die Geburtenraten weiterhin auf hohem Niveau beharren (Niger: 8,0; Nigeria: 5,7; Kenia: 5,0; Guatemala: 4,4; Indien: 3,1; Quelle: World Population Data Sheet 2004). Eine Anwendung des Modells auf diese Länder ist nicht möglich. Aber auch die Anwendung auf alle westlichen Industrieländer ist nicht möglich. So entwickelte sich die Mortalität und Fertilität in Frankreich nicht wie sie im Modell des demographischen Wandels dargestellt wird. Die Situation vor und nach dem demographischen Wandel (hohe Umsatzziffern vorher, niedrige Umsatzziffern nachher) sind zwar identisch mit dem Modell, doch der demographische Wandel selbst vollzog sich in Frankreich anders. Es kam zu keiner Zeit zu starken Wachstumsraten, wie wir sie in anderen Ländern zu verzeichnen hatten. Im Falle Frankreichs entwickelten sich die Sterberate und die Geburtenrate fast parallel, bis sie auf einem niedrigen Niveau stagnierten.
3.3. Das „Variable Übergangsmodell“ nach WOODS (1982):
Um solche Abweichungen angemessen zu berücksichtigen, entwickelte WOODS in den 1980er Jahren das so genannte „Variable Übergangsmodell“ (siehe Abb. 3). In diesem Modell werden keine Phasen unterschieden, wie es in den vorherigen Modellen der Fall war. Man sieht verschiedene Geburtenraten (g’,g’’,g’’’) und Sterberaten (s’,s’’,s’’’), welche als Kurve dargestellt werden. Je nachdem wie sich die Geburten- und Sterberate in einem Land entwickelte lässt sich dieses Modell variabel danach abändern. Die dargestellte Variante s’/g’ wäre der Fall Frankreich, mit einer parallelen Entwicklung der Geburten- und Sterberate. Die Variante s’’/g’’ wäre der Fall Deutschland, welcher den meisten westlichen Industrieländern entspricht. Die Variante s’’’/g’’’ wäre anwendbar auf Entwicklungsländer, wo die Öffnung der Bevölkerungsschere deutlich größer ist als in den Industrieländern (vgl. Bähr, J. 1997, S. 252,253).
Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass es nicht so starr festgelegt ist wie die anderen beiden Modelle. Die ersten beiden Modelle beschreiben nur die Entwicklung der Industrieländer und sind auf Entwicklungsländer nicht anwendbar. Mit dem „Variablen Übergangsmodell“ ist ein Modell geschaffen worden, welches flexibler auf bestimmte Entwicklungen eingehen kann und auch die Anwendung auf Entwicklungsländer möglich macht.
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- Citation du texte
- Joerg Geuting (Auteur), Carina Pelz (Auteur), 2005, Demographischer Wandel in Deutschland. Ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49171
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