Ein außenpolitisches Meisterstück, aber eine wirtschaftspolitische Fehlleistung – diese Meinung vertreten viele Kritiker in Bezug auf die Deutsche Einheit. Tatsache ist jedoch, dass sich die Politik ab dem 9. November 1989 in einer historisch einmaligen Zwangslage befand. Der Grund dafür lag in der Mobilität der Menschen. Nach dem Fall der Mauer konnte jeder ostdeutsche Arbeitnehmer als deutscher Staatsbürger in den nahe gelegenen Westen abwandern. Der Anreiz für diese Abwanderung war ungeheuer groß: In Westdeutschland gab es einen hochmodernen Kapitalstock, eine auf dem Weltmarkt bewährte Produktpalette und vor allem höhere Löhne, die im globalen Vergleich an der Spitze lagen. An natürlichen Mobilitätshindernissen fehlte es dagegen fast völlig: gleiche Kultur, gleiche Sprache, gleiche industrielle Tradition. Es drohte folglich ein Massenexodus, vor allem von Fachkräften und Leistungsträgern. „Erweiterung West“ statt „Aufbau Ost“ war zu dieser Zeit keine Fantasie von Schwarzmalern, sondern ein ganz reales Szenario, welches politisch niemand wollte.
Seit 1990 ist die Arbeitsproduktivität ostdeutscher Betriebe, gemessen als Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten in jeweiligen Preisen, gestiegen und hat sich dem Durchschnittswert für westdeutsche Betriebe angenähert. Nach wie vor ist jedoch ein erheblicher Rückstand ostdeutscher Betriebe zu konstatieren: Die neuen Bundesländer haben ihre Arbeitsproduktivität zwar vergleichsweise schnell auf etwa 74% bis 79% des westdeutschen Niveaus anheben können seitdem verharrt sie jedoch auf diesem Wert. Hinzu kommt, dass westdeutsche Unternehmen von einem hohen Ausgangsniveau aus ebenfalls produktiver werden. Für ostdeutsche Unternehmen geht es also um eine Angleichung auf ein bewegliches Ziel.
Doch wo liegt der Schlüssel, damit Ostdeutschland bei der Arbeitsproduktivität zum Westen aufschließen kann? Der Fokus dieser Arbeit liegt dabei auf den noch immer deutlich messbaren Unterschieden zwischen Ost-und Westdeutschland. Ziel dieser Untersuchung ist es demnach, u.a. mit Hilfe des IAB-Betriebspanels, das Ausmaß und die Ursachen der Produktivitätslücke ostdeutscher Unternehmen zu ermitteln. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, in wie weit die bestehenden strukturellen Unterschiede eine Bedeutung für die Erklärung der Produktivitätsunterschiede zwischen beiden Regionen haben. Konkret soll dabei untersucht werden, ob die Produktivitätslücke zu den alten Bundesländern geschlossen werden kann und falls ja, wie.
I.
Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Produktivitätsbegriff
3 Produktivität ost- und westdeutscher Betriebe im Vergleich
3.1 Das Ausmaß der Produktivitätslücke
3.2 Die Determinanten zur Steigerung der Arbeitsproduktivität
3.3 Die Einflussgrößen der Produktivität: Ermittlung des Status quo sowie von Verbesserungsmaßnahmen
3.3.1 Wirtschaftsstruktur
3.3.2 Humankapital
3.3.3 Innovationen, Investitionen
4 Schlussbetrachtung und Ausblick
4.1 Zusammenfassung der Hauptergebnisse
4.2 Ausblick
III. Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Claudia Schiefler (Auteur), 2019, Wachstum für den Osten? Lässt sich die Produktivitätslücke zu den alten Bundesländern schließen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491564
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