Diese Facharbeit für das Schulfach Sozialwissenschaft (Sowi), ist eine empirische Untersuchung des Arbeitsmarktes im Bezug auf die Demografie und deren Folgen.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt darauf, Ursachen und Faktoren des demografischen Wandels herauszuarbeiten, und sie auf die Arbeitswelt zu beziehen. Hierzu wurde nicht nur die momentane Situation erfasst, auch über die Zukunft Europas werden Vermutungen aufgestellt und durch wissenschaftliche Arbeiten und Studien belegt.
Gliederung
1.1 Einleitung
1.2 Erläuterung des Begriffes demografischer Wandel (Definition)
1.2.1 Erläuterung des Begriffes Generationsvertrag (Definition)
2.1 Demografischer Wandel in Deutschland
2.2 Demografischer Wandel – Momentane Situation
3.1 Auswirkungen auf die deutsche Arbeitswelt
3.1.1 Folgen
3.1.2 Lösungsansatz
4.1 Fazit
5.1 Anhang
Einleitung
Arbeiten bis wir 100 sind?
Es ist kein Geheimnis, dass unsere Bevölkerung immer älter wird. Sozial gesehen ist dies sogar eine gute Entwicklung. Schließlich träumt die Menschheit ja schon länger vom unendlichen Leben. Aber bringen diese medizinischen und technischen Fortschritte auch Nachteile mit sich? Der Verlauf der historischen Ereignisse und die Entwicklung der Verhütungsmittel lassen auf signifikante Stellen in der demografischen Entwicklung schließen. Diese Facharbeit bezieht sich auf die demografische Entwicklung Deutschlands hinsichtlich des Arbeitsmarktes und die mit den damit verbundenen Chancen, Risiken und Hürden die der Staat zu meistern hat. Die Hauptaufgabe dieser Arbeit bezieht sich auf die Frage, ob der demografische Wandel eine Chance oder ein Risiko für den deutschen Binnenmarkt und die heutige Arbeiterschaft ist. Das Thema der Digitalisierung wird hier ebenfalls kurz angeschnitten, da diese eine immense Auswirkungen auf Prognosen diverser Institutionen und Studien haben.
Erläuterun g des Begriffes demografischer Wandel (Defin ition)
Der Begriff Demografie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern dẽmos (= Volk, Bezirk, Gemeinde) und gráphein (= schreiben)1 zusammen. Der demografische Wandel definiert also die Veränderung der sozialen und politischen Lage einer Bevölkerungsgruppe1. Konkret wird hier die Geburtenrate im Verhältnis zur Sterberate betrachtet und so eine Tendenz festgestellt, wie sich die Bevölkerung im jeweiligen Land entwickelt.
Erläuterun g des Begriffes Generationsvert rag (Definit ion )
Nach Prof. Dr. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, Fakultät für Sozialwissenschaft, ist der „Generationenvertrag“ ein: „fiktiver `Solidar-Vertrag zwischen jeweils zwei Generationen ´ (W. Schreiber) als theoretisch- institutionelle Grundlage einer im Umlageverfahren finanzierten dynamischen Rente. Ziel ist die Einführung von Zurechnungsregeln für die Verteilung des Arbeitseinkommens Erwerbstätiger mit der Absicht, die individuellen Konsummöglichkeiten angemessen auf die drei Lebensphasen Kindheit und Jugend, Erwerbsphase und Alter aufzuteilen.“2 Dies besagt, dass die Erwerbsfähigen in der Gesellschaft die Kinder und die Menschen im Alter versorgen. Demnach wird eine Generation von seinen Vorfahren finanziert bis dieser selbst erwerbstätig wird, um dann die zu finanzieren, die sie vorher unterstützt haben. Zudem müssen sie ihre Kinder finanziell unterstützen, bis diese ebenfalls erwerbstätig werden um den Kreislauf zu schließen.
Demografischer Wandel in Deut schland
Der Demografische Wandel in Deutschland lässt sich anhand einer Grafik hervorragend erläutern.
Die Grafik M13 vom Statistischen Bundesamt zeigt den Altersaufbau der Bevölkerung nach demografischen Ereignissen in Deutschland zum Stand des 31.12.2016. Auf der y-Achse wird das Alter der Menschen aufgelistet. Die x-Achse weißt die Anzahl der Personen auf, die 2016 in jenem Alter waren. Diese Angabe wird mal 1.000 betrachtet. Die Grafik ist als Balkendiagramm dargestellt und durch eine Aufteilung von Männern und Frauen gegenübergestellt. In blau wird die gleiche Verteilung von Männern und Frauen beschrieben. Die rot dargestellten Stellen, sind Überschüsse des jeweiligen Geschlechtes. Zudem weißt die Statistik, pikante historische Ereignisse auf die, die jeweilige Bevölkerungsmenge beschreibt.
Im Bereich von 85-95 ist ein Überschuss von Frauen festzustellen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Lebenserwartung von Frauen deutlich höher ist als die der Männer4. Studien zufolge leben Frauen durchschnittlich 5 Jahre länger als Männer, was eine Erklärung für den Überschuss der Frauen sein kann. Das Geburtentief der Personen die 2016, 85 Jahre alt waren, ist bedingt durch die Weltwirtschaftskriese im Jahre 1932. Zu dem Zeitpunkt lag die Geburtenrate nur bei 150.000-190.000. Nach Erholung der Wirtschaftskriese und einem Geburtenhoch von fast 400.000 Menschen sind Einbrüche durch den 2. Weltkrieg zu verzeichnen. Bis kurz nach dem 2. Weltkrieg sind ebenfalls Überschüsse der Frauen zu beachten. Diesen Überschuss kann dem 1. Weltkrieg zugeschrieben werden, da hauptsächlich Männer in den Krieg zogen und dort starben. Eine weitere Stelle, die zu beachten ist, betitelt sich als der Babyboom. Die Nachkriegszeit stand unter dem Motto „Peace and Love“ (Engl.: Frieden und Liebe).
Kurz darauf folgt der Pillen Knick. Aufgrund der neuen Verhütungsmethoden, die zum einen sicher waren und zum andern durch industrieller Produktion günstiger wurden, sind zu der Zeit weniger Kinder zur Welt gekommen. Seit dem Babyboom ist zudem ein Überschuss an Männern zu verzeichnen. Da nun immer mehr Frauen erst Karriere machen möchten und anschließend eine Familie gründen wollen, nimmt die Geburtenrate immer mehr ab. Mittlerweile liegt die Geburtenrate bei 1.5 Kinder, auf jede Frau in Deutschland.
Demografischer Wand el – Momentane Situation
Die momentane Entwicklung des demografischen Wandels verläuft darauf hinaus, dass die deutsche Gesellschaft immer älter wird und der Generationenvertrag nicht mehr gut genug die älteren Menschen versorgen und unterstützen kann. Werden nicht genügend Kinder geboren, so muss ein Erwerbstätiger mehrere Rentner finanzieren um den Generationenvertrag beizubehalten.5 Dies führt dann folglich dazu, dass der junge Erwerbstätige zu viele Abgaben verzeichnen muss und so massive Einschnitte in seinen Ausgaben hat. Nach einer Analyse der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit schrumpft das Erwerbspersonenpotenzial von 2010 bis 2020 um rund 1.8 Mio. Menschen. In den folgenden 5 Jahren sind es dann noch einmal 1.8 Mio. Menschen. Bis 2020 können wir einen Beschäftigungszuwachs von 400.000 Erwerbstätigen erwarten. Jedoch fällt diese Beschäftigtenrate um 500.000 Menschen aufgrund der demografischen Entwicklung6 (Vgl.: 2.1 Demografischer Wandel in Deutschland).
Auswirkungen auf die deutsche Arbeitswelt
Diese Veränderungen ziehen sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Aufgrund des Arbeitermangels haben Arbeitnehmer mehr Auswahlmöglichkeiten, da Betriebe unterbesetzt sein werden. Die Chance auf einen höheren Lohn steigt mit dieser Entwicklung ebenfalls signifikant an. Arbeitgeber werden sich gezwungen fühlen mehr Lohn auszuzahlen, da der Konkurrenzdruck massiv ansteigt. Der Arbeitermangel birgt aber auch Gefahren. Unterbesetzung ist nicht profitabel für die Wirtschaft und den Binnenmarkt. Da weniger Menschen leben, sinkt die Kaufkraft des Landes, welches dann zu weniger Umsätze führt.7 Unter Beachtung der Digitalisierung nehmen Forscher an, dass Deutschland keinen Arbeitermangel haben wird, sondern erhebliche Defizite bei den Fachkräften verzeichnen wird.8 Laut einer Studie von Vogler-Ludwig et al. (2016) werden Schätzungen zufolge mehr als 500.000 Personen mit einem höheren Abschluss benötigt. 9 Diese Zahl ist jedoch nur eine Schätzung und verlangt deswegen genauere Prognosen, die den Digitalisierungsprozess stärker berücksichtigen. Diese dazu benötigten Entwicklungserkenntnisse werden erst in den kommenden Jahren zu beobachten sein.
Auswirkungen auf die deutsche Arbeitswelt – Folgen
Die Entwicklungsprozesse der Digitalisierung haben erhebliche Auswirkungen auf die heutige Arbeitswelt. Sie verändert Arbeitsstruckturen, macht viele Jobs überflüssig und schafft gleichzeitig neue Branchen, welche neue Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
Die Nobelpreisträger Dale Mortensen und Chris Pissaridies haben basierend auf ihre Arbeiten, sowohl theoretische- als auch empirische Studien zum sogenannten Matching-Prozess untersucht. Im Matching-Prozess „ [...] g eht es um die Frage, wie gut die Fähigkeiten von Arbeitnehmern zu den Anforderungen von Arbeitgebern passen. Neben der Matching-Technologie, also wie effizient der
Informationsaustausch oder Bewerbungsprozesse sind, spielen die Qualifikation auf der Angebotsseite und Produktionsprozesse auf der Nachfrageseite die zentrale Rolle.“ 10 Laut der Bundesagentur für Arbeit stehen in Deutschland zurzeit um die 2.5 Millionen Arbeitslose gegenüber 750.000 offene Angebotsstellen. Die Bertelsmann Stiftung bezeichnet diese Situation als Missmatch zwischen Arbeitgeber und Erwerbssuchende. Die Frage in dieser Situation ist nun, wie sich dieser Missmatch im Verlauf des demografischen Wandels entwickelt. Zudem ist die derzeitige voranschreitende Digitalisierung zu beachten.
Festzustellen ist, dass der demografische Wandel hinsichtlich der momentanen Arbeitslosensituation eine gute Entwicklung für derzeitige Arbeitslose ist. Je weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt sind, desto weniger Auswahl hat der Arbeitgeber, was eine höhere Chance bietet einen Job zu bekommen, da der Markt kaum Konkurrenz bietet.11
Auswirkungen auf die deutsche Arbeitswelt - Lösungsa nsatz
Die Entwicklung des demografischen Wandels hinsichtlich des Arbeitsmarktes ist keineswegs negativ. Im Gegenteil; diese Veränderung birgt viele Chancen gerade für junge Menschen. (vgl.: 3.1.1 Auswirkungen Auf die Deutsche Arbeitswelt – Folgen). Dennoch ist die demografische Veränderung ein Risiko für den Wirtschaftsmarkt. Schätzungen zur Folge wird der demografische Wandel den Arbeitsmarkt so beeinflussen, dass es um 2030 mehr freie Arbeitsstellen geben wird, als es Erwerbssuchende geben wird.12 Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken braucht Deutschland 100.000 Einwanderer pro Jahr. Ab 2020 wird Deutschland aus demografischen und ökonomischen Gründen 200.000 Einwanderer pro Jahr benötigen, um die wirtschaftliche- und soziale Absicherung der Bürger zu gewährleisten.13
Fazit
Der demografische Wandel ist also sowohl eine Chance als auch ein Risiko zugleich. Dem Arbeitnehmer werden mehr Arbeitsangebote offenstehen und so auch ein höherer Gehalt zugesprochen. Diese Annahme kann jedoch durch die Digitalisierung relativiert werden. Die Arbeitslosigkeit wird durch die demografische Entwicklung auch ein neues Tief erreichen. Die Erwerbstätigen müssen jedoch voraussichtlich mehr Abgaben an den Staat ablegen, da nun dann ein Arbeiter mindestens 2 Rentner finanzieren muss. Mit einer Einwanderungsreform in Deutschland würde man diesem entgegenwirken, trägt dann aber nicht zum Senken der Arbeitslosenrate und der damit verbundenen Stellenangebote bei.
Literaturver zeichnis
Internetquellen
-www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/240461/demografischer-wandel (abgerufen am 09.03.2019)
-https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/deographischer_wandel_1765.htm (aufgerufen am 10.3.2019)
-http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/ERC_Arbeitsmarkt2030-Prognose2016- Fachexpertisen.pdf (aufgerufen am 10.3.19)
-https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fokus/artikel30.pdf? blob=publicationFile&v=1 (aufgerufen am 10.3.19)
-https://www.bertelsmann- stiftung.de/ fileadmin/ file s/BSt/ Bibl iothek/Doi_P ublikat ionen/ St udie_IFT_ Arbeitskr aefte_ und_Arbeits markt_im _demographischen_Wande l_20 18 .pdf (aufgerufen am10.03.19)
-https://www.duden.de/rechtschreibung/Demografie (aufgerufen am 10.3.2019)
-https://de.statista.com/statistik/daten/studie/273406/umfrage/entwicklung-der-lebenserwartung- bei-geburt--in-deutschland-nach-geschlecht/ (aufgerufen am 11.03.2019)
-https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/generationenvertrag-34055 (aufgerufen am 11.3.03.2019)
-https://www.econstor.eu/bitstream/10419/158329/1/kb2010-12.pdf (aufgerufen am 11.3.2019)
Buchquellen:
Reiner Geißler. Die Sozialstruktur Deutschlands, 7. Auflage. 2014 S. 58 Z.55-70
Anhang
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Vgl.: htt ps: // www .duden.de/ recht sc hreibung/D emografie (aufgerufen am 10.3.2019)
2 Vgl.: https: // wirtschaftslexikon.gabler.de / definition/ ge nerationenve r t r a g -340 55 (aufgerufen am 10.3.2019)
3 Vlg.:https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/Bilder/B07-Altersaufbau-Bevoelkerung- Ereignisse.html (aufgerufen am 10.03.2019)
4 Vgl.: https: // de.statista.com/statistik/ daten/studie/273406/um frage/ entwicklung -der- lebenserwartung-bei-geburt --in-deutschland-nach-gesc hlecht/ (aufgerufen am 11.03.2019)
5 Vgl. 1.2.1 Erläuterung des Begriffes Generationsvertrag (Definition) und https://w irtschaftslexiko n.gabler.de / definitio n/gene rationenver trag -3 40 55 (Aufgerufen am 11.3.03.2019)
6 Vgl.: htt ps: // www .ec o nst or.eu/ bitstream/10419/1583 29 /1 /k b2010 -12 .pdf (Aufgerufen am 12.03.2019)
7 Vgl.: htt ps: // www .ec o nst or.eu/ bitstream/10419/1583 29 /1 /k b2010 -12 .pdf (aufgerufen am 12.3.2019)
8 Vgl.: https: // ww w.bertelsm ann- stiftung.de/ fileadmin/ file s/BSt/ Bibl iothek/Doi_P ublikat ionen/ St udie_IFT_ Arbeitskr aefte_ und_Arbeits markt_im _demographischen_Wande l_20 18 .pdf (5.1 Belastbarkeit von Prognosestudien zum Fachkräftemangel) (aufgerufen am 10.03.2019)
9 Vgl.: htt p:/ / ftp.zew .de/ pub/ zew -do cs/ gutachten/ ERC_A rbeitsm arkt2 03 0 -P ro gno se 2 016 - Fachexpertisen.pdf (aufgerufen am 10.3.19)
10 Vgl.: htt ps: // www .bert e l sm ann - stiftung.de/ fileadmin/ file s/BSt/ Bibl iothek/Doi_P ublikat ionen/ St udie_IFT_ Arbeitskr aefte_ und_Arbeits markt_im _demographischen_Wande l_20 18 .pdf (5.2 Mismatch zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage) (aufgerufen) am 10.03.2019)
11 Vgl.: https: //archiv.w irtscha f tsdien st. eu/jahr/2016/3/de mografie -und- arbeits markt/ (aufgerufen am 17.03.2019)
12 Vgl.: https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fokus/artikel30.pdf? blob=publicationFile&v=1 (Aufgerufen am 10.3.18)
13 Vgl.: Reiner Geißler. Die Sozialstruktur Deutschlands, 7. Auflage. 2014 S. 58 Z.55-70
- Quote paper
- Ersu Oguz (Author), 2019, Arbeiten bis wir 100 sind? Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491287
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