Regeln und Rituale sind wichtige Bestandteile des Schulalltags von Grundschülern. Es gibt jedoch einige Dinge, die zu beachten sind, um einen nahezu reibungslosen Ablauf zu erlangen. Auf was man bei der Aufstellung und dem Gebrauch von Regeln und Ritualen achten muss und was man sich darunter vorstellen kann, wird in den Abschnitten 2 und 3 diskutiert werden.
In Abschnitt 4 habe ich den Bezug von Regeln und Ritualen zum hessischen Rahmenplan herausgearbeitet, da dieser ja die Grundlage dafür bietet, was in der Schule gelehrt und gelernt werden soll.
Im fünften Abschnitt werde ich mich mit einer ritualisierten Unterrichtsform, dem Morgenkreis, beschäftigen. Er ist ein gerne angewandtes Ritual um die Zusammengehörigkeit in der Gruppe wieder zu finden und sich gegenseitig auszutauschen.
Schließlich folgen im sechstens Abschnitt Überlegungen dazu, was „Demokratie lernen“ in der Grundschule bedeutet und ob es sich beim Morgenkreis um eine Form des „demokratischen Lernens“ handelt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Regeln
2.1 Was sind Regeln?
2.2 Regeln in der Schule
2.3 Regelfelder in der Grundschule
3 Rituale
3.1 Was sind Rituale?
4 Wie sind Rituale und Regeln im Rahmenplan Hessen verankert?
5 Der Morgenkreis
5.1 Das Konzept des Morgenkreises
5.2 Der Morgenkreis in der Praxis
6 Demokratie lernen in der Grundschule
6.1 Was bedeutet „Demokratie lernen“?
6.2 Wie demokratisch ist Schule wirklich? Das Beispiel des Morgenkreises
7 Schlussbemerkung
8 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Regeln und Rituale sind wichtige Bestandteile des Schulalltags von Grundschülern. Es gibt jedoch einige Dinge, die zu beachten sind, um einen nahezu reibungslosen Ablauf zu erlangen. Auf was man bei der Aufstellung und dem Gebrauch von Regeln und Ritualen achten muss und was man sich darunter vorstellen kann, wird in den Abschnitten 2 und 3 diskutiert werden.
In Abschnitt 4 habe ich den Bezug von Regeln und Ritualen zum hessischen Rahmenplan herausgearbeitet, da dieser ja die Grundlage dafür bietet, was in der Schule gelehrt und gelernt werden soll.
Im fünften Abschnitt werde ich mich mit einer ritualisierten Unterrichtsform, dem Morgenkreis, beschäftigen. Er ist ein gerne angewandtes Ritual um die Zusammengehörigkeit in der Gruppe wieder zu finden und sich gegenseitig auszutauschen.
Schließlich folgen im sechstens Abschnitt Überlegungen dazu, was „Demokratie lernen“ in der Grundschule bedeutet und ob es sich beim Morgenkreis um eine Form des „demokratischen Lernens“ handelt.
2. Regeln
2.1 Was sind Regeln?
Bei einer Regel handelt es sich um ein Prinzip oder eine Ordnung, die besagt, wie man bestimmte Dinge tun muss (vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie 1998). Synonyme für diesen Begriff wären Richtlinie, Norm oder Vorschriften, also Vorgaben, an die man sich halten sollte (vgl. Der neue Brockhaus, 1971).
Regeln existieren in allen denkbaren Lebensbereichen der Menschen. Es gibt Verkehrsregeln, Benimmregeln, Spielregeln, Hausordnungen und noch viele weitere. Jegliches Zusammenleben orientiert sich an Regeln. Sobald mehrere Menschen in einem Lebensbereich miteinander Umgang haben besteht die Gefahr, dass der Freiraum eines Schwächeren durch die Willkür eines Stärkeren eingeengt wird. Aus diesem Grund ist ein soziales Miteinander nur durch ein Aufstellen von Regeln, die gemeinsam gekannt, akzeptiert und als verbindlich anerkannt werden, möglich (vgl. Berse/Richelmann 1996, S. 68).
2.2 Regeln in der Schule
Auch in der Schule, als einem wichtigen Lebensbereich der Kinder muss es Regeln geben. Kinder haben bereits bei der Einschulung eine gewisse Regelkenntnis, die sie in ihren bisherigen Lebensbereichen erlangt haben. Da jedoch jedes Kind in verschiedenen sozialen Verhältnissen aufwächst muss man davon ausgehen, dass dieses Regelverständnis sehr heterogen ist. Aus diesem Grund ist es eine wichtige Aufgabe der Schule beziehungsweise der einzelnen LehrerInnen einen Konsens an Regeln für das Miteinanderlernen und den Umgang miteinander zu finden. Regeln müssen in der Schule vorhanden sein, um das Zusammenleben und –lernen zu erleichtern (vgl. Berse/Richelmann 1996, S. 65).
Besonders wichtig ist ein funktionierendes Regelgerüst vor allem in offenen Unterrichtssituationen. Je mehr Entscheidungsfreiheit dem einzelnen Kind zugestanden wird, desto wichtiger ist es, klare Regeln und haltende Strukturen als Orientierungshilfe zu haben. Dem Kind wird so durch klare Leitlinien ein soziales Verhalten in der Klasse erleichtert.
Allerdings bringen, wie schon erwähnt, nicht alle Kinder die gleichen Regelkenntnisse mit und haben somit auch nicht die gleichen Fähigkeiten, aufgestellte Regeln in sich aufzunehmen und umzusetzen. Nur durch den täglichen Gebrauch von Regeln werden Kinder diese verinnerlichen und automatisieren. Dieses soziale Lernen kann sich nur in konkreten Situationen vollziehen, was bedeutet, dass die Schule den Kindern Zeit und Rahmen geben muss, um soziales Lernen zu ermöglichen (vgl. Wiesemann 2003, S.183).
2.3 Regelfelder in der Grundschule
In der Schule muss man unterscheiden zwischen gesetzlich vorgeschriebenen Regeln und Regeln, für die jede Schule selbst verantwortlich ist. Die letzteren werden von jeder Schule in Anlehnung an allgemeingültige Regeln aufgestellt. Diese beziehen sich vor allem auf die interne Organisation der Schule, wie zum Beispiel Schulordnungen oder Pausenregelungen und auf die Organisation innerhalb der einzelnen Klassenverbände, wie Klassenordnungen und Arbeitsformen (vgl. Berse/Richelmann 1996, S. 105). Die klasseninternen Regeln werden meist von der LehrerIn, im Idealfall unter Mithilfe der Schüler aufgestellt. Diese Regeln werden aus konkreten Situationen heraus erarbeitet und festgehalten. Sie unterschieden sich in „inhaltlichen Gesichtspunkten zwischen Verhaltens-, Arbeits-, Kommunikations- und vergegenständlichten Regeln, in deren Feldern sich aber auch in der konkreten unterrichtlichen und schulischen Situation Überschneidungen ergeben können“ (Berse/Richelmann 1996, S. 105).
Die Klasse ist sozusagen eine soziale Basis für schulisches Lernen. Sie ist allerdings von einer Vielfalt der Kinder geprägt, deren Konsens man immer wieder aufs Neue suchen muss. Um die Klasse für die Kinder als eine Einheit, als etwas Zusammengehöriges erfahrbar zu machen, darf eine Beteiligung am Zustandekommen von gemeinsamen Regeln nicht ausbleiben (Röbe 1990, S. 10).
Das gemeinsame Aufstellen von allgemeingültigen Regeln stellt für die Schüler einen schulischen Lernprozess dar. Sie haben selbst die Möglichkeit Situationen und Akteure zu konstruieren und mit dieser Hilfe Lösungsvorschläge zu einem Problem zu finden. Die Lernaktivitäten, die sie dabei entfalten sind sehr vielfältig: Regeln werden erfunden, aufgestellt und ausprobiert. Merkt man dabei, dass sie nicht in der gewünschten Art funktionieren werden sie verändert oder abgeschafft. Auch eine Missachtung oder Nutzung der Regeln zum eigenen Vorteil kann man als Lernprozess bezeichnen (Wiesemann 2003, S. 184).
Jedoch gibt es auch Regeln, die Kinder zu Beginn der Schule annehmen müssen, ohne ein gewisses Mitbestimmungsrecht zu haben. Hierzu gehören Regeln wie Ruhe, Ordnung, Pünktlichkeit und Sauberkeit, auf die die LehrerIn zur Erfüllung ihres Erziehungsauftrages achten muss. Das Kind muss außerdem damit umgehen können, dass es nicht das einzige Kind in der Klasse ist und somit eine gewisse Anpassung erforderlich ist (Berse/Richelmann 1996, S. 104).
Die Regeln, mit denen sich eine LehrerIn zu Beginn des Schuljahres auseinandersetzen muss, sind jedoch von vielen Faktoren abhängig. So muss das Lernangebot und die Lernvorraussetzungen der Kinder berücksichtigt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Klassenstärke, die räumlichen Gegebenheiten und das didaktische Konzept des Lehrers. So wird eine LehrerIn, die früh mit innerer Differenzierung beginnen will, gleich anfangs ein umfassendes Regelgerüst aufbauen. Eine LehrerIn, die das Sozialverhalten der Schüler, die Verantwortung für die Gruppe und die Beteiligung der Schüler an der Planung des Unterrichts von Beginn an fördern will, wird eher solche Regeln berücksichtigen, die den Prozess der Meinungsbildung und der Konfliktlösung betreffen. Eine LehrerIn für die das Verhalten der Schüler zentral ist, weil sie nur dann gelassen und tolerant auf das Verhalten der Schüler reagieren und Unterrichtsaktivitäten steuern kann, wird vor allem Regeln zur Aufrechterhaltung der Disziplin einbringen (vgl. Nishon 1980, S. 146).
3. Rituale
3.1 Was sind Rituale?
Ein Ritual ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine regelmäßig stattfindende, weitgehend gleich ablaufende Handlungsabfolge. In den Sozialwissenschaften bezeichnet man mit Ritual eine Folge von traditionell bestimmten, nicht alltäglichen Handlungen, die expressiv betont werden und weitgehend standardisiert sind. Sie haben die Funktion, die Gruppenidentität und das Zusammengehörigkeitsgefühl einer sozialen Gruppe zu bestätigen und zu stärken.
Mit dem Begriff Ritus, der ursprünglichen Bezeichnung für eine Handlung mit einer religiösen Zielsetzung, die aus Worten und Gesten besteht und einem festgelegten Ablauf folgt werden Teilbereiche eines gesamten Rituals oder einzelne rituelle Handlungen innerhalb eines Rituals bezeichnet (vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie 1998).
Auf die Schule bezogen werden mit Ritualen Handlungen beschrieben, die durch ihre Symbolträchtigkeit von allen Beteiligten eindeutig verstanden werden. Der Unterschied zwischen Regeln und Ritualen ist eben dieser Symbolgehalt, der für Kinder in den meisten Fällen äußerst positiv ist. Ein Symbol wird nicht ständig neu diskutiert und hinterfragt und bleibt infolge dessen in einem traditionellen Rahmen lange bestehen und wird fraglos praktiziert (Riegel 2000, S.22).
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- Maike Wörsching (Author), 2005, Demokratie lernen durch Regeln und Rituale am Beispiel des Morgenkreises, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49123
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