Das Märchen “Der golden Topf” wurde 1813/1814 von E.T.A. Hoffmann veröffentlicht. Die Erzählung thematisiert die Entwicklung des Anselmus von einem Studenten hin zu einem Dichter und Poeten, der die Konfrontation von der magischen und der bürgerlichen Alltagswelt miterlebt.
Die Textstelle in von entscheidender Bedeutung für die Konfrontation zwischen realer und magischer Welt. Anselmus tritt in diesem Abschnitt der Erzählung vollständig mit der magischen Welt in Kontakt und wird mit den Begebenheiten des Fantastischen konfrontiert. Aus dieser Konfrontation ergibt sich der zugespitzte innere Konflikt des Anselmus. Er ist hin- und hergerissen zwischen Serpentina und der Zugehörigkeit zum bürgerlichen Alltag. Die sechste Virgilie stellt damit den Ausgangspunkt für die darauffolgende Entwicklung von Anselmus zum Dichter dar.
In der Betrachtung der Erzähltechnik zeigt sich, dass die Textstelle eine Kombination aus Beschreibung bzw. Erzählbericht und Dialog darstellt. Einerseits werden die Räumlichkeiten und das Verhalten der Figuren beschrieben wie zum Beispiel in Z.21 bis Z.36 auf Seite 50, andererseits ist der Text von der szenischen Darstellung der Dialoge zwischen Anselmus und dem Archivarius durchzogen. Das Geschehen und der Gang durch das Haus werden nahezu zeitdeckend geschildert, wodurch eine unmittelbare Nähe zu den Handlungen der Figuren entsteht. Darüber hinaus ist der Ablauf chronologisch ohne Rückblicke und Vorausblenden, wodurch die Unmittelbarkeit der Erzählung verstärkt wird. Bei Anselmus erhält der Leser einen Einblick auf die Innenperspektive der Figur. So wird zum Beispiel die Wahrnehmung des Raumes auf S.50 in Z.25-29 aus der Perspektive von Anselmus geschildert. Insgesamt wechselt sich der personale und auktoriale Er-Erzähler ab, wobei die Passagen aus Sicht des personalen Erzählers zum Verständnis von Anselmus‘ Innenleben beitragen sollen.Die Innensicht auf Anselmus ermöglicht es, seine Erschütterung, aber auch die Wirkung der Magie und des Hauses auf ihn besser nachvollziehen zu können. Dem Leser soll so die Möglichkeit geboten werden, sich mit Anselmus zu identifizieren und seine Perspektive zu übernehmen.
Der goldne Topf-Analyse und Interpretation der sechsten Vigilie
Das Märchen “Der golden Topf” wurde 1813/1814 von E.T.A. Hoffmann veröffentlicht. Die Erzählung thematisiert die Entwicklung des Anselmus von einem Studenten hin zu einem Dichter und Poeten, der die Konfrontation von der magischen und der bürgerlichen Alltagswelt miterlebt.
Der Student Anselmus ist ein junger Mann, der in der Stadt Dresden mit seinem Pech und seiner Tollpatschigkeit zu kämpfen hat. Er ist offen für das Wunderbare und wird daher von seinen bürgerlichen Mitmenschen teilweise als sonderbar und verrückt wahrgenommen. In der Erzählung prallen die bürgerliche Alltagswelt und die Welt des Fantastischen aufeinander. Anselmus befindet sich inmitten dieser Konfrontation und tritt in der Holunderbuschszene das erste Mal mit der Welt des Magischen in Kontakt. Nach dem missglückten Versuch von Anselmus an der Himmelfahrtsfeier teilzunehmen lässt er sich am Elbufer unter einem Holunderbusch nieder, wo er drei goldgrünen Schlangen begegnet. Nachdem er die Augen einer der Schlangen erblickt, verliebt er sich in sie und verspürt in der folgenden Handlung ein zuvor nicht gekanntes Gefühl der Sehnsucht. Der Archivarius Lindhorst ist der Vater der drei goldgrünen Schlangen. Er führt eine Doppelexistenz als Salamander und beamteter Archivarius und ist damit sowohl in der fantastischen als auch in der realen Welt beheimatet. Er ist dazu verpflichtet diese Doppelexistenz zu führen und kann nur durch die Verheiratung seiner drei Töchter mit poetisch veranlagten Männern davon erlöst werden. Da Anselmus auffälliges Verhalten zeigt, soll er durch das Abschreiben von Manuskripten bei dem Archivarius zur Vernunft gebracht werden. Die sechste Virgilie stellt den zweiten Versuch von Anselmus dar, seine Stelle als Kopist bei Lindhorst anzutreten, da er bei seinem ersten Versuch durch das Äpfelweib, eine Hexe und Widersacherin von Lindhorst, davon abgehalten wurde. Anselmus möchte einerseits Kopist bei Lindhorst werden, um zusätzliches Geld zu verdienen, andererseits versucht er seine Sehnsucht nach der goldgrünen Schlange Serpentina zu stillen. Der Archivarius empfängt Anselmus mit offenen Armen, da er sich erhofft, ihn mit seiner Tochter Serpentina verheiraten zu können. Die sechste Virgilie steht im Zentrum der Erzählung und stellt einen entscheidenden Schritt von Anselmus in die magische Welt dar. Durch den Besuch bei Lindhorst in der sechsten Virgilie erhält Anselmus die Arbeit als Kopist. Dies stellt den Ausgangspunkt für das völlige Eintreten in die magische Welt dar. Anselmus ist nicht länger in der Realität verankert, die von der Welt des magischen durchdrungen wird, sondern tritt nun vollständig in die Welt des Phantastischen ein. Durch die Akzeptanz der magischen Welt wird der innere Konflikt von Anselmus in der folgenden Handlung intensiviert. Ein immer stärkere Zerrissenheit zwischen bürgerlichem Alltag und magischer Faszination und Liebe zu Serpentina macht sich in Anselmus breit. Schlussendlich entscheidet er sich jedoch für die magische Welt und ein Leben als Dichter zusammen mit Serpentina im fantastischen Atlantis.
Die sechste Virgilie nimmt somit eine zentrale Stellung in der Entwicklung von Anselmus ein. Innerhalb der Textstelle begibt sich Anselmus in das Haus des Archivarius, um bei ihm vorzustellen und die Stelle als Kopist anzutreten. Im magischen Haus des Archivarius wird er von dem Hausherrn empfangen und durch die wundersamen Zimmer des Hauses geführt. Anselmus zeigt Bewunderung und Erstaunen über die wundersame Welt, die sich ihm in Form von sprechenden Tieren, exotischen Pflanzen und beeindruckender Einrichtung eröffnet. Im Hausgarten des Archivarius machen sich sprechende Vögel über Anselmus lustig, werden jedoch von dem Archivarius zurückgewiesen. Im Verlauf der Hausführung erblickt Anselmus den goldenen Topf, in dessen Spiegelung er Visionen von sich selbst und Serpentina erkennt. Durch den Anblick gerät Anselmus in einen Zustand der Tagträume und Visionen, aus welchem er nur durch den Archivarius wieder in die Realität zurückgeholt werden kann. Schlussendlich gelangen die beiden in das Bibliothekszimmer, die zukünftige Arbeitsstelle von Anselmus darstellt. Um den Archivarius von seinen Fähigkeiten als Kopist zu überzeugen, zeigt Anselmus einige seiner Schriftproben. Lindhorst jedoch zeigt ein verunsicherndes und seltsames Verhalten.
Die Textstelle in von entscheidender Bedeutung für die Konfrontation zwischen realer und magischer Welt. Anselmus tritt in diesem Abschnitt der Erzählung vollständig mit der magischen Welt in Kontakt und wird mit den Begebenheiten des Fantastischen konfrontiert. Aus dieser Konfrontation ergibt sich der zugespitzte innere Konflikt des Anselmus. Er ist hin- und hergerissen zwischen Serpentina und der Zugehörigkeit zum bürgerlichen Alltag. Die sechste Virgilie stellt damit den Ausgangspunkt für die darauffolgende Entwicklung von Anselmus zum Dichter dar.
In der Betrachtung der Erzähltechnik zeigt sich, dass die Textstelle eine Kombination aus Beschreibung bzw. Erzählbericht und Dialog darstellt. Einerseits werden die Räumlichkeiten und das Verhalten der Figuren beschrieben wie zum Beispiel in Z.21 bis Z.36 auf Seite 50, andererseits ist der Text von der szenischen Darstellung der Dialoge zwischen Anselmus und dem Archivarius durchzogen. Das Geschehen und der Gang durch das Haus werden nahezu zeitdeckend geschildert, wodurch eine unmittelbare Nähe zu den Handlungen der Figuren entsteht. Darüber hinaus ist der Ablauf chronologisch ohne Rückblicke und Vorausblenden, wodurch die Unmittelbarkeit der Erzählung verstärkt wird. Bei Anselmus erhält der Leser einen Einblick auf die Innenperspektive der Figur. So wird zum Beispiel die Wahrnehmung des Raumes auf S.50 in Z.25-29 aus der Perspektive von Anselmus geschildert. Insgesamt wechselt sich der personale und auktoriale Er-Erzähler ab, wobei die Passagen aus Sicht des personalen Erzählers zum Verständnis von Anselmus‘ Innenleben beitragen sollen. Die Innensicht auf Anselmus ermöglicht es, seine Erschütterung, aber auch die Wirkung der Magie und des Hauses auf ihn besser nachvollziehen zu können. Dem Leser soll so die Möglichkeit geboten werden, sich mit Anselmus zu identifizieren und seine Perspektive zu übernehmen. Bei der Figur des Archivarius Lindhorst bleibt die Perspektive auf die Außensicht beschränkt. Dadurch erhält man als Leser keine Informationen über seine Gedanken und sein Befinden, was zur rätselhaften Wirkung seines Charakters beiträgt. Der Archivarius ist dadurch nur schwer greifbar und macht einen mysteriösen und geheimnisvollen Eindruck. Ebenso wie Anselmus weiß der Leser nicht, was in Lindhorst vorgeht.
Zunächst soll gezeigt werden, wie das Aufeinanderprallen der beiden Welten in der Begegnung der beiden Figuren und ihrer Umgebung zum Ausdruck kommt. In der Textstelle greifen beider Modi der Wirklichkeit ineinander und durchdringen sich gegenseitig. Bereits zu Beginn der Szene wird die Vermischung der beiden Ebenen an der Wahrnehmung von Anselmus deutlich. Er denkt zunächst, ein „Feuerlilienbusch“ (S.48, Z.35) würde auf ihn zukommen, bemerkt dann aber, dass es eigentlich nur der in Rot und Gelb glänzende Schlafrock (S.48, Z.36 f.) des Archivarius ist. Durch die Verwendung des Verbes „täuschen“ (S.49, Z.1) wird deutlich, wie unsicher Anselmus in seiner Wahrnehmung ist. Die Wandelbarkeit und der Pluralismus der Figur des Archivarius ist ein wesentlicher Bestandteil seines Charakters, der die Ebene der Realität und die Ebene der Magie miteinander verschwimmen lässt. Die magische Welt zeigt sich unteranderem durch die anthropomorphe Darstellung von Pflanzen und Tieren. Beispielsweise gibt es Vögel, die sprechen können und sich über Anselmus „mokieren“ (S.49, Z.8). Des Weiteren taucht in der Textstelle ein Papagei auf, der durch eine „Brille, die auf dem krummen Schnabel saß“ (S.49, Z.13 f.) und seine Fähigkeit zu sprechen (S.49, Z.14) ebenfalls sehr menschlich dargestellt wird. Die Gestaltung der Räume trägt ebenfalls wesentlich dazu bei, die Magie der Welt zu verdeutlichen. Während der Führung durch das Haus werden die Räume als „fremdartig aufgeputzte(s) Gemach“ (S.49, Z.21) bezeichnet. Darüber hinaus ist Anselmus fasziniert von „glänzend sonderbar geformten Mobilien“ (S.49, Z.23 f.) und „andere(n) unbekannte(n) Sachen“ (S.49, Z.24). Das gesamte Haus macht einen faszinierenden und besonderen Eindruck, der dem Leser das Zauberhafte und Magische der fantastischen Welt vor Augen führt. Die „Palmbäume“ (S.49, Z.31) mit „goldbronzenen Stämmen“ (S.49, Z.30) und Blättern, die wie „Smaragde“ (S.49, Z.32) funkeln, verdeutlichen die wundersame Erscheinung des Hauses und der Welt, in der sich Anselmus befindet. Das Haus befindet sich eigentlich in der realen Welt in Dresden, erscheint aber selbst in einem fantastischen Licht. Der goldene Topf (S.49, Z.35), der ebenfalls ein Element der magischen Welt ist, lässt Anselmus in Halluzinationen abtauchen. Der Student ist so von dem Anblick gefangen, dass er die Augen nicht mehr von dem goldenen Topf abwenden kann (S.49, Z.36 f.). Die Visionen und Tagträume, die ihm erscheinen, lassen ihn „besinnungslos“ (S.50, Z.14) werden, sodass er nichts mehr hören und sehen kann (S.50, Z.14 f.). Anhand des Verhaltens von Anselmus wird aufgezeigt, wie die Welt des Fantastischen mit der Realität zusammenprallt. Anselmus ist eigentlich beim Archivarius, um eine Arbeit zu finden und seine bürgerliche Karriere voranzutreiben, plötzlich findet er sich jedoch in einer Vision über sich selbst und Serpentina wieder. Sein „wahnsinnige(s) Entzücken“ (S.50, Z.7) macht deutlich, wie sehr er in der Vision gefangen ist. Er meint die „schimmernden Reflexen allerlei Gestalten auf dem strahlend polierten Golde“ (S.50, Z.1 f.) zu erkennen und schreit in seiner Besinnungslosigkeit nach Serpentina (S.50, Z.7 f.). Anhand der Worte „Es war als“ (S.50, Z.1) wird jedoch deutlich, dass dies nur die Wahrnehmung von Anselmus ist. Eigentlich befindet er sich in der Realität, wird jedoch plötzlich von den Visionen gefangen genommen. Erst durch das Einschreiten des Archivarius, indem er Anselmus heftig an der Hand greift (S.50, Z.15 f.) kann Anselmus aus seinen Träumen gerissen werden. Die Formulierung „Anselmus erwachte wie aus einem Traum“ (S.50, Z.17) macht erneut deutlich, wie die Realität und die Fantasie ineinander greifen. Es bedarf ein grobes Verhalten und laute Worte, um Anselmus zurück aus den Visionen der fantastischen Welt in die Realität zu holen. Der Magie und dem Fantastischen steht in der Textstelle die nüchterne und reale Alltagswelt gegenüber. Diese Konfrontation zeigt sich darin, dass Anselmus zwar von wunderlichen Dingen aller Art im Haus des Archivarius umgeben ist, eigentlich jedoch da ist, um seine Arbeit als bürgerlicher Kopist anzutreten. Die Gespräche von Anselmus und dem Archivarius handeln am Ende der Textstelle ausschließlich von der Arbeit von Anselmus, was einen Kontrast zu der Magie der Umgebung darstellt. Insgesamt wird in der Textstelle also sehr deutlich dargestellt, wie die Ansprüche der bürgerlichen Existenz mit der Faszination für die Welt der Magie aufeinandertreffen.
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- Anietta Weckauff (Autor), 2019, "Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann. Analyse und Interpretation der sechsten Vigilie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489466