Dieses Essay geht der Frage nach, ob die Aussage, dass die katholische Kirche ein Männerbund ist, aufrechterhalten werden kann. Dies wird im vorliegenden Essay einerseits anhand vorherrschenden Strukturen, andererseits anhand konkreter Ereignisse diskutiert.
Wenn von vorherrschenden Strukturen die Rede ist, liegt es nahe, zunächst einen kurzen Blick in das Fundament des christlichen Glaubens zu werfen: die Bibel. Die Problematik mit den dort bestehenden Geschlechterbildern leitet auch direkt zu dem zweiten Argument über, in dem es um die Amtsbesetzung innerhalb der katholischen Kirche geht. Ein weiteres, drittes bedeutendes Ereignis, das ebenfalls das letzte Argument dieses Essays stützen soll, betrifft den Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche.
Die katholische Kirche - Ein Mannerbund?
Die katholische Kirche ist ein mannerbundlerisches System, das eine Wagenburgmentalitat befordert und Machtmissbrauch begunstigt“. Dieses Zitat stammt von dem Journalisten Daniel Wirsching, der fur die Augsburger Allgemeine regelmaBig Artikel uber die Kirche verfasst (Wirsching, Augsburger Allgemeine). Insbesondere hebt er in seinem Kommentar das seit langer Zeit fehlende Vertrauen der Katholiken und Katholikinnen in die Institution Kirche hervor und begrundet dies vor allem mit dem vorherrschenden patriarchalischen System. Auch Lisi Maier, die Vorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) auBert gegenuber der WELT die Problematik der innerhalb der Kirche bestehenden Mannerbunde und macht gleichzeitig auf den vorherrschenden Klerikalismus aufmerksam, der ihres Erachtens nach ebenfalls den Machtmissbrauch begunstigt (Heimbach, WELT). Der Konsens dieser beiden aktuellen Statements verweist auf die Frage, inwiefern das Argument des vorherrschenden Mannerbundes innerhalb der katholischen Kirche gestutzt werden kann, was in diesem wissenschaftlichen Essay zum einen anhand von vorherrschenden Strukturen, zum anderen anhand von konkreten Ereignissen diskutiert wird.
Wenn von vorherrschenden Strukturen die Rede ist, liegt es nahe, einen kurzen Blick in das Fundament des christlichen Glaubens zu werfen: die Bibel. Es existieren zahlreiche Kontroversen daruber, inwiefern der Inhalt der Heiligen Schrift patriarchalisch gepragt ist bzw. frauenfeindliche Tendenzen aufweist, was jedoch im Folgenden nicht weiter analysiert werden soil, da hier vor allem auch entscheidend ist, auf welche Texte genau verwiesen wird. Fakt istjedoch, dass vor allem Aussagen wie ,,Die Frau sei dem Mann untertan [...]“ oder ,,Ihr Frauen, ordnet euch euren Mannem unter wie dem Herrn“, die sich dem funften Kapitel des Epheserbriefes entnehmen lassen, nicht gerade gegen die Propagierung der mannlichen Uberlegenheit und Vormachtstellung sprechen (Vgl. Fopp, 96). Dieses Argument leitet gleichzeitig auch zu den Geschlechterbildem uber, die uber Mann und Frau vermutlich zum Teil bereits seit Jahrhunderten vorherrschend und wahrscheinlich sogar stets anderungsresistent sind. Hilfreich ist hierbei vor allem die Argumentation Rainer Herings, der sich insbesondere mit dem historischen Verlauf tradierter Mannerbilder innerhalb der katholischen Kirche befasst hat. Von Relevanz ist in besonderem MaBe seine Feststellung, dass sich Pfarrer und Pastoren als eine geistliche Elitetruppe verstanden, was vor allem dadurch bedingt gewesen sei, dass Frauen ab dem Jahre 1900 zum einen Theologie studieren durften, zum anderen seit den 20-er Jahren uberhaupt zu kirchlichen Prufungen zugelassen wurden Vgl. Hering, 179). Fur Hering besteht hier der entscheidende Punkt, da diese positiven Ereignisse zugunsten der Frau insbesondere von den fuhrenden mannlichen Eliten als Bedrohung angesehen wurden, sodass Frauen primar entweder ausgeschlossen wurden oder sich in der Amtsausubung unterordnen mussten. Zudem scheint entscheidend zu sein, dass als typisch mannlich erachtete Attribute als Voraussetzung fur die Amtsausubung, wie beispielsweise die des Predigers, erachtet wurden und dies vermutlich auch nach wie vor der Fall ist (Vgl. Hering, 65). Dies ist insbesondere durch AuBerungen kirchlicher Amtstrager nachzuweisen, die die Frau nahezu einheitlich eher dem Bereich der Familie zugehorig als Dienerin und Seelsorgerin beschreiben und somit ihr Wirken als Predigerin, die eine Botschaft Gottes, noch dazu an die Offentlichkeit verkundet, vollkommen ausschlieBen. Hier werden nicht nur Angste vor dem Verlorengehen mannlicher Macht deutlich, ebenfalls scheinen Geschlechtsstereotype eine Rolle zu spielen, wenn Zitate zu existieren scheinen, die die angebliche Subjektivitat der Frau der vermeintlichen Objektivitat des Mannes moralisch unterordnen (Vgl. Hering, 184). Genau darin liegt der Schlussel des ersten Argumentes, denn genau diese Bildnisse des mannlichen Geschlechts, jedoch vor allem auch des weiblichen, tragen dazu bei, dass die Bildung bzw. Aufrechterhaltung von Mannerbunden, die nach Hering Schutzgemeinschaften darstellen, begunstigt und zudem auch nur schwer aufgelost werden konnen. Vor allem die Konkurrenz zum weiblichen Geschlecht scheint Kriterien eines Mannerbundes innerhalb der katholischen Kirche zu bestatigen, da so nicht nur die individuelle Machterhaltung unterstutzt, sondem ebenfalls der Einfluss des gesamten Bundes aufrechterhalten werden kann. Trotz allem gibt es aber auch ein nicht ganz unbedeutendes „aber“, was bei einem Blick in das 1981 von den deutschen Bischofen veroffentlichte Dokument „Zu Fragen der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft“ deutlich wird. Die Zeilen, die hier zu finden sind, lehnen zumindest inhaltlich die zuvor erlauterten Typisierungen ab und propagieren die Formung der Geschlechter durch Kultur, sodass das Argument, Geschlechtereigenschaften seien lediglich naturgegeben, entkraftet wird. Somit ist dieses Dokument von 1981 ein erheblicher Pluspunkt fur die katholische Kirche, die beiden Geschlechtern hier zumindest ,,[...] vielfaltige[] Anlagen [...]“ (Die deutschen Bischofe, 12) zugesteht.
Die Problematik mit den bestehenden Geschlechterbildem leitet auch direkt zu dem zweiten Argument uber, in dem es um die Amtsbesetzung innerhalb der katholischen Kirche geht. Frauen durfen auch bis heute nicht das Amt des Diakon oder des Priesters in der katholischen Kirche ausuben, was der Vatikan erst im Mai 2018 emeut bestatigt hat. Die Wurzeln dieses Beschlusses, an dem somit nach wie vor festgehalten wird, liegen insbesondere in der Begrundung, dass Jesus selbst dem mannlichen Geschlecht angehorte und somit auch der jeweilige Priester, der den Sohn Gottes reprasentieren soil, mannlich sein muss (Vgl. Hering, 184). Trotz dieses weiterhin bestehenden Ruckschlages fur viele Theologinnen, kann festgestellt werden, dass sich in den letzten Jahren in Bezug auf andere kirchliche Amter innerhalb der katholischen Kirche einiges getan hat. Bei einem Blick in die alle zwei Jahre veroffentlichte Broschure „Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten“ wird ersichtlich, dass von 2005 bis 2012 der Anted an Frauen in der oberen Leitungsebene der Bistumer um 7,7 Prozent gestiegen ist, also von 5 Prozent auf 12,7. Ebenfalls wird anhand der Broschure deutlich, dass insgesamt sieben neue Seelsorgeamtsleitungen ernannt wurden, von denen sechs durch Frauen vertreten sind. Somit hat sich, was die Amtsvergabe in Bezug auf die Berucksichtigung von Frauen betrifft, definitiv eine Entwicklung abgezeichnet. Auch schneidet die Broschure in dem Kapitel 4.4 „Frauen und Kirche“ an, Frauen zukunftig noch deutlich mehr in das kirchliche Leben einbeziehen zu wollen und betont, dass, egal in welchen Positionen, Frauen ,,[...] das Leben der Kirche [bereichern]“ (Deutsche Bischofskonferenz, 18). Diese Befunde sind auf jeden Fall erfreulich, da sie definitiv die Bereitschaft der katholischen Kirche widerspiegeln, auch hohere Positionen fur Frauen zu offnen, was im Zusammenhang der hier erfolgten Argumentation dafur spricht, dass sich die katholische Kirche wegbewegen will von einem reinen Mannerbund. Trotz dieser in Anbetracht fruherer Zustande sicherlich erfreulichen Entwicklung, sind die Zahlen der besetzten Amter durch Frauen immer noch sehr gering, was auch die zu Beginn erwahnte Vorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend Lisi Maier beklagt.
Zu Beginn wurde angekundigt, dass neben vorherrschenden innerkirchlichen Strukturen ebenfalls historische Ereignisse im Rahmen dieses Essays aufgegriffen werden, was nun im Folgenden zunachst durch den Blick auf die 60-er Jahre erfolgen soil. Die Rede ist von der Debatte uber die Pille, die jedoch nicht rein isoliert betrachtet werden kann, sondem im Rahmen einer Problematik behandelt werden muss, die sich primar auf die vorherrschende Sexualmoral der katholischen Kirche bezieht. Die Ehe zwischen Mann und Frau wurde primar aus dem Aspekt der Fortpflanzung betrachtet und unterlag somit primar einem biologistischem Verstandnis. Partnerschaft wurde nicht als Liebesbeziehung verstanden und insbesondere der Geschlechtsverkehr als technisches Instrument verstanden, dessen Ziel es primar sei, so viele Nachkommen wie moglich zu zeugen (Vgl. Meulemann, 15). Entscheidend bei dieser Sexualmoral war jedoch ebenfalls die damit verbundene Haltung gegenuber der Empfangnisverhutung, die bis in die 50-er Jahre als absolut unzulassig aufgefasst wurde. Die Enzyklika von 1930 rief sogar Priester dazu auf, bei der Beichte zu fragen, ob Paare beim ehelichen Geschlechtsverkehr verhuteten oder nicht. Insbesondere die Frauen waren somit durch die Nutzung der Empfangnisverhutung der Gefahr ausgesetzt, ohne Beichte nicht die Kommunion empfangen zu durfen, wenn der Beichtvater ihnen die Absolution verweigerte. Mit der Einfuhrung der Pille in den 60-er Jahren gelang das Thema der kunstlichen Empfangnisverhutung immer mehr in die Mitte der Offentlichkeit, sodass auch die katholische Kirche, allein schon wegen der deutlich liberaleren Haltung anderer Konfessionen zu dem Thema, zu einer Positionierung gezwungen war. In diesem Zusammenhang kann das zweite vatikanische Konzil genannt werden, das von 1962-1965 andauerte, jedoch hier thematisch nicht primar die Verhutung im Vordergrund stand, sondern vielmehr die Uberarbeitung der Ehemoral. Letztendlich einigte sich das Konzil dahingehend, hierarchische Ordnungen innerhalb der Ehe aufzuheben und die eheliche Liebe mit der Zeugung von Kindem gleichzusetzen, sodass die eheliche Sexualitat einer deutlich positiveren Anschauung unterliegen sollte. In Bezug auf die Verhutungsfrage wurde allerdings im Jahre 1963 eine zusatzliche Kommission einberufen, die letztendlich pragend fur die nachfolgende Entwicklung war (Vgl. Silies, 249f.). Denn hier sprach sich die Mehrheit deutlich dafur aus, jedem die selbstbestimmte Entscheidung zu uberlassen, ob und vor allem wie verhutet wird wobei ebenfalls die Pille als Verhutungsmittel Einbezug in die Diskussion fand. Auf Grundlage dieser Gutachten beanspruchte also der Papst fur sich, eine eigene Entscheidung zu treffen, was allerdings auch dazu fuhrte, dass die Debatte immer mehr in die Offentlichkeit geriet und nicht lediglich der Kirche unterlag. Eine Stellungnahme des Papstes erfolgte im Jahr 1968 - im Rahmen der Enzyklika „Humanae vitae“. Ein Dokument, das aufgrund seiner Ruckstandigkeit vermutlich alien von der Diskussion betroffenen Katholiken und Katholikinnen das Gefuhl gab, einige Jahrzehnte wieder in die Vergangenheit versetzt zu werden.
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- Marieke Ozimek (Autor), 2019, Ist die katholische Kirche ein "Männerbund?" Eine strukturelle und ereignisbasierte Untersuchung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/488977
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