Das Athen des vierten Jahrhunderts war geprägt von seinem Machtverlust in Griechenland und dem Aufstieg des makedonischen Königreichs. Im demokratischen Athen hatten sich mehrere Strömungen herausgebildet. Die einen schlugen eine promakedonische Politik ein, die anderen lehnten diese aus tiefstem Herzen ab. Diese antimakedonische Einstellung rührte im Grundsatz daher, daß die Athener das makedonische Volk nicht zu den elitären und gebildeten Griechen zählten. Desweiteren aber auch aus der Tatsache, daß man die Makedonen unter ihrem militärisch starken König Philipp II. fürchtete.
Nach der Schlacht von Chaironeia war schließlich für die Athener eingetreten, was sie am meisten gefürchtet hatten, sie unterlagen den Makedonen und fürchteten die Rache des Siegers.
Die Niederlage Athens sollte jedoch nicht nur aus der militärischen Unterlegenheit her betrachtet werden, Athen war auch innenpolitisch zerrissen. Viele der hochrangigen Politiker Athens waren mehr damit beschäftigt, sich ihrer Haltung den Makedonen gegenüber zu bekämpfen, als sich den außenpolitischen Tatsachen zuzuwenden und eine Einheit zu bilden. Aus diesem Grund wurden Athens Entscheidungen sehr schleppend getroffen, dadurch konnte der Stadtstaat nicht schnell genug auf außenpolitische Realitäten reagieren. Während nun ein Teil der Athener dem Traum eines vereinten Griechenlands mit einer starken Stellung Athens hinterherjagten, unterschätzten sie dabei die globale Bedeutung, die Makedonien zu erringen drohte. Der Teil der Athener, der dies erkannte und die politische Stärke Makedoniens für Athen nutzen wollte, geriet in Beschuß durch die antimakedonische Partei.
Der berühmteste dieser verbalen Schlachten um politische Interessen war der Streit zwischen Aischines und Demosthenes, der im Kranzprozeß gipfelte. Demosthenes, der eine zutiefst antimakedonische Haltung einnahm, sah in der gegnerischen Politik die Gefahr, daß Makedoniens Machtbasis durch Unterstützung Ausmaße erreichen könnte, die nicht mehr kontrollierbar wären. Daher mahnte und warnte er schon früh, noch vor Philipps Amtsübernahme davor, daß Makedonien einmal der größte Feind Athens werden würde.
Inhaltsverzeichnis
1. Hinleitung zu Thema und Fragestellung
2. Die politischen Prozesse in Athen am Beispiel des “Kranzprozesses“
2.1. Die verfeindeten Parteien
2.1.1. Demosthenes
2.1.1.1 Der Redner und Politiker
2.1.2. Aischines
2.1.2.1 Der politische Feind Demosthenes
2.2 Politische Prozesse
2.2.1. Form und Verlauf eines athenischen Prozesses
2.2.1.1 Inhalt der Anklagen
2.2.1.2 Ursachen der politischen Prozesse
2.2.2 Der Kranzprozeß
2.2.2.1 Inhalt der Anklage
2.2.2.2 Ursache der Anklage
2.2.2.3 Inhalt der Verteidigungsrede des Demosthenes
3. Bewertung der Stichhaltigkeit der Argumente der Anklage und Verteidigung
4. Literaturverzeichnis
1. Hinleitung zu Thema und Fragestellung
Das Athen des vierten Jahrhunderts war geprägt von seinem Machtverlust in Griechenland und dem Aufstieg des makedonischen Königreichs. Im demokratischen Athen hatten sich mehrere Strömungen herausgebildet. Die einen schlugen eine promakedonische Politik ein, die anderen lehnten diese aus tiefstem Herzen ab. Diese antimakedonische Einstellung rührte im Grundsatz daher, daß die Athener das makedonische Volk nicht zu den elitären und gebildeten Griechen zählten. Desweiteren aber auch aus der Tatsache, daß man die Makedonen unter ihrem militärisch starken König Philipp II. fürchtete.
Nach der Schlacht von Chaironeia war schließlich für die Athener eingetreten, was sie am meisten gefürchtet hatten, sie unterlagen den Makedonen und fürchteten die Rache des Siegers.[1]
Die Niederlage Athens sollte jedoch nicht nur aus der militärischen Unterlegenheit her betrachtet werden, Athen war auch innenpolitisch zerrissen. Viele der hochrangigen Politiker Athens waren mehr damit beschäftigt, sich ihrer Haltung den Makedonen gegenüber zu bekämpfen, als sich den außenpolitischen Tatsachen zuzuwenden und eine Einheit zu bilden. Aus diesem Grund wurden Athens Entscheidungen sehr schleppend getroffen, dadurch konnte der Stadtstaat nicht schnell genug auf außenpolitische Realitäten reagieren.
Während nun ein Teil der Athener dem Traum eines vereinten Griechenlands mit einer starken Stellung Athens hinterherjagten, unterschätzten sie dabei die globale Bedeutung, die Makedonien zu erringen drohte. Der Teil der Athener, der dies erkannte und die politische Stärke Makedoniens für Athen nutzen wollte[2], geriet in Beschuß durch die antimakedonische Partei.
Der berühmteste dieser verbalen Schlachten um politische Interessen war der Streit zwischen Aischines und Demosthenes, der im Kranzprozeß gipfelte. Demosthenes, der eine zutiefst antimakedonische Haltung einnahm, sah in der gegnerischen Politik die Gefahr, daß Makedoniens Machtbasis durch Unterstützung Ausmaße erreichen könnte, die nicht mehr kontrollierbar wären. Daher mahnte und warnte er
schon früh, noch vor Philipps Amtsübernahme davor, daß Makedonien einmal der größte Feind Athens werden würde.
Die Demokratie in Athen trieb zu dieser Zeit Blüten, die von den Erschaffern der Demokratie so nicht intendiert waren. Dombrowski zählt zu den Plagen, die die Athener hätten erleiden müssen „[...] vor allem die politische Schikane durch die unaufhörlichen Staatsprozesse [...] . Todesurteile [seinen] für jede Kleinigkeit verhängt und die Konfiskation als stehende Finanzquelle angewendet worden.“[3]
2. Die politischen Prozesse in Athen am Beispiel des „Kranzprozesses“
2.1. Die verfeindeten Parteien
Vom Anfang der Demokratie unter Kleisthenes an bis zum Tod des Perikles 429 stammten die meisten führenden Politiker Athens aus der Aristokratie und gehörten noch genau zu den Sippen, die in der Zeit des Kleisthenes die Macht innegehabt hatten.
Unter den Männern, die sich gegen Endes des fünften Jahrhunderts um die Volksgunst bemühten gab es viele, oft vielleicht genauso Angehörige der Schicht der Reichen wie ihre Vorgänger, aber von weniger herausragender Geburt. Diese Entwicklung setzte sich im vierten Jahrhundert fort, so daß es zur Zeit des Demosthenes und Aischines nur sehr wenige Aristokraten unter den „rhetores“[4] und „strategi“[5] gab.
Mit dem Reichtum war es jedoch anders. Im vierten Jahrhundert gab es eine Korrelation zwischen Reichtum und einer politisch führenden Stellung. Die Politiker kamen aus der wirtschaftlichen Oberschicht oder ihre politische Tätigkeit hatte sie so reich gemacht, daß sie aufsteigen konnten.
Demosthenes beispielsweise, war der Sohn eines reichen Mannes, Aischines dagegen hatte sich durch seine eigenen Anstrengungen nach oben gearbeitet.
Die beiden Politiker hatten also verschiedene Ausgangspositionen und standen sich später auch in ihren politischen Ansichten gegenüber.
2.1.1. Demosthenes
2.1.1.1 Der Redner und Politiker
Demosthenes wurde 384 v. Chr. im Demos Paiania in Attika geboren. Er erhielt von Isaios eine Ausbildung zum Redner, die es ihm 364 ermöglichte sich mit Prozeßreden hervorzutun und schließlich 354 auch mit politischen Reden ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Zu Beginn seiner Karriere als politischer Redner in Athen war er kein Gegner des makedonischen Königs Philipp II. gewesen, doch seine Ansicht gegenüber dem makedonischen Herrscher wandelte sich.[6] Bereits 349 setzte sein leidenschaftlicher Kampf gegen diesen und für die Autonomie der griechischen Freistaaten ein, der sich auch gegen die Makedonenfreunde in Athen, besonders gegen Aischines, richtete.
Nach einer gemeinsamen Gesandtschaft zu Philipp 346 v. Chr. klagte er Aischines in der „Rede gegen die Truggesandtschaft“ an, mit der er anstrebte, Aischines aus Athen zu entfernen, was ihm jedoch erst 330 v. Chr. mit der „Kranzrede“ gelang.
Der hellenistische Bund, der 340 v. Chr. von Demosthenes ins Leben gerufen worden war, konnte das Schicksal Griechenlands jedoch auch nicht mehr wenden. Demosthenes Politik scheiterte mit der Niederlage Athens in der Schlacht von Chaironeia, 338 v. Chr., seitdem hielt er sich zurück. Demosthenes wurde schließlich 324 V. Chr. verurteilt, da er sich von Harpalos[7] hatte bestechen lassen.
Demosthenes floh nach Troizen (Argolis) und kehrte erst nach Alexanders Tod nach Athen zurück. 322 v. Chr. mußte er erneut vor dem siegreichen Antipater flüchten und beging, um der Hinrichtung zu entgehen, Selbstmord in Kalauria.
[...]
[1] vgl. Bayer, E., Griechische Geschichte in Grundzügen, S. 113 f
[2] Wie Philipp wollten diese Anhänger ein geeintes Griechenland, allerdings mit der Einbindung der Makedonen.
[3] vgl. Dombrowski, H., Die politischen Prozesse in Athen vom Archontat des Eukleides bis zum Ausgang des Bundesgenossenkrieges, S. 2
[4] lat. Redner, Politiker
[5] lat. Strategen
[6] Philipp II. von Makedonien hatte vor Griechenland zu einen und die griechischen Freistaaten unter die Führung eines Herrschers zu stellen.
[7] Harpalos , griech. Ingenieur, baute 480 v. Chr. zwei Schiffsbrücken über den Hellespont für die Invasionsarmee des Perserkönigs Xerxes.
- Quote paper
- M.A. Erwin Maier (Author), 1998, Die politischen Prozesse in Athen am Beispiel des Kranzprozesses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48890
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