Die letzten Olympischen Spiele liegen ein Jahr zurück und das Resultat, das in Athen erzielt wurde, war ernüchternd: Platz sechs in der Medaillenwertung. Ohne den Aktiven, die zweifelsohne hart trainieren, zu nahe treten zu wollen, muss man doch feststellen, dass die Leistungen deutscher Spitzensportler bei sportlichen Großereignissen bis auf wenige Ausnahmen in den letzten Jahren nicht nur stagnierten, sondern sogar rückläufig waren. Das Erschreckende dabei ist, dass das Gros der Medaillen von alten Athleten gewonnen wurde.
Dies ist ein Grund, einen Blick auf die Jugendarbeit zu werfen. Und dabei kommt man nicht umhin, die Sportgymnasien genauer zu betrachten. Sie haben schließlich, nicht zuletzt weil sie vom Steuerzahler finanziert werden, die Aufgabe, ihrem Namen gerecht zu werden und (Leistungs-)Sport und Schule für junge Menschen vernünftig miteinander zu verbinden. Aber dieser Aufgabe können sie anscheinend nicht gerecht werden. Die Sportschulen der DDR, auf deren Tradition sich die Sportgymnasien berufen, haben offensichtlich erfolgreicher gearbeitet.
Wolfgang Helfritsch (1997, S. 112) hatte bereits 1997 mit Rückblick auf die Ergebnisse der Olympischen Spiele von Atlanta die „unvermeidliche ,Gretchenfrage’“ gestellt, „ob und wie es gelingt, in einem wesentlich veränderten gesellschaftlichen und sportlichen Umfeld ein Fördergefüge zur Wirkung zu bringen, das neuen Bedingungen und Erfordernissen Rechnung trägt, Bewährtes aufgreift und filtert und auf dieser Grundlage gesellschaftsadäquat und sportdienlich funktioniert“.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, der Beantwortung dieser „Gretchenfrage“ ein Stück näher zu rücken. Dabei soll zunächst auf die Entwicklung und die Arbeitsweise der Kinder-und Jugendsportschulen der DDR eingegangen werden, die in ihrer Endphase in hohem Maße sportdienlich funktioniert haben. Anschließend wird dargestellt werden, wie die Sportgymnasien das Wissen und die Erfahrungen der KJS nutzen konnten und ihrerseits arbeiteten und arbeiten. Abschließend wird ein Vergleich beider Schulformen die Ergebnisunterschiede zu erklären versuchen.
Dabei ist festzustellen, dass Arbeiten zum Thema Sportgymnasium sehr rar gesät sind. Das soll den Verfasser, der sechs Jahre lang ein Sportgymnasium besuchte, jedoch nicht daran hindern, diese Schulform und ihre Arbeitsweise kritisch zu betrachten.
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 PROBLEMSTELLUNG
2 KINDER- UND JUGENDSPORTSCHULEN IN DER DDR - DIE VORLÄUFER DER SPORTGYMNASIEN?
2.1 VORBEMERKUNGEN
2.2 DIE GESCHICHTE DER KJS
2.3 UNTERRICHT AN DEN KJS
2.4 DIE KJS IM LEISTUNGSSPORTSYSTEM
2.5 FAZIT
3 DAS SPORTGYMNASIUM - EIN NACHFOLGER DER KJS?
3.1 VORBEMERKUNGEN
3.2 LEGITIMATIONSKRISE IN DER „NACHWENDEZEIT“
3.3 UNTERRICHT AM SPORTGYMNASIUM
3.4 DIE AUFNAHME AN DAS SPORTGYMNASIUM
3.5 FAZIT
4 KJS VS. SPORTGYMNASIUM
5 SCHLUSSBETRACHTUNG
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 PROBLEMSTELLUNG
Die letzten Olympischen Spiele liegen ein Jahr zurück und das Resultat, das in Athen erzielt wurde, war ernüchternd: Platz sechs in der Medaillenwertung. Ohne den Aktiven, die zweifelsohne hart trainieren, zu nahe treten zu wollen, muss man doch feststellen, dass die Leistungen deutscher Spitzensportler bei sportlichen Großereignissen bis auf wenige Ausnahmen in den letzten Jahren nicht nur stagnierten, sondern sogar rückläufig waren. Das Erschreckende dabei ist, dass das Gros der Medaillen von alten Athleten gewonnen wurde.
Dies ist ein Grund, einen Blick auf die Jugendarbeit zu werfen. Und dabei kommt man nicht umhin, die Sportgymnasien genauer zu betrachten. Sie haben schließlich, nicht zuletzt weil sie vom Steuerzahler finanziert werden, die Aufgabe, ihrem Namen gerecht zu werden und (Leistungs-)Sport und Schule für junge Menschen vernünftig miteinander zu verbinden. Aber dieser Aufgabe können sie anscheinend nicht gerecht werden. Die Sportschulen der DDR, auf deren Tradition sich die Sportgymnasien berufen, haben offensichtlich erfolgreicher gearbeitet.
Wolfgang Helfritsch (1997, S. 112) hatte bereits 1997 mit Rückblick auf die Ergebnisse der Olympischen Spiele von Atlanta die „unvermeidliche ,Gretchenfrage’“ gestellt, „ob und wie es gelingt, in einem wesentlich veränderten gesellschaftlichen und sportlichen Umfeld ein Fördergefüge zur Wirkung zu bringen, das neuen Bedingungen und Erfordernissen Rechnung trägt, Bewährtes aufgreift und filtert und auf dieser Grundlage gesellschaftsadäquat und sportdienlich funktioniert“.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, der Beantwortung dieser „Gretchenfrage“ ein Stück näher zu rücken. Dabei soll zunächst auf die Entwicklung und die Arbeitsweise der Kinderund Jugendsportschulen der DDR eingegangen werden, die in ihrer Endphase in hohem Maße sportdienlich funktioniert haben. Anschließend wird dargestellt werden, wie die Sportgymnasien das Wissen und die Erfahrungen der KJS nutzen konnten und ihrerseits arbeiteten und arbeiten. Abschließend wird ein Vergleich beider Schulformen die Ergebnisunterschiede zu erklären versuchen.
Dabei ist festzustellen, dass Arbeiten zum Thema Sportgymnasium sehr rar gesät sind. Das soll den Verfasser, der sechs Jahre lang ein Sportgymnasium besuchte, jedoch nicht daran hindern, diese Schulform und ihre Arbeitsweise kritisch zu betrachten.
2 KINDER- UND JUGENDSPORTSCHULEN IN DER DDR - DIE VORLÄUFER DER SPORTGYMNASIEN?
2.1 Vorbemerkungen
Die Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) der DDR waren Spezialschulen des Sports und bildeten einen wichtigen (den wichtigsten?) Pfeiler im Leistungssportsystem des „Sportwunderlandes“. Durch die spezifische Förderung junger sportlicher Talente an den KJS entwickelten sich diese zu einer weltweit einzigartigen Einrichtung, die Zeit ihres Bestehens auf großes internationales Interesse stieß.
Im folgenden Kapitel soll neben der Genese dieser Schulen v.a. dargestellt werden, wie der Unterricht gestaltet wurde bzw. wie er sich vom Unterricht anderer Schulen unterschied. Außerdem wird die Stellung der KJS im gesamten Leistungssportsystem beschrieben. Denn nur wenn das System KJS verstanden wird, können seine Vorzüge verarbeitet und an den Sportgymnasien, die sich als Nachfolger der DDR-Sportschulen sehen, erfolgreich umgesetzt werden.
2.2 Die Geschichte der KJS
Bereits nach der Gründung der DDR nahmen die Aktivitäten zur Förderung des Kinderund Jugendsports einschließlich des Schulsports eine größere Dynamik an. Im April 1950 erfolgte die Einführung des obligatorischen Sportunterrichtes, der als Bestandteil des Gesamtunterrichts stetig weiterentwickelt wurde. Dabei dienten Erfahrungen von sowjetischen Sportpädagogen als Vorbild und Anregung.
So wurde während einer ersten Studienreise in die UdSSR im Jahre 1950 eine Delegation aus der DDR mit Kinder- und Jugendsportschulen konfrontiert. Die gab es dort bereits seit 1937, jedoch als Nachmittagsschulen mit ganz anderem Charakter als die späteren KJS der DDR (vgl. Falkner, 2003, S. 5).
Nach einer Empfehlung des ZK der SED vom März 1951 begann die intensive Planung von Sportschulen und zum 1.9.1952 öffneten die ersten Kindersportschulen in Berlin, Leipzig, Halberstadt und Brandenburg ihre Pforten. Wie aus der Endfassung der „Richtlinien für den Aufbau von Kindersportschulen“ vom 2.1.1952 hervorgeht, waren aus sportlicher Sicht folgende Punkte relevant:
„Die Kindersportschulen bieten den Schülern große Möglichkeiten, auf der Grundlage wissenschaftlicher Trainingsmethoden, auf entsprechenden Sportanlagen, unter Anleitung qualifizierter Sportlehrer, ihre sportlichen Fähigkeiten voll und systematisch zu entfalten.
In den Kindersportschulen werden die sportlich begabtesten Kinder mehrerer Schulen [...] zusammengefasst.
Für die Aufnahme in die Kindersportschule ist die Erfüllung der vom Deutschen Sportausschuss und dem Ministerium für Volksbildung aufgestellten Bedingungen Voraussetzung.“ (Auszug aus: BArch, DR-2, Nr. 6141, Bl. ½, zitiert aus: Falkner, 2003, S. 20-21).
Weiterhin wurde festgelegt, dass der Sportunterricht auf drei (Klasse 5 und 6) bzw. vier (Klasse 7 und 8) Stunden wöchentlich erhöht und um ein zweistündiges Sporttraining in einer Sektion ergänzt wird. Eine spezielle ärztliche Betreuung und eine besondere Ernährung wurde den Schülern ebenfalls zugestanden (vgl. ebd.).
Diese Kindersportschulen (5.-8. Klasse) wurden bald um einen sogenannten Jugendsportschulteil (9.-12. Klasse) erweitert und auch die quantitative Ausweitung auf 9 KJS (1953), 17 KJS (1954) und 23 KJS (1957) ging schnell vonstatten. Diese Talentförderung bei Kindern und Jugendlichen wurde jedoch nicht auf den Sport beschränkt; parallel zu den Sportschulen wurden auch Spezialschulen für Musik, Mathematik oder Russisch geschaffen. Das Projekt KJS ordnete sich in den Gesamtprozess ein. Den KJS kann dabei eine Vorreiterrolle für Spezialschulen zugeschrieben werden (vgl. Boelcke, 2002, S. 18).
Ziel der frühen KJS war es, einer soliden Gesamtausbildung einer verstärkte sportliche Förderung beizuordnen. Dafür gab es keine sportartspezifisch zusammengesetzten Klassen, die Schüler wurden i.d.R. externatsmäßig zusammengefasst, und ein Sichtungsprogramm existierte noch nicht, so dass die Aufnahme von Schülern im Ermessen der KJS lag (vgl. Helfritsch, 1997, S. 117).
Aufgrund materieller, finanzieller und personeller Schwierigkeiten war die Existenz der KJS in den 50er Jahren umstritten und problembehaftet. Da auch die sportliche Entwicklung hinter den Vorstellungen zurück blieb, kam es ab 1958 zu einem Strukturwandel. Nach der Genese folgte nun eine Phase der Spezialisierung der KJS (1962-1975).
Mit der Richtlinie des Ministeriums für Volksbildung (MfV) vom 1. Januar 1962 wurden die KJS zu „Spezialschulen im Rahmen der polytechnischen Oberschulen der DDR“. Damit einher ging die Verlegung einiger KJS-Standorte und deren Konzentration auf die Bezirksstädte, so dass eine intensivere Verbindung mit den Sportclubs gewährleistet werden konnte. Zugleich sollten sich die Bedingungen verbessern, was durch die Fertigstellung von Neubauten in Form von Anlagenkomplexen geschah. Dazu gehörten neben den Schulgebäuden, die in der Nähe entsprechender Sportanlagen entstanden, auch Mensen mit angeschlossenen Küchen und v.a. Internate. Der Ausbau der Internatsplätze ermöglichte 1966 49,6 % und 1978 sogar 78,4 % der Sportschüler, eine Unterkunft in Trainings- und Schulnähe zu finden1 (vgl. Hoffmann, 2003, S. 72).
Neuerungen ergaben sich ab dem Schuljahr 1962/63 auch bezüglich der Leitung und Kontrolle der KJS. So wurde der (leistungs-)sportliche Ausbildungsprozess vom MfV gelöst und dem DTSB und seinen Organen (SC, Sportverbände) übertragen (vgl. Helfritsch, 1997, S. 117-118; Hoffmann, 2003, S. 73). Somit waren die Trainer für die (schul-)sportliche Ausbildung zuständig. Sie hatten eine allgemeine athletische Grundausbildung zu gewährleisten und waren zur Benotung im Fach Sport berechtigt.
Um an eine KJS aufgenommen zu werden, musste ein Schüler Aufnahmetests in den Grundsportarten absolvieren und altersspezifische Richtwerte erreichen. Die Einschulung erfolgte dann i.d.R. zum fünften oder siebten Schuljahr. Da sich dieses Prinzip als uneffektiv erwies, wurde bereits mit dem ZK-Beschluss vom 6. Juni 1963 festgelegt, dass die Aufnahmekriterien für jede Sportart spezifiziert und das Aufnahmealter sportartspezifisch nach trainingswissenschaftlichen Erkenntnissen und dem weltweiten Entwicklungsstand der Sportart festgelegt wird (vgl. Hoffmann, 2003, S. 75; Helfritsch, 1997, S. 115). Das Aufnahmealter wurde dabei stetig nach unten verschoben (vgl. Darst. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Darst. 1: Ausgewählte Sportarten und die Entwicklung der Eingangsklassen an den KJS (Daten aus: Hoffmann, 2003, S. 76,77; Teichler, 1999, S. 141)
Parallel dazu wurden die Aufnahmenormen erhöht und die sportliche Ausbildung systematisiert und gesteigert, was eine spezielle Vorbereitung verlangte. Diese Aufgabe wurde hauptsächlich den ab 1965 gegründeten Trainingszentren (TZ) zuteil. Um dem neuen Anspruch eines Leistungszentrums gerecht zu werden, wurden nun auch Schüler, die aus gesundheitlichen oder sportlichen Gründen keine Aussicht auf Erfolg versprachen, von den KJS abdelegiert.
Die dritte und letzte Phase der KJS-Entwicklung bezeichnen Helfritsch (1997) und Hoffmann (2003) als Phase der weiteren Profilierung (1975-1990). Während dieser Zeit wurde die Struktur der KJS im Wesentlichen beibehalten, es wurden jedoch die Kapazität und der Etat weiter erhöht. Wesentlichere Veränderungen gab es im Bereich der unterrichtlichen Gestaltung, auf die im nächsten Kapitel eingegangen werden wird. Letztlich besuchten zur Zeit der politischen Wende, also zu Beginn des Schuljahres 1989/90, 10.052 Schüler die 25 KJS (vgl. Hoffmann, 2003, S. 72; Helfritsch, 1997, S. 116).
2.3 Unterricht an den KJS
Im folgenden Kapitel soll gezeigt werden, ob und wie der Unterricht an den KJS an das sportliche Training angepasst wurde. Dazu muss eine differenzierte Betrachtung der im vorherigen Kapitel genannten Entwicklungsphasen der KJS vorgenommen werden. In der Phase der Entstehung er KJS (1952-1962) erfolgte der Unterricht nach den gültigen Lehrplänen der Grund- bzw. Oberschulen der DDR. Der schulischen Ausbildung kam ein höherer Stellenwert zu als der sportlichen. Dieses Anliegen wurde dadurch verstärkt, dass als Ausbildungsziel ausdrücklich das Ablegen des Abiturs genannt wurde (vgl. Hoffmann, 2003, S. 64). Im Allgemeinen entsprachen die Klassenfrequenzen denen anderer Schulen und Sonderregelungen zur Sicherung der schulischen Ausbildung besonders sporttalentierter Schüler in Form von individueller Förderung lagen im Ermessen der Schulleitung und waren, wenn sie überhaupt vorgenommen wurden, zeitlich begrenzt (vgl. Helfritsch, 1997, S. 116-117). Während der Unterricht vormittags stattfand, wurde das sportliche Training in den Sektionen am Nachmittag durchgeführt. Die Schulen waren zwar sport-, nicht aber leistungssportorientiert. Das Primat galt der schulischen Allgemeinbildung. Weiterhin gab es keine zentralen Regularien zur Aufnahme von Schülern; es oblag den Schulen bzw. deren Leitungen, wer an die Sportschulen aufgenommen wurde (vgl. Helfritsch, 1997, S. 117). Diese Organisation führte zu dem Problem, dass viele Schüler ohne einen leistungssportlichen Auftrag an den Schulen verblieben und die KJS somit ineffizient arbeiteten.
Da diese Problematik erkannt wurde, kam es ab 1962 zu der bereits erwähnten Umgestaltung der KJS zu Spezialschulen für den Leistungssport. Diese zweite Entwicklungsphase dauerte bis 1975 an und brachte entscheidende Veränderungen mit sich.
Zunächst sei hier die Zusammenstellung der Klassen nach den Sportarten zu nennen. Freilich konnte dieser Anspruch in voller Konsequenz nur für die Sportarten erfüllt werden, die zum Einen als besonders förderungswürdig galten und in denen zum Anderen genügend Schüler trainierten. Die restlichen Schüler wurden in Klassen zusammengefasst, deren Sportart einer annähernd gleichen Trainingsperiodisierung unterlag. Dies geschah, „um den Trainingsrhythmus bei der Organisation des Unterrichtsprozesses voll berücksichtigen zu können“ (Formulierung im ZK-Beschluss vom 6. Juni 1963, zitiert aus Hoffmann, 2003, S. 82).
Der Unterricht selbst unterlag zwar weiterhin den zentralen Lehrplänen des MfV, seine Anordnung im Tages- und Wochenablauf richtete sich jedoch nun nach dem Trainingsrhythmus der entsprechenden Sportart, was der neuen Klassenzusammensetzung ihren Sinn gab. Die Unterrichtsstunden wurden um die Trainingseinheiten herum gelegt. Um den Unterricht zu intensivieren und „ohne Hausaufgaben zumindest das allgemeine gesellschaftliche Bildungsniveau“ zu erreichen, wurden niedrigere Klassenfrequenzen festgelegt (vgl. Darst. 2, Hoffamnn, 2003, S. 83).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Darst. 2: Festgelegte Klassengrößen an den KJS (1963) (aus: Hoffmann, 2003, S. 83)
Mit dem ZK-Beschluss von 1970 wurde dann für Nationalmannschaftskader zusätzlich eine Schulzeitstreckung ermöglicht. Dies geschah für die EOS-Schulzeit, die von zwei auf drei Jahre verlängert wurde. Der gleiche Beschluss sah vor, dass Schüler für wichtige Wettkämpfe oder Trainingslager des DTSB ohne Weiteres von der Schule befreit wurden. Bei längerer Abwesenheit waren täglich zwei bis drei Stunden Schulunterricht vorgesehen, die von mitgereisten KJS-Lehrern in vom DTSB bereitgestellten Räumen durchgeführt wurden. Der Klassenunterricht wurde kontinuierlich und konsequent durch Gruppen-, Einzel- und Lehrgangsunterricht ergänzt und ersetzt (vgl. Emmert. 1990, S. 1).
In der dritten Entwicklungsphase der KJS (1975-1990) wurden weitere Veränderungen vorgenommen. Das sinkende Leistungsalter im Hochleistungssport führte letztlich dazu, dass zunehmend Schüler den Leistungskadern angehörten. Für diese Schüler wurde, ab 1975 verstärkt, sogenannter Kaderunterricht durchgeführt. Dieser Sammelbegriff beinhaltete folgende Formen:
- Unterricht für Kadersportler, die noch einem Klassenverband angehören,
- Kleingruppenunterricht,
- Einzelunterricht,
- Lehrgangsunterricht,
- Unterricht für ehemalige Kadersportler, sogenannte A-Klassen (Klassen der Abtrainierer)
- Sonderfälle (vgl. Emmert, 1990, S. 3).
Dieser Kaderunterricht mit seinen verschiedenen Formen wurde dabei ab 1977 auch auf den Kaderkreis III2 ausgeweitet. Der Einzelunterricht konnte dabei kurz- und mittelfristig (unsystematisch) oder langfristig (systematisch) sein, je nachdem, ob der Anschluss an das Klassenniveau hergestellt werden sollte oder die Vermittlung des Stoffes im eigentlichen Einzelunterricht angestrebt wurde (vgl. Emmert, 1990, S. 4). Aber auch die Stärke der vorhandenen Klassenverbände nahm weiter ab, um den Unterricht zu intensivieren. Dabei wurden die vorgegebenen Obergrenzen weit unterschritten3. Die durchschnittliche Klassenfrequenz an den KJS lag 1986 bei 8,2 Schülern (vgl. Anlage zum Brief von Margot Honecker an Egon Krenz vom 27.3.1987 abgedruckt in Teichler, 1999, S. 171).
[...]
1 In den 80er Jahren pegelte sich der Anteil der Internatsschüler bei 66-67 % ein.
2 Zum Kaderkreis III gehörten junge Sportler, die sich auf internationale Wettkämpfe im Jugend- oder Juniorenbereich vorbereiteten, dem Kaderkreis II gehörten unmittelbare Anschlusskader der Nationalmannschaften an und der Kaderkreis I bestand aus den Mitgliedern der Nationalmannschaften.
3 Diese lag nun für die Abiturklassen bei 15 Schülern, für die anderen Klassen zwischen 20 und 24 Schülern (vgl. Hoffmann, 2003, S. 93).
- Arbeit zitieren
- Tobias Jantz (Autor:in), 2005, Das Sportgymnasium. Eine spezielle Schulform, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48881
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