Maria Montessori - Ihr Name steht für eine Pädagogik, die sich unmittelbar an den Bedürfnissen der Kinder orientiert und deren Eigenaktivität und Selbständigkeit fördert. Die bedeutende italienische Ärztin und Pädagogin stellte das Kind in den Mittelpunkt all ihrer pädagogischen Bemühungen und stützte die Grundlagen ihrer Pädagogik auf die genaue Beobachtung der kindlichen Entwicklung. Ihr Ziel war eine Erziehung zum Frieden, zu einem "neuen besseren Menschen, dem man die Welt anvertrauen kann".
Montessori entwickelte einen anthropologischen Ansatz, der die kindliche Entwicklung von Geburt an beschreibt: Die Entfaltung des Kindes vollzieht sich nach einem individuellen "Bauplan", der von dem Kind und nicht dem Erwachsenen bestimmt wird. Es verfügt über die Fähigkeit seine Persönlichkeit selbst aufzubauen und handelt dabei in Übereinstimmung mit der Natur. Montessori sieht in dem freien, selbständigen Handeln der Kinder somit eine wichtige Voraussetzung für eine soziale und gerechte Welt. Sie schuf eine Erziehungsmethode, die es den Kindern ermöglicht sich in ihren Lebensräumen wohl zu fühlen. Ihre Reformpädagogik gilt heute als das international am weitesten verbreitete Konzept.
Wer ist diese Frau, auf die sich so viele Pädagogen beziehen? Welche neuen Erkenntnisse bringt das Montessori-Konzept und in wie weit unterscheidet es sich von den normalen Kindergärten und Schulen?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biographie
3. Grundgedanken der Montessori-Pädagogik
3.1 Die „naturgemäße“ Erziehung
3.2 Bauplan
3.3 Sensible Phasen
3.3.1 Phasenübergänge
3.4 Mneme & absorbierender Geist
3.5 Normalisation und Deviation
4. Die vorbereitete Umgebung
4.1 Freie Arbeit
4.2 Aufgaben der Erzieher
5. Materialien
6. Polarisation der Aufmerksamkeit
7. Die kosmische Erziehung
8. Religiöse Auffassung
9. Der Geist des Positivismus
10. Kritik an der Montessori-Pädagogik
11. Schlussteil
12. Literaturverzeichnis
I. Anhang
1. Einleitung
Maria Montessori - Ihr Name steht für eine Pädagogik, die sich unmittelbar an den Bedürfnissen der Kinder orientiert und deren Eigenaktivität und Selbständigkeit fördert. Die bedeutende italienische Ärztin und Pädagogin stellte das Kind in den Mittelpunkt all ihrer pädagogischen Bemühungen und stützte die Grundlagen ihrer Pädagogik auf die genaue Beobachtung der kindlichen Entwicklung. Ihr Ziel war eine Erziehung zum Frieden, zu einem „neuen besseren Menschen, dem man die Welt anvertrauen kann“.
Montessori entwickelte einen anthropologischen Ansatz, der die kindliche Entwicklung von Geburt an beschreibt: Die Entfaltung des Kindes vollzieht sich nach einem individuellen „Bauplan“, der von dem Kind und nicht dem Erwachsenen bestimmt wird. Es verfügt über die Fähigkeit seine Persönlichkeit selbst aufzubauen und handelt dabei in Übereinstimmung mit der Natur. Montessori sieht in dem freien, selbständigen Handeln der Kinder somit eine wichtige Voraussetzung für eine soziale und gerechte Welt. Sie schuf eine Erziehungsmethode, die es den Kindern ermöglicht sich in ihren Lebensräumen wohl zu fühlen. Ihre Reformpädagogik gilt heute als das international am weitesten verbreitete Konzept.
Wer ist diese Frau, auf die sich so viele Pädagogen beziehen? Welche neuen Erkenntnisse bringt das Montessori-Konzept und in wie weit unterscheidet es sich von den normalen Kindergärten und Schulen?
2. Biographie
Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiaravalle in der Provinz Ancona (Italien) geboren. Ihr Vater Alessandro war Finanzbeamter und ihre Mutter Renilde war die Nichte des bedeutsamen Naturwissenschaftlers Antonio Stoppani. Sie lebten zusammen in Rom, wo Maria Montessori eine technische Schule besuchte. Ihren Berufswunsch als Ingenieurin gab sie jedoch schnell auf und begann stattdessen das Studium der Physik, Mathematik und Naturwissenschaften, dessen Abschluss sie schließlich zum Medizinstudium berechtigte.
Trotz der Ablehnung ihres Vaters und vieler Kommilitonen nahm sie 1892 das Studium der Medizin auf und strebte somit als erste Frau Italiens den Beruf des Arztes an.
1896 erlangte Montessori ihre Promotion in Medizin und nahm noch im selben Jahr am Internationalen Frauenkongress in Berlin teil, wo sie sich für die Verbesserung der sozialen Frauenrechte einsetzte.
Montessoris Weg zur Pädagogik
1897 nahm sie eine Stelle als Assistenzärztin an der Psychiatrischen Klinik in Rom an. Hier machte sie ihre ersten Erfahrungen mit behinderten Kindern, die sie zutiefst erschütterten. Die Kinder waren völlig isoliert von der Außenwelt und wurden physisch als auch psychisch nicht gefördert. Das einzige, was ihnen zum spielen blieb, waren ihre Brotkrumen, die ihnen vom Essen übrig blieben. Montessori beschäftigte sich von nun an mit den Werken der Ärzte Itard und Séguin, die ihr die Probleme und Fähigkeiten von geistig behinderten Kindern näher brachten. Sie befasste sich mit Erziehungstheorien, besuchte Pädagogikvorlesungen und studierte die Arbeiten von Rousseau, Fröbel und Pestalozzi.
Am 31. März 1898 wurde ihr unehelicher Sohn Mario geboren. Vater des Jungen war Dr. Giuseppe Montesano. Mario wuchs jedoch nicht bei seinen Eltern auf, sondern bei Bekannten auf dem Land, in den Abruzzen.
Im September desselben Jahres nahm Montessori am Pädagogikkongress in Turin teil, wo sie sich für die Beseitigung der sozialen Missstände einsetzte und eine Reform der Erziehung geistig behinderter Kinder forderte.
Anfang 1899 wurde sie von dem italienischen Erziehungsminister beauftragt, Vorträge über die Erziehung behinderter Kinder zu halten. Schließlich gründete sie eine Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für behinderte Kinder, in der besondere Lehrmethoden und -materialien eingesetzt wurden, um die Fähigkeiten der Kinder zu wecken. Montessori wurde Direktorin und Montesano ihr Stellvertreter.
Doch schon nach kurzer Zeit verließ sie diese Schule wegen privaten Problemen mit Montesano und begann 1902 das Studium der Pädagogik.
Von 1904 bis 1908 lehrte Montessori an der Universität von Rom und hielt Vorträge über die Geschichte der pädagogischen Anthropologie, der Wissenschaft des Menschen.
Das erste Kinderhaus
1907 gründete Montessori in Rom das erste Kinderhaus „Casa dei Bambini“, in dem vor allem vernachlässigte Vorschulkinder aus den umliegenden Vierteln betreut wurden. Montessori bekam nun erstmals die Chance ihre Erziehungsideen bei normalen Kindern anzuwenden. Die Umgebung wurde durch kindgerechte Möbel den Maßstäben der Kinder angepasst und es wurde mit Sinnesmaterialien gearbeitet, die speziell auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt waren (s. Anhang I). Durch diese besonderen Materialien sollten die Sinne der Kinder gezielt gefördert werden. Wichtig war daher eine breite Palette von Materialien, aus der die Kinder frei wählen konnten. Ebenso halfen die Kinder im Garten, pflegten die Tiere und bereiteten die Mahlzeiten mit vor.
Das Besondere an dem Kinderhaus war, dass sich Montessoris Schützlinge dort völlig frei entfalten konnten. Erwachsene mischten sich beim Spiel der Kinder nur auf Wunsch ein und um bestimmte Sachverhalte zu erläutern. Frei nach dem Montessori-Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“.
Auf Grund des Erfolges wurden weitere Kinderhäuser in Rom, Mailand und der Schweiz eröffnet, die in der Welt Verwunderung hervorriefen. Montessoris Schüler konnten viel schneller Lesen und Schreiben als die Schüler der Volksschulen.
Der Weg in die Welt
1909 fasste sie ihre Beobachtungen zusammen und veröffentlichte ihr pädagogisches Hauptwerk „Il metodo“, in dem vor allem die Freiheit der Kinder betont wird. Ihr Buch wurde in 20 Sprachen übersetzt, wodurch die internationale Ausbreitung von Kinderhäusern und Montessori-Schulen begann. Weitere Bücher folgten, doch keines wurde so bekannt wie ihr erstes Werk.
Nach 1911 konzentrierte sich Montessori nur noch auf ihre „Methode“ und deren Verbreitung. Sie gab ihren Beruf als Ärztin auf und reiste nun durch viele Länder, um die Montessori-Lehrer/innen auszubilden.
Ende 1912 starb Montessoris Mutter Renilde. Von dort an trug Montessori nur noch die für sie typische schwarze Kleidung.
In den kommenden Jahren reiste sie mehrere Male in die USA, wo die Montessori-Education-Society gegründet wurde. Auch dort hielt sie weitere Ausbildungskurse ab. 1915 erreichte sie während einer USA-Reise die Nachricht vom Tod ihres Vaters. Sie kehrte zurück nach Italien und zog schließlich nach Barcelona.
1917 traf Montessori in Holland auf den Biologen Hugo de Vries und übertrug seine Theorie der „sensiblen Phasen“ auf die Entwicklung des Kindes. Weitere Ausbildungs-kurse folgten und Montessori wollte ihre Methode von nun an bis auf das Jugendalter ausdehnen. Sie war der Meinung, nur sie selbst könne Lehrer ausbilden und auf ihre Erziehungsmethode vorbereiten. Damit stieß sie vor allem in England auf hohe Kritik.
Mit fast sechzig Jahren gründete Montessori 1929 gemeinsam mit ihrem Sohn Mario die Organisation „Association Montessori Internationale“, die die Montessori-Gesellschaften beaufsichtigen sollte. Bis 1935 hatte sie ihren Hauptsitz in Berlin, danach in Amsterdam.
1933 zerstörte der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Pädagogik. In Italien kam es unter dem faschistischen Regime zur Aufruhr, so dass auch dort alle Einrichtungen geschlossen wurden. Auch in den USA führten Missverständnisse und Uneinigkeit zur Schließung der Montessori-Einrichtungen. Erst nach ihrem Tod stieg wieder das Interesse für die Montessori-Pädagogik.
Montessori lebte bis zur spanischen Revolution 1936 in Spanien, zog aber dann mit Marios Familie nach Holland. Drei Jahre später reiste sie mit ihrem Sohn nach Indien, wo sie sieben Jahre verbrachte. Auch hier hielt sie Vorträge und wandte ihre praktischen Ideen an. Der Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung begann.
Nachdem sie nach einem weiteren Aufenthalt in Pakistan 1949 endgültig nach Europa zurückgekehrt war, hielt sie noch einige weitere Vorträge in Norwegen, Schweden und Österreich. Am 6. Mai 1952 starb Maria Montessori in Noordwijk an Zee in Holland. In ihre Grabstätte ritzte man die Worte:
IO PREGO I CARI BAMBINI, CHE POSSONO TUTTO DI UNIRSI A ME PER LA COSTRUZIONE DELLA PACE NEGLI UOMINI E NEL MONDO
Übersetzt: "Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten".1
3. Grundgedanken der Montessori-Pädagogik
Montessoris anthropologische Vorstellungen waren der Ausgangspunkt ihrer pädagogischen Theorie. Die Wissenschaft vom Menschen unter besonderer Berücksichtigung der biologischen, philosophischen, pädagogischen und theologischen Sicht beeinflusste ihre Aussagen über die Entwicklung des Kindes.
Montessori befasste sich mit der Rolle des Kindes in der Gesellschaft und entdeckte dabei, dass das Kind keinen eigenen Platz in der Gesellschaft einnahm. Sie beobachtete das Kind in der Erwachsenwelt, der es stets „fremd gegenübersteht“ und in der es abseits von ihr wie ein „vergessener Mitbürger“ lebt.
In der menschlichen Gesellschaft störte das Kind die soziale Ordnung und spielte auch im Produktionsprozess keine Rolle.
Mangelndes Anpassungsvermögen der Kinder führte dazu, dass man sie in „besondere Räume“ wegsperrte. In diesen Spiel- und Kinderzimmern, aber auch in der Schule wurden sie so lange festgehalten, bis sie in der Lage waren, sich anzupassen und unterzuordnen. 2
Kinder waren also nur zukünftige Wesen, die wie Wachs geformt und somit zum Objekt der Erziehung gemacht wurden. Montessoris Ziel richtete sich jedoch auf ein kindorientiertes und indirektes Erzieherverhalten. Sie erkannte, dass Kinder anders sind, und ihre gesamte Persönlichkeit schon in sich tragen. Sie forderte eine kindgerechte Umgebung, die sich den Aktivitäten des Kindes anpasst und in der es sich frei nach seinem „inneren Bauplan“ entwickeln kann.
Montessori erkannte, dass Erwachsene und Kinder vollkommen unterschiedlich sind und aus diesem Grund stellte sie Forderungen an den Erwachsenen und nicht an das Kind. Geduldig und bescheiden soll der Erwachsene dem Kind zur Seite stehen und ihm helfen, sich selbst zu helfen. 3
3.1 Die „naturgemäße“ Erziehung
Die natürliche und gesunde Entwicklung des Kindes steht für Montessori im Vordergrund und soll durch eine naturgemäße Erziehung zur seelischen Gesundheit führen.
Die Wissenschaft versucht, den „unbewussten Bauplan“ des Kindes zu erforschen, damit seine Umgebung entsprechend angepasst und vorbereitet werden kann.
Für das Kind ist es wichtig Materialien vorzufinden, die auf seine Bedürfnisse abgestimmt sind. Auf diese Weise kann es sich frei entfalten und Befriedigung erlangen. Geschulte Erzieher müssen währenddessen stets zur Seite stehen und beobachten. Sie müssen auf das einzelne Kind eingehen, sich aber auch zurückhalten.
Montessori ist der Ansicht, dass sich der kindliche Verstand nicht durch pädagogische Erziehung entwickelt, sondern durch die eigene Entwicklungs- und Selektionsfreiheit. Die „freie Wahl der Arbeit“ bleibt somit dem Kind überlassen.
Verschiedene Eindrücke werden bei der Arbeit mit dem Material gesammelt, miteinander verglichen, bestimmt und beurteilt. Der kindliche Geist wird dadurch geschult und geformt.
[...]
1 Vgl. u. a. Fuchs, 2003, S. 152ff.; Heiland, 1991, S. 9ff. [Anmerkung: Einige Daten aus der Zeittafel von Birgitta Fuchs sind nicht richtig. Verglichen wurden sie zur Kontrolle mit denen von Helmut Heiland und mit weiteren Zeittafeln von anderen Autoren.]
2 vgl. Oswald / Schulz-Benesch, 1987, S. 9f
3 S. 26f.
- Arbeit zitieren
- Lisa Mildes (Autor:in), 2005, Die Pädagogik Maria Montessoris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48876
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