1. Einführung
"Jede Wirtschaft beruht auf einem Kreditsystem, das heißt, auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen"
(Kurt Tucholsky, 1931)
Die folgenreichen weltweiten Finanzkrisen der jüngeren Vergangenheit belegen die Anfälligkeit des herrschenden Finanzsystems. Die rasche Entwicklung der Informationstechnologie sowie die zunehmende Deregulierung und Liberalisierung des Kapitalverkehrs begünstigen die Konkurrenz international operierender Unternehmen, Finanzinstitute und Investoren. Dieser Wettbewerb bietet den Marktteilnehmern eine Vielzahl lukrativer Chancen, die jedoch in engem Zusammenhang mit folgenreichen Risiken stehen. Die Konsequenzen für jede einzelne Volkswirtschaft sind oftmals nicht absehbar, wie die jüngsten Geschehnisse in Asien, Rußland oder Lateinamerika besonders deutlich belegen. Insbesondere der Kreditwirtschaft kommt hierbei eine bedeutende Verantwortung zu. Mittels der Geld- und Kreditschöpfung beeinflussen Banken den Geldumlauf und die Güternachfrage. Treten bei Banken Insolvenzen auf, werden Beschäftigung und Wirtschaftswachstum durch Kettenreaktionen in hohem Maße gefährdet. Besonders deutlich zeigten sich die Konsequenzen einer expansiven Kreditschöpfung im Rahmen der Asienkrise im Jahre 1997, bei der "faule" Kredite in Höhe mehrerer Billionen USD zu Tage traten, die letztlich viele Insolvenzen sowohl bei Banken als auch Unternehmen hervorriefen. Der Solvenz eines Kreditinstitutes kommt somit eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Eine ausreichende, d.h. risikoadäquate Eigenkapitalausstattung der Kreditwirtschaft ist essentieller Bestandteil eines stabilen Finanzsystems, das letztlich eine sinnvolle Geldpolitik der einzelnen Zentralbanken erlaubt. Aufgrund der zunehmenden Internationalisierung der Finanzaktivitäten und der globalisierten Wirtschaftsverflechtungen sind entstehende Krisen gegenwärtig nicht mehr regional begrenzt. Es genügt also nicht mehr, sich lediglich auf nationale Richtlinien zu konzentrieren. Vielmehr erfordern die modernen Märkte zur Stabilisierung des Finanzsystems internationale Standards für sämtliche Markteilnehmer.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Abgrenzung und Begriffsbestimmung Mittelstand
- 3. Aktuelle Finanzierungssituation des Mittelstandes
- 4. Historische Entwicklung der Baseler Eigenkapitalvereinbarung
- 5. Die drei Säulen der Neuen Eigenkapitalvereinbarung
- 5.1. Mindesteigenkapitalanforderungen (erste Säule)
- 5.1.1. Kreditrisiko und Kreditrisikomessung
- 5.1.1.1. Standardansatz (Basic Approach)
- 5.1.1.2. Interner Ratingansatz (IRB-Approach)
- 5.1.2. Marktrisiko
- 5.1.3. Operationelles Risiko
- 5.2. Bankaufsichtliches Überprüfungsverfahren (zweite Säule)
- 5.3. Marktdisziplin (dritte Säule)
- 6. Konsequenzen für die Mittelstandsfinanzierung
- 6.1. Grenzen des gesamtwirtschaftlichen Kreditvolumens
- 6.2. Auswirkungen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Konjunkturzyklen
- 6.3. Auswirkungen auf das Kreditvergabeverhalten
- 6.4. Auswirkungen auf die Konditionsgestaltung
- 6.5. Differenzierte Behandlung von lang- und kurzfristigen Finanzierungen
- 6.6. Anforderungen an das mittelständische Finanzmarketing
- 6.7. Bedeutung des Dialoges zwischen Bank und Unternehmen
- 6.8. Rating als Marketinginstrument
- 7. Alternative Finanzierungsformen
- 7.1. Eigenkapitalerhöhung
- 7.2. Leasing
- 7.3. Factoring und Forfaitierung
- 7.4. Asset Backed Securities
- 7.5. Venture Capital
- 7.5.1. Private Beteiligungsgesellschaften
- 7.5.2. Öffentliche Finanzierungsmrderungen
- 7.5.3. Mittelstandsfonds („Börner Modell")
- 7.6. Mezzanine-Finanzierung
- 7.6.1. Privatplazierte Mezzanine-Instrumente
- 7.6.2. Kapitalmarktorientierte Mezzanine-Instrumente
- 7.7. Börsengang
- 8. Schlußbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Versicherung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Bedeutung des neuen Baseler Akkords (Basel II) für die Finanzierung mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen der neuen Eigenkapitalvereinbarung auf das Kreditvergabeverhalten von Banken, die Konditionsgestaltung sowie die Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstandes zu untersuchen. Dabei werden auch alternative Finanzierungsformen wie Leasing, Factoring, Venture Capital und Mezzanine-Finanzierung beleuchtet.
- Die Auswirkungen von Basel II auf die Kreditvergabe an den Mittelstand
- Die Veränderungen der Konditionsgestaltung von Bankkrediten
- Die Bedeutung des Ratings für die Mittelstandsfinanzierung
- Die Rolle alternativer Finanzierungsformen
- Die Herausforderungen und Chancen für den Mittelstand im Kontext von Basel II
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz der Finanzkrisen der jüngeren Vergangenheit und die Bedeutung eines stabilen Finanzsystems hervorhebt. Anschließend wird der Mittelstand definiert und seine aktuelle Finanzierungssituation beleuchtet. Es wird festgestellt, dass viele mittelständische Unternehmen über eine geringe Eigenkapitalausstattung verfügen und stark von Bankkrediten abhängig sind.
Kapitel 4 befasst sich mit der historischen Entwicklung der Baseler Eigenkapitalvereinbarung von Basel I bis hin zu Basel II. Die Arbeit erläutert die drei Säulen der neuen Eigenkapitalvereinbarung: Mindesteigenkapitalanforderungen, bankaufsichtliches Überprüfungsverfahren und Marktdisziplin.
Kapitel 6 analysiert die Konsequenzen von Basel II für die Mittelstandsfinanzierung. Es werden die Auswirkungen auf das Kreditvolumen, die Konjunkturzyklen, das Kreditvergabeverhalten, die Konditionsgestaltung und die Anforderungen an das mittelständische Finanzmarketing diskutiert. Die Arbeit zeigt auf, dass Basel II zu einer stärkeren Risikosensitivität der Banken führt, die sich in einer differenzierteren Konditionsgestaltung und einer Konzentration auf Kreditnehmer mit guter Bonität niederschlägt.
Kapitel 7 beleuchtet alternative Finanzierungsformen zum Bankkredit, die für den Mittelstand im Kontext von Basel II an Bedeutung gewinnen. Es werden die Möglichkeiten der Eigenkapitalerhöhung, des Leasings, des Factorings, der Asset Backed Securities, des Venture Capital und der Mezzanine-Finanzierung vorgestellt. Die Arbeit zeigt auf, dass diese Finanzierungsformen die Eigenkapitalbasis des Mittelstandes stärken und den Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen ermöglichen können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Basel II, Mittelstand, Finanzierung, Kreditrisiko, Rating, Eigenkapital, Bankkredit, Leasing, Factoring, Venture Capital, Mezzanine-Finanzierung, Börsengang, Konditionsgestaltung, Finanzmarketing, alternative Finanzierungsformen, Risikomanagement, Bankaufsicht, Finanzstabilität, Wirtschaftliche Konjunkturzyklen.
- Arbeit zitieren
- Stefan Kusch (Autor:in), 2002, Die Bedeutung von Basel II für die Finanzierung mittelständischer Unternehmen und deren Finanzierungsalternativen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4884
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