Viele berühmte Persönlichkeiten, wie Goethe, Freud und Brecht litten schon unter massiven Ängsten. Doch nicht nur sie, sondern auch eine breite Sparte der Allgemeinbevölkerung ist davon betroffen. Angsterkrankungen gehören heutzutage neben Depressionen und Substanzabhängigkeiten zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In Deutschland sind etwa 9% der Bevölkerung davon betroffen. Wenn von Angst die Rede ist, muss zwischen ‚Angst’ und ‚Furcht’ unterschieden werden. Beides sind Emotionen, die sich nach Sroufe (1996) beim Menschen ähnlich wie die Freude im Laufe der ersten Lebensjahre entwickeln und zu den ersten ihrer Art gehören. Furcht ist die Angst vor einer bestimmten Gefahr, also auf etwas gerichtet, wobei Angst als solche gegenstandslos ist und keinem Gefahrenmoment zugeordnet werden kann. Wenn es keinen angemessenen Grund für Angst gibt oder die Angst übertrieben stark und anhaltend auftritt und bei der Person starke Leiden oder Beeinträchtigungen hervorrufen die nicht mehr kontrollierbar sind, so wird dies als Angststörung diagnostiziert.
In dieser Arbeit soll besonders auf Phobien und Panikstörungen eingegangen und entsprechende Therapiemöglichkeiten vorgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Angst
2. Panikstörungen
2.1. Biologische Ansätze
2.2. Panikstörung mit Agoraphobie
3. Therapie der Panikstörung
3.1. Medikamentöse Therapie
3.2. Psychologische Therapie (Konfrontationstherapie)
3.3. Verhaltenstherapie
3.4. Klassische Psychoanalyse
3.5. Gesprächstherapie
4. Phobien
4.1. Spezifische Phobie
4.2. Soziale Phobie
4.3. Biologische Ansätze
4.4. Psychoanalytische Ansätze
4.5. Lerntheoretische Ansätze
- Klassisches Konditionierung
- Operante Konditionierung
- Modelllernen
4.6. Verhaltenstheoretische Ansätze
5. Therapie der Phobien
5.1. Psychoanalytische Therapie
5.2. Verhaltenstherapeutische Therapie
- Systematische Desensibilisierung
- Training sozialer Kompetenzen
- Modelllernen
5.3. Kognitiv – verhaltenstherapeutische Behandlungsvorgehen
- Selbstinstruktionstraining /Stressimpfungstraining
- Kognitive Restrukturierung
6. Resümee
7. Literaturverzeichnis
1. Angst
Viele berühmte Persönlichkeiten, wie Goethe, Freud und Brecht litten schon unter massiven Ängsten. Doch nicht nur sie, sondern auch eine breite Sparte der Allgemeinbevölkerung ist davon betroffen. Angsterkrankungen gehören heutzutage neben Depressionen und Substanzabhängigkeiten zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In De S.4S.4tschland sind etwa 9% der Bevölkerung davon betroffen. Wenn von Angst die Rede ist, muss zwischen ‚Angst’ und ‚Furcht’ unterschieden werden. Beides sind Emotionen, die sich nach Sroufe (1996) beim Menschen ähnlich wie die Freude im Laufe der ersten Lebensjahre entwickeln und zu den ersten ihrer Art gehören. Furcht ist die Angst vor einer bestimmten Gefahr, also auf etwas gerichtet, wobei Angst als solche gegenstandslos ist und keinem Gefahrenmoment zugeordnet werden kann. Wenn es keinen angemessenen Grund für Angst gibt oder die Angst übertrieben stark und anhaltend auftritt und bei der Person starke Leiden oder Beeinträchtigungen hervorrufen die nicht mehr kontrollierbar sind, so wird dies als Angststörung diagnostiziert. Ihre Arten und Formen sind sehr unterschiedlich. Zu den am häufigsten diagnostizierten Angststörungen gehören:
- Angstzustände (chronisch erhöhte Angst oder Anspannung und Angstanfälle)
- Phobien und
- Zwangsstörungen.[1]
Patienten die un- oder falsch behandelt werden, leiden oft unter einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität und versuchen sich mit Hilfe von Psychopharmaka Linderung zu verschaffen oder sich sogar selber zu heilen. Da Ängste häufig nicht von einem bestimmten Auslöser, sondern durch das Zusammenspiel einiger bestimmter Faktoren ausgelöst werden, lassen sie sich meist nicht alleine durch die Einnahme von Psychopharmaka behandeln. Depressionen, Alkoholabhängigkeit, Medikamentenmissbrauch und eine bis zu 20-mal erhöhte Suizidgefahr können die Folge massiver Angst sein.
Viele Wissenschaftler und Theoretiker haben versucht das Phänomen Angst zu beschreiben und zu definieren, was dazu führte, dass eine Reihe von Angsttheorien entstanden. Eine eindeutige Angstdefinition ist bis heute nicht gefunden worden.
Menge & Güthling (1965,7)
Das Wort Angst ist verwandt mit dem lateinischen Wort „angustus“ und bedeutet „eng“, „beengend“, „die freie Bewegung hindernd“ .[2]
Hackfort & Schwenkmezger (1985,19):
„Angst ist eine kognitive, emotionale und körperliche Reaktion auf eine Gefahrensituation bzw. auf die Erwartung einer Gefahren- oder Bedrohungssituation. Als kognitive Merkmale sind subjektive Bewertungsprozesse und auf die eigene Person bezogene Gedanken anzuführen Emotionales Merkmal ist die als unangenehm erlebte Erregung, die sich auch in physiologischen Veränderungen manifestieren und mit Verhaltensänderungen einhergehen kann.“[3]
Aus diesen Definitionen wird eins deutlich: Angst ist eine Emotion, ein Gefühl. Da Emotionen sehr komplexe Reaktionen sind, muss Angst zwangsläufig auch einem komplexen Reaktionsschema unterliegen.
„Angst entsteht, wenn ein Individuum (Tier oder Mensch) einen bedrohlichen Reiz wahrnimmt“[4], den als Gefahr deutet und mit einer raschen Reaktion (Flucht) reagiert. Hieraus wird deutlich, „dass neben dem Erleben auch das Verhalten ein integrativer Bestandteil von Emotionen ist“[5].
Emotionen lassen sich in drei relativ selbständige Reaktionsebenen unterteilen:
1. Subjektive Ebene: Gedanken
2. Physiologische Ebene: körperliche Vorgänge
3. Motorische Ebene: Verhaltensäußerung (Kampf, Flucht)
Die Stärke der Symptome, sowie ihre zeitliche Abfolge sind bei jedem Individuum unterschiedlich ausgeprägt. Unsere Gedanken und Wahrnehmungen werden von unserem Körper auf unterschiedliche Weise bewertet und verarbeitet. Immer wenn wir eine Wahrnehmung oder einen flüchtigen Gedanken mit der Bewertung „Gefahr“ versehen, wird unser Körper in Alarmbereitschaft versetzt und somit aktiviert. Unser Körper stellt sich sofort auf Flucht oder Kampf ein. Der Mensch gerät in Stress. Der Körper mobilisiert seinen wichtigsten Energielieferanten, die Glucose und führt den augenblicklich wichtigen Organen (Herz, Gehirn) das Blut zu, was durch einen erhöhten Herzschlag und der damit verbundenen Veränderung der Durchblutung erreicht wird. Die ersten Reaktionen des Körpers auf die neue Situation geschehen unbewusst und erst die weiteren Veränderungen, wie z.B. der erhöhte Herzschlag wird vom Menschen bewusst wahrgenommen. Verantwortlich für die Steuerung der Merkmale der Angstreaktion ist das vegetative und autonome Nervensystem, einem ausgedehnten Netz von Nervenfasern, das das Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark) mit allen wichtigen Organen verbindet. Das autonome Nervensystem kontrolliert und steuert die unwillkürlichen Tätigkeiten, wie Herzschlag, Atmung , Blutdruck etc.. In Angstsituationen ist die Wahrnehmung des Menschen stark eingeschränkt und konzentriert sich ausschließlich auf die Gefahrenquelle. Zudem erhöht sich unsere Schweißproduktion. Eine Angstreaktion auf eine als bedrohlich wahrgenommene Situation verläuft genauso automatisch wie ein Reflex und kann daher nicht beeinflusst werden.
„Heute geht man davon aus, dass es keine einfache Lösung für diese Probleme gibt, da keine der Ebenen auf eine der anderen Ebenen reduziert werden kann (vgl. bereits Lang 1977). Für eine umfassende Kenntnis von Ängsten ist daher die Beachtung aller drei Ebenen erforderlich, eine Forderung, die in Forschung und Praxis aber oft nicht realisiert wird (Hughdahl 1981; Fahrenberg 1987,2000).“[6]
Viele psychodynamische Modelle gehen auf den Vater der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856 – 1939) zurück. Zwar wurden seine aufgestellten Theorien weiterentwickelt, doch blieb das Grundgerüst erhalten. „Übersteigerte Angst, so die Aussage der klassischen und modernen psychodynamischen Theorien, wird durch Verdrängung unangenehmer und/ oder unakzeptabler Wünsche, Gefühle und Erfahrungen in den unbewussten Teil unseres Gedächtnisses verursacht.“[7]
Für Freud waren es die schmerzhaften und unakzeptablen libidinösen und sexuellen Vorstellungen und Erfahrungen, die neurotische Ängste verursachten. Der Mensch leidet unter massiver Angst, wenn ihm die Verdrängung nicht gelingt oder sie wieder zusammenbricht. Der Mensch fühlt sich in diesem Moment hilflos und erlebt Angstanfälle wie sie Panikpatienten kennen.
Er definierte Angst als „überhöhter physiologischer Triebzustand oder ein allgemeiner Erregungs- bzw. Spannungszustand“, den das Individuum bestrebt ist mit Hilfe von unterschiedlichen, unbewussten, psychologischen Aktionen auf ein angemessenes Maß zu reduzieren.[8]
Starke Triebspannung Þ Verdrängung Þ Angst[9]
Für Freud stellte die Geburt den Grundstein der Verdrängung dar. Durch die Trennung des Kindes von der Mutter erlebt dieses erstmals ein Gefühl der Hilflosigkeit, das als lebensbedrohlich empfunden wird. Auf der Basis von Erinnerungen an Erfahrungen kann traumatische Angst entstehen. Ein solches Trauma kann bei Kindern durch die Trennung von einer wichtigen Person, Liebesverlust, Kastrationsangst und spätere Schuldgefühle entstehen. Das Kind beginnt, aus Angst enttäuscht zu werden, seine Bedürfnisse zu verdrängen. „Wird diese ängstliche Grundhaltung nicht durch Zuwendung überwunden, wird sich das Kind auch später als Erwachsener stets hilflos fühlen, die Auseinandersetzung scheuen und alle unangenehmen Dinge schleunigst verdrängen.“[10]
Freud teilte die Angst in drei Teile: Realangst, neurotische Angst und moralische Angst.
Realangst: Diese Art der Angst bezieht sich auf ein Objekt (realer Gegenstand) oder einen Sachverhalt aus der Umwelt, vor dem das Individuum Angst hat. Þ Furcht[11]
Neurotische Angst: Diese Art der Angst wird „durch einen Triebzustand hervorgerufen, dessen Auslöser [...] dem Individuum nicht bekannt oder nicht bewusst ist. [Sie] kann ein Signal für ein unbewältigtes seelisches Trauma, aber auch der Ausdruck eines Konfliktes zwischen Triebansprüchen und dem Gewissen (Konflikt zwischen Es und Über – Ich ) sein“.[12]
Moralische Angst: Diese Art der Angst bezieht sich auf „die Angst vor einer Strafe bei Nichtbeachten von vorgeschriebenen Regeln und Tabus“.[13]
Angst ist somit „sowohl eine Reaktion auf eine Gefahr, als auch ein Motiv, Triebspannung aktiv abzubauen oder zu verdrängen. Darüber hinaus kann sie Resultat einer nicht optimalen ausgeführten Verdrängung oder Bewältigung sein“.[14]
Seine Theorien belegte Freud durch Gespräche mit seinen Patienten und nicht durch die Forschung.
Genauso wie Freud sahen seine Nachfolger den Ursprung ängstlichen Verhaltens in der Kindheit. Für sie gab es allerdings neben den von Freud publizierten Trennungsängsten noch die erziehungsbedingten Ängste. Um sich gesund entwickeln zu können benötigen Kinder ein gewisses Maß an Sicherheit, Wärme, Geborgenheit und Freiheit. Erfahren sie diese nicht, so verkümmern sie seelisch.
Karen Horney, Vertreterin der neuen Psychoanalyse, sieht den Hauptgrund für die Angst im Kindesalter in der fehlenden Geborgenheit, Wärme und Liebe. Eltern, die ihre Kinder mittels Verboten einschränken, bewirken bei ihrem Kind eine feindselige Reaktion, die bei Eltern, die überfürsorglich mit ihren Kindern umgehen, unterdrückt wird. Überfürsorgliche Eltern behindern ihr Kind in der Entwicklung zur Selbständigkeit. Horney bezeichnet dies als die Grundangst. „Das Kind empfindet große Unsicherheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Furcht vor einer feindseligen Welt. Gleichzeitig versucht es aber, sich vor dieser Welt zu schützen, ihr zu entkommen. Dazu hat es drei Möglichkeiten: Es wendet sich anderen Menschen zu (Hilfesuche), es wendet sich gegen die Menschen (Feindseligkeit), oder es wendet sich ganz von den Menschen ab (Isolation)“[15].
[...]
[1] vgl. Hoyer, J. /Margraf, J.:Angstdiagnostik: Grundlagen und Testverfahren, S. 13
[2] Sörensen, Maren: Einführung in die Angstpsychologie,Kap.1, S. 3
[3] Sörensen, Maren: Einführung in die Angstpsychologie,Kap.1, S. 3
[4] Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 11
[5] Hoyer, J. /Margraf, J.:Angstdiagnostik: Grundlagen und Testverfahren, S. 4
[6] Hoyer, J. /Margraf, J.:Angstdiagnostik: Grundlagen und Testverfahren, S. 5
[7] Brasch, Christine /Richberg, Inga – Maria: Die Angst aus heiterem Himmel, S. 64
[8] vgl. Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 18
[9] Sörensen, Maren: Einführung in die Angstpsychologie,Kap.2, S. 12
[10] Brasch, Christine /Richberg, Inga – Maria: Die Angst aus heiterem Himmel, S. 67
[11] vgl. Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 18
[12] Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 19
[13] Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 19
[14] Lazarus – Mainka, Gerda/ Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, S. 19
[15] Brasch, Christine /Richberg, Inga – Maria: Die Angst aus heiterem Himmel, S. 70
- Citar trabajo
- Katja Küchemann (Autor), 2004, Phobien und Panikstörungen. Ursachen und Therapiemöglichkeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48772
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