# Anmerkungen: Am Beispiel der Plassenburg in Kulmbach, der Burg Trausnitz in Landshut sowie der Residenz in Neuburg an der Donau wird die Entwicklung von der Burg zum Schloss untersucht. Die drei Denkmäler werden auch im überregionalen Zusammenhang betrachtet, insbesondere unter dem Aspekt des Phänomens des Arkadenhofes.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Plassenburg
2.1. Zur Geschichte der Burg
2.2. Zur Baugeschichte
2.3. Beschreibung
3. Burg Trausnitz in Landshut
3.1. Zur Topographie
3.2. Geschichte und Baugeschichte der Burg
3.3. Beschreibung
4. Das Schloss zu Neuburg an der Donau
4.1. Lage und Baugeschichte des Schlosses
4.2. Beschreibung
5. Zum Phänomen des Arkadenhofes
6. Weitere zu Schlössern umgebaute Burgen: Meißen, Torgau, Stuttgart und Brieg
7. Resumée
8. Literaturverzeichnis
Der Um- bzw. Ausbau der mittelalterlichen Burg zum Renaissanceschloss
1. Einleitung
In dieser Arbeit soll der Um- bzw. Ausbau der mittelalterlichen Burg zum Renaissanceschloss behandelt werden. Dazu erscheint es nützlich, zunächst Grundlegendes zu den Begriffen Burg und Schloß zu klären:
Die Burg wird definiert als bewohnbarer Wehrbau, der für eine Person oder Gemeinschaft zum Schutz und zur Repräsentation errichtet worden war. Dieser Bau konnte als ständiger oder auch nur als zeitweiliger Wohnsitz dienen[1]. Die Erscheinungsformen der Burg sind äußerst vielfältig, was vor allem durch topographische Gesichtspunkte bedingt ist: Es ist eines der wichtigsten Kennzeichen der mittelalterlichen Burg, daß ihr Grundriss ans Gelände angepasst ist. Dies erklärt sich daher, daß die Burg im nördlichen Mitteleuropa aus den vor- und frühgeschichtlichen Wallsystemen hervorgegangen war. Der Standort, also auch die Beschaffenheit des Geländes, war für die Existenz der Burg entscheidend und für die Verteidigung stellte sich eine strategisch möglichst günstige Anpassung an die Gegebenheiten als überlebensnotwendig dar.
Die Ansprüche an eine solche Burg änderten sich jedoch ständig, so daß häufig unter Einbeziehung des älteren Baubestandes um- oder ausgebaut und vor allem angebaut wurde. Zum Ende des Hochmittelalters hatten sich diese Anforderungen derartig verändert, daß die Burg in ihrer damaligen Struktur nicht mehr als Wohnsitz des Adels und als Befestigung geeignet war.[2]
Die ausschlaggebenden Gründe dafür waren einerseits die Veränderungen in der Kriegsführung. Durch den Einsatz von Feuerwaffen seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts und den Weiterentwicklungen der Heeresstrategie waren die alten Befestigungen wie Schildmauern oder Annäherungshindernisse in Form tiefer Gräben nutzlos geworden.
Andererseits waren auch die Ansprüche an die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Burg, was höheren Wohnkomfort und Repräsentation betraf, enorm gestiegen. Die bisherigen Elemente der Burg Palas, Kapelle, Bergfried und Wirtschaftsgebäude, die untereinander häufig durch hölzerne Laufgänge verbunden waren, wurden dem nicht mehr gerecht.
So setzte eine getrennte Entwicklung von Wohn- und Wehrbau ein, die aber nicht sofort zu einschneidenden Veränderungen führte[3]: Neue Fortifikationstechniken wurden vorerst am alten Befestigungsring getestet, die Bauten der Hochburg wurden zum Schloß innerhalb der Beringe umgestaltet, was zunächst noch den Vorteil einer Befestigung bot, später jedoch praktisch nutzlos wurde. Zunächst konnten auch nur einzelne Gebäude der Burg umgestaltet werden. Diese Bauform ist jedoch weniger als Schloß zu bezeichnen, sondern eher als Übergangsform, als eine Art „Burgschloß“[4]. Der Begriff „Schloß“ wird definiert als schwach oder überhaupt nicht bewehrte Anlage, die als repräsentativer Wohn- und Amtssitz für eine die Herrschaft ausübende Persönlichkeit diente[5].
Obwohl sich diese Entwicklung auf der Basis des überlieferten Baubestandes vollzog, kamen auch Einflüsse aus Frankreich und Italien zum Tragen. Eindrücke der dortigen Baukunst verschafften sich die Bauherren entweder selbst durch Reisen oder sie schickten ihre Handwerker an andere Höfe, um sich dort weiterbilden zu lassen.
Aber auch die architekturtheoretischen Schriften ihrer Zeit aus Italien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland waren den Adligen bekannt, was zahlreiche Werke in Schlossbibliotheken beweisen, wie zum Beispiel in Ottheinrichs äußerst umfangreicher Sammlung[6].
Auch durch eingewanderte Handwerker kam es zu neuen Wegen in der Baugestaltung, deren Anregungen sich auch im Festungsbau niederschlugen.
Wie man bei diesen Umgestaltungen vorging und welche Veränderungen an den ehemaligen Burgen dadurch bewirkt wurden, soll an den folgenden drei Beispielen - der Plassenburg, Burg Trausnitz und dem Schloß von Neuburg an der Donau - erläutert werden.
2. Die Plassenburg
2.1. Zur Geschichte der Burg
Die Plassenburg ist die größte und mächtigste unter den hier beschriebenen Burganlagen. Sie liegt überhalb Kulmbachs auf einem circa 116m hohen Buntsandsteinrücken strategisch günstig an einem alten Ost-West-Handelsweg[7].
Der jetzigen Anlage ging eine ältere Burg auf dem benachbarten Buchberg voraus[8]. Man vermutet, daß auf deren Zerstörung hin die Plassenburg auf ihrem heutigen Platz von Otto VIII., dem letzten Herzog aus dem Geschlecht von Dießen-Andechs in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gegründet wurde. Nach dessen Tod 1248 ging die Burg in den Besitz der thüringischen Grafen von Orlamünde über, 1340 dann an das in Franken in kurzer Zeit sehr mächtig gewordene Geschlecht der Hohenzollern, die für über 500 Jahre auf der Burg herrschten[9].
Über das Aussehen der damaligen Burg ist kaum etwas bekannt. Sie muß jedoch schon ein hohes Maß an Wehrhaftigkeit besessen haben, da sie 1430 unter dem Befehl Hartung von Egloffsteins einer Belagerung durch die Hussiten widerstehen konnte. Dass auch die Wohn- und Wirtschaftsbauten bereits zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts eine gewisse Geräumigkeit boten, lässt die viel zitierte „prunkvolle spätmittelalterliche Hofhaltung“ Markgrafs Friedrich IV. d. Ä. vermuten, der von 1495 bis 1515 mit einem riesigen Hofstaat dort residierte[10].
Unter dessen Enkel Albrecht Alcibiades, der ab 1536 auf der Plassenburg residierte, kam es zum ersten großen nachvollziehbaren Ausbau der Befestigungsanlagen und auch der Hochburg, aber auch zu deren Zerstörung im Markgräflerkrieg 1553, als die Fürstentümer Bambergs und Würzburgs sich mit Nürnberg gegen das mittlerweile protestantische Kulmbach verbündet hatten und Alcibiades 1554 zur Kapitulation zwangen. Jedoch erst vier Monate später kam es zur schlimmsten Zerstörung der Burg. Sie wurde ausgebrannt, die Brunnen wurden vergiftet und die Mauern niedergelegt. Alcibiades wurde geächtet und starb 1557, die Markgrafschaft wurde aufgeteilt und die Plassenburg selbst wurde bambergisch[11].
Als nächster Markgraf kam Georg Friedrich von Ansbach auf die zerstörte Burg. Es gelang dem humanistisch gebildeten und künstlerisch interessierten Markgrafen, von den Zerstörern der Burg und zusätzlich von Kaiser Ferdinand eine hohe Entschädigung zu bekommen, „weil die Plassenburg nicht aus ehrlicher Notwehr, sondern aus Übermut und dem Hause Brandenburg zum Spott zertrümmert“[12] worden war. So stand einem großartigen Wiederaufbau der Burg nichts mehr im Wege.
Bis zum Tode Georg Friedrichs 1603 wurde an den neuen Bauten gearbeitet, man kann jedoch davon ausgehen, daß die wesentlichen Teile vollendet oder zumindest begonnen waren, als der Baumeister Caspar Vischer 1579 starb[13].
Bereits Georg Friedrichs Nachfolger Christian residierte nur noch zeitweise auf der Plassenburg. Unter ihm wurde die Hohe Bastei im Osten weiter ausgebaut. Deren rückwärtiger Seite im Kasernenhof wurde ein Prachtportal vorgeblendet, das der Bildhauer Hans Werner geschaffen hatte. Mit diesen Bauten war die Gestaltung der Burg im Wesentlichen vollendet.
In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder an den Wehranlagen gearbeitet, ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der untere Hof ausgebaut und als Kaserne genutzt. 1806 wurden die Wehranlagen während der napoleonischen Kriege in solchem Ausmaß geschleift, daß heute kaum mehr ein Eindruck der ehemaligen Wehrhaftigkeit besteht.
Danach wurde die Burg als Lazarett, Zuchthaus und Tuchmanufaktur genutzt, auf erste Restaurierungen ab 1929 folgten Kriegsschäden des zweiten Weltkrieges. Seit 1953 ist die Plassenburg wieder für Besucher zugänglich, Restaurierungen und Bauuntersuchungen finden immer wieder statt[14].
2.2. Zur Baugeschichte
Aus der Geschichte der Plassenburg wird ersichtlich, daß diese in mehreren Phasen entstanden sein muß.
Über das Aussehen der ersten, hochmittelalterlichen Anlage ist kaum etwas bekannt. Dem Baubefund nach wird vermutet, daß sie etwa das nordwestliche Viertel des heutigen Burghofes auf der höchsten Stelle des Plateaus einnahm und nach Osten durch einen tiefen Halsgraben im Bereich des späteren Kasernenhofes abgesichert war. Über weitere Bauvorgänge ist kaum etwas bekannt, es ist aber wahrscheinlich, daß die Fortifikationen schrittweise immer weiter verstärkt wurden und auch an den Wohngebäuden gearbeitet wurde[15].
Aus einem Grundriss[16] und einem Kupferstich Merians, die die Anlage kurz vor ihrer Zerstörung 1554 zeigen, wird ersichtlich, daß zu dieser Zeit nur noch wenige Teile der mittelalterlichen Anlage vorhanden waren. Es handelt sich hierbei schon um die durch Alcibiades in großem Ausmaß erweiterte Burg. Zu erkennen ist bereits eine mächtige, vierflügelige Anlage mit zwei geschlossenen und einem im Norden offenen Befestigungsring[17].
Bei einem Erweiterungsbau, dessen Zeitpunkt nicht genau bestimmt werden kann, den Baubefunden nach aber auf keinen Fall vor 1500 stattfand, war die mittelalterliche Hochburg durch Anbauten am Nord- und Südflügel und dem Neubau des Ostflügels zu einer länglichen Vierflügelanlage vergrößert worden. Damit hatte die Burg in der West-Ost-Achse bereits ihre heutige Ausdehnung[18].
Der neue Hofteil im Osten lag um einiges tiefer als der alte im Westen, was man durch mehrere Stufen ausglich. Im westlichen Teil des Hofes befand sich auch die Burgkapelle als isolierter Baukörper.
Auch die starken Befestigungsanlagen fallen in dieser Bauphase auf: Ein erster Befestigungsabschnitt legt sich in Form eines Zwingers um die Hochburg. Die weiteren massiven Verstärkungen wurden bereits von Markgraf Georg V. , dem Vormund Albrechts Alcibiades´ um 1528 in Angriff genommen. Wegen zunehmender Bedrohung durch Angriffe mit Feuerwaffen vom benachbarten Buchberg aus war man gezwungen, besonders die Befestigungen der Ostseite auszubauen. Dies geschah vom Gelände des heutigen Kasernenhofes aus durch die Hohe Bastei und den Kasimirsturm, zwei Bastionen am zweiten Mauerring, der um die ganze Burg herumgeführt war und auch das westliche Rondell beinhaltete[19].
Die Arbeiten an den Fortifikationen intensivierten sich unter Albrecht Alcibiades in der Zeit von 1541 bis 1553. Er baute den zweiten Mauerring aus und begann auch den dritten, dessen Bau aber durch die Belagerung 1553 unterbrochen wurde. In einigen Teilen entsprechen diese Befestigungen auch den damals aktuellen Theorien zum Festungsbau. Mader führt Elemente wie die runden Bastionen auf Leonardos und Dürers theoretisches Werk zurück, die keilförmigen Kurtinen auf Francesco di Giorgio Martini[20].
Der nach der Zerstörung verfolgte Plan, die Burg in ihrem vorherigen Ausmaß wiederherzustellen, wurde spätestens 1559 wieder aufgegeben, als Aufträge für die Planung eines Neubaus nach Kulmbach und Bayreuth vergeben wurden. Zunächst ist als Baumeister Georg Beck aus Amberg genannt, der diese Stelle bis zum Amtsantritt Caspar Vischers innehatte[21]. Vischer war zuvor bereits in Coburg und Heidelberg tätig gewesen, auch auf der Plassenburg hatte er schon vor deren Zerstörung gearbeitet. Zusätzlich wurden noch andere Baumeister in verschiedenen Stadien des Baues zur Beratung herangezogen. Dies waren im Festungsbau erfahrene Baumeister wie Francesco Chiaramella, der Architekt Jörg Stern, genannt Stella aus Bayern und Johann I. Pasqualini. Weitere Ratgeber waren Aberlin Tretsch vom Stuttgarter Schloß sowie sein Gehilfe Blasius Berwart. Von etwa 1563 bis 1568 arbeitete der in Italien geschulte Steinmetz Daniel Engelhard an den Reliefs, die den Arkaden im Schönen Hof der Hochburg vorgeblendet waren[22].
Während der Bauleitung Vischers wurden die Ausmaße der Hochburg nochmals um das Doppelte erweitert. Diesmal, indem die südliche Begrenzung des Burghofes über den Zwingergraben hinaus bis zum zweiten Mauerring verschoben wurde. Unter teilweiser Einbeziehung erhalten gebliebener Bausubstanz erbaute man hier die dreieinhalb Meter starke Schildmauer des Hofes. Auch dieser Mauer wurden Arkaden vorgeblendet[23].
Um den Hof zu schließen, wurde der Ostflügel des älteren Baues beinahe ums Doppelte nach Süden hin verlängert. Da dieser länger war als der Westflügel, entstand die leichte Unregelmäßigkeit des Hofes.
Der gesamte Nordflügel wurde in den Neubau übernommen. Bald nach dem Beginn der Bauarbeiten wurde auch das Niveau der höheren, mittelalterlichen Hofhälfte auf das heutige des Schönen Hofes gebracht. Ebenfalls in der ersten Hälfte der sechziger Jahre verlängerte man den Westflügel bis zum Zwingergraben. An den noch bestehenden Teilen des Ost- und Westflügels begann man am frühesten mit dem Bau der Arkadengänge.
Gleichzeitig baute man auch an den Gebäuden im äußeren Hof und an den Befestigungen. Eine der frühesten und wichtigsten Maßnahmen beim Wiederaufbau war die Schließung des dritten Mauerrings nach Norden. Auch der zweite Mauerring wurde weiter ausgebaut und umgestaltet[24].
[...]
[1] Binding, G., Formenlehre der Architektur, Darmstadt 1987, S.179.
[2] Meyer, W., Deutsche Schlösser und Festungen, Frankfurt 1969, S.11.
[3] Ders., Deutsche Schlösser und Festungen, S.11.
[4] Ders., Deutsche Schlösser und Festungen, S. 12.
[5] Ders., Deutsche Schlösser und Festungen, S.13.
[6] Kadatz, H.-P., Deutsche Renaissancebaukunst, Berlin 1983, S.73.
[7] Mader, H., Die Plassenburg, Erlangen 1933, S.1.
[8] Bachmann, E., Die Plassenburg ob Kulmbach, München 1996, S.6.
[9] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.7.
[10] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.10.
[11] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.12.
[12] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.15.
[13] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.15.
[14] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.26.
[15] Mader, H., Bau- und Kunstgeschichte der Plassenburg, S.3.
[16] Ders., Bau- und Kunstgeschichte der Plassenburg, T.2.
[17] Bachmann, E., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.12.
[18] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.13.
[19] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.14.
[20] Mader, H., Bau- und Kunstgeschichte der Plassenburg, S.39.
[21] Hitchcock, H.-R., German Renaissance Architecture, Princeton 1981, S.152.
[22] Bachmann, E., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.16.
[23] Ders., Die Plassenburg ob Kulmbach, S.17.
[24] Mader, H., Bau- und Kunstgeschichte der Plassenburg, S.49.
- Quote paper
- Dr. phil. Birgit Wagner (Author), 1998, Der Um- bzw. Ausbau der Burg zum Renaissanceschloss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48736
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