Im Folgenden werde ich die Erzählung "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" von Adelbert von Chamisso von 1814 auf die Frage hin untersuchen, welche Rolle das Geld in der Erzählung spielt. Die Frage ist von großer Relevanz, weil das Motiv Geld oder Gold den gesamten Text durchzieht und ständig wiederkehrt. Außerdem bietet es einen Zugang zum Hauptmotiv des Textes, dem Schatten, da es der Ausgangspunkt des Schattenverkaufs und damit des Unglücks Peter Schlemihls ist.
Ich erhoffe mir von der Beantwortung dieser Frage Aufschlüsse über die zentrale Frage des Textes zu erlangen, nämlich welche Bedeutung der verkaufte Schatten Peter Schlemihls haben könnte. Über den Umweg der Rolle des Geldes möchte ich versuchen, meine These, nämlich, dass Peter Schlemihl seinen Ruf und seine Achtung in der Gesellschaft für Geld verkauft hat, zu beweisen. Ich gehe dabei hauptsächlich von einem werkimmanenten Textbegriff aus, also davon, dass das literarische Werk zunächst einmal durch sich selbst bestimmt ist. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass auch gesellschaftliche oder geistesgeschichtliche Entwicklungen Einflüsse haben können. Somit wäre das literarische Werk also eventuell auch durch seine Zugehörigkeit zu einer Epoche geprägt.
Gliederung
1. Einleitung
2. In welchen Situationen tritt Geld auf?
3. Welchen Nutzen und welche Bedeutung hat das Geld für Peter Schlemihl?
4. Welche Bedeutung und welchen Nutzen hat das Geld für die anderen Figuren?
5. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Geld und Teufel?
6. Inwiefern wird der Schatten durch Geld konstruiert?
7. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Geld und Schatten?
8. Schluss
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Arbeit ist im Rahmen des Seminars „Kunstmärchen der Romantik“ des Instituts für Germanistik II der Universität Hamburg entstanden.
Im Folgenden werde ich die Erzählung „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ von Adelbert von Chamisso von 1814 auf die Frage hin untersuchen, welche Rolle das Geld in der Erzählung spielt.
Die Frage ist von großer Relevanz, weil das Motiv Geld oder Gold den gesamten Text durchzieht und ständig wiederkehrt. Außerdem bietet es einen Zugang zum Hauptmotiv des Textes, dem Schatten, da es der Ausgangspunkt des Schattenverkaufs und damit des Unglücks Peter Schlemihls ist.
Ich erhoffe mir von der Beantwortung dieser Frage Aufschlüsse über die zentrale Frage des Textes zu erlangen, nämlich welche Bedeutung der verkaufte Schatten Peter Schlemihls haben könnte. Über den Umweg der Rolle des Geldes möchte ich versuchen, meine These, nämlich, dass Peter Schlemihl seinen Ruf und seine Achtung in der Gesellschaft für Geld verkauft hat, zu beweisen.
Ich gehe dabei hauptsächlich von einem werkimmanenten Textbegriff aus, also davon, dass das literarische Werk zunächst einmal durch sich selbst bestimmt ist. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass auch gesellschaftliche oder geistesgeschichtliche Entwicklungen Einflüsse haben können. Somit wäre das literarische Werk also eventuell auch durch seine Zugehörigkeit zu einer Epoche geprägt.
2. In welchen Situationen tritt Geld auf?
Die Wichtigkeit des Geldes wird zu Beginn der Erzählung an Hand einer Art Gegenüberstellung von Arm und Reich deutlich.
Peter Schlemihl, der zu diesem Zeitpunkt noch arm und vollkommen mittellos ist, befindet sich in einer Gesellschaft von reichen und überaus wohlhabenden Menschen. Er nimmt an Herrn Johns Zusammenkunft teil. Die dort herrschende Mentalität wird in dem Ausruf Herrn Johns „Wer nicht Herr ist wenigstens einer Millionen“ …“der ist, man verzeihe mir das Wort, ein Schuft!“[1] (S. 18) deutlich.
Die nächste Szene, in der das Gold auftritt, ist der Handel mit dem Schatten. Obwohl der Schatten als unbezahlbar angesehen wird (S.22: „…; für diesen unschätzbaren Schatten halte ich den höchsten Preis zu gering.““), verkauft Peter Schlemihl ihn für den unerschöpflichen Goldsäckel. Wie im Rausch holt er wieder und wieder Gold aus dem Säckel heraus.
Auf dem Weg in ein Hotel wird seine Schattenlosigkeit von einigen Jungen und einem alten Mütterchen bemerkt. Er verteilt daraufhin Gold um sie abzulenken. Wiederholt tritt eine Art Goldrausch auf, er wälzt sich nämlich im Gold und schläft sogar auf dem Goldhaufen ein.
Von nun an genießt er zunächst den Luxus, lebt im besten Hotel, hält sich Diener, wie z.B. Bendel oder Rascal, etc. und zeigt auch eine Art weltmännisch, gekonnten Einsatz des Goldes. Schließlich glaubt er immer noch, dass er mit genügend Gold fast alles erreichen kann. So versucht er z.B. mit Hilfe eines Malers, den er reich entlohnen wollte, sich einen neuen Schatten malen zu lassen und sagt zu Bendel, den er mit viel Geld auf die Suche nach dem Grauen, dem Mann, der ihm den Schatten abgekauft hat, schickt: „dieses ebnet viele Wege und macht vieles leicht, was unmöglich schien;...“.
(S. 28)
Mit Hilfe von Bändel wagt er sich in die Gesellschaft zurück und „genoß aller der Ehre und Achtung, die meinem Golde zukam.“(S. 32).
Bevor er weiterreist, lässt er sowohl Gold in der alten Hafenstadt spenden, als auch im Voraus in dem neuen Ort Gold ausstreuen. Im neuen Städtchen verteilt er Gold an den Pöbel, sichert sich so dessen Sympathien und hält den Schein, dass er ein inkognito verreisender König sei, aufrecht.
Bei einem Fest, an dem auch Mina und ihre Eltern teilnehmen, verteilt Peter Schlemihl wiederum Gold und Diamanten.
Im Anschluss daran deckt Bendel den Betrug Rascals auf, der in großen Mengen Gold unterschlagen hat. Peter Schlemihl setzt ihn aber keinen Sanktionen aus, sondern sieht großzügig darüber hinweg und behält ihn trotzdem als Diener.
In dem Städtchen lebt er weiterhin in königlicher Pracht und Verschwendung (S. 39) und sorgt für den Bankrott anderer, indem er mit ihnen wetteifert.
Mittlerweile unter dem Namen Graf Peter „überzeugt“ Peter Schlemihl den Vater Minas mit Hilfe des Goldes, in eine Heirat mit ihm einzuwilligen und gibt ihm Geld, um die schönsten Güter im Namen seiner Tochter zu kaufen.
Auf Reisen mit dem Grauen flößt das Geld wie gewohnt Ehrfurcht und Respekt ein. (S. 64)
Schließlich wirft er den Säckel in einen Abgrund, als er den Grauen für den Teufel erkennt, der ihm seine Seele abkaufen möchte. (S. 66: „So beschwöre ich dich im Namen Gottes, Entsetzlicher!...“)
Um die naturwissenschaftlichen Geräte zu bezahlen, verwendet Peter Schlemihl nun kein Geld mehr, denn er besitzt schließlich keines mehr, sondern Elfenbein. Er ist also nicht vollkommen mittellos.
Die Reste seines Geldes werden von Bendel für eine Hospitium, das Schlemihlium, für arme Leute aufgebraucht.
Schließlich geht Peter Schlemihl in seinem Schlusssatz noch einmal mit einem weisen Vermerk auf das Geld ein. Auf Seite 79 sagt er: „…lerne verehren zuvörderst den Schatten, dann das Geld.“
Zunächst erscheint das Geld hier also vorrangig als Tauschmittel in seiner ganz alltäglichen Form für Luxusgüter und Ansehen.
3. Welchen Nutzen und welche Bedeutung hat das Geld für Peter Schlemihl?
Zu Beginn der Erzählung wird durch verschiedene Andeutungen klar, dass Peter Schlemihl ein armer, mittelloser Mann aus unterer gesellschaftlicher Schicht sein muss.
Zunächst wird durch die beschwerliche Seefahrt angedeutet, dass er sich nur einen schlechten Reiseplatz auf dem Schiff leisten konnte. Auch ist dem Hausknecht nach einem Blick auf ihn klar, dass er nur eine Stube unter dem Dach bekommt. Beides wäre bei einer ranghohen, begüterten Person nicht denkbar.
In der anfänglichen Gesellschaftsszene stimmt der mittellose, arme Peter Schlemihl dann der Äußerung Herrn Johns mit vollster Überzeugung zu, dass derjenige ein Schuft sei, der nicht wenigstens Herr einer Millionen sei. (S. 18). Daraus lässt sich schließen, dass das Geld für ihn ein äußerst erstrebenswertes Gut ist, dass den menschlichen Charakter bestimmt. Schließlich sind in dieser Aussage die beiden „Eigenschaften“ Geldbesitz bzw. Reichtum und Redlichkeit miteinander verknüpft.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass er den Geldsäckel sofort mit Glück in Verbindung bringt.
[...]
[1] Alle Zitate und Seitenangaben in dieser Arbeit beziehen sich auf folgende Ausgabe: von Chamisso, Adelbert. Peter Schlemihls wundersame Geschichte. 3. Auflage. Stuttgart: Philipp Reclam jun.Verlag, 1997.
- Citation du texte
- Vera Schmitz (Auteur), 2005, Welche Rolle spielt das Geld in der Erzählung 'Peter Schlemihls wundersame Geschichte'?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48650
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