Einführung
Ziel dieser Arbeit soll es sein, den Begriff der „Internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften“ genauer zu beleuchten und einen Überblick über die vorhandenen Messkonzepte und ihre Aussagefähigkeit zu geben. Kaum ein anderes Thema zieht sich seit beginn der 1960er Jahre durch die wissenschaftliche Diskussion wie das der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften.1 Die Diskussion fand damals ihren Ursprung in einer Forschungs- und Technologielücke europäischer Länder gegenüber den USA. 2 Bis heute gibt es keinen eindeutigen Konsens in der Wissenschaft, was eigentlich internationale Wettbewerbsfähigkeit ist und wie man sie spezifizieren und messen kann. Eine Ausweitung der Diskussion zu diesem Thema konnte ab Mitte der 1980er Jahre im Rahmen der zunehmenden Globalisierung festgestellt werden. So sind allein in der Zeit von 1985 bis 1993 ca. 800 wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema entstanden.3
Im Laufe der Jahre haben sich mannigfaltige Messkonzepte herauskristallisiert. Einige von ihnen kommen in der Fachliteratur nur selten zur Erwähnung, auf sie soll daher hier nicht weiter eingegangen werden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen nur die am Häufigsten genannten Konzepte genauer vorgestellt werden. Dazu ist es nötig, den Terminus „Internationale Wettbewerbsfähigkeit“ einzugrenzen, welches im folgenden Kapitel geschieht. Im dritten Teil werden die Merkmale der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften und ihre Indikatoren erläutert und auf ihre Bestands- und Aussagekraft hin untersucht. Daran schließt sich eine Betrachtung von ausgewählten Indikatoren am Beispiel Deutschland s an. Eine Schlussfolgerung folgt in Kapitel fünf.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
1. Einführung
2. Abgrenzung des Begriffs der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
3. Merkmale der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
3.1 Gütermarktbezogene Indikatoren oder Indikatoren der „ability to sell“
3.1.1 Der Saldo der Leistungsbilanz
3.1.2 Preisliche Indikatoren
3.1.3 Weltmarktanteile am Handel
3.2 Standortwettbewerb und Attrahierungsfähigkeit
3.2.1 Standortfaktoren
3.2.2 Saldo der Direktinvestitionen
3.3 Technologische Wettbewerbsfähigkeit
3.3.1 Technologische Leistungsfähigkeit
3.3.2 Input- und outputorientierte Indikatoren
3.4 Ausgewählte Globalindikatoren
4. Ausgewählte Indikatoren am Beispiel Deutschlands
5. Schlussfolgerung
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Technologische Wettbewerbsfähigkeit
Anhang 2: Zusammenhang der Globalindikatoren von IMD und WEF
Anhang 3: Erfolgsindex
Anhang 4: Aktivitätsindex
1. Einführung
Ziel dieser Arbeit soll es sein, den Begriff der „Internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften“ genauer zu beleuchten und einen Überblick über die vorhandenen Messkonzepte und ihre Aussagefähigkeit zu geben. Kaum ein anderes Thema zieht sich seit beginn der 1960er Jahre durch die wissenschaftliche Diskussion wie das der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften.[1]
Die Diskussion fand damals ihren Ursprung in einer Forschungs- und Technologielücke europäischer Länder gegenüber den USA.[2] Bis heute gibt es keinen eindeutigen Konsens in der Wissenschaft, was eigentlich internationale Wettbewerbsfähigkeit ist und wie man sie spezifizieren und messen kann. Eine Ausweitung der Diskussion zu diesem Thema konnte ab Mitte der 1980er Jahre im Rahmen der zunehmenden Globalisierung festgestellt werden. So sind allein in der Zeit von 1985 bis 1993 ca. 800 wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema entstanden.[3]
Im Laufe der Jahre haben sich mannigfaltige Messkonzepte herauskristallisiert. Einige von ihnen kommen in der Fachliteratur nur selten zur Erwähnung, auf sie soll daher hier nicht weiter eingegangen werden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen nur die am Häufigsten genannten Konzepte genauer vorgestellt werden. Dazu ist es nötig, den Terminus „Internationale Wettbewerbsfähigkeit“ einzugrenzen, welches im folgenden Kapitel geschieht. Im dritten Teil werden die Merkmale der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften und ihre Indikatoren erläutert und auf ihre Bestands- und Aussagekraft hin untersucht. Daran schließt sich eine Betrachtung von ausgewählten Indikatoren am Beispiel Deutschlands an. Eine Schlussfolgerung folgt in Kapitel fünf.
2. Abgrenzung des Begriffs der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
In diesem Abschnitt soll der Begriff „internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften“ von der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bzw. Branchen abgegrenzt werden. Die Definition der Wettbewerbsfähigkeit eines einzelnen Unternehmens ist unproblematisch. Ein Unternehmen gilt dann als wettbewerbsfähig, wenn es seine Produkte[4] kostengünstiger herstellen kann als in- oder ausländische Konkurrenten, diese auf dem Weltmarkt absetzen und dadurch nicht aus dem Markt herauskonkurriert werden kann bzw. auf längere Sicht gesehen ein hohes Realeinkommen erzielt.[5] Die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche hingegen wird häufig mittels der Revealed-Comparative-Advantage-Analyse (RCA-Analyse) bestimmt. Bei diesem Konzept, welches von Balassa entwickelt wurde[6], wird von der Nettoexportquote[7] einer Branche die gesamtwirtschaftliche Nettoexportquote subtrahiert und das Ergebnis auf einen Wertebereich von -100 bis +100 normiert. Das normierte Ergebnis stellt dann den RCA-Wert einer Branche dar.[8] Ein positiver Wert zeigt eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit an und drückt die komparativen Vorteile der Branche aus et vice versa.[9]
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften wird indes häufig als aggregierte Wettbewerbsfähigkeit von international agierenden Unternehmen oder Branchen verstanden. Denn es hat zwar jede Volkswirtschaft komparative Vorteile, aber eben auch Nachteile, was den Außenhandel nur im Lichte des gegenseitigen Austauschs sinnvoll erscheinen lässt. Deshalb kann eine Volkswirtschaft - im Unterschied zum Unternehmen - nicht gänzlich wettbewerbsunfähig werden, denn zwangsläufig wird eine Volkswirtschaft solche Güter produzieren, bei denen sie komparative Vorteile aufweist und sich ein Tausch gegen andere Güter lohnt.[10] Die Literatur beschränkt sich jedoch weitestgehend auf die Indikator- oder Standortfaktorendiskussion, die Entwicklung einer „Theorie“ der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bleibt meist außen vor.[11] Diese Indikatoren sollen im folgenden Abschnitt erörtert werden.
3. Merkmale der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
Wie oben bereits erwähnt, gibt es inzwischen eine Vielzahl von Messkonzepten, zu deren Operationalisierung verschiedene Indikatoren entwickelt wurden. Am häufigsten werden dabei die Konzepte „ability to sell“ (Verkaufs- oder Absatzfähigkeit), „ability to attract“ (Attrahierungsfähigkeit) und „ability to innovate“ (Innovationsfähigkeit) in der Literatur erwähnt. Der Begriff „ability to sell“ wurde bereits 1962 durch Balassa geprägt.[12] Er hatte jedoch eine engere Auffassung des Begriffs, denn Balassa „untersuchte die Wirkung von nationalen Preis- und Kostenänderungen auf die Zahlungsbilanz unter der Bedingung fester Wechselkurse.“[13] Häufig wird diese Einschränkung in der wissenschaftlichen Literatur nicht beachtet. Eine Darstellung des Konzepts der „ability to sell“ folgt in Kapitel 3.1.
Eine erstmalige Erwähnung der „ability to attract“ findet sich – in Analogie zu dem Konzept von Balassa – bei Trabold wieder. Die hierzu herangezogenen Indikatoren sind bspw. die Standortfaktoren oder der Saldo der ausländischen Direktinvestitionen (DI) und werden im Kapitel 3.2 vorgestellt.[14] Im Rahmen des immer schneller voranschreitenden technischen Fortschritts hat sich seit 1997 der Begriff der „ability to innovate“ als ein weiteres Messkonzept etabliert, welches im Kapitel 3.3 diskutiert wird.[15] Anschließend werden im Kapitel 3.4 kurz einige Globalindikatoren von verschiedenen Instituten vorgestellt.
3.1 Gütermarktbezogene Indikatoren oder Indikatoren der „ability to sell“
In diesem Abschnitt werden die Indikatoren vorgestellt, die typischerweise in direktem Zusammenhang mit dem Gütermarkt stehen. Unabhängig davon, ob man fixierte oder freie Wechselkurse hat, versteht man hier die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft als die Aggregation der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen.[16] Diese Indikatoren sind also davon abhängig, ob und wie die international agierenden Unternehmen Absatzerfolge erzielen.
3.1.1 Der Saldo der Leistungsbilanz
Die Leistungsbilanz[17] (LB) ist eine Teilbilanz der Zahlungsbilanz. Da die Zahlungsbilanz so wie auch ihre Teilbilanzen auf dem Prinzip der doppelten Buchführung beruht, ist diese immer ausgeglichen. Durch Addition der Handels-, Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz gelangt man zum LB-Saldo. Den Gegenposten zur LB bildet die Kapitalbilanz. Ex definitione sind die Saldi der Bilanzen stets gleich hoch, so dass die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist. D. h. einem LB-Überschuss steht ein Defizit in der Kapitalbilanz gegenüber et vice versa. Den Saldo der LB nun als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft heranzuziehen beruht auf den Gedanken des Merkantilismus, bei dem die Exporte positiv und Importe negativ beurteilt werden.[18] Jedoch muss hinterfragt werden wie es zu dem Saldo der LB kommt. Dieser ist nämlich von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren abhängig, z. B. der Konjunktur oder dem Wechselkurs, und nicht nur von der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produkte auf den in- und ausländischen Märkten.[19] So kann eine Steigerung der Qualität beim Güterangebot eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit auslösen oder die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit geht aus einer Zunahme der preislichen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aufgrund einer Abwertung der heimischen Währung hervor.[20] Die reale Abwertung führt also zu einer Verbesserung der LB. Jedoch geht aus empirischen Untersuchungen hervor, dass dies häufig nur langfristig gilt, kurzfristig hingegen (sechs bis neun Monate) kommt es oft zu einer gegenteiligen Reaktion, d. h. trotz einer Abwertung kommt es zu einer Verschlechterung der LB.[21] Wenn es also infolge einer Abwertung zu einem LB-Überschuss kommt, einhergehend mit einem Kapitalbilanzdefizit, ist dies noch lange „kein Beweis hoher internationaler Wettbewerbsfähigkeit.“[22] Umgekehrt verhält es sich bspw. bei wachsenden Entwicklungsländern, die oftmals ein hohes LB-Defizit aufweisen. Denn diese müssen, um hohe Wachstumsraten zu erreichen, Kredite aus dem Ausland aufnehmen, damit sie Investitionsgüter importieren können. In diesem Fall ist das Defizit in der LB kein Zeichen von einer schlechten internationalen Wettbewerbsfähigkeit.[23] Als Beispiel kann man an dieser Stelle auch die USA anführen, die seit Jahren eine defizitäre LB ausweisen. Des Weiteren gilt es zu bedenken, dass es durch alle staatlichen Interventionen zu Verzerrungen kommt und diese ebenfalls den Saldo der LB beeinflussen.[24] Alles in allem zeigt sich, dass der LB-Saldo als Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft denkbar ungeeignet ist.
3.1.2 Preisliche Indikatoren
Als preisliche Indikatoren im Rahmen der „ability to sell“ sind hier die Terms of Trade (ToT) und der reale effektive Wechselkurs zu nennen. Die ToT kann man auch als Maß für den Wohlstand eines Landes, den es aus dem internationalen Handel erzielt, bezeichnen. Sie sind das reale Austauschverhältnis, welches sich im Preisverhältnis zwischen Ex- und Importen in gleichen Währungseinheiten ausdrückt. Kann ein Land mehr Importgüter für seine Exporte eintauschen steigen die ToT, was sich über eine Aufwertung der eigenen Währung in einer Erhöhung des Realeinkommens und somit in einer Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit niederschlägt. Es kann aber auch genau gegenteilig argumentiert werden. So soll bei einer Abwertung der heimischen Währung durch Preiszugeständnisse der Unternehmen auf den internationalen Märkten eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden. Dies kann allerdings mit einer Verschlechterung der ToT verknüpft sein und es ist fraglich, ob es dadurch zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit kommt.[25]
[...]
[1] Vgl. Schüller, Alfred (o. J.), S. 1.
[2] Vgl. Fels, Gerhard (1988), S. 135.
[3] Vgl. Michel, Joachim (1993).
[4] Güter oder Dienstleistungen.
[5] Vgl. Gries, Thomas/ Hentschel, Claudia (1994), S. 416.
[6] Vgl. Balassa, Bela (1965), S. 99ff.
[7] Nettoexportquote = Exportüberschuss / (Exporte + Importe).
[8] Vgl. Gahlen, Bernhard/ Rahmeyer, Fritz/ Stadler, Manfred (1986), S. 135.
[9] Vgl. Wießmeier, Stefan (1998), S. 48.
[10] Vgl. Ohr, Renate (1999), S. 51f.
[11] Vgl. Köppen, Margit (1998), S. 9.
[12] Vgl. Balassa, Bela (1962), S. 29ff.
[13] Köppen, Margit (1998), S. 9.
[14] Vgl. Trabold, Harald (1995), S. 169.
[15] Vgl. Ohr, Renate (1999), S. 55.
[16] Vgl. Stierle, Michael H. (1998), S. 5.
[17] Bestehend aus Handels-, Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz.
[18] Vgl. Wießmeier, Stefan (1998), S. 42f.
[19] Vgl. Stierle, Michael H. (1998), S. 11f.
[20] Vgl. Dluhosch, Barbara/ Freytag, Andreas/ Krüger, Malte (1992), S. 17.
[21] Vgl. Trabold, Harald (1995), S. 170.
[22] Ohr, Renate (1999), S. 57.
[23] Vgl. ebd.
[24] Vgl. Dluhosch, Barbara/ Freytag, Andreas/ Krüger, Malte (1992), S. 106.
[25] Vgl. Fels, Gerhard (1988), S. 143.
- Citar trabajo
- Nils Ewald (Autor), 2005, Zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften - Messkonzepte und Aussagekraft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48625
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