Im Allgemeinen galten Nomaden schon immer als freie und stolze Menschen. Ihre Lebensweise war denen, die ein sesshaftes Dasein führten, fremdartig. Diese Einstellung war und ist teilweise auch heute noch überall auf der Welt verbreitet. Der Begriff des Nomadismus entstand aus der Notwendigkeit, einen Sammelbegriff für die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehende Dreistufentheorie zu benutzen. Die Folge war, dass dieser Großvieh-, Kleinvieh-, Rinder- und Rentierhirtentum gleichzeitig bezeichnete. Als sich die Kulturkreislehre mehr und mehr durchsetzte, wurde zwar die evolutionistische Reihenfolge korrigiert, aber der Nomadismus als Sammelbegriff blieb im Sprachgebrauch bestehen (Vajda, 1968:27). Das heißt also, dass es eine Zusammenfassung von mehr oder weniger ähnlichen Komplexen ohne sicher geklärten historischen Zusammenhang ist. Die Entstehung selbst ist heute noch umstritten, denn sie ist von zu vielen Faktoren abhängig, die nur schwer rekonstruiert werden können, wie z.B. Überlagerung, Vorbildwirkung, klimatische Einflüsse oder Seuchen.
Merkmale eines Hirtenvolkes sind aber auf jeden Fall die Wanderschaft des Volkes und die dominante Rolle der Viehzucht, bei der Feldbau keine oder nur eine geringe Rolle spielt
Vajda, 1968:28). Die Extremform des Vollnomadismus ist jedoch nicht krisenfest und wird meist zu Mischformen, bei denen aber die Grundzüge des Nomadismus vorherrschend sind (Vajda, 1968:31).
Die Abstammung des Wortes Nomadismus vom griechischen nomein, was soviel heißt wie weiden lassen, deutet auf das Hauptmerkmal der mit Wanderschaft von Weide zu Weide verbundenen Viehzucht hin (Hirschberg, 1999:272).
Im folgenden Vergleich sollen die Wirtschaftsformen zweier Völker – der Tubu im Tibesti-Gebirge und der Hochlandnomaden in Tibet - deren Lebensgrundlage der Nomadismus ist, auf Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede überprüft werden. Um ein besseres Verständnis für die Bedingungen, in denen beide Völker leben, zu geben, werden zunächst die geographischen und klimatischen Umstände beschrieben. Die Untersuchungen des tibetischen Hochlandes beschränken sich zum größten Teil aufgrund der Größe auf ein Gebiet in Osttibet, das Dzam-thang in der Provinz Amdo.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff des Nomadismus
- Die Tubu im Tibesti-Gebirge
- Bedingungen im Tibesti-Gebirge
- Ethnische Zugehörigkeit
- Wirtschaftsleben
- Siedlungsformen
- Gesellschaft
- Die Hochlandnomaden von Tibet
- Bedingungen im Hochland von Tibet
- Ethnische Zugehörigkeit
- Wirtschaftsleben
- Siedlungsformen
- Gesellschaft
- Zusammenfassender Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Wirtschaftsformen der Tubu im Tibesti-Gebirge und der Hochlandnomaden von Tibet, beides Völker, deren Lebensgrundlage auf dem Nomadismus beruht. Die Arbeit zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Wirtschaftsformen herauszustellen. Neben der Beschreibung der jeweiligen Wirtschaftsstrukturen werden auch die geographischen und klimatischen Bedingungen in beiden Regionen betrachtet, um ein besseres Verständnis für den Lebensraum der Völker zu schaffen.
- Der Begriff des Nomadismus und seine vielschichtigen Aspekte
- Die Lebensbedingungen und klimatischen Besonderheiten des Tibesti-Gebirges und des tibetischen Hochlandes
- Die ethnische Zugehörigkeit und Kultur der Tubu und der Hochlandnomaden
- Die Wirtschaftsformen und landwirtschaftlichen Praktiken beider Völker
- Die Siedlungsformen und die Organisation der Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und erläutert das Ziel der Untersuchung der Wirtschaftsformen der Tubu und der Hochlandnomaden von Tibet.
Kapitel 2 beleuchtet den Begriff des Nomadismus, seine Entstehung und Entwicklung im Laufe der Zeit. Es werden die verschiedenen Definitionen und die Merkmale des Nomadismus diskutiert, sowie die Bedeutung der Viehzucht für die Lebensweise der nomadischen Völker.
Kapitel 3 fokussiert sich auf die Tubu im Tibesti-Gebirge. Es werden die geografischen und klimatischen Bedingungen, die ethnische Zugehörigkeit, das Wirtschaftsleben, die Siedlungsformen und die soziale Organisation des Volkes beleuchtet.
Kapitel 4 widmet sich den Hochlandnomaden von Tibet. Es werden die Lebensbedingungen im Hochland, die ethnische Zugehörigkeit, die Wirtschaftsformen, die Siedlungsformen und die Gesellschaft der Nomaden beschrieben.
Kapitel 5 bietet einen zusammenfassenden Vergleich der Wirtschaftsformen der Tubu und der Hochlandnomaden von Tibet.
Schlüsselwörter
Nomadismus, Tubu, Tibesti-Gebirge, Hochlandnomaden, Tibet, Wirtschaftsethnologie, Viehzucht, Umweltbedingungen, Ethnologie, Kultur, Gesellschaft.
- Quote paper
- Grit Tuchscheerer (Author), 2003, Die Tubu im Tibestigebirge und die Hochlandnomaden von Tibet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48586