Die vorliegende Studie befaßt sich mit der Frage, inwieweit die Teilnahme an einer Grundausbildung im Tauchen Befindlichkeitsveränderungen bei schizophren erkrankten Menschen im Rehabilitationsprozeß provoziert. Die Legitimität eines angeratenen Tauchverbots für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen im allgemeinen Sporttauchen wird dabei nicht angezweifelt, eine eingeschränkte Tauchtauglichkeit unter adäqua-ten Rahmenbedingungen (Schwimmbad) allerdings angenommen.
Die Gegenüberstellung von Hauptmerkmalen des Krankheitsbilds der Schizophrenie und den aus bewegungstherapeutischer Sicht geeignet erscheinenden Merkmalen der Erlebnissportart Tauchen führt zu der Hypothese, daß eine Tauchausbildung für schizophren erkrankte Menschen im Rehabilitationsprozeß eine psycho- und soziotherapeutische Wirkung besitzt, welche sich in einer Veränderung der psychischen und sozialen Dimen-sion der Befindlichkeit äußern sollte. Der variable Zustand des aktuellen Wohlbefindens charakterisiert das momentane Erleben, wogegen das relativ stabile habituelle Wohlbefinden die für eine Person typische Grundgestimmtheit darstellt (vgl. BÄSSLER 1995, 246).
Die Interaktion der Angaben zu den Beweggründen zur Teilnahme und einer ebenfalls durch Fragebogen erhobenen, rückblickenden kognitiven Wertschätzung (“Erwartungser-füllung”), ist Ausdruck einer auf das Tauchen bezogenen “realistischen Erwartungshal-tung”. Die Motivation Freigewässertauchgänge durchzuführen wird durch die absolvierte Tauchausbildung im Schwimmbad scheinbar nicht verstärkt. Die Motivationsstruktur und kognitive Wertschätzung schizophren erkrankter Menschen im Rehabilitationsprozeß geben keinen Anlaß, von der Teilnahme an einer Tauchausbildung abzuraten.
Der integrative Charakter des Tauchsports ohne leistungssportliche Ambitionen und der therapeutische Nutzen beim “Tauchen mit behinderten Menschen” findet sich bereits durch zahlreiche Studien und Projekte (LERCH, HOFFMANN, BRÖCKER et al. 1997) bestätigt. Das “überdurchschnittliches” Interesse von “Randgruppen” am Tauchen erscheint aufgrund der vielfältigen Sinneseindrücke und wertvollen Erfahrungen durch die Teilnahme an dieser Sportart begründet und bedarf daher keiner Rechtfertigung. Die Erlebnissportart Tauchen bietet in diesem Zusammenhang die Möglichkeit einmaliger, nicht zu ersetzender Körpererfahrung und das Eintauchen in die Stille unter Wasser und das Schweben im dreidimensionalen Raum stellt letztendlich ein unvergeßliches Erlebnis dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Aspekte
- Stand der Forschung zum Thema "Befindlichkeitsveränderungen durch Sporttreiben"
- Exkurs l: Emotion, Kognition, Motivation
- Entwicklung der Befindlichkeitsforschung
- Wohlbefinden
- Wohlbefinden und Sport
- Relevante Aspekte zum aktuellen und habituellen Wohlbefinden
- Zur Bedeutung von Wohlbefinden
- Krankheitsbild der Schizophrenie
- Psychiatrische Pharmakotherapie
- Stellenwert des Sports im Rehabilitationsprozeß psychisch erkrankter Menschen
- Zentrale Aspekte für eine Tauchausbildung mit schizophren erkrankten Menschen im Rehabilitationsprozeß
- Exkurs 11: Die Emotion Angst als entscheidender Bedingungsfaktor
- Das Problem einer eingeschränkten Tauchtauglichkeit und Vorüberlegungen zur geplanten Studie
- Stand der Forschung zum Thema "Befindlichkeitsveränderungen durch Sporttreiben"
- Die Hypothese und Zielsetzung dieser Studie
- Methodik
- Probanden
- Die Ausbildungskonzeption
- Kurzdarstellung der neun Unterrichtseinheiten
- Prinzipien der Vermittlung
- Methodentheorie und ausgewählte Meßverfahren
- Fragebogen zur Erfassung der Motivation zur Teilnahme und der Erwartungserfüllung
- Selbstbeurteilung der aktuellen Befindlichkeit durch die "Basler-Befindlichkeits-Skala"
- Angstscreening, Selbsteinschätzung hinsichtlich ängstlicher Empfindungen
- Herzfrequenzmessungen
- Beobachtung der Teilnehmer während der Unterrichtseinheiten
- Datengruppierung
- Statistik
- Schema zum Studienaufbau
- Ergebnisse
- Motivation und Erwartungserfüllung
- Dimensionen der Befindlichkeit
- Angstemotionen
- Herzfrequenz
- Beobachtung
- Diskussion
- Zur Motivation und kognitiven Wertschätzung
- Zur Befindlichkeit
- Zum Herzfrequenzverhalten
- Kritische Reflexion
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen einer Tauchausbildung auf die Befindlichkeit von schizophren erkrankten Menschen im Rehabilitationsprozess. Ziel ist es, die Eignung des Tauchens als therapeutische Intervention zu evaluieren und die Hypothese zu überprüfen, dass Tauchen eine psycho- und soziotherapeutische Wirkung auf diese Personengruppe hat.
- Die Auswirkungen von Tauchen auf die verschiedenen Dimensionen des Wohlbefindens (physisch, psychisch, sozial).
- Die Rolle der Emotion "Angst" im Zusammenhang mit Tauchen und Schizophrenie.
- Die Motivation von schizophren erkrankten Menschen zur Teilnahme an einer Tauchausbildung.
- Die Bedeutung von sensomotorischen Erfahrungen und der "bewußten" Atmung beim Tauchen für die Bewältigung von Wahrnehmungsstörungen.
- Die Vergleichbarkeit von Tauchen mit anderen Sportarten im Hinblick auf ihre therapeutische Wirkung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der schizophrenen Erkrankung und den "Verlust des Erlebens" als ein wesentliches Merkmal dar. Sportliche Aktivität wird als Möglichkeit zur Verbesserung der Selbst- und Realitätswahrnehmung sowie zur Steigerung des Wohlbefindens beschrieben. Die Arbeit untersucht den Einfluss einer Tauchausbildung auf das Befindlichkeitsverhalten schizophren erkrankter Menschen im Rehabilitationsprozess.
Der theoretische Teil behandelt die relevanten Erkenntnisse aus der Befindlichkeitsforschung, der Emotionspsychologie und der Psychiatrie. Er beschreibt die Emotion "Angst" als einen entscheidenden Bedingungsfaktor und beleuchtet die Herausforderungen einer Tauchtauglichkeitsuntersuchung für psychisch erkrankte Menschen. Das Kapitel zur Emotion "Angst" stellt eine Verbindung zum Krankheitsbild der Schizophrenie und den Merkmalen der Erlebnissportart Tauchen dar.
Der methodische Teil erläutert die Auswahl und Durchführung der Untersuchungen. Die Gesamtstichprobe setzt sich aus 19 schizophren erkrankten Personen zusammen, die sich in zwei Gruppen (Tauchgruppe I und Tauchgruppe II) aufteilen. Die Untersuchungen umfassen Fragebögen zur Motivation, zur Erwartungserfüllung sowie zur Selbstbeurteilung der Befindlichkeit mit der "Basler-Befindlichkeits-Skala", ein Angstscreening und Herzfrequenzmessungen. Die Beobachtung der Teilnehmer während der Unterrichtseinheiten dient der Erfassung von Verhaltens- und Ausdrucksweisen.
Im Ergebniskapitel werden die Daten der Untersuchungen dargestellt und analysiert. Die Motivation der Probanden zur Teilnahme an der Tauchausbildung ist hoch, wobei erlebnisbezogene Beweggründe im Vordergrund stehen. Die Ergebnisse der Befindlichkeitsmessungen zeigen eine signifikante Verbesserung der psychischen Dimension des Wohlbefindens unmittelbar nach dem Tauchen. Die Herzfrequenzmessungen bestätigen die erfolgreichen tauchspezifischen Lernprozesse und deuten auf eine geringere psychische Belastung während der Apnoe-Phasen hin.
In der Diskussion werden die Ergebnisse aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und interpretiert. Die Hypothese einer psychotherapeutischen Wirkung des Tauchens auf schizophren erkrankte Menschen wird als bestätigt angesehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Tauchen unter entsprechenden Rahmenbedingungen ein geeignetes Mittel im Rehabilitationsprozess dieser Personengruppe sein kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Befindlichkeitsveränderungen schizophren erkrankter Menschen, die Tauchausbildung als therapeutische Intervention, die Emotion "Angst" im Zusammenhang mit Schizophrenie und Tauchen, die Motivation zur Teilnahme an einer Tauchausbildung, die sensomotorischen Erfahrungen und die "bewußte" Atmung beim Tauchen, sowie die Vergleichbarkeit von Tauchen mit anderen Sportarten im Hinblick auf ihre therapeutische Wirkung.
- Quote paper
- Frank Dunschen (Author), 1998, Befindlichkeitsveränderungen schizophren erkrankter Menschen durch Tauchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4856
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