Das Interesse der Öffentlichkeit für die Straßenkinderproblematik wuchs Anfang der 90er Jahre aufgrund vermehrter Medienberichte über die grausame Ermordung von Straßenkindern in Brasilien durch Todesschwadronen. Aus den Medien ist dieses Thema längst wieder verschwunden, wobei in den letzten zehn Jahren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher zu diesem Thema verfasst wurden.
In meiner Arbeit werde ich zunächst Hintergrundinformationen über Brasilien, den Schauplatz des zu analysierenden Jugendbuches, geben. Im Anschluss folgt die Beschreibung der Gattung der Literatur, in die das Thema „Dritte Welt“ einzuordnen ist, bevor der Roman anhand ausgewählter Kriterien untersucht wird. Ziel ist es, bei der Betrachtung der inhaltlichen als auch der sprachlichen Aspekte zu hinterfragen und zu beurteilen, wie realistisch der Autor diese Thematik darstellt und welche Wirkung jeweils erzeugt wird. Wichtig scheint es mir dann, die Prinzipien interkultureller Erziehung in der Schule zu nennen und darzustellen, welche Funktion speziell Literatur in diesem Zusammenhang hat. Zum Abschluss folgt eine persönliche Bewertung des Buches unter Hinzunahme anderer Jugendbücher zu dieser Thematik.
Gliederung
0. Einleitung
1. Brasilien
1.1 Allgemeine Fakten
1.2 Massenelend/Sozialstrukturen
1.3 Straßenkinder
2. Gattung
3. Analyse des Buches
3.1 Biografie des Autors
3.2 Inhalt
3.3 Inhaltliche Analyse
3.3.1 Realismus
3.3.2 Ursachendarstellung
3.3.3 Zukunftsperspektiven
3.4 Stilanalyse-Sprache/Form
3.4.1 Äußere Aufmachung
3.4.2 Struktur/Aufbau des Buches
3.4.3 Erzählperspektive
3.4.4 Handlungs-/Spannungsverlauf
3.4.5 Zeitstruktur
3.4.6 Figurenkonstellation
3.4.7 Sprache
3.4.8 AdressatInnenbezug/Rezeptionsanalyse
4. Schluss/Bewertung
5. Literaturverzeichnis
0. Einleitung
Das Interesse der Öffentlichkeit für die Straßenkinderproblematik wuchs Anfang der 90er Jahre aufgrund vermehrter Medienberichte über die grausame Ermordung von Straßenkindern in Brasilien durch Todesschwadronen. Aus den Medien ist dieses Thema längst wieder verschwunden, wobei in den letzten zehn Jahren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher zu diesem Thema verfasst wurden.
In meiner Arbeit werde ich zunächst Hintergrundinformationen über Brasilien, den Schauplatz des zu analysierenden Jugendbuches, geben. Im Anschluss folgt die Beschreibung der Gattung der Literatur, in die das Thema „Dritte Welt“ einzuordnen ist, bevor der Roman anhand ausgewählter Kriterien untersucht wird. Ziel ist es, bei der Betrachtung der inhaltlichen als auch der sprachlichen Aspekte zu hinterfragen und zu beurteilen, wie realistisch der Autor diese Thematik darstellt und welche Wirkung jeweils erzeugt wird. Wichtig scheint es mir dann, die Prinzipien interkultureller Erziehung in der Schule zu nennen und darzustellen, welche Funktion speziell Literatur in diesem Zusammenhang hat. Zum Abschluss folgt eine persönliche Bewertung des Buches unter Hinzunahme anderer Jugendbücher zu dieser Thematik.
1. Brasilien
1.1 Allgemeine Fakten
Brasilien ist mit einer Fläche von 8,5 Millionen Quadratkilometern das größte Land Südamerikas und somit das fünftgrößte der Erde (vgl. Koch/Kupsch 2001), die Amtssprache ist portugiesisch. Nach neusten Angaben (2003) hat Brasilien etwa 182 Millionen Einwohner, von denen etwa 82 % in den Städten leben (vgl. Microsoft Encarta 2004). Die multiethnische Bevölkerung besteht nach Sangmeister (1992) zu 90 % aus Katholiken. Weiterhin haben die afrobrasilianischen Religionen wie der Candomblé, der Macumba- und der Umbanda-Kult eine wachsende Anhängerschaft.
1.2 Massenelend/Sozialstrukturen
In kaum einem Land sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich so gravierend wie in Brasilien, wobei aufgrund der immer noch vorherrschenden Rassendiskriminierung ein Großteil der Armen schwarz ist (vgl. Zuber 1992). In Brasilien leben Massen am Rande der Gesellschaft, die Hälfte von ihnen verfügt noch nicht einmal über einen Mindestlohn. Hinzu kommt das Wohnungselend in den Favelas (Wohnviertel der Armen), in denen meist katastrophale hygienische Bedingungen herrschen. Aus dieser Situation des Massenelends resultieren für Brasilien schwerwiegende soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, schlechte Arbeitsbedingungen, hohe Analphabetenquote (15 %), erhöhte Gewaltbereitschaft, Landflucht, Kinderarbeit und -prostitution und Straßenkinder.
Bei den Präsidentschaftswahlen am 27.10.2002 wurde Luiz Inácia da Silva (genannt Lula) gewählt, erstmalig ein sozialistischer Präsident in der Geschichte Brasiliens, der durch neue Reformen bis heute versucht gegen die sozialen Probleme des Landes anzugehen (vgl. Microsoft Encarta 2004).
1.3 Straßenkinder
Nach neusten Schätzungen von UNICEF gibt es über 10 Millionen Straßenkinder in Brasilien. Davon sind zwei Drittel der Kinder männlichen und ein Drittel weiblichen Geschlechts (vgl. terre des hommes 2004). In dieser Arbeit wende ich mich hauptsächlich den „Kindern der Straße“ (Zuber 1992) zu, d.h. denen, die auf sich alleine gestellt auf der Straße leben ohne Kontakt zu ihrer Familie. Meist verlaufen die Schicksale der Straßenkinder ähnlich und in vielen Fällen sind die unerträglichen familiären Probleme (sexuelle, psychische, physische Gewalt aufgrund von erhöhtem Alkoholkonsum bedingt durch Arbeitslosigkeit und Not) der Anlass für die Kinder, ihr Glück auf der Straße zu suchen. Die Straßenkinder schlagen sich häufig mit kleinen Hilfsdiensten wie Schuhputzen, Autowaschen, Prostitution (vor allem Mädchen) oder Betteln durchs Leben. Viele Kinder „organisieren“ auch durch Diebstahl und Drogenhandel das Geld für die nötige Nahrung. Das Überleben ist nur durch das Zusammenleben der Kinder in einer Bande möglich, sie dient als Familienersatz und bietet Sicherheit (z.B. vor anderen Banden). Obwohl die Solidarität in der eigenen Gruppe hoch ist, entstehen kaum wahre Freundschaften, da die Kinder oft ein tiefes Misstrauen anderen gegenüber haben. Darüber hinaus geht kaum ein Straßenkind in die Schule (etwa 50 % der schulpflichtigen Kinder in Brasilien bleibt eine Schulbildung verwehrt) (vgl. Koch/Kupsch 2001). Des Weiteren birgt das Leben auf der Straße viele Gefahren. Hierzu zählt der frühe Kontakt zu Drogen, vornehmlich das Schnüffeln von Schusterleim, das irreparable gesundheitliche Schäden mit sich bringt. Zudem werden die Straßenkinder neben der Polizei auch von privat organisierten Todesschwadronen bedroht und ermordet, da zum einen die Bevölkerung Angst vor Übergriffen der Kinder hat und zum anderen die Touristen nicht verschreckt werden sollen. Das brutale Vorgehen von Polizei und Todesschwadronen wird in Brasilien sowohl von Gesetzeshütern als auch von der Gesellschaft toleriert. In vielen Fällen werden die Kinder auch in ein so genanntes Febem (staatliches Kinderheim) gebracht, in dem oft menschenunwürdige Verhältnisse herrschen und viele Kinder durch eine Flucht wieder dem Leben auf der Straße ausgesetzt sind (vgl. Pollmann 1992). Dieses Leben der Straßenkinder zeigt, dass die am 24.9.1990 von Brasilien unterschriebene UN-Konvention über die Rechte des Kindes, die den Kindern u.a. das Recht auf Leben, Schutz, Entwicklung und Bildung gewährt, nur auf dem Papier existiert.
2. Gattung
Das Buch „Kinder im Dunkeln“ von Júlio Emílio Braz ist der Gattung des problemorientierten Kinder- und Jugendbuchs zuzuordnen und gehört innerhalb dieses Genres durch das Thema „Straßenkinder in Brasilien“ dem Themenbereich der „Dritten Welt“ an.
Diese Gattung zeichnet sich durch Texte aus, „welche Probleme thematisieren, die für den jungen Menschen Gewicht und besondere Bedeutung haben“ (Maier 1993). Nach Maier ist das Thema „Dritte Welt“ in den Problemkreis des „sozialen Lernens“ einzuordnen. Diese Art der Literatur kann dem Leser wirtschaftlich und sozial extreme Situationen in Entwicklungsländern bewusst machen, um dadurch Anteilnahme an der Not dieser Menschen zu wecken und seinen Erfahrungshorizont zu erweitern. Ziel der problemorientierten Kinder- und Jugendliteratur ist es, den Lesern Probleme aus ihrer näheren Umwelt und Fern-Umwelt als Wirklichkeitserfahrung zu vermitteln und sie zur Bewältigung eben dieser Probleme anzuleiten, indem sie Lösungswege aufzeigt. Maßstab für die Qualität ist, in wieweit der Leser durch die erzählerische Struktur ergriffen wird, aber auch in wieweit sein Nachdenken und kritisches Überlegen durch einen sachlich glaubwürdigen Inhalt herausgefordert wird. Etliche Romane zu dieser Thematik schaffen es nicht, die beschriebene emotionale Beteiligung beim Rezipienten zu erreichen, da keine überzeugende Realitätsdarstellung gelingt. Dies gilt es im Folgenden an einem ausgewählten Jugendbuch zu untersuchen und zu beurteilen.
3 Analyse des Buches
3.1 Biografie des Autors
Júlio Emílio Braz wurde 1959 in Manhumirim, im brasilianischen Staat Minas Gerais, geboren. Mit fünf Jahren zog Braz nach Rio de Janeiro, wo er heute noch lebt. Als Autodidakt schreibt er seit dem 20. Lebensjahr Grusel-Comis, Westernromane, Kinder- und Jugendbücher sowie Drehbücher. „Kinder im Dunkeln“ ist sein erstes Jugendbuch, das 1996 in Deutschland erschien. Es bekam viele positive Rezensionen und wurde mehrmals ausgezeichnet. Im Jahre 1997 erhielt die Erzählung den Kinder- und Jugendliteraturpreis „Die blaue Brillenschlange“ für besonders hervorragende Bücher zum Thema Rassismus und Dritte Welt.
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- Citar trabajo
- Maraike Sittartz (Autor), 2005, Exemplarische Analyse des Buches "Kinder im Dunkeln" von Julio Emilio Braz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48457
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