"Die Seelenwanderung, auch als Reinkarnation oder Metempsychose bezeichnet, ist die religiöse Vorstellung vom Übergang der Seele beim Tod in eine andere Daseinsform", so lautet die Definition in zahlreichen Sachbüchern und Lexika . Der vor allem in östlichen Religionen wie dem Buddhismus und Hinduismus beheimatete Reinkarnationsglaube beinhaltet in der Regel eine lange Abfolge von Wiedergeburten, während derer sich die Seele in unterschiedlichsten menschlichen, göttlichen, tierischen oder sogar pflanzlichen Körpern wieder finden kann. Auch die deutsche Literatur hat die Seelenwanderung thematisiert. Insbesondere die theosophische These der buddhistischen Reinkarnationslehre taucht als Seelenwanderungsglaube teilweise profanisiert in der fantastischen Literatur auf . "Die Wiedergeburt des Melchior Dronte" (1921) von Paul Busson stellt einen der wenigen Texte der Frühen Moderne (1890 - 1930) dar, welcher den Gedanken an eine Wiedergeburt nicht nur postuliert, sondern ihn sogar zum Sujet des Werkes macht. Dass es Paul Busson aber nicht nur bloß um die Umfunktionalisierung jener Reinkarnationsgedanken geht, soll in dieser Hausarbeit gezeigt und bewiesen werden. Der Begriff "Leben" spielt dabei eine besonders zentrale Rolle. Diesbezüglich geht mein besonderer Dank an Frau Prof. Dr. Marianne Wünsch der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie hat ein Modell entwickelt, welches sich mit der Kombination der Wiedergeburt und dem "Lebensbegriff" der Welt auseinandersetzt . Dieses "Leben – Tod – (Wieder)Geburt – Neues Leben" – Modell schreibt dem Terminus "Leben" – im Gegensatz zur Goethezeit – anhand der "Drei-Ebenen-Struktur" eine andere Bedeutung zu. Jene knappe Darstellung des Modells der "Wiedergeburt" zu "neuem Leben" geht in einem theoretischen Teil der eigentlichen Analyse voran . Im Folgenden soll anhand der "Wiedergeburt des Melchior Dronte" in einer analytischen Abhandlung geprüft werden, inwieweit sich dieses System von dem fantstischen Roman Paul Bussons abstrahieren lässt. Darauf, dass das Modell dabei eine spezielle Funktion erfüllt, wird ebenfalls im Anschluss eingegangen. Anhand der folgenden Analyse sind Graphiken entstanden, welche im Anhang dieser Hausarbeit einzusehen sind. Diese sollen der Veranschaulichung dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Teil: Das Modell der „Wiedergeburt“ zu „neuem Leben“ in erzählender Literatur 1890 - 1930
- Praktischer Teil: Das Modell der „Wiedergeburt“ zu „neuem Leben“ in Paul Bussons Die Wiedergeburt des Melchior Dronte (1921).
- Ebene 1: wörtliche Bedeutung (biologischer Sinn) → „Leben 1“
- Ebene 2: metaphorische Bedeutung im Diesseits → „Leben 2“
- Ebene 3: metaphorische Bedeutung im Jenseits → „Leben 3“
- Das Modell und dessen elementare Merkmale
- Das Modell und dessen Funktionalisierung
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Anhang (Graphiken)
- Das Modell der „Wiedergeburt“ im Überblick
- Das Modell der „Wiedergeburt“ in Bussons Melchior Dronte
- Das Modell der „Wiedergeburt“: Übertragung der Merkmale
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Wiedergeburt des Melchior Dronte von Paul Busson im Kontext des Modells der „Wiedergeburt“ zu „neuem Leben“, welches von Marianne Wünsch entwickelt wurde. Die Arbeit zielt darauf ab, die Funktionsweise des Modells im Text zu untersuchen und zu zeigen, wie es die zentrale Bedeutung des Lebensbegriffs in der Erzählung beleuchtet. Die Arbeit befasst sich mit der philosophischen und literarischen Konzeption der Wiedergeburt und untersucht, wie diese in der „Frühen Moderne“ neu interpretiert wird.
- Der Lebensbegriff in der „Frühen Moderne“
- Die Wiedergeburt als Sujet in der phantastischen Literatur
- Das Modell der „Wiedergeburt“ zu „neuem Leben“
- Die Funktion des Modells in der Analyse von Paul Bussons Die Wiedergeburt des Melchior Dronte
- Die Bedeutung der „Wiedergeburt“ für das Selbstverständnis des Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Wiedergeburt in der Literatur und insbesondere in der „Frühen Moderne“ vor. Sie erläutert die Relevanz des „Leben Tod (Wieder)Geburt Leben“ - Modells für die Analyse. Der theoretische Teil beschäftigt sich mit dem Modell der „Wiedergeburt“ zu „neuem Leben“ und beleuchtet seine drei Ebenen: wörtliche Bedeutung, metaphorische Bedeutung im Diesseits und metaphorische Bedeutung im Jenseits. Der praktische Teil untersucht, wie das Modell auf den Text von Paul Busson übertragen und interpretiert werden kann. Er beleuchtet dabei die verschiedenen Ebenen der Wiedergeburt im Kontext des Lebensbegriffs.
Schlüsselwörter
Wiedergeburt, „Leben“ - Modell, „Frühe Moderne“, Phantastik, Seelenwanderung, Melchior Dronte, Paul Busson, Marianne Wünsch, Reinkarnation, Buddhismus, Literaturanalyse, Lebensbegriff.
- Quote paper
- Ralph Marko (Author), 2005, Das Modell der "Wiedergeburt" zu "neuem Leben" in Paul Bussons Die Wiedergeburt des Melchior Dronte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48179