Das Umweltstrafrecht stößt häufig dann auf Schwierigkeiten, wenn im Tatbestand eines Deliktes die Kausalität nachgewiesen werden soll. Zunächst ergeben sich Probleme bei der Beweisführung. Ein Beweis ist problematisch zu erbringen, sofern der Tatrichter auf die Wertung von Sachverständigen angewiesen ist, und diese beispielsweise im Bereich der Feststellung von Verschmutzungen nur lückenhafte Erkenntnisse aufweisen können. 1 Der Richter verfügt nicht über die nötige Sachkenntnis, um beurteilen zu können, ob eine Einleitung in ein Gewässer dessen Fauna tatsächlich Schaden zufügen kann. Manchmal gibt es diesbezüglich nicht einmal eindeutige naturwissenschaftliche Untersuchungen. Zudem ergeben sich materielle Schwierigkeiten bei der Anwendung der Äquivalenztheorie. Viele naturwissenschaftliche Zusammenhänge, insbesondere im Bereich von Synergie- und Summationseffekten bei gleichzeitig wirkenden Substanzen, sind überaus zweifelhaft. Deren Übertragung auf das Strafrecht ist fraglich. 2 Dem Richter obliegt die schwierige Aufgabe festzustellen, ob gerade die untersuchte Einleitung kausal für Schäden in der Umwelt geworden ist und ob nicht im konkreten Fall andere Faktoren ursächlich werden, die mit der Einleitung in keinem Zusammenhang stehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung und Problemdarstellung
- B. Prozessuale Besonderheiten der Kausalitätsfeststellung
- I. Erfordernis des Sachverständigenrats
- 1. Eindeutige Feststellungen der Sachverständigen
- a. Wissenschaftliche Erkenntnisse als Tatbestandsmerkmal
- b. Anwendungsbereich der Beweiswürdigungsgrundsätze
- 2. Streit in den Naturwissenschaften
- a. Kausalgesetze im objektiven Tatbestand
- b. Betonung von „in dubio pro reo"
- c. Bevorzugte Anwendung von 261 StPO
- d. Stellungnahme
- 3. Anforderungen an die richterliche Überzeugungsbildung
- a. Subjektive Theorie
- b. Objektive Theorie
- c. Gemischt objektiv-subjektive Theorie
- d. Stellungnahme
- II. Methodik der Beweisführung
- 1. Positive Beweisführung
- 2. Negative Beweisführung
- 3. Kausalitätsnachweis durch Gesamtbewertung
- 1. Eindeutige Feststellungen der Sachverständigen
- B. Kausalitätsnachweis und einzelne Umweltdelikte
- I. Erfolgsdelikte
- II. Gefährdungsdelikte
- C. Materielle Schwierigkeiten der Kausalitätsfeststellung
- I. Allgemeines
- II. Parallele Anwendung von Kausalgesetzen
- III. Überprüfbarkeit von Kausalgesetzen
- IV. Experimentelle Bestätigung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Gutachten analysiert die Herausforderungen des Kausalitätsnachweises im Umweltstrafrecht. Es befasst sich mit den prozessualen Besonderheiten der Beweisführung, insbesondere mit der Rolle von Sachverständigen und der Anwendung von Beweiswürdigungsgrundsätzen. Die Arbeit untersucht auch die materiellen Schwierigkeiten bei der Anwendung der Äquivalenztheorie im Kontext von Umweltdelikten, wobei die Überprüfbarkeit und experimentelle Bestätigung von Kausalgesetzen im Vordergrund stehen.
- Die Rolle von Sachverständigen im Kausalitätsnachweis
- Die Bedeutung von wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Beweiswürdigung
- Die Anwendung der Äquivalenztheorie im Umweltstrafrecht
- Die Schwierigkeiten der Kausalitätsfeststellung bei komplexen Umweltdelikten
- Die Methodik der Beweisführung im Umweltstrafrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung und Problemdarstellung beleuchtet die Schwierigkeiten, die der Kausalitätsnachweis im Umweltstrafrecht mit sich bringt, insbesondere in Bezug auf die Beweisführung und die Anwendung der Äquivalenztheorie. Das Kapitel „Prozessuale Besonderheiten der Kausalitätsfeststellung" konzentriert sich auf die Rolle von Sachverständigen und die Anwendung von Beweiswürdigungsgrundsätzen. Es untersucht die unterschiedlichen Ansichten zur Bindung des Gerichts an wissenschaftliche Erkenntnisse und die Anforderungen an die richterliche Überzeugungsbildung. Das Kapitel „Methodik der Beweisführung" analysiert die verschiedenen Formen der Beweisführung im Umweltstrafrecht, darunter die positive und negative Beweisführung sowie die Methode der Gesamtbewertung. Das Kapitel „Kausalitätsnachweis und einzelne Umweltdelikte" unterscheidet zwischen Erfolgsdelikten und Gefährdungsdelikten im Umweltstrafrecht und beleuchtet die Bedeutung des Kausalitätsnachweises in beiden Kategorien. Das Kapitel „Materielle Schwierigkeiten der Kausalitätsfeststellung" befasst sich mit den Herausforderungen bei der Anwendung der Äquivalenztheorie im Umweltstrafrecht, insbesondere mit der Überprüfbarkeit und experimentellen Bestätigung von Kausalgesetzen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kausalitätsnachweis, das Umweltstrafrecht, Sachverständigenbeweise, Beweiswürdigung, Äquivalenztheorie, Erfolgsdelikte, Gefährdungsdelikte, wissenschaftliche Erkenntnisse, Naturgesetze, Überprüfbarkeit, experimentelle Bestätigung und die Methodik der Beweisführung.
- I. Erfordernis des Sachverständigenrats
- Arbeit zitieren
- Sebastian Zellmer (Autor:in), 2005, Der Kausaliätsnachweis im Umweltstrafrecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48002
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