Im Folgenden soll der Begriff des PPS-Systems (Produktionsplanung und -Steuerung -System) mit Hilfe des Vergleichs mehrerer Quellen gegenübergestellt und entsprechende Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Definitionen herausgestellt werden. Quellenübergreifend wird das PPS-System als ein Software-System dargestellt, welches die Produktionsplanung und die -steuerung unterstützen und effektivieren soll. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte der PPS-Systeme
3. Aufgaben des PPS-Systems
3.1 Zentrales PPS-System
3.2 Dezentrales PPS-System
4. Weiterentwicklung von PPS-Systemen
5. Entscheidungskriterien bei der Einführung eines PPS/ERP-Systems
6. PPS/ERP-Systeme in der Praxis
6.1 Einführung eines PPS/ERP-Systems am Beispiel der Henke-Sass,
Wolf GmbH
6.2 Prozessoptimierung durch PPS-System-Einführung bei der PTFE
Nünchritz GmbH & Co. KG
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Folgenden soll der Begriff des PPS-Systems (P roduktions p lanung und – S teuerung -System) mit Hilfe des Vergleichs mehrerer Quellen gegenübergestellt und entsprechende Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Definitionen herausgestellt werden.
Quellenübergreifend wird das PPS-System als ein Software-System dargestellt, welches die Produktionsplanung und die -steuerung unterstützen und effektivieren soll.
2. Geschichte der PPS-Systeme
PPS-Systeme wurden erstmals in den 60er Jahren, im Rahmen der Einführung von Computern in den Industrieunternehmen, eingesetzt. (vgl. KUR99 S.15)
Zu dieser Zeit standen zunächst leicht formalisierbare Lösungen wie die Grunddatenverwaltung und die Mengenplanung im Vordergrund. Anschließend wurden EDV-Programme für die Programm-, Termin- und Kapazitätsplanung entwickelt. Diese Systeme hatten allerdings den Nachteil, dass sie als Stapelverarbeitungssystem funktionierten, ohne dass eine Möglichkeit des Eingriffs von Außen (z.B. durch einen Sachbearbeiter) möglich war.
Aufgrund der daraus resultierenden Unzufriedenheit wurden dann Anfang der achtziger Jahre Systeme mit einer Dialogverarbeitung zum Einsatz gebracht. Diese ermöglichten es erstmals von einem computergestützen Arbeitsplatz eines Sachbearbeiters aus, Datenbestände einzugeben, zu verändern und abzufragen und dadurch die EDV-Programmläufe zu beeinflussen. (vgl. ZÄP96 S.61)
3. Aufgaben des PPS-Systems
Im Folgenden werden die Aufgaben eines PPS-Systems dargestellt. Diese sieht G. Zäpfel darin, den mengenmäßigen und zeitlichen Produktionsablauf unter Beachtung der verfügbaren Ressourcen (z.B. Kapazitäten) durch Planvorgaben festzulegen, diese zu veranlassen sowie zu überwachen und bei Abweichungen Maßnahmen zu ergreifen, so dass bestimmte betriebliche Ziele erreicht werden können. Die Planvorgaben basieren dabei auf den erwarteten und/oder vorliegenden Kundenaufträgen. (vgl. ZÄP96 S.56)
G. Wöhe stimmt mit der Definition Zäpfels überein. Er konkretisiert die Aussage dahingehend, indem er darstellt, dass durch die Tatsache, dass die Erlösseite bereits festgelegt ist, ein grundlegendes Ziel wiederum nur die Minimierung der Produktionskosten sein kann. Dadurch werden bei der praktischen Realisierung bestimmte Teilziele abgeleitet. Diese sind die Minimierung der Durchlaufzeiten, die Minimierung der Terminabweichungen und die Maximierung der Kapazitätsauslastung oder Minimierung der Lagerbestände. (vgl. WÖH00 S.459)
K. Kurbel sieht die Anwendung eines PPS-Systems auf der operativen Ebene der Aufgabenbereiche eines Unternehmens. Seiner Meinung nach liegen die Aufgaben der Produktionsplanung und -steuerung und damit auch des unterstützenden PPS-System in der Produktionsprogrammplanung, in der Sekundärbedarfsplanung (Vor- und Zwischenprodukte), in der Auftragsabwicklungsplanung (Effizienz der Kundenauftragsabwicklung), in der Losgrößen- bzw. Bestellmengenplanung, in der Terminplanung (Zeitpunkte der Herstellung der End- Zwischen- und Vorproduktmengen) und der Kapazitätsplanung. (vgl. KUR99 S. 16)
Betrachtet man die in Abbildung 1 dargestellte Grundstruktur des PPS-Systems, wie sie Zäpfel sieht, lässt sich feststellen, dass bis auf die Verwendung unterschiedlicher Begriffe eine Übereinstimmung der Ansichten beider Autoren vorliegt.[1]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Grundstruktur des PPS-Systems (ZÄP96 S. 57)
In dem von G. Wöhe dargestellten PPS-System (Abbildung 2) ist festzustellen, dass die bei Zäpfel unterschiedenen Aufgabenkomplexe hier als Module (Planungsbereiche) benannt werden. Diese Module, die sich naturgemäß in Abhängigkeit der Branche, der Betriebsgröße und des Fertigungstyps unterscheiden, decken sich in ihrem Inhalt mit denen Zäpfels. Zusätzlich fügt Wöhe das Modul der Grunddatenverwaltung, welches bei Zäpfel komplexübergreifend (vertikal angeordnet) dargestellt und bei Kurbel nicht explizit benannt wurde, ein. In diesem Modul werden alle Planungsdaten in ihrer Gesamtheit erfasst und verwaltet. Durch die Integration der Grunddatenverwaltung, die mittlerweile Teil eines jeden PPS-Systems ist, werden die durch Mehrfacherfassungen von Daten entstehenden Mehrarbeiten und Fehler, die auf einem inkonsistenten Datengerüst beruhen, vermieden. (vgl. WÖH00 S. 460 f)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 PPS-Module (WÖH00 S. 460)
3.1 Zentrales PPS-System
Zäpfel unterscheidet das PPS-System organisatorisch in ein zentrales und ein dezentrales PPS-System. Das Zentrale PPS-System zeichnet sich dadurch aus, dass alle die Produktionsstellen betreffenden Entscheidungen (z.B. die Festlegung der Fertigungsaufträge nach Art und Menge, sowie die Bestimmung der Start- und Endtermine der einzelnen Arbeitsvorgänge der Aufträge auf allen Produktionsstellen) zentral getroffen werden. Aufgrund dessen sind die Fertigungsstellen ausschließlich mit der Ausführung und nicht mit Planungsaufgaben beschäftigt.
Durch die hohe Anzahl an Maschinen, Teilen und Arbeitsgängen (z.B. in der Fertigungsindustrie) nehmen die Datenerfordernisse und Rechenzeiten kaum noch zu bewältigende Dimensionen an. Daher wurde zunehmend beobachtet, dass detaillierte Planungen in dezentralen Bereichen vorgenommen wurden. (vgl. ZÄP96 S. 226)
3.2 Dezentrales PPS-System
Das daraus resultierende Dezentrale PPS-System ist dadurch gekennzeichnet, dass den einzelnen durchführenden Produktionsstellen Planungsaufgaben, die ihren Bereich betreffen, übertragen werden.
Das heißt, dass die Entscheidungen auf verschiedene organisatorische Stellen aufgeteilt werden. Beispiele dafür sind unter anderem die Maschinenbelegung, die Fortschrittsüberwachung, die Qualitätskontrolle und die Störungsbeseitigung. (vgl. ZÄP96 S. 227)
4. Weiterentwicklung von PPS-Systemen
Bedingt durch die Umorientierung der Betriebswirtschaft in den 90er Jahren änderte sich auch die Auffassung der Aufgaben der Produktionsplanung und -steuerung. Durch die zunehmend geschäftsprozeßorientierten Unternehmensstrukturen werden die PPS-Systeme zusätzlich zu der funktionalen Gliederung immer stärker auch in einem ablauforientierten Zusammenhang gesehen (Bsp.: Auftragsabwicklung: Kundenanfrage → Angebotsbearbeitung → Entwicklung und Konstruktion → Auslieferung an den Kunden). (vgl. KUR99 S. 18)
Aus der daraus resultierenden notwendigen Funktionalitätserweiterung entwickelten sich die ERP-Systeme (E nterprise R esource P lanning -System). Ein ERP-System ist ein Informationssystem, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass die Geschäftsprozesse und -regeln sowohl innerhalb der Hauptfunktionsbereiche eines Unternehmens als auch über die Bereiche hinweg abgebildet und teilweise oder auch ganz automatisiert werden können.
Durch den Umfang einer ERP-Lösung entstehen auf der einen Seite hohe Kosten für das Unternehmen, andererseits setzen sie eine sorgfältige strategische Planung und einen detaillierten Abstimmungsprozess zwischen allen Organisationseinheiten des Unternehmens voraus.
Eines der bekanntesten ERP-Systeme ist das R/3-System von SAP. (vgl. KUR99 S. 324 f.)
5. Entscheidungskriterien bei der Einführung eines PPS/ERP-Systems
Voraussetzung bei der Einführung eines PPS-Systems ist zunächst die Schaffung einer einheitlichen Datenbasis. Mit Hilfe dieser Basis werden alle relevanten ökonomischen und technischen Prozesse eines Unternehmens beschrieben. (vgl. WÖH00 S. 460)
Die Einführung eines PPS/ERP-Systems ist zunächst mit einem großen personellen und finanziellen Aufwand (wie bereits im vorhergehenden Abschnitt erwähnt) verbunden. Um das Risiko, das mit der Investition in die neue Unternehmenssoftware verbunden ist, zu verringern, ist daher eine strukturierte Vorgehensweise erforderlich.
Das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) hat daher zur Unterstützung ein so genanntes
„3-Phasen-Konzept“, wie es in der Abbildung 3 dargestellt ist, entwickelt. (vgl. LAS03 S. 52)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 “3-Phasen-Modell” (LAS03 S. 52)
Grundlage zur Auswahl eines PPS/ERP-Systems sind die Leistungsanforderungen an das System. Mit Hilfe des „Kernschalenmodells“ lassen sich spezifische Branchen-, Unternehmens- und Benutzeranforderungen definieren (siehe Abbildung 4).
Kernanforderungen, die im Mittelpunkt des Modells stehen sind (unabhängig von der Art des Unternehmens) z.B. die grundlegende Unterstützung der Unternehmensfunktionen, der integrierte Zugriff auf alle Datenobjekte, die Durchgängigkeit in der Unterstützung der Prozesse und die Abbildung eines Berechtigungskonzeptes.
Der Grad der Individualisierung des Systems nimmt dabei von den Kernanforderungen über die Länder- und Sprachanforderungen, über die Anforderungen der Branche (Individualisierung durch Zusatz- und Ersatzprogrammierung), über die Unternehmensanforderungen bis hin zu den
Benutzeranforderungen (u. a. Systemoberfläche) zu. (vgl. LAS03 S.53)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 „Kernschalenmodell“ (LAS03 S. 53)
6. PPS/ERP-Systeme in der Praxis
6.1 Einführung eines PPS/ERP-Systems am Beispiel der Henke-Sass, Wolf GmbH
Die Henke-Sass, Wolf GmbH (Hauptsitz in Tuttlingen) ist mit der Produktion und dem Vertrieb von medizinischen Produkten, wie Endoskopen, Injektions- und Applikationssystemen und Einmalspritzen und -kanülen, beschäftigt.
Da die bislang eingesetzte Software den wachsenden Ansprüchen des Unternehmens nicht mehr gerecht wurde, plante man die Einführung eines integrierten Standard-ERP/PPS-Systems. Diese sollte insbesondere die Transparenz und Effizienz der Produktionsplanung verbessern.
Bei der Auswahl des Systems stand eine zukunftsorientierte Lösung im Mittelpunkt, die eine Anbindung der bereits vorhandenen und zukünftigen Anwendungssysteme, wie z.B. CRM (Customer Relationship Management), SCM (Supply Chain Management), DMS (Dokumenten-managementsystem) oder CAQ (Computer Aided Qualitiy) ermöglichen sollte. Weiterhin wurde beabsichtigt, die bestehenden Abläufe und Strukturen im Unternehmen zu analysieren und gegebenenfalls zu optimieren.
[...]
[1] Zäpfel unterscheidet die „Auftragsabwicklungsplanung“ (KUR99) zum einen in Auftragsveranlassung und zum anderen in
Auftragsüberwachung und Sichern des Produktionsvollzugs
- Citar trabajo
- Dirk Magdeburg (Autor), 2004, Aufgaben und Einführung von PPS-Systemen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47979
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.