Einleitung
Die Motivation uns mit dem Bildungssystem Finnlands auseinanderzusetzen, beruht auf der Tatsache, dass es im internationalen Vergleich als relativ fortschrittlich an gesehen wird, denn zusammen mit Korea hat Finnland in der PISA Studie unter den OECD Ländern besonders gut abgeschnitten 1. Dies kann jedoch nicht allein als Indikator für die Qualität des beruflichen Aus - und Weiterbildungssystems gesehen werden, da die Wirtschaftslage des Landes im Norden, das mit einer Gesamtfläche von 338 000 km² zu einem der größten Länder Europas 2 zählt, mit einer seit einigen Jahren stabilen Arbeitslosenquote von 9% zu kämpfen hat 3. „Finnland ist das sechstgrößte Land in Europa und mit knapp 5,2 Mio. Ew. recht dünn besiedelt.“4 Aus dieser geografisch en Gegebenheit bzw. der kargen Natur von der sie umgeben sind, kristallisierte sich eine typische Charaktereigenschaft im kollektiven Bewusstsein der Finnen, die sie selbst „sisu“ nennen heraus. „Sisu“ kann man als Durchhaltevermögen in allen Lebensumständen verstehen. 5 Durchhaltevermögen wird an jedem Arbeitsplatz benötigt und ist zu einem guten Teil für das gelingen von Bildungsmaßnahmen verantwortlich. Ziel dieser Arbeit ist jedoch nicht der Nachweis von „sisu“, sondern die systematische Analyse des finnischen Berufsbildungssystems.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte des Bildungssystems
2.1 Die Erstausbildung
2.2 Die Erwachsenenbildung
2.3 Die Fachhochschulen
2.4 Die Universitäten
2.5 Zusammenfassung
3. Struktur des heutigen Berufsbildungssystems
3.1 Die berufliche Erstausbildung Jugendlicher
3.2 Die Erwachsenenbildung
3.3 Die Fachhochschulen
3.4 Die Universitäten
4. Besonderheiten des Berufsbildungssystems
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Motivation uns mit dem Bildungssystem Finnlands auseinanderzusetzen, beruht auf der Tatsache, dass es im internationalen Vergleich als relativ fortschrittlich angesehen wird, denn zusammen mit Korea hat Finnland in der PISA Studie unter den OECD Ländern besonders gut abgeschnitten[1]. Dies kann jedoch nicht allein als Indikator für die Qualität des beruflichen Aus- und Weiterbildungssystems gesehen werden, da die Wirtschaftslage des Landes im Norden, das mit einer Gesamtfläche von 338 000 km² zu einem der größten Länder Europas[2] zählt, mit einer seit einigen Jahren stabilen Arbeitslosenquote von 9% zu kämpfen hat[3]. „Finnland ist das sechstgrößte Land in Europa und mit knapp 5,2 Mio. Ew. recht dünn besiedelt.“[4] Aus dieser geografischen Gegebenheit bzw. der kargen Natur von der sie umgeben sind, kristallisierte sich eine typische Charaktereigenschaft im kollektiven Bewusstsein der Finnen, die sie selbst „sisu“ nennen heraus. „Sisu“ kann man als Durchhaltevermögen in allen Lebensumständen verstehen.[5] Durchhaltevermögen wird an jedem Arbeitsplatz benötigt und ist zu einem guten Teil für das gelingen von Bildungsmaßnahmen verantwortlich. Ziel dieser Arbeit ist jedoch nicht der Nachweis von „sisu“, sondern die systematische Analyse des finnischen Berufsbildungssystems.
2. Geschichte des Bildungssystems
Um das finnische Berufsbildungssystem von Grund auf zu verstehen, gehen wir zu den Wurzeln zurück und leiten über einen geschichtlichen Exkurs seine heutige Entstehung her.
Während der Zeit der Kreuzzüge, also ab 1155 wurde Finnland von ehemaligen Wikingern an Schweden angeschlossen. Daher trägt es auch seinen heutigen Namen, denn die ursprünglichen Finnen waren nur einer von drei Stämmen, die von den Schweden erobert wurden. Im Laufe der von den neuen Herrschern vorangetriebenen Christianisierung übernahm Finnland die schwedische Gesellschaftsstruktur und Turku, die neue Hauptstadt, wurde zum wichtigsten Handelszentrum und kulturellen Mittelpunkt. Die Bildung lag damals wie in ganz Europa in kirchlicher Hand und wurde in Klosterschulen vermittelt.[6] Im 13. Jahrhundert wurde in Turku die Domschule gegründet an der auf Latein hauptsächlich Geistliche ausgebildet wurden.[7] Hier übersetzte Michael Agricola, der damalige Bischof im Zuge der Reformation das neue Testament 1548 ins Finnische und schuf damit eine finnische Schriftsprache.[8]
2.1 Die Erstausbildung
„Die Anfänge des beruflichen Bildungswesens in Finnland gehen bis ins Jahr 1752 zurück, in dem die erste Spinnereischule gegründet wurde. Die frühen beruflichen Schulen boten in erster Linie allgemeinbildenden Unterricht an; berufliche Kenntnisse wurden kaum vermittelt.“[9] Im 19. Jahrhundert wurde dann, um den Anforderungen der Industrialisierung gerecht zu werden, die berufliche Ausbildung eingeführt. Die ersten beruflichen Schulen, die auch berufliche Inhalte vermittelten „waren die Sonntagsschulen zur Ausbildung von Lehrlingen im Handwerk, eine im Jahr 1838 gegründete Handelsschule und eine Landwirtschaftsschule, die im Jahr 1840 gegründet wurden.“[10] Fast 40 Jahre später, nämlich „1879 wurde die allgemeine Handels- und Gewerbefreiheit gesetzlich verankert.“[11] Durch diese neue Freiheit verloren die Zünfte und Innungen, die das Ausbildungswesen seit dem Mittelalter kontrollierten, ihre Macht. Durch die Industrialisierung stieg der Bedarf an Fachkräften, der durch zahlreiche neue Handels- und Gewerbeschulen gedeckt wurde.
Die allgemeine Schulpflicht wurde nach der Erlangung der Unabhängigkeit von Russland, in der Verfassung von 1919 festgelegt. Darin wurde unter anderem festgelegt dass der Staat Ausbildung und Hochschulbildung zu unterhalten habe. 1921 wurde dann in Folge der Verfassung die Allgemeine Schulpflicht eingeführt.[12] In den darauf folgenden Jahren trat das erste Gesetz zur Lehrlingsausbildung in Kraft und kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges „wurde ein Gesetz zu den beruflichen Schulen erlassen, das diesen den Status von Bildungseinrichtungen mit Anspruch auf staatliche Fördermittel zuerkannte.“[13] Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Ausbildungen in den verschiedenen Sektoren stark den jeweiligen Ansprüchen angepasst, sodass große Unterschiede in der Struktur der Ausbildung entstanden. 1958 wurde ein Gesetz verabschiedet, das einen Ausbildungsplatz pro tausend Einwohner von den lokalen Autoritäten einforderte.[14] In den darauf folgenden Jahren konzentrierte man sich auf die berufliche Bildung und trennte die Verwaltung in ein eigenständiges Zentralamt, dieses wurde jedoch 1991 wieder mit dem Allgemeinbildenden Zentralamt zum Finnischen Zentralamt für Unterrichtswesen, das direkt dem Bildungsministerium untersteht, zusammengelegt[15]. Um eine flexiblere Anpassung an sich schnell verändernde Wirtschaftsanforderungen zu erreichen, wurde in den 70er und 80er Jahren eine Reform der Inhalte im beruflichen Bildungswesen initiiert. Die neuen Inhalte sollten nicht allzu spezifisch sein, damit Ihre Anwendbarkeit breiter wird. Nun wurde die Berufsbildung nach der Pflichtschule in einer gemeinsamen einjährigen Grundausbildung, die den Schülern die Auswahl der darauf folgenden zwei Jahre in einer von 260 Fachrichtungen erleichtern sollte. Hier wurde dann auch mehr Gewicht auf allgemeinbildende Inhalte gelegt. Ein Ziel der Reform war auch die Steigerung der Attraktivität der Berufsausbildung für Jugendliche.[16]
[...]
[1] Vgl. KYRÖ, M.
[2] Vgl. CEDEFOP; S. 11
[3] Vgl. EURYDICE
[4] MILZ, E.; S. 243
[5] Vgl. MILZ, E.; S. 243
[6] Vgl. MILZ,; S. 14
[7] Vgl. FNBE
[8] Vgl. HÁMOS, I. / SOHLO, I.; S. 36 ff
[9] CEDEFOP; S. 41
[10] CEDEFOP; S. 41
[11] CEDEFOP; S. 41
[12] Vgl. FNBE
[13] CEDEFOP; S. 41
[14] Vgl. ME
[15] Vgl. EURYDICE Kap. 5.1
[16] Vgl. CEDEFOP; S. 42 ff
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