In den ersten Kapiteln wird dargestellt, inwieweit die Einschätzung des Länderrisikos überhaupt möglich ist und welche Faktoren wie eingeschätzt werden können. Dies folgt aus der Definition und Aufgliederung des Länderrisikos in wirtschaftliche und politische Risiken und aus der Kosten-Nutzen-Theorie. Die verwendeten Länderrisikoanalysemethoden zeigen auch, wo die Grenzen der Analyse liegen. Dies wird durch die Nachteile und Vorteile der Methoden geschildert. Den Rating-Agenturen und von ihnen produzierten Länderratings wird, trotz der Finanzkrisen und dem Versagen der Rating-Agenturen sie vorherzusagen, immer noch sehr viel Vertrauen geschenkt. Aufgrund dieser Tatsache sollte man betrachten, welche Rolle Länderratings besitzen. Deswegen wird der Einfluß der Länderratings auf den Kapitalmarktzugang und die Entwicklung eines Landes dargestellt. Außerdem werden die Einflüße auf Kapitalvergabekonditionen und die Rolle bei den gesetzlichen Regulierungen sowie die Rolle als Obergrenze für das Rating von einheimischen Unternehmen dargestellt. Anschließend werden die Rating-Agenturen Moody’s und Standard & Poor’s vorgestellt und für das funktionierende Rating werden eine Reihe der Kriterien aufgestellt.
Im weiteren Teil der Arbeit werden politikwissenschaftliche, risiko- und wissenssoziologische und wirtschaftswissenschaftliche Ansätze beschrieben, die den Informationsgehalt und die Funktionen der Länderratings darstellen. Anhand der Finanzkrisen in Thailand 1997 und in Russland 1998 wird aufgezeigt, inwiefern es den Rating-Agenturen gelungen ist, die Risiken vorauszusagen und zur Stabilität der Kapitalmärkte beizutragen. Die Voraussagefähigkeit vieler Rating-Agenturen wird häufig kritisiert. Auslöser für diese Kritik sind Länderrisiken, vor denen die Rating-Agenturen nicht warnen können. Es wird auf die russische und thailändische Finanzkrise und deren Ursachen eingegangen. Das Vorgehen der Rating-Agenturen vor und nach der Krise wird dargestellt und verglichen. Anschließend wird die Voraussagefähigkeit und Stabilität der Länderratings der Rating-Agenturen Moody’s und Standard & Poor’s diskutiert. Im vorletzten Kapitel wird eine Diskussion über die Grenzen und Möglichkeiten der Länderratings anhand der theoretischen Ansätze und empirischen Beispiele durchgeführt. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Aufbau der Arbeit
3. Grundlagen des Länderrisikos
3.1 Historische Entwicklung der Länderrisikobewertung Bei welchen Ereignissen gewann die Länderisikobewertung an Bedeutung?
3.2 Definition des Begriffs Länderrisiko
3.3 Schwierigkeiten der Länderrisikoanalyse aufgrund der Anzahl, der Vielfältigkeit und der Interdependenz der Faktoren
3.4 Politisches Risiko
3.4.1 Unterscheidung zwischen Unwilligkeit und Unfähigkeit des Staates die Schulden zurückzuzahlen
3.4.2 Definition des Begriffs politisches Risiko
3.4.3 Kosten-Nutzen-Analyse der Länder bei 14-16 Schuldentilgungsentscheidungen
3.4.4 Politische Faktoren
3.5 Wirtschaftliches Risiko
3.5.1 Definition des Begriffs wirtschaftliches Risiko
3.5.2 Wirtschaftliche Faktoren
4. Bedeutung und Funktionen der Länderrisikoanalyse
4.1 Bestimmung der Kapitalvergabekonditionen
4.2 Einfluß auf den Kapitalmarktzugang und auf die Entwicklung eines Landes
4.3 Obergrenze für private Schuldner
4.4 Rechtliche Regulierung auf dem Kapitalmarkt
5. Beschreibung der Methoden der Länderrisikoanalyse
5.1 Quantitative Methoden
5.1.1 Scoring-Verfahren (Länderrating-Verfahren)
5.1.2 Statistische (ökonometrische) Verfahren
5.1.3 Statistisch-mathematische Verfahren
5.2 Qualitative Methoden
5.3 Quantitativ-qualitative Methoden
6. Internationale Rating-Agenturen, Moody’s und Standard&Poor`s
6.1 Rating-Agenturen: Moody´s und Standard&Poor’s
6.2 Abgrenzung des abgeschätzten Länderrisikos durch die Rating-Agenturen
6.3 Länderrisikofaktoren und -methoden von Moody´s und Standard&Poor´s
6.4 Darstellung der Ratingsymbole von Moody´s und Standard&Poor´s
6.5 Anforderungen an ein funktionierendes Rating
7. Theoretische Ansätze
7.1 Politikwissenschaftlicher Ansatz
7.2 Risiko- und wissenssoziologischer Ansatz
7.3 Wirtschaftswissenschaftlicher Ansatz
8. Länderrating am Beispiel zweier Länder: Thailand und Russland
8.1 Thailand
8.1.1 Die Finanzkrise von 1997: Verlauf und Ursachen
8.1.2 Vorgehen der Rating-Agenturen vor und nach der Finanzkrise
8.1.3 Einschätzung der Voraussagefähigkeit und des Informationsgehaltes der Länderratings
8.1.4 Einschätzung der Stabilisierungsfunktion der Länderratings
8.2 Russland
8.2.1 Die Finanzkrise von 1998: Verlauf und Ursachen
8.2.2 Vorgehen der Rating-Agenturen vor und nach der Finanzkrise
8.2.3 Einschätzung der Voraussagefähigkeit und des Informationsgehaltes der Länderratings
8.2.4 Einschätzung der Stabilisierungsfunktion der Länderratings
9. Leistungsfähigkeit und Grenzen der Länderratings der internationalen Rating-Agenturen
9.1 Theoretische Diskussion
9.2 Stabilisierungsfunktion der Länderratings
9.3 Informationsgehalt und Voraussagefähigkeit der Länderratings
10. Schlussfolgerung
Literaturverzeichnis
Ehrenwörtliche Erklärung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ratingsymbole von Moody´s und Standard&Poor´s
Tabelle 2: Ausblick von Standard&Poor´s auf die erwarteten 47 Entwicklungen des Landes
Tabelle 3: Vorgehen von Moody´s und Standard&Poor´s vor und nach der Finanzkrise in Thailand
Tabelle 4: Vorgehen von Moody´s und Standard&Poor´s vor und nach der Finanzkrise in Russland
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Länderrisikoanalysen werden von Banken, Unternehmen und Rating-Agenturen, sogenannten Informationsdienstleistern, durchgeführt. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich die ökonomische und sozialpolitische Lage im Land verändert und wie dies die Kreditwürdigkeit des Landes und der der Hoheitsgewalt des Landes untergeordneten Unternehmen beeinflußen wird. Die Information über das Länderrisiko wird in das Länderrating mit Hilfe der qualitativen und quantitativen Methoden transformiert. Unter Länderrating kann man die bewertende Klassifizierung eines Schuldners entsprechend seiner Bonität und damit der Kreditwürdigkeit und der Wahrscheinlichkeit des Zahlungsausfalls verstehen. Länderrisikoanalyse ist heute ein wichtiger Bestandteil der strategischen Entscheidungen in Bereichen wie Export, Kreditvergabe, Investitionen, Unternehmensfusionen sowie Unternehmenspartnerschaften und –übernahmen. Die gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der Bankenregulierung betonen die zunehmende Rolle der Rating-Agenturen. Nach den Empfehlungen des Basler Komitees für Bankenaufsicht von 1999 sollen Banken in der Zukunft bei der für die Berechnung des aufsichtsrechtlich vorzuhaltenden Eigenkapitals erforderlichen Bonitätseinstufung von Kreditnehmern auf die Bewertung von Rating-Agenturen zurückgreifen.[1]
Länderratings haben auf dem Kapitalmarkt eine Orientierungsfunktion für Marktteilnehmer und ihnen wird großes Vertrauen seitens der Marktteilnehmer geschenkt. Aufgrund der Zahlungsunfähigkeitsfälle der Länder, die aber von den Rating-Agenturen hoch eingeschätzt wurden, wird hinterfragt, inwieweit die Rating-Agenturen genau das messen, was sie messen wollen, das heißt inwieweit Länderratings eine korrekte Beschreibung des bewerteten Länderrisikos darstellen und damit als Risikomaß für das Länderrisiko herangezogen werden können. Häufige Herabstufungen des Länderratings während der Asienkrise 1997/1998 und der Finanzkrise in Russland von 1998 haben Genauigkeit und Stabilität der Ratingprozesse in Frage gestellt. Nach den fehlenden Länderrisikoeinschätzungen in der Vergangenheit wurde daran gezweifelt, ob die Länderratings überhaupt ein Länderrisiko vorhersagen können. Außerdem wurde kontrovers diskutiert, inwiefern Länderratings zur Verschärfung der Finanzkrisen beitragen können. Aufgrund dieser Kritik und Zweifel an Voraussagefähigkeit und Stabilisierungsfunktion der Länderratings der internationalen Rating-Agenturen wird in dieser Arbeit versucht, die Frage zu beantworten, ob die Länderratings aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit und Rolle dazu geeignet und ausreichend entwickelt sind, die Länderrisiken zu prognostizieren und dadurch an der rechtlichen Regulierung des Kapitalmarktes teilzunehmen. Der Informationsgehalt der Länderratings wird anhand der zwei internationalen Rating-Agenturen Moody’s und Standard&Poor’s gezeigt. Es wird hinterfragt, ob es den Rating-Agenturen gelingt, das Länderrisiko in Form der Länderratings widerzuspiegeln und wenn nicht, welche Auswirkungen falsche Länderratings auf dem Kapitalmarkt haben. Um diese Fragen zu beantworten, werden Möglichkeiten und Grenzen des Informationsgehalts der Länderratings theoretisch und praktisch anhand der Finanzkrisen in Russland und Thailand diskutiert und die Technik von Länderratingverfahren kritisch betrachtet. Die Destabilisierung des Kapitalmarktes, die bei der falschen Einschätzung des Länderrisikos entstehen kann, und der Einfluß der Länderratings auf den Kapitalmarkt werden ebenfalls dargestellt.
2. Aufbau der Arbeit
In den ersten Kapiteln wird dargestellt, inwieweit die Einschätzung des Länderrisikos überhaupt möglich ist und welche Faktoren wie eingeschätzt werden können. Dies folgt aus der Definition und Aufgliederung des Länderrisikos in wirtschaftliche und politische Risiken und aus der Kosten-Nutzen-Theorie. Die verwendeten Länderrisikoanalysemethoden zeigen auch, wo die Grenzen der Analyse liegen. Dies wird durch die Nachteile und Vorteile der Methoden geschildert. Den Rating-Agenturen und von ihnen produzierten Länderratings wird, trotz der Finanzkrisen und dem Versagen der Rating-Agenturen sie vorherzusagen, immer noch sehr viel Vertrauen geschenkt. Aufgrund dieser Tatsache sollte man betrachten, welche Rolle Länderratings besitzen. Deswegen wird der Einfluß der Länderratings auf den Kapitalmarktzugang und die Entwicklung eines Landes dargestellt. Außerdem werden die Einflüße auf Kapitalvergabekonditionen und die Rolle bei den gesetzlichen Regulierungen sowie die Rolle als Obergrenze für das Rating von einheimischen Unternehmen dargestellt. Anschließend werden die Rating-Agenturen Moody’s und Standard&Poor’s vorgestellt und für das funktionierende Rating werden eine Reihe der Kriterien aufgestellt.
Im weiteren Teil der Arbeit werden politikwissenschaftliche, risiko- und wissenssoziologische und wirtschaftswissenschaftliche Ansätze beschrieben, die den Informationsgehalt und die Funktionen der Länderratings darstellen.
Anhand der Finanzkrisen in Thailand 1997 und in Russland 1998 wird aufgezeigt, inwiefern es den Rating-Agenturen gelungen ist, die Risiken vorauszusagen und zur Stabilität der Kapitalmärkte beizutragen. Die Voraussagefähigkeit vieler Rating-Agenturen wird häufig kritisiert. Auslöser für diese Kritik sind Länderrisiken, vor denen die Rating-Agenturen nicht warnen können. Es wird auf die russische und thailändische Finanzkrise und deren Ursachen eingegangen. Das Vorgehen der Rating-Agenturen vor und nach der Krise wird dargestellt und verglichen. Anschließend wird die Voraussagefähigkeit und Stabilität der Länderratings der Rating-Agenturen Moody’s und Standard&Poor’s diskutiert.
Im vorletzten Kapitel wird eine Diskussion über die Grenzen und Möglichkeiten der Länderratings anhand der theoretischen Ansätze und empirischen Beispiele durchgeführt.
Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst.
3. Grundlagen des Länderrisikos
3.1. Historische Entwicklung der Länderrisikobewertung. Bei welchen Ereignissen gewann die Länderisikobewertung an Bedeutung?
In diesem Kapitel werden kurz die Ereignisse erwähnt, die zur steigenden Notwendigkeit der Länderrisikoanalyse geführt haben.
Ein Länderrisiko gibt es schon so lange, wie internationaler Handel, Kapitalverkehr und Kreditvergabe existieren. Die Länderrisikoanalyse gewann aber an Bedeutung erst im Verlauf der Schuldenkrise der 70er und 80er Jahre, als im Bereich des internationalen Kreditwesens unter der Führung Mexikos verschiedenen Schuldnernationen einseitig und für die internationale Finanzwelt überraschend ein Schulddienst-moratorium erklärt wurde. Die Zahl der Länder, deren Schulden umgeschuldet wurden, war enorm. Das internationale Bankensystem wurde stark davon betroffen. Bis zu diesem Jahr galt die Kreditvergabe international als wenig riskant.[2] Nach der Verschuldungskrise haben die Gläubiger und Investoren gelernt, daß außer des kommerziellen Risikos auch ein Länderrisiko bei den internationalen Transaktionen besteht.
Das Auslandsgeschäft vieler Banken und Unternehmen hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Dabei entstehen neue Risiken, welche sich in Art und Auswirkung vom Inlandsgeschäft unterscheiden. Länderrisiko spielt dabei eine zentrale Rolle. Auslandsgeschäfte kennzeichnen sich durch die mangelnden Rechtsmittel im Vergleich zum Inlandsgeschäft. Falls ein kommerzieller Schuldner nicht fähig ist die Schulden zurückzuzahlen, greifen rechtliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Eigentumsbeschlagnahme, Liquidierung oder Insolvenzverfahren. Die Durchsetzung der Rückzahlungsansprüche von Gläubigern gegenüber den Staaten ist international juristisch nicht möglich, da notwendige Institutionen fehlen.[3] Ausländische private Schuldner sind vom Staat beeinflußt und es besteht die Möglichkeit, daß der Staat Rückzahlungstransaktionen unterbindet. In dieser Situation haben die Gläubiger auch mangelnde Rechtsdurchsetzungsfähigkeit.[4] Militärische Maßnahmen wie z.B. die Invasion der US-Truppen 1905 in der Dominikanischen Republik, werden heute nicht mehr als geeignetes Instrument betrachtet.[5] Das Länderrisiko sollte möglichst früh erkannt werden. Da jegliche rechtliche Auseinandersetzung bei der Durchsetzung der Rückzahlungsansprüche von Gläubigern gegenüber den Staaten ausgeschlossen ist, ist die Rolle der Länderrisikoanalyse gestiegen.
Das weitere Problem, das mit dem Länderrisiko verbunden ist, ist ein Kommunikationsproblem zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner. Je weiter die voneinander entfernt sind, desto schwieriger ist der Dialog miteinander aufgrund der Sprache, der kulturellen Differenzen und sogar der Zeitverschiebung.[6]
Die Länderrisikoanalyse hat an Bedeutung seitdem gewonnen, als die Rolle der Kapitalmärkte als wichtigste Finanzierungsquelle für die entwickelten Marktwirtschaften gestiegen ist. Die wachsende Relevanz der Länderrisikoeinschätzung und der Rating-Agenturen kann auch anhand zweier Entwicklungslinien, der „securitization“ und der „disintermediation“ verdeutlicht werden. Auslöser für securitization war die Schuldenkrise 1982. Aufgrund der stark gesunkenen Kreditwürdigkeit der vielen Schuldner der Dritten Welt, war es nicht sicher, ob die Schulden zurückgezahlt werden. Die Banken begannen Kredite in verbriefter Form auszugeben. Dadurch trat eine große Flexibilität auf dem Finanzmarkt auf, verbunden mit der Risikoverteilung, weil die Verpflichtungen verkauft und gekauft werden konnten. Diese sowohl für Kapitalgeber und Kapitalnehmer vorteilhafte direkte Transaktionsform birgt neue Gefahren. Früher, als es eine Bank-Intermediärfunktion in diesen Transaktionen gab, wurde das Risiko der Zahlungseinstellungen seitens des Schuldners von der Bank getragen. Bei der neuen direkten Beziehungsform zwischen dem Investor und dem Schuldner, muss sich der Gläubiger selbst ein Urteil über die Kreditwürdigkeit des Schuldners bilden.[7] Diese Komplexität der Finanzmärkte und die damit einhergehende Unsicherheit wird durch die Länderratings der Rating-Agenturen vermieden.
3.2 Definition des Begriffs Länderrisiko
„Risiken ergeben sich aus der Tatsache, daß eine Unsicherheit über den zukünftigen Zustand entscheidungsrelevanter Größen besteht.”[8] Unter Länderrisiko versteht man die Gefahr einer politischen, sozialen, rechtlichen oder ökonomischen Instabilität des Staates, welche zu Zahlungseinstellung oder zur nicht vertragsgemäßen Erfüllung des Schuldendienstes des Staates oder des Unternehmers (sei es staatlich oder privat) führt, welches seinen Sitz in diesem Land hat und sich unter Hoheitsgewalt jenes Landes befindet, was den Transfer verhindern kann.[9] Zahlungseinstellung wird folgendermaßen definiert: „Default occurs, when an issuer does not make full and timely payment of interest or principal on a rated debt instrument.“[10] Länderrisiko besteht in der Gefahr, daß ein ausländischer Kreditnehmer seine Fremdwährungsverbindlichkeiten nicht bedienen kann, und zwar aus Gründen, die nicht primär dem Kreditnehmer zuzurechnen sind, sondern vom Staat (zum Beispiel Zahlungsverbot, Konvertierungs- und Transferprobleme, Gefahr der Verstaatlichung, Beschränkung bei der Devisenbeschaffung, Umsturz- oder Kriegsgefahr) zu verantworten sind. So ist z.B. ein Unternehmenskonkurs nur insoweit Teil des Länderrisikos, als er durch staatliche Maßnahmen verursacht wurde, nicht aber wenn er allein auf das Missmanagement der Unternehmensleitung zurückzuführen ist.
Zum Länderrisiko zählen alle „[...] Verlustgefahren [...], die einer Unternehmung durch Beeinträchtigung ihrer Auslandaktivitäten entstehen und aus der gesamtwirtschaftlichen, politischen und sozio-kulturellen Situation eines Landes resultieren.“[11] In einer Studie von Michael Porter[12] wurde der Einfluß des makroökonomischen Umfelds eines Landes auf den Erfolg der ansässigen Unternehmungen untersucht. Es ergab sich, daß ausgeprägte Unterschiede der einzelnen Nationen wie Weltordnung, Kultur, Wirtschaftsstruktur, politische Faktoren, Institutionen und Geschichte zum Erfolg bzw. Misserfolg eines Unternehmens im jeweiligen Land beitragen.
Es wird zwischen dem direkten und dem indirekten Länderrisiko unterschieden. Direktes Risiko bedeutet einen staatlichen Eingriff, der unmittelbar die Fähigkeit des einheimischen Schuldners die ausländischen Schulden zu bezahlen, beeinträchtigt. Rechtzeitige Schuldentilgung in der ausländischen Währung kann über Währungskurskontrolle, Transferverbot oder Zahlungseinstellung der Schulden der ausländischen Gläubiger seitens des Staates beeinträchtigt werden. Indirektes Länderrisiko ist mit dem staatlichen Handeln verbunden, das wirtschaftliche Situation in dem Land, in welchem sich der Schuldner befindet, negativ beeinflußen kann und dadurch indirekt die Zahlungsfähigkeit des Schuldners beeinflußen kann. Dieses Risiko beinhaltet den Einfluß der Politik des Staates, welche das politische, rechtliche, wirtschaftliche und finanzielle Umfeld des Schuldners beeinflußt. Die Auswirkungen solcher Politik können Unsicherheit bezüglich des Währungskurses, des Zinssatzes, des Arbeitsmarktes, des Steuersystems, der Infrastruktur und aller anderen Felder hervorrufen, die die Kosten der Schuldentilgung erhöhen können.[13]
Oft wird der Begriff Länderrisiko in der Literatur mit dem Begriff souveränes Risiko gleichgestellt.[14] Da die Begriffe sich unterscheiden, findet in dieser Arbeit deswegen eine Abgrenzung statt. Länderrisiko spiegelt Defaultrisiko von staatlichen und privaten Emittenten wider, die sich unter Hoheitsgewalt dieses Staates befinden. Souveränes Risiko hingegen spiegelt nur das Kreditrisiko der Regierung und der staatlichen Instanzen wider, das heißt die gegenwärtige Fähigkeit und der Wille des staatlichen Schuldners eigene finanzielle Verpflichtungen in ausländischen Währungen rechtzeitig zu erfüllen. Souveränes Risiko ist daher nur ein Bestandteil des Länderrisikos.[15] Länderrisiko umfasst zusätzlich zum souveränen Risiko den Sachverhalt, daß ein zahlungsfähiger ausländischer privater Schuldner aufgrund der staatlichen Eingriffe nicht zahlen kann.[16]
Zu betonen ist, daß das Länderrisiko sowohl Zahlungswille als auch die Zahlungsfähigkeit des Schuldners erfasst. Eine Untersuchung über das Länderrisiko beruht sowohl auf quantitativen als auch auf qualitativen Länderdaten und wird in Form eines Symbolik-Länderratings veröffentlicht, das etwas über die relative Wahrscheinlichkeit der pünktlichen Bedienung der Verbindlichkeiten aussagt.
Das Länderrisiko wird in politische und wirtschaftliche Risiken aufgeteilt. Die Unterschiede zwischen beiden werden in den folgenden Kapiteln dargestellt.
3.3 Schwierigkeiten der Länderrisikoanalyse aufgrund der Anzahl, der Vielfältigkeit und der Interdependenz der Faktoren
Es gibt eine Anzahl von Faktoren, die das Länderrisiko beeinflußen und bestimmen, was den Begriff Länderrisiko komplexer macht. Das Länderrisiko wird von folgenden Faktoren beeinflußt: wirtschaftliche, sozial-politische und rechtliche. Die Problematik der Länderrisikoanalyse besteht in der Erstellung einer zuverlässigen Prognose über die zukünftige politische und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes mit Hilfe der gegenwärtigen oder vergangenen Daten. Die das Länderrisiko beeinflußenden Faktoren müssen über die Jahre beobachtet werden, um ein Bild über die Entwicklung des Landes zu gewinnen.
Bonitätsanalyse eines Landes soll die Frage beantworten, ob das Land mit Hilfe der verfügbaren Devisen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Ausland erfüllen kann, und wie sich die Devisenlage des Landes auf die Zahlungsfähigkeit der privaten Schuldner auswirkt. Hierfür werden zuerst politische und wirtschaftliche Faktoren festgelegt, die den Zugang zu den Devisen und die Zahlungsunwilligkeit oder –fähigkeit eines Schuldners beeinflußen. In manchen Fällen ist es schwierig Ursachen des Länderrisikos genau einem wirtschaftlichen Risiko oder einem politischen Risiko zuzuordnen. Man muss auch berücksichtigen, daß wirtschaftliche und politische Faktoren interdependent sind. Falls sich das politische Risiko verschlechtert, wird das wirtschaftliche Risiko auch verschlechtert. Falls das Land wirtschaftliche Probleme erleidet, wird es zur politischen Instabilität führen. Zum Beispiel führt zunehmende Verarmung großer Bevölkerungsteile zur Schwächung des gegenwärtigen politischen Systems und zur wachsenden Bereitschaft zu radikalen politischen Veränderungen. Die Interdependenz ist schwierig zu messen, deswegen werden beide Arten von Risiken in der Länderrisikoanalyse getrennt evaluiert und gemessen. Die Aufteilung auf politische und wirtschaftliche Faktoren wird so beschrieben, wie es in den für diese Arbeit verwendeten Literaturquellen dargestellt wurde.
Um das Länderrisiko zu messen, müssen erst einmal erklärende Größen und Ursachen des Länderrisikos definiert werden. Danach soll ein Zusammenhang zwischen Risikodeterminanten und Höhe des Länderrisikos festgestellt werden und eine Messung der Ausprägung der Risikodeterminanten und eine Bestimmung der Höhe des Länderrisikos geschehen. Aufgrund der bisher vorherrschenden Einzelländerbetrachtung fehlt es an Transparenz bezüglich länderübergreifender Risikofaktoren und –auswirkungen. Die Ursachen und das Zusammenspiel solcher Faktoren sind bislang noch zuwenig bekannt und quantitativ gering belegt. Weder in der Theorie noch in der Praxis besteht ein Konsens über Risikoursachen und –determinanten und über Zusammenhänge zwischen Risikoursachen und der Höhe des Länderrisikos für ursachenbezogene Risikobeurteilung. Neben den Methoden zur Messung der Länderrisiken, die auf Risikoursachen basieren, gibt es andere Methoden, die auf Risikoauswirkungen basieren. Die theoretische Grundlage für solche Methoden bildet die Hypothese effizienter Finanzmärkte, wonach Wertpapierpreise jederzeit alle verfügbaren relevanten Informationen und Länderrisiken reflektieren.[17]
Die Länderrisikoanalyse wird komplexer durch die Tatsache, daß Risikoursachen und -determinanten sich über die Zeit verändern. Zum Beispiel waren in der Vergangenheit Zahlungseinstellungsfälle eher durch Faktoren wie Kriege, Revolutionen, schwache Steuer-, Kredit- und Geldpolitik und Einfluß des externen Schocks bestimmt. Heute werden nationale Regierungen an erster Stelle mit den folgenden Aufgaben konfrontiert: Budgetdisziplin und effektive Verwaltung der Schulden.[18] Im Jahr 1979 hatte der Faktor `Verschuldungsstruktur` bei „Institutional Investor“ den 5. Platz auf der Wichtigkeitsskala, im Jahr 1994 befand sich dieser Faktor auf dem 2. Platz. Der Faktor `Fiskalpolitik` befand sich im Jahr 1979 auf dem 9.Platz und im Jahr 1994 auf dem 4.Platz. Die Größe Leistungsbilanz war im Jahr 1979 auf dem 4.Platz und im Jahr 1994 auf dem 7. Platz.[19]
3.4 Politisches Risiko
3.4.1 Unterscheidung zwischen Unwilligkeit und
Unfähigkeit des Staates, die Schulden zurückzuzahlen
Bei der Bewertung des Länderrisikos wird zwischen Zahlungsfähigkeit und Zahlungsunwilligkeit eines Schuldners unterschieden. Diese Unterscheidung trifft staatliche Schuldner, da private Schuldner meistens nur Zahlungsunfähigkeit aufweisen und von der Zahlungsunwilligkeit des Staates abhängen.
Der Unterschied zwischen Zahlungsfähigkeit und –willigkeit wird folgendermaßen definiert: „Die Versuche, das Risiko der Zahlungseinstellung zu bestimmen, basieren auf zwei unterschiedlichen theoretischen Ansätzen. Ein Ansatz sieht den Grund von Zahlungseinstellungen in einer unbeabsichtigten Verschlechterung der Schuldendienstfähigkeit des kreditnehmenden Landes. Im Gegensatz dazu sieht der andere Ansatz (wenn zwar ökonomisch gesehen eine Rückzahlung möglich ist) eine Umschuldung oder eine Zahlungseinstellung als eine vom Kreditnehmer getroffene rationale Wahlhandlung, die einer Abwägung von Kosten und Nutzen der Zahlungseinstellung folgt.“[20] Aus den obigen Definitionen wird ersichtlich, daß Zahlungseinstellung oder die Bitte um Umschuldungen nicht nur aufgrund der Verschlechterung der ökonomischen Lage eintritt, sondern auch aufgrund des politischen Willens der Regierung eintreten kann. Diese politische Entscheidung erfolgt im Rahmen der ökonomischen Lage, die die Rückzahlung eigentlich ermöglicht. Um die Wahrscheinlichkeit solcher politischen Entscheidung einzuschätzen, werden politische Faktoren betrachtet. Falls diese Faktoren sich verschlechtern, kann daraus geschlossen werden, daß die Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunwilligkeit steigt.
Normalerweise wird in der Literatur Zahlungsunfähigkeit, das heißt, daß die Schulden größer als zur Verfügung stehendes Vermögen sind, als Ursache der Zahlungseinstellungen definiert. Da in den meisten Fällen die Schulden der Länder kleiner als das staatliche Vermögen sind, ist der Grund für Zahlungseinstellung eher Zahlungsunwilligkeit als Zahlungsunfähigkeit. Zahlungserfüllung wird nicht durch das verfügbare Vermögen eingeschränkt, sondern durch die Möglichkeit oder den Willen, dieses Vermögen in liquide Mittel umzuwandeln. Dies wäre zum Beispiel mit der höheren Besteuerung möglich, die aber an gewisse Grenzen stößt, da sie hohe soziale Kosten mit sich bringen kann. Deswegen kann man hier nicht von einer geringen Rolle des Zahlungsfähigkeitkonzeptes sprechen.[21] Es ist schwierig zu definieren, ob die Ursache von der Zahlungseinstellung Zahlungsunwilligkeit oder Zahlungsunfähigkeit ist. Der Schuldner, der unwillig ist zu zahlen, kann behaupten, daß er unfähig ist zu zahlen, daß keine Mittel dafür vorhanden sind und weitere Versuche, diese zu erheben, zu einer sozialen Revolution führen würden. Man kann auf jeden Fall über keine Zahlungsunwilligkeit sprechen, wenn Zahlungseinstellung von den Faktoren beeinflußt wird, auf die Schuldner keinen Einfluß haben: zum Beispiel internationaler Zins.
Trotz dieser Schwierigkeit werden sowohl Zahlungsfähigkeit als auch Zahlungsunwilligkeitsaspekte bei der Analyse des Länderrisikos anhand der ökonomischen und politischen Faktoren berücksichtigt. Die Indikatorenwirkung auf Zahlungsfähigkeit und –willigkeit ist oft aber nicht deutlich trennbar. Welcher Aspekt bei der Zahlungseinstellung oder Umschuldung dominiert, wird individuell für jedes Land entschieden. In den folgenden Kapiteln werden wirtschaftliche und politische Faktoren dargestellt, die einen Einfluß auf die Zahlungsfähigkeit und Zahlungsunwilligkeit des Landes haben. Der Einfluß der einzelnen Faktoren ist unterschiedlich, bei einigen Faktoren ist er direkt, bei den anderen Faktoren ist er indirekt.
3.4.2 Definition des Begriffs politisches Risiko
Sozio-politische Parameter beeinflußen die Zahlungswilligkeit des staatlichen Schuldners und die Zahlungsfähigkeit der staatlichen und privaten Schuldner und stellen deswegen wichtige Komponenten des Länderrisikos dar. Die Risikoprämie bei der Kreditvergabe an die staatlichen Kapitalnehmer oder an die vor Staatseingriffen nicht geschützten privaten Kapitalnehmer wird größtenteils von der Zahlungsunwilligkeit und der mangelnden Bereitschaft des Staates, die Verbindlichkeiten zu erfüllen, geprägt.[22] Die starke Inbetrachtziehung der Bereitschaft des Staates, die Verbindlichkeiten zu erfüllen, ist mit den fehlenden internationalen rechtlichen Institutionen und Gesetzen zu erklären, die dazu führen, daß man keinen Staat zwingen kann, die Schulden zu tilgen.
Das politische Risiko ist das Risiko, dem Kreditgeber und/oder Investoren in der Weise ausgesetzt sind, daß eine Auszahlung des Kredites oder der Investition in einem bestimmten Land aufgrund der Handlungsweise ausländischer Regierung und der politischen Umständen nicht möglich ist.[23] Die Bedeutung des politischen Risikos ist breit definiert- von der Vorhersage der politischen Stabilität bis zur Einschätzung aller unkommerziellen Risiken.[24] Manche Autoren insistieren nicht nur darauf, innere politische Geschehnisse im Land, sondern auch internationale politische Situationen, die Einfluß auf das Länderrisiko ausüben können, zu berücksichtigen.[25] Das politische Risiko beinhaltet nicht nur Risiken, sondern kann auch neue Möglichkeiten bedeuten.
3.4.3 Kosten-Nutzen-Analyse der Länder bei
Schuldentilgungsentscheidungen
In diesem Kapitel wird der Fall der Zahlungsunwilligkeit eines Landes betrachtet, und die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen der Zahlungseinstellung, die bei den politischen Entscheidungen des Landes stattfindet, dargestellt. Zentral für die Kosten-Nutzen-Analyse ist die rechtliche Unmöglichkeit der Gläubiger gegenüber den Staaten die Kreditansprüche durchzusetzen. Jede Art von Eingriff in das Staatsvermögen würde als Eingriff in die Staatssouveränität betrachtet werden. Deswegen existiert die Möglichkeit für den staatlichen Schuldner, einen Spielraum zu haben und eine Abwägung zwischen Nutzen und Kosten einer Entscheidung der Zahlungseinstellung oder Umschuldung in Betracht zu ziehen.
Die Gründe für die Entscheidung, nicht rechtzeitig zu zahlen oder gar nicht zu zahlen, können geringe Strafkosten einer solchen Entscheidung sein, oder auch fehlende Kosten bei Vertragsbruch, da das Land in der Zukunft nichts mehr ausleihen wird. Da aber meistens die Schuldnerländer in der Zukunft vorhaben, neue Kredite aufzunehmen, stehen gegenüber den Gewinnen aus den nicht erfolgten Transfers Kosten des Verzichts auf weitere Zuflüsse finanzieller Mittel seitens privater und öffentlicher Geber. Bei späterer Kapitalaufnahme muss mit höheren Kosten aufgrund der schlechten Reputation gerechnet werden. Guthaben im Ausland kann beschlagnahmt werden.[26] Konsequenzen der von Gläubigern im Defaultfall ergriffenen Maßnahmen können tiefere Wachstumsraten als Folge eines Handels- und Kreditembargos sein.[27] Wenn der Schuldner die Auszahlung stoppt, weil er die Schulden nicht mehr akzeptiert, isoliert sich das Land in dieser Weise von der ökonomischen und finanziellen Gemeinschaft. Beispiele hierfür sind Kubas Nichtanerkennung der Schulden gegenüber US-amerikanischen Gläubigern im Jahre 1960 oder die Nichtanerkennung der Schulden seitens der UdSSR nach der Oktober-Revolution.[28]
Die Strafen, die den Gläubigern zur Verfügung stehen, wirken meistens indirekt. Die Frage, die dabei beantwortet werden soll, ist, welche Länder am empfindlichsten sind bezüglich Strafen wie Kapitalverweigerung in der Zukunft oder Hindernissen für internationale Transaktionen des Schuldners. Zum Beispiel sind die Länder, die den Kredit für den Kauf von Importwaren benötigen, die dringend notwendig für die einheimische Produktion sind, sehr empfindlich bezüglich solcher Strafkosten. Auch für die Länder, die außenwirtschaftlich sehr offen sind, würde eine Störung der internationalen Transaktionen sehr hohe Kosten bedeuten. Die Strafkosten in Form der Kapitalverweigerung in der Zukunft sind umso höher, je instabiler das Einkommen des Landes ist, weil das Land dann stärker auf eine internationale Kapitalaufnahme angewiesen ist, um die unterschiedlichen Einkommen der verschiedenen Perioden mehr oder weniger konstant zu halten. Außerdem sind die Strafkosten umso höher, je niedriger die Kreditaufnahmekosten auf dem internationalen Kapitalmarkt sind, denn bei der zukünftigen Kapitalverweigerung, muss das Land auf die teureren Kapitalaufnahmemöglichkeiten zurückgreifen. Die Strafkosten steigen auch für das Land, dessen einheimische Möglichkeiten der Kapitalaufnahme beschränkt sind.[29]
Staatliche Schuldner können bei der Nutzen-Kostenanalyse auch berücksichtigen, inwieweit die Bestrafung der Schuldner eine Auswirkung auf die Gläubiger selbst hat. Die Kosten einer solchen Bestrafung müssen für die Kapitalgeber zu hoch sein, damit es sich für die staatlichen Schuldner lohnt, eine Schuldentilgung zu verweigern. Zum Beispiel erfolgt eine internationale Kreditvergabe oft im Rahmen der Importfinanzierung für den Schuldner. In diesem Fall wäre eine Kapitalverweigerung für die Kapitalgeber beeinträchtigend, denn die Exporte würden stark sinken. Deswegen werden diese Kapitalgeber gezwungen sein, weitere Kredite zu vergeben, um die Schwierigkeiten des Schuldners zu überbrücken, denn gegenwärtige Zahlungseinstellung bedeutet nicht unbedingt, daß zukünftige Zahlungen nicht mehr erfolgen. Es muss auch eruiert werden, welche Institutionen infolge der zukünftigen Kapitalverweigerung einer Bank benachteiligt werden und versuchen werden dem bestraften Schuldner die Kapitalaufnahme anzubieten. Damit die Strafkosten für die staatlichen Schuldner hoch sind, muss eine Art Kooperation zwischen den Kapitalgebern existieren, damit dem bestraften Schuldner keine Möglichkeiten für die Kapitalaufnahme zur Verfügung stehen.[30] Aufgrund fehlender Kooperation zwischen den Kapitalgebern, sinken die Strafkosten für die Kapitalnehmer. Im Notfall haben die Länder immer die Möglichkeit, Notkredite, zum Beispiel vom Internationalen Währungsfond (IWF) aufzunehmen, und deswegen können sie sich eine riskante Wirtschafts- und Finanzpolitik und falsches Signalisieren eigener Bonität leisten. Außerdem sind viele Kapitalgeber im Rahmen der zunehmenden Wettbewerbsintensität auf dem internationalen Kapitalmarkt und der sinkenden Ertragschancen in Industriestaaten bereit, höhere Risiken einzugehen, und vergeben Kredite auch an Länder mit minderwertiger Bonität. Länder, denen eine Bank Kredit verweigert, können Kapitalzugang durch andere Banken oder nach Ablauf einer bestimmten Frist durch die gleiche Bank bekommen.[31] Dies führt natürlich dazu, daß die Strafkosten solcher Länder gering sind und die Nutzen aus der Zahlungseinstellung, das heißt nicht zurückbezahlter Beträge, höher sind, als die Strafkosten.
3.4.4 Politische Faktoren
Im folgenden beziehe ich mich hauptsächlich auf die Beiträge von Krayenbuehl, Przybylski, Evertz, Baxmann, Lichtlen, Claussen und Podkolsina.[32] Es ist wichtig herauszufinden, welche Faktoren das politische Risiko beeinflußen, um rechtzeitig das Länderrisiko einschätzen zu können. Da es unmöglich ist, alle politischen Einflußindikatoren für das Länderrisiko darzustellen, werden die wichtigsten, die in der Literatur erwähnt werden, hier aufgelistet und in Bezug auf das politische Risiko kurz beschrieben. Die Faktoren können sowohl positiven als auch negativen auf die Qualität des politischen Risikos ausüben. Folgende Faktoren beeinflußen das politische Risiko:
Politische Parteien beeinflußen das politische Risiko durch ihre Stärke und ihre Programme. Einparteiensysteme können sowohl zur Stabilität als auch zur Instabilität beitragen. Dies hängt von der Orientierung der Parteien ab, z.B., ob sie system- oder individuumorientiert sind. Ein Parteiensystem mit einer starken Regierung und einer anerkannten Opposition trägt meistens auch zur politischen Stabilität bei. Deswegen sollten Regierungsstruktur und Opposition genauer betrachtet werden.
Das Politikregime des Staates soll untersucht werden. Es kann so argumentiert werden, daß autokratische Regime über bessere Bonität verfügen, denn die Wahrscheinlichkeit des Regime- und Politikwechsels ist ziemlich klein und daher ist die politische Situation im Land stabil und das politische Risiko gering.[33]
Ein Politikwechsel stellt immer ein politisches Risiko dar und erfolgt aufgrund des Stimmungswechsels der Unterstützungsgruppe, er kann zur Veränderung der nationalen Politik führen. Dieser Wechsel kann einen Abbruch der vorherigen Reformen oder eine Nichtanerkennung der früheren Verpflichtungen bedeuten. An die Macht kann eine Partei gelangen, die die Wirtschaftsaktivitäten mit ausländischen Partnern ablehnt oder als feindlich betrachtet.
Die Machtstruktur und die Grundlage der politischen Legitimit ä t sollen untersucht werden. Zum Beispiel sind in Nordkorea diese Faktoren ideologischer Art, in Kuba charismatischer Art, in Brunei wirtschaftlicher und finanzieller Art, im Iran religiöser Art und in Burma militärischer Art.[34]
Der Handlungsraum der Politiker soll untersucht werden. „Die Wünsche und die Macht der Interessengruppen, die Stimmenverteilung unter der gesamten Wählerschaft und die Aktionen der anderen Politiker, sind die wesentlichen Einflußgrößen auf den Handlungsspielraum eines Politikers.“[35]
Regierungskrisen sollen betrachtet werden, denn sie können die Verabschiedung wichtiger Gesetze und Reformen blockieren.
Bezüglich der Qualität der Regierung und der Administration muss folgendes untersucht werden: Kann die Regierung eigene Vorhaben durchsetzen oder ist sie durch den Einfluß der Interessengruppen blockiert? In dieser Hinsicht soll die Qualität der Administration auch überprüft werden. Die Analyse der Administration ist sogar wichtiger als die der Regierung. Der größte Teil der Administration wird nicht mit einem Regierungswechsel ausgetauscht. Eine Legislaturperiode von vier Jahren verhindert in den meisten Ländern, daß die Regierung etwas unternimmt, um die Arbeitsweise der Administration zu verändern. Verfügt ein Land über eine Reputation als Staat mit korrupten öffentlichen Institutionen, wird die Zahlungsfähigkeit des Schuldners als gering angesehen.
Korruption ist ein wichtiger Faktor des politischen Risikos. Diese uneffektive Verwaltung beeinflußt in der Tat die wirtschaftliche Entwicklung und die politische Stabilität des Landes.
Eine Verfassung, die die wichtigsten Prinzipien des westlichen demokratischen Denkens verkörpert, verleiht dem Land mehr politische Stabilität. Im Rahmen der Verfassung, der Gesetze und der Verordnungen sollen die Einstellung und das Verhalten gegenüber ausländischen Investitionen und Krediten genauer betrachtet werden. Unklares Verhalten in dieser Hinsicht verleiht mehr Instabilität. Es werden manchmal Beschränkungen des Devisenverkehrs, die den Umtausch der inländischen in ausländische Währung einschränken oder ganz aufheben oder die Transferbeschränkungen, die den Geldexport ins Ausland einschränken oder verhindern sollen, eingeführt. Weitere mögliche Maßnahmen seitens der Regierungen sind protektionistische Maßnahmen, die den freien Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Know-how der Länder beeinträchtigen.
Die Qualität der Arbeitsverhältnisse kann auch als Faktor des politischen Risikos klassifiziert werden. Da die Gewerkschaften in vielen Länder über politische Macht verfügen, beeinflußen sie direkt die politische Stabilität des Landes. Entwicklungen und Veränderungen der Gewerkschaften und des Arbeitsrechts müssen bei der Analyse des politischen Risikos unbedingt berücksichtigt werden.
Bezüglich der demographischen Strukturen ist folgendes zu festzustellen: Eine mobile Bevölkerung mit unterschiedlichen politischen Einstellungen, die sich meistens von der konservativen Bevölkerung in einer landwirtschaftlichen Gesellschaft unterscheidet, bildet sich in einem Land mit starker Entwicklung der Industrie und Dienstleistungen. Aber starke Industrialisierung schafft auch große soziale Differenzen in den demographischen Strukturen, die zur politischen Instabilität führen können.
Man muss genauer ethnische und religiöse Strukturen untersuchen, um herauszufinden, ob die Differenzen einander kompensieren oder sich vermehren. Differenzen im Wohlstand der verschiedenen Ethnien tragen zur Instabilität bei. Wichtig ist, inwieweit in der Verfassung die Rechte der Minderheiten geschützt werden.
Ein weiterer politischer Faktor, der die Stabilität eines Landes beeinflußt, ist die soziale Struktur. Große Einkommensdifferenzen zwischen Teilen der Bevölkerung sind eine Konfliktquelle. Ein besseres Bildungsniveau führt zur politischen Stabilität, denn meistens haben Menschen mit einem höheren Bildungsstandard mehr Verständnis und Zugang zu diversen Medien. Außerdem ist es für Politiker viel schwieriger, eine solche Bevölkerung zu beeinflußen.
Innere Unruhen können politischen, ethnischen, sozialen oder religiösen Ursprungs sein und tragen zur politischen Instabilität bei. Auch Aufstände können das Land destabilisieren und in extremen Beispielen zu einem Zivilkrieg führen. Revolutionen werden am meisten gefürchtet. Sie verändern politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen und müssen genau analysiert werden, denn sie bringen nicht nur negative Konsequenzen, sondern auch neue Möglichkeiten mit sich.
Die Außenpolitik wird ebenfalls bei der Länderrisikoanalyse betrachtet. Ob das Land zu einem bestimmten Staatenbund oder zu einer Gruppe neutraler Länder gehört, ist für die Analyse des politischen Risikos wichtig. Veränderungen in der Außenpolitik eines Landes sollen genauer betrachtet werden, denn sie sind meistens Zeichen der Veränderungen in der Regierungspolitik. In einer extremen Situation können diese Veränderungen dazu führen, daß das Land von einem Staatenbund zu einem anderen wechselt.
Verwicklungen in außenpolitische Konflikte wie Interventionen ausländischer Mächte durch Blockaden, ein offener Krieg oder Intervention mit nichtkriegsführendem Ziel sind Bestandteil des politischen Risikos des Landes. Eine solche Intervention eines anderen Landes kann mit dem Ziel eines Umsturzes erfolgen. Das Ziel kann auch die Unterstützung mit wirtschaftlicher Hilfe oder eine Waffenlieferung wegen innerer Unruhen oder Aufständen sein . Krieg oder kriegsähnliche Konflikte können direkt zwischen zwei Ländern entstehen, aber es können sich auch multilaterale Konflikte mit der Involvierung mehrerer Länder bilden. Es gibt viele kriegsähnliche Konflikte bezüglich der Grenzen.
Diskriminierende Akten können durch andere Länder oder internationale Organisationen eingeführt werden. Es ist schwierig, genau den Einfluß dieses Faktors auf das politische Risiko abzuschätzen. Man kann argumentieren, daß Sanktionen das Zusammengehörigkeitsgefühl im Land verstärken und die politische Stabilität stärken.
Bei den Ländern mit extrem hohen Länderrisiko sind die meisten oder fast alle Faktoren des politischen Risikos negativ. Solche Länder sind nicht schwer zu identifizieren. Es wird aber schwieriger, deren Verbesserung und ihre Bewegung in Richtung niedrigeres Risikos zu identifizieren.
3.5 Wirtschaftliches Risiko
3.5.1 Definition des Begriffs wirtschaftliches Risiko
Wirtschaftliches Risiko beinhaltet den Zahlungsunfähigkeitsaspekt, der einen langfristigen Charakter hat und den Liquiditätsaspekt, der einen kurzfristigen Charakter hat. Zahlungsunfähigkeit von staatlichen Schuldnern „reduziert sich auf die Frage, ob aus der Devisenbilanz dauerhaft die eingegangenen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Ausland erfüllt werden können“[36] und inwieweit die Devisenlage des Landes die Zahlungsfähigkeit der privaten Schuldner beeinflußt. Es sollten Faktoren berücksichtigt werden, die den Zugang der Regierung zur ausländischen Währung erschweren, die für die rechtzeitige Verpflichtungserfüllung in ausländischer Währung notwendig ist. Die Liquiditätssituation wird durch die kurzfristige Situation der Außenbilanz des Landes beeinflußt. Der Liquiditätsaspekt ist schwierig zu analysieren, da Daten über kurzfristige Schulden häufig nicht vorhanden sind. Die Verhältnise zwischen den Devisenreserven, Importen und Exporten und zwischen Devisenreserven und kurzfristigen Schulden können am besten Liquiditätsaspekte schildern.
Forschungen, die auf den vergangenen Umschuldungen basieren, haben nicht ergeben, welche Faktoren genau wie gewichtet werden sollen, um wirtschaftliches Risiko zu bestimmen und das Umschuldungsdatum vorherzusagen. Es hat sich aber bewiesen, daß ein bestimmtes Verhalten des Staates öfter zu Problemen führt. Ein solches Verhalten beinhaltet zum Beispiel übermäßige Kreditaufnahme, um den Konsum zu finanzieren. Übermäßiges Schuldenwachstum und schwaches Exportwachstum sind andere wichtige Faktoren, die im folgenden dargestellt werden.
3.5.2 Wirtschaftliche Faktoren
Im folgenden beziehe ich mich hauptsächlich auf die Beiträge von Krayenbuehl, Hoffmann, Poignant-Eng, Mayer, Calverley, Lichtlen, Przybylski und Ul Haque / Mathiesin / Mark.[37] Genauso wie im Kapitel über politische Länderrisikofaktoren, werden auch die wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren, die in der Literatur erwähnt werden, hier aufgelistet und deren Bezug zum politischen Risiko kurz beschrieben. Folgende wirtschaftliche Faktoren beeinflußen das Länderrisiko und den Zufluß und Abfluß der Devisen, deren Verfügbarkeit die Zahlungsfähigkeit der Schuldner bestimmt.
Das Wirtschaftssystem des jeweiligen Landes ist ein Faktor, der analysiert werden soll. Es gibt verschiedene Typen dieses Systems, von der liberalen Marktwirtschaft bis zur Planwirtschaft. Die private Initiative hat verschiedene Potenziale in unterschiedlichen Systemen. Die Möglichkeit der Effizienz- und Produktivitätssteigerung ist ein wichtiger Faktor, der das Wirtschaftssystem charakterisiert. Das Verhalten gegenüber den ausländischen Investitionen ist auch unterschiedlich in den verschiedenen Systemen. Die Größe des staatlichen Sektors ist auch wichtig, denn je größer der Sektor ist, desto mehr wird die private Initiative beeinträchtigt.
Wichtig sind Vorschriften, die die Finanzministerien und Zentralbanken bestimmen, um die Kapitalflüße über die nationale Grenzen hinaus zu kontrollieren. Es gibt vier Typen der Regime mit Variationen. Die zwei Extreme sind Währungswechselkontrolle oder überhaupt keine Währungswechselkontrolle. Zwischen diesen zwei Extremen findet man die Kontrolle der Kapitalbewegungen, des Handels und der Dienstleistungen.
Die Wirtschaftspolitik fixiert die Richtung, in der die nationalen Wirtschaften gemanagt werden. Sie beeinflußt die Teilung der Wirtschaft in staatliche und private Sektoren. Sie fördert oder hindert Effizienzanreize in allen Wirtschaftssektoren. Wirtschaftspolitik verschafft durch die Gestaltung der öffentlichen Ausgaben ein günstiges Klima nicht nur für Investitionen, sondern auch für die Struktur der effizienten Produktion, welche wettbewerbsfähig im internationalen Markt sein kann. Wirtschaftspolitik ist für öffentliche Finanzen zuständig und beeinflußt die Inflation
Hohe Inflation hemmt langfristig das Wirtschaftswachstum, kann zu Kapitalflucht, Investitionssenkung und zur Unzufriedenheit der Bevölkerung führen. Inländisch hervorgerufene Inflation hat den Ursprung in der Wirtschaftspolitik der Regierung und weist deswegen auf die Managementqualität der Regierung hin. Das Haushaltsdefizit kann genauso als Indikator der Managementqualität und der Zahlungswilligkeit der Regierung interpretiert werden.
Die Währungsreserven eines Staates relativ zur externen Verschuldung, dem Volkseinkommen oder der Importe geben Aufschluß über die Zahlungsfähigkeit des Landes. Je höher die Reserven sind, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunfähigkeit. Laut der Kosten-Nutzen-Analyse kann man aber den Schluß ziehen, daß Staaten mit hohen Devisenreserven weniger von internationaler Kapitalaufnahme abhängig sind und daher die Gefahr besteht, daß sie unwillig werden, zu zahlen.
Natürliche Ressourcen beeinflußen auch die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Sie können helfen die Importe zu reduzieren und können auch Quelle der Exportgewinne sein. Wichtig ist, wie der Entscheidungsträger im Land über die Schöpfung der Ressourcen entscheidet. Norwegische zukunftsorientierte Ölpolitik z.B. unterscheidet sich in dieser Hinsicht von der export- und cashorientierten Ölpolitik mit hoher Erschöpfung der Ressourcen in ölexportierenden Ländern. Hier muss man berücksichtigen, inwiefern diese Exportorientierung der Ressourcen die Entwicklung der anderen Industrien hindert und zur Ressourcenabhängigkeit des Landes beiträgt.
Infrastruktur- und Ressourcenkomponenten wie Lohn- und Ausbildungsniveau sowie Grundstückpreise, Telekommunikationskosten oder konjunkturelle Entwicklungen haben eine ausschlaggebende Bedeutung für den Erfolg eines Investors oder Projektes.
Auskunft über das Länderrisiko gibt der volkswirtschaftliche Entwicklungsgrad (der Wachstumsgrad des Bruttoinlandsproduktes, des Bruttosozialproduktes, der Investition, der Sparquote) an. Hochverschuldete Länder mit viel versprechenden Wachstumsaussichten können kreditwürdiger sein als andere Länder, die weniger Schulden haben, aber auch weniger Wachstumsoptionen offen haben. Einer der wichtigsten Faktoren des Länderrisikos ist somit der potenzielle Wachstumspfad eines Landes. Hohes Wirtschaftswachstum deutet auf starke Zahlungsfähigkeit hin und stärkt die politische Stabilität.
Kapitalbewegungen können nachteilige und vorteilhafte Effekte auf die Entwicklung des Landes haben. Meistens findet ein Kapitalabfluß aus einem Land statt, dessen wirtschaftliches und politisches Klima notwendige Anreize für Kapitalakkumulation im Land nicht schafft. Kapitalzufluß für Investitionen hilft nicht nur die Wirtschaft anzukurbeln, sondern bringt auch Devisen mit sich.
Exportausfälle und Importzunahmen deuten auf Liquiditätsprobleme hin, denn dies führt zu Devisensenkung. Ebenso ist die Exportstruktur von großer Bedeutung, denn stützt sich die Wirtschaft nur auf ein Produkt oder auf wenige Produkte, dann bedeutet dies ein großes Risiko für diesen Sektor. Das Komprimierbarkeitsverhältnis der Importe bedeutet, daß ein bestimmter Grad der Kürzung der Importe erforscht werden muss, um die Devisen zu sparen.
Eine reale Wechselkursänderung wirkt sich auf die Wettbewerbsposition einer Unternehmung aus, wenn mit der realen Wechselkursänderung eine Änderung der relativen Kosten inländischer Unternehmungen im Vergleich zu denen ausländischer Konkurrenten einhergeht. Außerdem kann eine Wechselkursänderung zur Steigung der Schuldensumme beitragen, wenn eine Schuldentilgung in ausländischer Währung vorgenommen werden soll.
Der Verschuldungsgrad gemessen an den Exporten (Devisenzufluß) oder am Volkseinkommen wird als einer der Indikatoren für Zahlungsfähigkeit benutzt. Es wird auch der kurzfristige Verschuldungsgrad untersucht, denn falls dieser Anteil an der Gesamtverschuldung ziemlich hoch ist, deutet dies auf das Liquiditätsproblem hin.
Die Schuldenstruktur gibt wichtige Informationen über die Liquidität eines Landes. Leider publiziert kein Land genauere Daten über seine Schuldenstruktur. Bei den Umschuldungen war es immer schwierig, genau die verbliebenen Schulden abzuschätzen.
Die Verwendung der aufgenommenen Kredite ist ein Faktor, der oft in der Vergangenheit nicht berücksichtigt wurde. Hohe Investitionsneigung eines Staates und produktive Verwendung könnten als Zeichen für ein gutes Kreditrisiko interpretiert werden. Ebenso wird eine hohe Beteiligung des Staates am Eigenkapital neuer Projekte interpretiert. Dagegen kann die hohe Bereitschaft eines Schuldners, einen hohen Zinssatz für zusätzliche Kredite zu bezahlen, darauf hindeuten, daß mit den Mitteln besonders riskante Projekte finanziert werden sollen.
Historische Zahlungsausfälle betonen die schwache Bonität des Landes durch den Reputationsverlust. Empirische Untersuchungen weisen darauf hin, daß die Ausfälle dort auftreten, wo es davor schon eine Zahlungsunfähigkeit gab.[38]
Ein negatives Leistungsbilanzsaldo wirkt indirekt auf die Zahlungsfähigkeit des Landes dadurch, daß das durch Reservenabbau und Schuldenaufnahme ausgeglichen werden soll, was die Kreditwürdigkeit des Landes senkt.
Handelsbarrieren seitens anderer Länder, sei es quantitativer oder qualitativer Art, sind typische Beispiele, wodurch die Fähigkeit des Landes, Devisen zu verdienen, ernsthaft beeinträchtigt werden kann.
Weltweite Preise der Produkte, die für das Land notwendig sind und die es nicht selbst herstellen kann, sind außerhalb des Einflußbereiches des Landes, aber sie beeinflußen dessen Entwicklung.
Da ausländische Schulden zum international geltenden Zins aufgenommen wurden, führt eine Erhöhung des Zinssatzes zur wachsenden Nachfrage des Schuldners nach Devisen.
Die Wirtschaftsgröße, die Zugehörigkeit zu einer Wirtschaftsgruppe und ein hohes BIP pro Kopf beeinflußen die Fähigkeit des Landes, ausländische Kredite zu bekommen und verringern das Länderrisiko unabhängig davon, ob das Land geregelten Devisenzugang hat. Je größer die Wirtschaft eines Landes ist, desto größer ist die Fähigkeit ausländische Kredite zu bekommen. Es herrscht die Meinung vor, daß die Größe der Wirtschaft des Landes praktisch eine Absicherung gegen die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit ist. Die Geschichte hat aber gezeigt, daß dies gefährliche Annahmen sind.
[...]
[1] Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, (2001).
[2] Vgl. Krämer-Eis, H., (1998), S. 3-7.
[3] Vgl. Birs, D. / Kawano, M., (2002).
[4] Vgl. Truglia,V. / Levey, D. / Mahoney,C., (1995), S.11.
[5] Vgl. Krämer-Eis, H., (1998), S.18.
[6] Vgl. Krayenbuehl, T., (1985), S.11.
[7] Vgl. Strulik, T., (2000), S. 444-445. Vgl. Sinclair, T., (1999), S.154.
[8] Przybylski, R., (1993), S.42.
[9] Vgl. Strulik, T., (2000), S. 450. Vgl.Lichtlen, M., (1997), S.31-35. Vgl. Cramer, M., (1981), S.77. Vgl. Buschgen,H. / Everling, O., (1996), S.64.
[10] „Credit Ratings and the recent crises“, (1999), S.137.
[11] Meyer, M., (1987), S.16.
[12] Vgl. Porter, M., (1990).
[13] Vgl. Maiorowa,N. / Nowikow, A., (1998).
[14] Vgl. Krämer-Eis, H., (1998).
[15] Vgl. Dresel,T., (2000), S.580.
[16] Vgl. Standard&Poor’s, (1994a).
[17] Vgl. Poignant-Eng, C., (1992), S.22.
[18] Vgl. Birs, D. / Kawano, M., (2002).
[19] Vgl. „Political risk, economic risk and financial risk“, (1996).
[20] Ul Haque N. / Mathiesin, D. / Mark, N., (1997), S.11.
[21] Vgl. Eaton, J. / Gersovitz, M. / Stiglitz, J., (1986), S.523-524.
[22] Vgl. Reisen, H., (1998).
[23] Vgl. Krayenbuehl, T., ( 1985), S.3.
[24] Vgl. Podkolsina, I., (2002), S.2.
[25] Vgl. Podkolsina, I., (2002), S.2.
[26] Vgl. Lichtlen, M., (1997), S.39.
[27] Vgl. Poignant-Eng, C., (1992), S.10.
[28] Vgl. Krayenbuehl, T., (1985), S.11.
[29] Vgl. Eaton, J. / Gersovitz, M. / Stiglitz, J., (1986), S.490.
[30] Vgl. Eaton, J. / Gersovitz, M. / Stiglitz, J., (1986), S.491-492.
[31] Vgl. Krämer-Eis, H., (1998), S.20-21.
[32] Vgl. Baxmann,U., (1985), S.59. Vgl. Claussen, R., (1986). Vgl. Evertz, D., (1992), S.208. Vgl. Krayenbuehl, T., (1985), S.24-26. Vgl. Lichtlen, M., (1997), S.40. Vgl. Podkolsina, I., (2002), S.10-11. Vgl. Przybylski, R., (1993), S.65-67.
[33] Vgl. Podkolsina, I., (2002), S.9. Vgl. Eschle, R., (1993), S.103-108.
[34] Vgl. Bouchet, M., (2002).
[35] Przybylski, R., (1993), S.65.
[36] Claussen, R., (1986), S.502.
[37] Vgl. Calverley,J., (1985), S.132-137. Vgl. Hoffmann, P., (1991), S.83-89. Vgl. Krayenbuehl, T., (1985), S.38. Vgl. Lichtlen, M., (1997), S.37-39. Vgl. Mayer,E., (1985), S.90-100. Vgl. Poignant-Eng, C., (1992), S.10-20. Vgl. Przybylski, R., (1993), S.77-83. Vgl. Ul Haque, N. / Mathiesin, D. / Mark, N., (1997).
[39] Vgl. Cantor, R. / Packer, F., (1996), S.40.
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- Irina Götsch (Author), 2003, Die internationalen Rating-Agenturen Moody's und Standard and Poor's: Möglichkeiten und Grenzen der Länderrisikoanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47843
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