Vorwort
Während in Teil I des Referates von Frau Böker aktuelles Datenmaterial über Umfang und Ausmaß delinquenten Handelns von Kindern gesammelt und kritisch beleuchtet wurde, möchte ich mich im zweiten Teil mit den Ergebnissen der Ursachenforschung auseinandersetzen.
Die Entstehung von (Kinder-) Kriminalität wird seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Mitteln und Herangehensweisen wissenschaftlich untersucht. Sind die Entstehungstheorien noch so unterschiedlich oder gar widersprüchlich, so kommen doch alle seriösen Studien zu dem Ergebnis, daß delinquentes Verhalten im Kindesalter in den allermeisten Fällen nicht als Kriminalität zu werten ist. Meist verfügen die Kinder noch nicht über ein entsprechendes Normenbewußtsein und sind zum Zeitpunkt der Tat noch nicht in der Lage diese als Unrecht zu erkennen. Der größte Teil aller, von Kindern begangenen Straftaten befinden sich im Bereich der Bagatelldelikte und können als „normaler Entwicklungsschritt“ eines Kindes gewertet werden. (vgl. Kapitel 1) Desweiteren ist ein bestimmter Anteil der Delikte auf eine Gruppe von Kindern zurückzuführen, die systematisch zu kriminellen Handlungen gezwungen werden. (vgl. Deutsches Jugendinstitut e. V.1999, 30 - 31)
Allerdings läßt sich durchaus auch eine kleine Gruppe von Kindern feststellen, die gehäuft schwere Straftaten begehen (sogenannte Mehrfach- bzw. Intensivtäter). Dieses Verhalten ist Ausdruck schwerwiegender Dissozialität. Während oben beschriebenes delinquentes Verhalten selten eine Fortführung im Jugend- oder gar Erwachsenenalter findet, sind Mehrfach- und Intensivtäter stark gefährdet auch in ihrer weiteren Entwicklung kriminelle Handlungen zu begehen. In der folgenden Arbeit befasse ich mich mit eben dieser Gruppe.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Vomort
- Ursachen delinquenten Verhaltens von Kindern
- Vier Theorien zur Entstehung delinquenten Verhaltens
- Biologisches Modell
- Anomietheorien
- Sozialisationstheorien
- Selektionstheorien
- Hypothetische Wechselwirkung von Sozialisation und Selektion
- Vier Theorien zur Entstehung delinquenten Verhaltens
- Erfahrungsberichte aus der Praxis
- Verantwortungsebenen für die Verhinderung von Kinderdelinquenz
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Ursachen delinquenten Verhaltens von Kindern, insbesondere mit der Gruppe der sogenannten Mehrfach- und Intensivtäter. Sie analysiert verschiedene Theorien zur Entstehung von Kriminalität und beleuchtet die Rolle von biologischen Faktoren, sozialen Strukturen, und individuellen Sozialisationsprozessen. Die Arbeit bezieht sich auf empirische Befunde und Praxisberichte, um die Komplexität der Problematik aufzuzeigen und Handlungsmöglichkeiten für die Verhinderung von Kinderdelinquenz zu diskutieren.
- Biologische Modelle zur Entstehung delinquenten Verhaltens
- Soziologische Ansätze, insbesondere Anomietheorien
- Sozialisationstheorien und die Rolle von Familie und Umwelt
- Der Labeling Approach und die Bedeutung von Etikettierungsprozessen
- Die Wechselwirkung von Sozialisation und Selektion
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der Datenerfassung im Bereich der Kinderdelinquenz und die hohe Dunkelziffer. Es stellt fest, dass Kinder in der Gesellschaft ein höheres Maß an Verständnis und Toleranz erfahren, was zu einer selektiven Anzeigebereitschaft führt. Es wird auf die Bedeutung des Wohnumfeldes und die Entwicklungstendenzen im Kindesalter eingegangen.
Das zweite Kapitel stellt vier Theorien zur Entstehung von Kriminalität vor: das biologische Modell, Anomietheorien, Sozialisationstheorien und Selektionstheorien. Das biologische Modell fokussiert auf genetische Faktoren und ihre mögliche Rolle bei der Entstehung von delinquenten Verhaltensweisen. Anomietheorien erklären Kriminalität als Folge von gesellschaftlichen Widersprüchen und dem Konflikt zwischen kulturellen Zielen und den Möglichkeiten, diese legal zu erreichen. Sozialisationstheorien betonen die Bedeutung von Familie und Umwelt für die Entwicklung von Kindern und die Rolle von Sozialisationsdefiziten bei der Entstehung von Delinquenz. Der Labeling Approach, eine Selektionstheorie, erklärt Kriminalität als Ergebnis von Etikettierungsprozessen durch Instanzen sozialer Kontrolle.
Im dritten Kapitel wird die Hypothetische Wechselwirkung von Sozialisation und Selektion diskutiert. Es wird argumentiert, dass kein einzelner Ansatz die Komplexität der Entstehung von Kriminalität vollständig erklären kann und dass ein wechselseitiger Interaktionsprozess zwischen Individuum und Gesellschaft entscheidend ist.
Das vierte Kapitel präsentiert Erfahrungsberichte aus der Praxis und die Ergebnisse eines Expertenhearings. Es wird deutlich, dass die Gruppe der Mehrfach- und Intensivtäter häufig aus sozial schwachen Familienverhältnissen stammt und unter verschiedenen psychosozialen Defiziten leidet. Die Arbeit zeigt, dass es sich primär um ein pädagogisches Problem handelt, bei dem die kriminellen Handlungen als Symptom einer tiefgreifenderen Entwicklungsstörung zu betrachten sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kinderdelinquenz, Mehrfach- und Intensivtäter, Ursachenforschung, biologische Modelle, Anomietheorien, Sozialisationstheorien, Selektionstheorien, Labeling Approach, Sozialisationsdefizite, Familienverhältnisse, Wohnumfeld, Dunkelfeld, Expertenberichte, Jugendhilfe, Prävention.
- Citation du texte
- Heike Strobl (Auteur), 2000, Kriminelle Delikte strafunmündiger Kinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/476
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.