Beim Schulpraktikum prasselten viele neue Dinge auf mich ein. Neben der viel zu wenigen Zeit für die Unterrichtsvorbereitung (vgl. HH-Lehrerarbeitszeitmodell), dem Kennenlernen von einem Dutzend Kollegen und über hundert Schülern (ich war hauptsächlich in den vier Geschichtskursen von Frau Ute Heinrichs), dazu hospitieren bei ganz unterschiedlichen Kollegen in vier verschiedenen Fächern (Philosophie, GMK/Politik, Deutsch, Geographie) kommen für den voll im Schuldienst stehenden noch die Koordination zwischen den Lehrern, inkluse übler Nachrede etc., das kräftezerrende Sitzungsprogramm, die nervenaufreibende Elternarbeit (vor denen sich die meisten Lehrer am meisten fürchten. ) und vieles mehr, dazu.
Alle diese Betätigungs- oder auch Problemfelder gehören zum Schulalltag und laufen zusammen bei einer Person, der des Lehrers.
Der Lehrer soll alle skizzierten und noch viele andere Aufgaben erledigen, dabei in allen Bereichen ein hohes Maß (auch an persönlicher) Kompetenz ausstrahlen und dazu den Blick und die Zeit für die besondere Situation (Schüler/Klassen/Familien in Problemsituationen, Einschalten von professioneller/medizinischer Hilfe, Klassenfahrten etc.) nicht verlieren.
Anstatt die vielen Einzelphänomene, die ich beobachtet habe, gesondert und mit versuchter Objektivität zu untersuchen, werde ich mich im Folgenden, auch zum Einüben dieser Rolle, mit der Person des Lehrers auseinandersetzen. Im Mittelpunkt soll die erste von mir gehaltene Unterrichtsstunde stehen, in deren Transskription man anhand vieler Fehler die Schwierigkeiten vom Multitasking aufzeigen kann. Gerade für einen Anfänger lässt sich mit Hilfe eines guten Transskriptes die Probleme vom gleichzeitigen Reden, Mitdenken, die Klasse im Auge behalten, alle gerecht drannnehmen, jede Äußerung ernstnehmen und auf wichtige Abweichungen eingehen, sowie dabei den gewünschten Verlauf, die Zielvorgabe und die Zeit im Auge zu behalten, gut aufzeigen.
Ausgehend von der These, dass Lernverhalten auch immer zu großen Teilen Imitation derer ist, die es können oder die bewußte Nicht-Imitation derer, von deren Fehlern man gelernt hat spielt hospitieren und hospitiert werden für mich eine große Rolle bei der Einübung der Lehrerrolle.
Inhaltsverzeichniss
1.0 Einleitung
2.0 Perspektiven der Lehrerrolle:
2.1 Der Umgang mit Stress
2.2 Zusammenarbeit / Teamteaching
2.3 Eigene Stärken und Schwächen
3.0 Mittelpunkt der Beobachtung: Mein 1. Unterricht
3.1 Transskript der U-Stunde
3.2 Warum gerade dieser Unterricht ?
3.3 Multitasking
3.4 Superversion zur U-Einschätzung
4.0 Hospitationen bei anderen Lehrern
5.0 Abschließende Diskussion
6.0 Anhang:
6.1 Geplanter Stundenverlauf als Vergleich
1.0 Einleitung
Beim Schulpraktikum prasselten viele neue Dinge auf mich ein. Neben der viel zu wenigen Zeit für die Unterrichtsvorbereitung (vgl. HH-Lehrerarbeitszeitmodell), dem Kennenlernen von einem Dutzend Kollegen und über hundert Schülern (ich war hauptsächlich in den vier Geschichtskursen von Frau Ute Heinrichs), dazu hospitieren bei ganz unterschiedlichen Kollegen in vier verschiedenen Fächern (Philosophie, GMK/Politik, Deutsch, Geographie) kommen für den voll im Schuldienst stehenden noch die Koordination zwischen den Lehrern, inkluse übler Nachrede etc., das kräftezerrende Sitzungsprogramm, die nervenaufreibende Elternarbeit (vor denen sich die meisten Lehrer am meisten fürchten. ) und vieles mehr, dazu.
Alle diese Betätigungs- oder auch Problemfelder gehören zum Schulalltag und laufen zusammen bei einer Person, der des Lehrers.
Der Lehrer soll alle skizzierten und noch viele andere Aufgaben erledigen, dabei in allen Bereichen ein hohes Maß (auch an persönlicher) Kompetenz ausstrahlen und dazu den Blick und die Zeit für die besondere Situation (Schüler/Klassen/Familien in Problemsituationen, Einschalten von professioneller/medizinischer Hilfe, Klassenfahrten etc.) nicht verlieren.
Anstatt die vielen Einzelphänomene, die ich beobachtet habe, gesondert und mit versuchter Objektivität zu untersuchen, werde ich mich im Folgenden, auch zum Einüben dieser Rolle, mit der Person des Lehrers auseinandersetzen. Im Mittelpunkt soll die erste von mir gehaltene Unterrichtsstunde stehen, in deren Transskription man anhand vieler Fehler die Schwierigkeiten vom Multitasking aufzeigen kann. Gerade für einen Anfänger lässt sich mit Hilfe eines guten Transskriptes die Probleme vom gleichzeitigen Reden, Mitdenken, die Klasse im Auge behalten, alle gerecht drannnehmen, jede Äußerung ernstnehmen und auf wichtige Abweichungen eingehen, sowie dabei den gewünschten Verlauf, die Zielvorgabe und die Zeit im Auge zu behalten, gut aufzeigen.
Ausgehend von der These, dass Lernverhalten auch immer zu großen Teilen Imitation derer ist, die es können oder die bewußte Nicht-Imitation derer, von deren Fehlern man gelernt hat spielt hospitieren und hospitiert werden für mich eine große Rolle bei der Einübung der Lehrerrolle.
2.0 Perspektiven der Lehrerrolle
Im Allgemeinen hat der Wechsel von der Schüler- zur Lehrerolle geklappt. Trotz des geringen Altersunterschiedes (ich bin 25 Jahre alt und einige der 12. Klässler bereits 19, ein afghanischer Schüler, dessen genauer Geburtstag nicht bekannt ist, wohl schon mindestens 21 Jahre alt) wurde ich als Lehrperson akzeptiert. Erstaunlicherweise hat mich im Unterricht niemand und auch in den Pausen selten jemand geduzt.
In der Lehrerrolle fühlte ich mich wohl und bin auch, nach Aussage von Frau Heinrich, auf einem guten Weg, einen eigenen Stil zu finden. Dieser Stil wird wohl nicht zu anbiedernd-kumpelhaft sein, da ich dies auch sowohl als Schüler bei Lehrern, als auch jetzt bei Kollegen nicht sehr angenehm finde. Ich versuche ehrlich zu sein und wenn ich einen schlechten Tag habe oder mit den Gedanken ganz woanders bin, dann sage ich das lieber direkt, damit die Schüler wissen, woran sie sind und das etwaige Fehler nicht ihre Schuld sind. Im besten Fall, so habe ich es auch erlebt, greifen einem die Schüler in der Oberstufe dann etwas unter die Arme und weisen draufhin, an welcher Stelle wir gerade sind und wo es weiter geht.
Auch ohne anbiedernd-kumpelhaft zu sein, kann man im Unterricht viel Spass haben und offen-respektvoll miteinander umgehen. Dabei möchte ich als Lehrer in meinem Auftreten verlässlich sein, in den Anweisungen genauso wie als Person. Damit Schüler wissen, wo sie dran sind. Niemand erwartet, dass ich alles weiß. Wenn im Unterricht aber Fragen aufgeworfen werden, die ich nicht beantworten kann, so ist es meine Hausaufgabe, dies nachzuschlagen und den Schülern befriedigende Antworten zu erteilen.
2.1 Der Umgang mit Stress
Das Praktikum als Gesamtes, den eigenen Unterricht, vor allem aber auch die vielen Hospitationsstunden bei Kollegen habe ich als positiv-anstregend erlebt. Die für Studenten unüblichen frühen Anfangszeiten in der Schule (1. Stunde beginnt um 7:55 Uhr) waren gewöhnungsbedürftig, nach der Eingewöhnungsphase aber dann sehr angenem, da man das Gefühl verspürrt, viel getan zu haben.
Im Unterricht vor der Klasse zu stehen lässt einen sehr konzentriert und positiv-angespannt sein. Wie im Sport ist man in den, meist zweimal 45 minütigen, Stunden hellwach und positiv überrascht, wieviele Aufgaben des Multitasking man gleichzeitig erledigen kann. Die volle Konzentration auf alles, was passiert, gesagt wird, den geplanten Verlauf und die Zeit ist eine sehr befriedigende Arbeit.
Gleichzeitig fällt die Anstrengung während des Unterrichts weniger auf, als am Nachmittag, wenn man zur Ruhe kommt. Das viele Lehrer nach dem Schulvormittag erstmal komplett abschalten, etwas ganz anderes machen oder sogar den berühmten Lehrerschlaf am Nachmittag schlafen ist nur verständlich und am eigenen Körper nachvollziehbar. Gleichzeitig kann der Arbeitsrhytmus von voller Konzentration am Morgen, einer Erholungsphase am nachmittag und dann wieder konzentriertes Arbeiten (oft bis spät in die Nacht) sehr produktiv und angenehm sein.
Ähnlich wie beim Sport fällt nach der Hochkonzentrationsphase die Anspannung von einem ab. Ich habe bei mir erlebt, wie ich grippekrank im Unterricht nichts davon verspürte, nach außen hin scheinbar topfit unterrichtete und erst nach dem Unterricht wieder Kopfschmerzen, Halsschmerzen etc. verspürte. Dies passt auch zu dem oft beschriebenen Phänomen, das Lehrer sich meist in den Ferien ihre Krankheiten nehmen, bzw, diese dann ausbrechen, weil man sich den Schulalltag durchgeschleppt hat.
2.2 Teamteaching
Zu zweit zu unterrichten ist eine schwierige Arbeit, die mehr Vorbereitung, klare Absprache und ein gutes Harmonieren der beiden Lehrkräfte erfordert.
Bei der Vorbereitung der Stunden empfand ich das gemeinsame Erarbeiten des Ablaufs mit dem zweiten Praktikanten als sehr hilfreich, weil ich oft eigene Denkfehler nicht sehr und in der Diskussion über eine bestimmte Vorgehensweise wesentlich krativer bin, als alleine. Auch setze ich oft den Anforderungsgrad für die entsprechende Lerngruppe zu hoch und versuche zuviel methodisches Feuerwerk einzubauen, anstatt eine Phase gründlich abzuschließen. Deswegen bin ich in der Planungsphase für jede Korrektur eines zweiten Teamteachers danbar.
Im Unterricht müssen die einzelnen Phasen klar gegeliedert sein und für die Schüler jederzeit erkenntlich, wer gerade der Ansprechpartner ist. Jede Phase muss klar von einem der Teamteacher geleitet werden und der andere nur auf Nachfrage vom jeweils leitenden einspringen, um zu ergänzen oder korrigieren.
Dies lief bei der ersten Unterrichtsstunde (siehe Transskription, S. 7 unten) falsch, als der an der Tafel stehende (Co-) Teacher zur Manifestation der Ergebnisse nur auf den leitenden Lehrer fixiert war und diesen, ungeachtet der Schülerbeiträge, fragte: "Was soll ich den jetzt anschreiben?"
Im Unterricht ist es grundsätzlich sehr hilfreich, zu wissen, das unter den Schülern jemand sitzt, der sich auch intensiv auf diesen Unterricht vorbereitet hat und jederzeit, wenn man selber den roten Faden verloren hat, oder ein Detail nicht weiß, helfend einspringen kann. Auch für die Schüler kann ein Wechsel der Ansprechperson, wenn jeder Bereich klar umrissen ist, oder jeder Teamteacher als Experte für eine Fragestellung vorgestellt wird, gut und abwechslungsreich sein.
Allerdings muss in Gruppenarbeitsphasen, wenn zwei oder sogar mehr Lehrer im Raum sind und sich dann auf die Gruppen aufteilen, darauf geachtet werden, das sie sich zurückhalten. Die Schüler müssen in Gruppenarbeitsphasen erstmal selbst arbeiten und nicht sofort den Lehrer, der in ihrer Gruppe sitzt, als Ansprechpartner oder sogar Beantworter der aufgeworfenen Fragen in Anspruch nehmen (vgl. Transskription, S, 9 mitte).
Generell scheint mir das allein verantwortliche Unterrichten besser zu liegen. Unterricht ist eine lebendige Angelegenheit, die vorher nicht exakt geplant werden kann. Deswegen können spontane Änderungen im Ablauf auch schwer zwischen den Teamteachern im Unterricht diskuttiert werden. Weil aber gerade durch diese spontanen Änderungen, zum Beispiel bei völlig unerwartet auftauchenden interessanten Fragen, der Unterricht nur durch die Abweichung vom ursprünglichen Plan lebt, kann ein alleinverantwortlicher Lehrer besser darauf reagieren.
Auch das Gefühl, alle Multitaskingbereiche selbstständig abzudecken und für den gesamten Unterricht mit seinen Fehlern und guten Seiten die Verantwortung zu übernehmen, ist mir lieber. Bei selbstständiger Verantwortung können die Stärken und Schwächen des einzelnen Lehrers stärker zu Tage treten und auch daran, nach genauer Analyse besser gearbeitet werden.
2.3 Zusammenarbeit an der Schule
Beide Praktikanten von Frau Heinrichs waren vor ihrem Praktikum dem Gesamtschulsystem gegenüber negativ eingestellt. Dies hat sich im Laufe des Praktikums an einigen Stellen gewandelt.
Abgesehen von der sehr guten Zusammenarbeit mit Frau Heinrichs standen und auch bei unseren vielen Hospitationsstunden die Türen aller anderen Lehrer offen. Auch beim spontanen Fragen direkt vor dem Unterricht dürften wir immer zuschauen. Dabei sahen wir sehr unterschiedliche Lehrertypen, guten und schlechten Unterricht. Gerade, wenn man bei schlechtem Unterricht hospitiert, kann man davon viel lernen. Im anschließendem Gespräch, an dem viele Lehrer auch sehr interessiert waren, wurden sehr selbstkritsch auch eigene Fehler angesprochen (O-Ton eines Lehrers: "Mein Unterricht war grottenschlecht, ich bin schon seit Tagen nicht so gut drauf!").
Das einige Lehrer bei ihrem Unterricht die Tür zum Flur offen lassen, so das jeder hereinschauen kann, hat uns positiv überrascht.
Es herrscht eine gute Atmosphäre zwischen den Lehrern an der Gesamtschule Bergedorf, worum sich auch der Schulleiter Herr Dr. Hagener stets erfolgreich bemüht. Selbstverständlich bleiben kleine Tuscheleien über Kollegen und auch Äußerungen von spaßig bis diffarmierend über andere Lehrer nicht aus, generell ist das Arbeitsklima aber als gut zu bezeichnen.
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- Quote paper
- Simon Hollendung (Author), 2004, Praktikumsbericht zum Integrierten Schulpraktikum, Thema und Beobachtung: Die Lehrerrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47610
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