Die vorliegende Arbeit findet ihren Anlass in den gegenwärtigen Diskussionen und Kontroversen um die aktuellen Erkenntnisse der Hirnforschung. Unter Betrachtung der Forschungsergebnisse deutet sich die Notwendigkeit an, Paradigmen aus Nachbarwissenschaften zu hinterfragen.
Die gedankliche Konsequenz die Grenzen zwischen Beschreibungssystemen für neuronale und psychische Prozess überbrücken zu wollen, wird von den Nachbardisziplinen tendenziell skeptisch gewertet. Als besondere Herausforderung in den zur Zeit geführten Diskussionen stellt sich demnach die Frage, ob es überhaupt möglich ist, die jeweiligen spezifischen Termini und Grundlagen reduktionistisch in einer Basiswissenschaft zu definieren.
Der Frankfurter Neurophysiologe Wolf Singer hält einen interdisziplinären Brückenschlag langfristig gesehen für unumgänglich, damit die Erkenntnisse, die in Geistes- und Naturwissenschaften gewonnen werden, dienlich und überprüfbar werden. Das Resultat dieses Paradigmenwechsels könnte die gleichwertige Partizipation der beteiligten Wissenschaftszweige sein.
In der vorliegenden Arbeit wird das Ziel verfolgt diesen interdisziplinären Brückenschlag aus dem erziehungswissenschaftlichen Fokus zu betrachten. Das Fundament bilden dabei die Ergebnisse der Hirnforschung, wie sie Wolf Singer in seinem Buch „Beobachter im Gehirn“ dargestellt hat.
Mit der vorliegenden Untersuchung wird demnach der Anspruch verfolgt, den Anregungen und Erkenntnissen der aktuellen Hirnforschung insofern Rechnung zu tragen, als eine interdisziplinäre Öffnung der Erziehungswissenschaft auf der Basis neurowissenschaftlicher Erkenntnisse bemüht wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Natur des menschlichen Gehirns aus Sicht des Neurophysiologen Wolf Singer
- 1.1 Die Evolution des menschlichen Gehirns
- 1.1.1 Biologische Evolution
- 1.1.2 Kulturelle Evolution
- 1.2 Die Bindung des Gehirns
- 1.2.1 Wahrnehmung - Bewusstsein - Empfindung - Ich-Identität
- 1.2.2 Bindungsprobleme
- 1.2.3 Der freie Wille
- 2 Aspekte der Interdisziplinarität anhand eines Exkurses in die Natur- Geistes- und Sozialwissenschaften
- 2.1 Biochemie
- 2.1.1 Anatomie und Funktionen des Nervensystems
- 2.1.2 Bezugnahme zu Ergebnissen der Neurophysiologie
- 2.2 Philosophie
- 2.2.1 Freier Wille
- 2.2.2 Bezugnahme zu Ergebnissen der Neurophysiologie
- 2.3 Psychologie
- 2.3.1 Entwicklung, Lernen, Motivation
- 2.3.2 Bezugnahme zu Ergebnissen der Neurophysiologie
- 2.4 Soziologie
- 2.4.1 Systeme
- 2.4.2 Bezugnahme zu Ergebnissen der Neurophysiologie
- 2.5 Zwischenbilanz
- 3 Rückschlüsse auf erziehungswissenschaftliches Denken
- 3.1 Erziehung
- 3.1.1 Neurowissenschaftliche Forderungen
- 3.1.2 Konzeptionelle Perspektiven
- 3.2 Bildung
- 3.2.1 Neurowissenschaftliche Forderungen
- 3.2.2 Konzeptionelle Perspektiven
- Fazit
- Glossar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung aktueller Erkenntnisse der Hirnforschung für das erziehungswissenschaftliche Denken. Sie analysiert die Ergebnisse der Hirnforschung, insbesondere die von Wolf Singer, und untersucht deren Relevanz für verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, einschließlich Philosophie, Psychologie und Soziologie.
- Die Evolution des menschlichen Gehirns
- Die Interdisziplinarität von Hirnforschung und anderen Wissenschaften
- Die Relevanz von Hirnforschungsergebnissen für erziehungswissenschaftliche Konzepte
- Die Bedeutung des freien Willens im Kontext der Hirnforschung
- Die Frage, ob und wie Hirnforschung die Grenzen zwischen verschiedenen Disziplinen überbrücken kann.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Notwendigkeit, Paradigmen aus verschiedenen Wissenschaften zu hinterfragen, angesichts der aktuellen Erkenntnisse der Hirnforschung. Das erste Kapitel behandelt die Natur des menschlichen Gehirns aus der Sicht von Wolf Singer und betrachtet die biologische und kulturelle Evolution des Gehirns, sowie die Bindung des Gehirns.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Interdisziplinarität der Hirnforschung und betrachtet Aspekte der Biochemie, Philosophie, Psychologie und Soziologie im Zusammenhang mit den Erkenntnissen der Hirnforschung. Es werden Gemeinsamkeiten und Diskrepanzen zwischen den Erkenntnissen der jeweiligen Disziplinen und denen der Hirnforschung aufgezeigt.
Das dritte Kapitel schließlich zieht Rückschlüsse auf das erziehungswissenschaftliche Denken und stellt Forderungen auf, die aus den Erkenntnissen der Hirnforschung resultieren. Es werden neurowissenschaftliche Forderungen und konzeptionelle Perspektiven für Erziehung und Bildung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Hirnforschung, Neurophysiologie, interdisziplinäre Forschung, Erziehungswissenschaft, Entwicklung, Kultur, freier Wille, Philosophie, Psychologie, Soziologie und Bildung.
- Arbeit zitieren
- Swenja Braun (Autor:in), 2005, Aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung und ihre Bedeutung für erziehungswissenschaftliches Denken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47544