Nach dem II. Weltkrieg zeigte es sich wieder, wie die Macht der Rache, der Rausch des Sieges, die Gier nach Eroberungen, die Trieb zur Vergewaltigung, der Schock über die KZs des Nationalsozialismus erst einmal alle christlichen und völkerrechtlichen Grundsätze der abendländischen Zivilisation über den Haufen warfen. Doch der Phase der Willkür, des Übermuts und der Gleichgültigkeit folgte zur Ehrenrettung der Zivilisation bald die Phase der Rückbesinnung darauf, wenigstens in den West-Zonen, dass man ja ausgezogen war, um Hitler zu besiegen und eine verbrecherische Ideologie zu vernichten, nicht aber Menschen, die von ihr befallen waren. Kein Siegerstaat war angetreten, die Deutschen befreien zu wollen, wie das oft so halsbrecherisch gedeutet wird. Der fortgeführte Krieg im Frieden mit Millionen von Heimatvertriebenen und Toten war eine Katastrophe, der sich Wissenschaftler des linksliberalen Lagers erst in letzter Zeit zu nähern wagen. Doch wahrscheinlich ist der Abstand nötig, damit Generationen von Geisteswissenschaftlern und Philosophen, die selber nicht zu den Betroffenen gehören, diesem emotional aufgeladenen Thema mit kühlem Kopf, aber warmherzig der historischen Wahrheit ihre Würde zu geben vermögen. Vom Ende der DDR her lässt sich mit dem in Rostock lehrenden Prof. Werner Müller (geb.1948) sagen, dass sie weder eine längerfristige und in sich stabile "deutsche Möglichkeit" war, noch (…) "eine eigenständige und legitime Antwort auf die Katastrophe von 1933 bis 1945" darstellte. Sie war, genau besehen, die Fortführung dieser Katastrophe in eine der längsten Friedensperiode hinein, die es bisher in Europa gab. Vier Millionen Menschen flüchteten in diesem Frieden unter Einsatz des Lebens und unter Aufgabe allen Besitzes in den Westen. Über 1000 zumeist junge Menschen verloren ihr Leben bei einem der verschiedenen Fluchtversuche zu Land, zu Luft und zu Wasser. Viele Städte oder historische Stadtteile, die heil den Krieg überstanden hatten, zerfielen trotz großer Wohnungsnot dermaßen rasant, so dass der dort aufgekommene Spruch „Ruinen schaffen ohne Waffen“ die Situation mit nur geringer Zuspitzung beschrieb. Neben brutalem Raubbau und einhergehender Naturzerstörung wurden auch Kulturdenkmale wie die Dresdner Sophienkirche, die Leipziger Universitätskirche, die Potsdamer Garnisonskirche oder das Berliner Stadtschloss aus politischen Gründen gesprengt. Die marxistische Ideologie erwies sich als ein Sprengsatz im wahrsten Sinne des Wortes.
Inhalt
I. Vorbemerkung
II. Rückblickende Vorsicht
III. Von der Schwierigkeit, Wohlstandsbürgern eine Diktatur zu erklären
IV. Der Kaiser war nackt, doch wen interessierte das schon?
V. Wie sah die Ausgangslage aus?
VI. Die so genannte Justizreform
VII. Die so genannte Bildungsreform
VIII. Die unterschätzte Ideologie
IX. Es muss demokratisch aussehen
X. Die Neugründung der Parteien
XI. Halb zog sie ihn, halb sank sie hin: die SPD zur KPD
XII. Ja, mach nur einen Plan
XIII. „Volkspolizei“ und geheime Mitarbeiter
XIV. VEB Kunstkombinat
XV. Hinein in die falschen Fünfziger
XVI. Resümee?
XVII. Literaturverzeichnis
I. Vorbemerkung
Unmittelbar nach dem II. Weltkrieg glaubten die Alliierten offensichtlich, auf deutschem Boden einen rechtsfreien Raum betreten zu haben, denn anders lassen sich die zum Teil irrwitzigen Befehle, die sie erließen, nicht deuten. Während die deutschen Männer in der französischen Besatzungszone angewiesen wurden, vor den Besatzern „ehrerbietig“ den Hut zum Gruße abzunehmen, mussten die Menschen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) vorerst nach Moskauer Ortszeit arbeiten; und die US-Amerikaner ließen Stadträte in ihrer Zone Leichen mit bloßen Händen umbetten. An den feuchten Ufern der Rheinniederung und seiner Nebenflüsse, zwischen Rheinberg und Bad Kreuznach, pferchten die US-Sieger mehr als eine halbe Million deutsche Soldaten auf Äckern und Wiesen zusammen. Wahrscheinlich kennt die Weltgeschichte keine größere Ballung von Gefangenen auf so wenigen Quadratkilometern. Der Soldat und spätere Hochschulpfarrer Hermann Kiefer (geb. 1921) hat in einem dieser Rheinwiesenlager unterm Sternenzelt „gehaust“, das 10 km von seinem Heimatort Speyer entfernt auf dem Ackerboden von Böhl errichtet wurde, wo im Frühjahr 1945 von den 70.000 bis 80.000 Eingepferchten täglich 30 bis 40 vor Hunger und Kälte umkamen: Das eigentliche Thema ist der Hunger. Er wird zum treuesten Begleiter bei Tag und Nacht. Es gibt keine Gewöhnung an ihn. Im Gegenteil: je länger er andauert, desto reißender wird er, desto mehr beschlagnahmt er das ganze Bewusstsein. Und er wird umso intensiver empfunden, als es keine Abwechslung durch Arbeit gibt, andererseits aber der Kalorienverbrauch sehr hoch ist, denn Stehen bei Tag und Nacht ist anstrengend und ungemein kraftraubend. Nach wenigen Tagen beginnt es überdies zu regnen, und teilweise ist der Regen noch mit Schnee gemischt. Die Kleidung ist bald durchnässt…[1] Am tiefsten jedoch prägte sich diesem sensiblen und begnadeten Überlebenden ein, dass es unter physischen Extrembedingungen Einsichten und innere Erlebnisse geben kann, die die Gewissheit verleihen, dass es eine geistige Dimension der Wirklichkeit gibt, welche die natürliche Abhängigkeit des Geistes von seinen materiellen Bedingungen weit übersteigt.[2]
Schon nach dem I. Weltkrieg schienen die demokratischen Siegermächte von allen guten Geistern verlassen gewesen zu sein. Wo war denn, fragt heute der Philosoph Günter Rohrmoser (geb.1927), im Versailler Vertrag Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu finden? Was hat der Westen hier im Namen der Zivilisation getan? Er hat einen „Friedensvertrag“ geschlossen, der den Keim für Hitler in sich getragen hat. Das war damals die große „Leistung“ der westlichen Zivilisation gegen die Barbaren.[3] Und nach dem II. Weltkrieg, der nun eindeutig von Hitler (1989-1945) und seinen Helfershelfern ausging, ohne eine gewisse sowjetische und polnische Mitschuld unterschlagen zu wollen, zeigte es sich wieder, wie die Macht der Rache, der Rausch des Sieges, die Gier nach Eroberungen, die Trieb zur Vergewaltigung, der Schock über die Konzentrationslager des Nationalsozialismus erst einmal alle christlichen und völkerrechtlichen Grundsätze der westlichen und abendländischen Zivilisation über den Haufen warfen: Viehwaggons für die Deportation, die Beschlagnahmungs- und Ausweisungskommandos, erreichte Grenzen und Übergangsstellen, die Evakuierungsschiffe, die Marschkolonnen die Fluchtbrücken, die Brutalität des Deportationsvorgangs, die Selektion und die Ausgrenzungsmechanismen, die Zeichnung durch Armbinden, die Flüchtlingstrecks vor allem, die Barackenlager und Zeltstädte; auch Orte der Greuel und Schocks. Solche Bilder sind Bestandteile des traumatisierten nationalen Gedächtnisses: die Trecks auf dem Eis des Frischen Haffs, die Deportationszüge nach Kasachstan, die Friedhöfe der katholischen Litauer bei Igarka usf.[4]
Der wackere Kardinal Clemens August Graf von Galen (1878-1946), der schon die Nationalsozialisten zur Weißglut gebracht hatte, was ihn bald als „Löwen von Münster“ bekannt werden ließ, erlaubte sich nach dem Krieg, ebenso unerschrocken gegen völkerrechtswidrige Übergriffe der Besatzungsmächte, gegen die Kollektivschuldthese und die rücksichtslose Vertreibung Deutscher aus den Ostgebieten zu protestieren. Er warnte, weil er wusste, dass dadurch der Siegeszug der bolschewistischen Ideen weit über die Grenzen der russischen Besatzungszone hinaus seinen Lauf nehmen wird. Unerhört ging dann trotzdem, nach einem Wirtschaftswunder-Zwischenspiel, die westdeutsche Geschichte ihren sozialistischen Gang: Wenn Du irgendwann mal in den Westen kommst, wirst Du entsetzt sein, wie unglaublich links die Bundesrepublik Deutschland ist.[5] Das sagte in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bei einem Treffen unter Brüdern in einer Prager Schwarzbierkneipe der eine, der schon im Westen wohnte, dem anderen, der nach dem Westen wollte. Da regierte noch ein Herr Dr. Kohl. Später konnte ein deutscher Außenminister, der jahrelang zum beliebtesten Politiker gekürt wurde, sogar sagen: Ich entdecke immer mehr, wie sehr ich doch Marxist geblieben bin.[6] In der gleichen Deutlichkeit ist auch der politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Abstieg Deutschlands erkennbar geworden. Doch kaum jemand kann oder will sich die hintergründigen Ursachen erklären. Der Lektor, Übersetzer, Verlagsleiter und Hochschullehrer Professor Hans Joachim Störig (geb. 1915) schrieb in seiner erfolgreichen „Kleinen Weltgeschichte der Philosophie“ unüberbietbar deutlich: Die anderthalb Jahrhunderte, die seit dem Erscheinen des „Kommunistischen Manifests“ verstrichen sind, haben zwar nicht den endgültigen Sieg des Kommunismus gebracht; gleichwohl sind sie in hohem Maß durch das Wirken Marxens und seiner Nachfolger geprägt. Nicht nur, dass in den Sozialwissenschaften (und dem breiten Spektrum philosophischer Theorien, die sich, von Marx angeregt, im demokratischen und „kapitalistischen“ Westen ausgebildet haben) Marx überall gegenwärtig ist – im geistigen Klima, im allgemeinen Bewusstsein dieser Zeit sind Marxsche Gedanken so stark wirksam, dass auch das Weltbild von Denkern (und Normalbürgern) vom Marxismus eingefärbt ist, die es empört zurückweisen würden, als Marxisten zu gelten.[7]
Nun, es gibt durchaus institutsleitende Wissenschaftler, die wie der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel ein privilegiertes bürgerliches Leben führen und Marx noch heute solche entzauberten „Revoluzzer“ offensiv verteidigen. Sie setzten sich im Umfeld der 68er Bewegung intensiv mit Marx und anderen Marxisten auseinander und haben leider so gut wie nichts dazu gelernt. Woher auch? Dem Verstehen geht, das erkannte schon der Philosoph Wilhelm Dilthey[8] im 19. Jahrhundert, bekanntlich das Erleben voraus. Man kann schon froh sein, wenn andere Wissenschaftler, die von den 68ern geprägt wurden, dann wie der Historiker Paul Nolte (geb. 1963) wenigstens ihre Vorbehalte gegen Marx noch zu formulieren in der Lage sind: „Die Art seines Denkens und Schreibens, wie er sich mit anderen auseinander setzt, empfinde ich als menschenverachtend, da sind die Fundamente der Missachtung von Andersdenkenden angelegt.“[9] Immerhin – dem „Spiegel“ sei Dank, dass hier etwas auf naive Weise zur Sprache kommt, was der Politikwissenschaftler und Jurist Konrad Löw[10] schon Jahre zuvor auf profunde Weise verbreitete, aber in jenen Kreisen, die sich für die tonangebenden Intellektuellen halten, mit Hohn und Häme überschüttet wurde.
„Die meisten 68er, die damals schon in völliger Verkennung aller Realitäten und heute viele noch immer sowohl als Wissenschaftler oder als Regierende gar nichts anderes konnten, als an jeder Stelle zu versagen, bildeten um sich eine Gesellschaft, die sich „rhetorisch qualifiziert hat als besonders scharfe Betrachterin von politischen Unrechtssystemen und Entwicklerin von Maßstäben des ‚Nie wieder!’ und ‚Niemals vergessen!’.“[11] Doch die 2. Diktatur auf deutschem Boden übersahen sie ebenso geflissentlich wie alle anderen kommunistischen Terror-Territorien dieser Welt. Es war aus ihrer perversen Sicht freilich logisch, alle Opfer deutscher emanzipatorischer Bewegungen im 20. Jahrhundert klein zu rechnen, weil diese Generation in unverschämter Weise für sich beansprucht, die erste zu sein, in Deutschland die wahre „Freiheit und Demokratie“ eingeführt zu haben. Jeder, der aus einer Diktatur in die Bundesrepublik kam, glaubte anfangs, es würde sich hier „trotz aller Hindernisse am Ende doch die Vernunft durchsetzen“, denn das sei ja die „zwingende Logik der Demokratie“, wie der ebenfalls in der DDR sozialisierte Publizist Thorsten Hinz in seiner Dankrede nach der Verleihung des Gerhard-Löwenthal-Preises es ausdrückte, um enttäuscht festzustellen, dass „beide deutschen Staaten eine verdorbene Mitgift in die ungleiche Ehe eingebracht haben“. Der seit 1997 in Schweden lebende Schriftsteller Ulrich Schacht, geboren 1951 im sächsischen Frauenzuchthaus Hoheneck, wo seine Mutter als „Politische“ einsaß, obwohl sie nur wegen ihrer Liebe zu einem russischen Offizier hinter Gittern verschwinden musste, charakterisierte die 68er Neomarxisten klipp und klar: „Das einzige, was sie zu feiern in der Lage sind, sind ihre Feiertage aus den 60er Jahren, die vom Angriff auf die Demokratie geprägt waren. Das sind ihre großen Jahre. Da sind sie Opfer gewesen. Wovon, von wem, von was? Mit diesen Mythen und Legenden gehen sie nicht nur hausieren und spekulieren auf eine Generation, die von kapitalistisch-profitorientierten, geisteskranken Privatsendern sozusagen tiefenstrukturell verdummt wurde, sondern sie lügen auch dreist und frech, wenn Im Bundestag beispielsweise die Diskussion darum geht. Das sind dieselben Leute, die den Arbeitern des 17. Juni zeitweilig die Würde rauben wollten, dass das Freiheitskämpfer waren. Das sind dieselben Leute, die zeitweilig den Widerstandskämpfern des 20. Juli die Würde nehmen wollten, weil sie nicht für das bundesrepublikanische Modell à la ‚Joschka’ Fischer gekämpft haben. Soweit geht ja der Größenwahn dieser Leute.“[12]
Schlimmer ist fast, dass es keine echte politische Opposition dazu gibt, denn alle Parteien „sind beherrscht von solch hochprofessionellen Berufspolitikern“, schrieb Hans Heckel, „die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Mit 14, 15 oder 16 treten sie in die Jugendorganisation einer Partei ein und betreiben von da an gezielt ihren Aufstieg. Noch bevor sie zum Erwachsenen haben reifen können, verinnerlichen sie die Regeln des Apparatschiks, der nach oben will. Das heißt: Keine Positionen einnehmen, die gefährlich werden können, nicht an Meinungen festhalten, die in die Minderheit geraten sind, sondern eine feine Nase entwickeln für die aktuelle Windrichtung, und: die richtigen Freunde gewinnen – und fallen lassen, wenn sie im Wege sind.“[13]
Es ist zwar bedauerlich, aber nicht verwunderlich, dass sich einige westliche Besatzer anfangs oft nicht weniger barbarisch aufführten als die marxistische, leninistische und stalinistisch erzogene Soldateska der Sowjets. Zum Glück und zur Ehrenrettung der Zivilisation folgte der Phase der Willkür, des Übermuts und der Gleichgültigkeit jedoch bald die Phase der Rückbesinnung darauf, wenigstens in den West-Zonen, dass man ja ausgezogen war, um Hitler zu besiegen und eine verbrecherische Ideologie zu vernichten, nicht aber Menschen, die von ihr befallen waren. Doch kein Siegerstaat war angetreten, die Deutschen etwa befreien zu wollen, wie das heute so halsbrecherisch umgedeutet wird. Der fortgeführte Krieg im Frieden mit Millionen von Toten war eine Katastrophe, der sich internationale Wissenschaftler des großen linksliberalen Lagers erst in letzter Zeit zu nähern wagen. Doch wahrscheinlich ist der Abstand nötig, damit Generationen von Geisteswissenschaftlern und Philosophen, die selber nicht zu den Betroffenen gehören, diesem emotional aufgeladenen Thema mit kühlem Kopf, aber sanftmütig der historischen Wahrheit ihre Würde zu geben vermögen.
Der im Westen Deutschlands aufgewachsene Karl Müller, der im Geiste der 68er seinen Vater zu Lebzeiten mit engen und strengen Maßstäben gemessen – und verurteilt hatte, fand erst nach dessen Tod Schritte hin zum Verstehen und zu einer gerechten Würdigung. In ihm reifte die Erkenntnis: In den letzten Jahren kommen immer mehr ‚Zeitzeugen’ zu Wort. Brücken zwischen den Menschen und Generationen wachsen, wenn Überheblichkeit, Besserwisserei, kaltes Urteilen und Guckkastenforschung unterbleiben. Wer den Menschen zum Objekt seiner Betrachtung und Forschung macht, wird Geschichte nicht verstehen. Es ist gut, wenn ich erkenne, dass auch ich in der Geschichte stehe und mich selbst nur dann verstehe, wenn ich auch den anderen verstehen – die Generation meiner Eltern, meiner Großeltern, meiner Urgroßeltern.[14]
Nur das kann der Gerechtigkeit und dem Frieden in Zukunft eine Chance verheißen, wenn bedingungslos alle Archive geöffnet werden, um tabuloses Forschen und Streiten zu ermöglichen; wenn alle verfestigten Vorläufigkeiten infrage gestellt und die Berichte der Zeitzeugen aus der Opfer-Perspektive ernst genommen werden, denn die Geschichte als das Vergangene verlangt, um gekannt zu sein, so Martin Heidegger (1889-1976), doch eine bestimmte Weise des Erfahrens, des Erfassens, abgesehen von jeder wissenschaftlichen Veranstaltung.[15]
II. Rückblickende Vorsicht
Vom Ende der „DDR“ her lässt sich mit dem in Rostock lehrenden Professor Werner Müller (geb.1948) durchaus sagen, dass sie weder eine längerfristige und in sich stabile „deutsche Möglichkeit“ noch (…) eine eigenständige und legitime Antwort auf die Katastrophe von 1933 bis 1945[16] darstellte. Ja, sie war, genau besehen, die Fortführung dieser Katastrophe in eine der längsten Friedensperiode hinein, die es bisher in Europa gab. Etwa vier Millionen Menschen flüchteten in diesem Frieden, oft unter Einsatz des Lebens und unter Aufgabe allen Besitzes, in den Westen. Über 1.000 zumeist junge Menschen verloren ihr Leben bei einem der verschiedenen Fluchtversuche zu Land, zu Luft und zu Wasser. Viele Städte oder historische Stadtteile, die einigermaßen heil den Krieg überstanden hatten, zerfielen trotz großer Wohnungsnot dermaßen rasant, so dass der dort aufgekommene Spruch „Ruinen schaffen ohne Waffen“ die Situation mit nur geringer Zuspitzung beschrieb. Neben brutalem Raubbau und einhergehender Naturzerstörung wurden auch Kulturdenkmale wie die Dresdner Sophienkirche, die Leipziger Universitätskirche, die Potsdamer Garnisonskirche oder das Berliner Stadtschloss aus ideologischen Gründen gesprengt.
Zuvor bleibt jedoch zu untersuchen, worauf die „DDR“ sich gründete und welchen Weg sie einschlug und welche verheerende Rolle die westlichen „Brüder und Schwestern“ in ihrem „Wandel durch Anbiederung“ spielten. Maßstab kann freilich nicht die theoretische Grundlage des Selbstverständnisses derer sein, die im kommunistischen SED-Staat das Sagen hatten, so wie das in den siebziger Jahren der einflussreiche „DDR“-Forscher Peter C. Lutz (1031-1979) mit seiner verhängnisvollen „systemimmanente Methode“ propagierte, sondern hier sollte in jeder Beziehung der ideologiefreie Vergleich mit der Entwicklung in den Westzonen Deutschlands herangezogen werden, denn es gibt keinen gebührlicheren Maßstab. Da sich nichts Wesentliches aus sich selber heraus erkennen lässt, sondern immer nur im Vergleich zu etwas anderem, böte sich hier eine weitere Möglichkeit an: die Gegenüberstellung der angeblich antifaschistischen „DDR“ mit dem NS-Regime[17]. Dieser Vergleich war seit der Zeit der 68er Revolten vom Westen aus immer mehr – zur Freude und mit Hilfe der Kommunisten – nicht nur tabuisiert, sondern regelrecht vereitelt und der Jugend vorenthalten worden.
Der Berliner Gymnasiallehrer Karl-Heinz Schmick (geb. 1949), um nur ein Beispiel zu nennen, hatte es sich im Jahre 2003 vor seinen Schülern erlaubt, Hitler mit Stalin zu vergleichen, und damit, so der Sprecher des Berliner Verwaltungsgerichts, leichtfertig den Verdacht erweckt, er sei ein Rechtsextremist. Selbstverständlich zog das in diesem unserem Land eine der typischen Hetzjagden und Rufmordkampagnen gegen diesen Lehrer nach sich; allen voran die Oberanständigen Wolfgang Thierse und Johannes Rau in trautem Verein mit der BILD-Zeitung, Antifa-Aktivisten, Elterninitiativen und Fernsehübergrößen wie Günter Jauch. Diese Republik ist so absurd und verdorben, dass sie nur noch zu einem fähig zu sein scheint: unter zu gehen.
Der als profilierter Vordenker einer weltweiten libertären Bewegung herumreisende Soziologie- und Ökonomie-Professor Hans-Hermann Hoppe (geb. 1949), der als Deutschamerikaner die deutschen Zustände genau beobachtet, stellt sogar das Modell „Demokratie“ in Frage: Demokratie hat eben nichts mit Freiheit zu tun. Demokratie ist eine von Demagogen angereizte und unsicher gesteuerte Herrschaft des Mobs. Insbesondere die deutsche Demokratie trägt Züge eines weichen, durch weitgehende und als solche oft kaum mehr wahrgenommene Selbstzensur gekennzeichneten Totalitarismus.[18] Ein weiteres signifikantes Zeichen der Unfreiheit ist der mit wahnwitzigster Bürokratie überzogene Wirtschaftsstandort Deutschland. Der Mittelstand befindet sich im Würgegriff eines parasitären Verordnungsstaates, der zum Ergebnis der Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und zur wuchernden Bürokratie auf der anderen Seite führt. Stets wurde dem Wähler vorgegaukelt, die Bürokratie abbauen zu wollen. 2004 wurden immerhin 35 Gesetze und 129 Verordnungen aufgehoben. Doch 195 Gesetze und 473 Verordnungen kamen hinzu. Jeder kreative Mensch wird gezwungen, hauptsächlich sein eigener Sekretär zu sein, also sein Talent, seine Kraft und Zeit an minderwertige und unnütze Büroarbeit zu vergeuden. Jeder kreative Mensch und innovative Betrieb könnte zur Umsetzung seiner Ideen viele Hilfskräfte verschiedenster Qualifikation einstellen, aber erstens wird er vom Umsetzen seiner und am Verdienen an seinen Kreationen abgehalten und zweitens kann er die überzogenen Lohnnebenkosten nicht bezahlten. Also verschwinden seine produktiven Ideen wie seine Steuern in einem Fass ohne Boden. Was wird bleiben von 1968? Das fragt sich einer, der einst zu den Steigbügelhaltern der 68er zählte: Dr. Klaus Rainer Röhl (geb.1928)[19]: 40.000 festangestellte und nicht mehr kündbare Frauenbeauftragte (…) in Ländern, Kommunen, Fabriken und Betrieben. Hunderttausende unkündbare und pensionsberechtigte Funktionäre vom Ministerium bis zum Ortsamt. Eine Unmenge Gesetzesschrott, der erst in Jahren mühsam abgebaut werden kann, vom unseligen Ausstieg aus der in aller Welt wachsenden (sauberen) Atomenergie bis zum Flaschenpfand und Krötenwanderweg und anderen Firlefanz, über den sich die übrige Welt lustig machte. Eine ganze Generation von Schülern, die auf unserem erbärmlichen Pisa-Niveau erzogen wurden und in der übrigen Welt vergeblich auf Jobsuche gehen würden, dazu die geduldete und sogar ermutigte illegale Einwanderung von noch weniger qualifizierten Ausländern – offiziell sechs, mit den Illegalen acht Millionen. Schröder und Fischer hätten gern noch vier Millionen Türken ins Land geholt, durch eine EU-Mitgliedschaft des nicht-europäischen Staates.[20]
Was der Publizist Konrad Adam (geb. 1942) dazu schrieb, soll diesen Gedanken nur abrunden: Der Beitrag der 68er und derer, die ihnen die Stichworte lieferten, bestand nicht im Erkennen und Entdecken, sondern in allerlei Verboten: Vergleichsverboten, Relativierungsverboten, Aufrechnungsverboten, Entsorgungsverboten und so weiter. Sie etablierten eine Gesinnungspolizei, die jede Aussage über diese Zeit zu einem unkalkulierbaren Risiko gemacht hat.[21]
Doch auch „alte Hasen“ der Politik wie Herbert Wehner (1906-1990) oder Egon Bahr (geb. 1922) haben sich nach Ansicht Oppositioneller der „DDR“ zum Instrument der sowjetischen Großmachtpolitik machen lassen. Als zum Beispiel der „Spiegel“ 1978 das Aufsehen erregende so genannte „Spiegel-Manifest“ veröffentlicht hatte, in dem das kommunistische System der „DDR“ von Innen entlarvt und zudem die deutsche Wiedervereinigung gefordert wurde, geschah folgendes: Die Staatspartei Ost, die SED, und die größte Regierungspartei West, die SPD, gaben sich alle Mühe, den vom SPIEGEL in der vergangenen Woche veröffentlichten ersten Teil des Manifests des „Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands“, der ersten organisierten Oppositionsgruppe in der DDR, als dubioses Machwerk abzutun.[22]
Das führte zum Beispiel dazu, das selbst unverzagte Historiker, die wie Pierre Rigoulot[23] und sein Kollege Joel Kotek, Professor für Zeitgeschichte in Brüssel, in ihrem gemeinsamen Buch „Das Jahrhundert der Lager“ versichern müssen, dass ihnen der Gedanke fern liege, die stalinistischen Verbrechen mit denen der Nationalsozialisten gleichzusetzen[24]. Diese Standardformel meint ja nicht, dass angesichts der zehnmal größeren Anzahl kommunistischer Opfer sich ein Vergleich nicht schicke, sondern umgekehrt: die Opferlobby der Opfer des Nationalsozialismus möchte keinesfalls „ihre“ Opfer mit den Opfern des Kommunismus in einen Topf geworfen sehen. Sie beanspruchen Exklusivität. Die beiden Autoren sind jedoch schlitzohrig genug, ihre Prämisse im weiteren Text zu konterkarieren. Zwar wurden, so argumentieren sie, im Archipel GULag auch wie am Fließband Menschen ermordet[25], aber angeblich nicht alle Männer, Frauen und Kinder eines Volkes. Hoppla! Sah die Endlösung im Lande Stalins anders aus? Oder was war dann die bewusst erzeugte Hungersnot in der Ukraine 1932/1933 mit 7 bis 11 Millionen Toten? Wurden da etwa die Kinder verschont? Und was war mit den Letten, Esten und Litauern unter Stalin? Von 1944 an sollen 479.000 Tschetschenen, und Inguschen den kollektiven Deportationen und der Zwangsarbeit in der Verbannung in Zentralasien sowie in Sibirien zum Opfer gefallen sein. Und wer redet heute noch von den Krimtataren? 44 % dieses Volkes wurde durch die Deportation ausgerottet. Und wer redet noch über das Schicksal der Kalmücken, Karatschaier und Balkaren? Völkermord charakterisierte also beide Sozialismen des 20. Jahrhunderts. Rigoulot und Kotek unterscheiden deshalb die Konzentrationslager in solche, die sie als „koloniales Erfordernis“ definieren, und solche, deren Logik sich aus „ideologischer Investition“ bestimme. Sie bestreiten nicht, dass beide sozialistischen Systeme totalitär waren, deshalb betonten sie auch, dass man von einem KZ-System nur bei totalitären Regimes reden kann.[26]
Auch der britische Historiker Donald Rayfield (geb. 1942) bedient sich einer gewissen Akrobatik. Erst behauptet er: Eine parallele Studie zu Stalin und Hitler führt in vielen Punkten in die Irre. Doch anschließend heißt es: Die Unterschiede sind ebenso auffällig wie die Gemeinsamkeiten.[27] Genau davon will das Publikum unterrichtet werden, hingegen der erste Satz nichts sagend in die Irre führt wie alle Denkverbote und Tabus.
Abgesehen von dem Krieg gegen Finnland, schreckte Stalin nach Meinung Rayfields davor zurück, Krieg gegen seine Nachbarn zu führen, und ermordete stattdessen die eigenen Generäle, die akademische Elite, sogar die eigene Familie – Menschen, von denen sein wirtschaftliches und politisches Überleben abhing. So abscheulich Hitlers Spiel war, es barg eine gewisse Konsequenz, sogar Logik: Der Völkermord und die Blitzkriege vereinten ein Volk und gaben ihm Ziele. Stalins Politik trieb andere tief in seine eigene Paranoia. Auch Rayfield kommt wie sein Landsmann Lord Acton (1834-1902) schließlich zu dem bekannten Diktum: Macht führt zur Korruption, absolute Macht korrumpiert absolut. Wenn dem so ist, woran ich nicht zweifle, dann ist es geradezu würdelos, die Opfer totalitärer Regime in Opfer erster und zweiter Klasse aufzuteilen, wie das die herrschende Schicht der Bundesrepublik Deutschland praktiziert. Der Sozialdemokrat Hans Marquardt (geb. 1927), der von 1953 an sechs Jahre als politischer Gefangener in den Zuchthäusern Zwickaus, Waldheims und Torgaus gequält wurde, schrieb im Juni 2005 dem Verfasser: Wer das Gedenken an die Opfer davon abhängig macht, in welcher Diktatur sie verfolgt, gepeinigt ermordet worden sind, urteilt selektiv und ungerecht über die Opfer. Beim Gedenken an die Toten verbietet sich eine Rangordnung. „Alle Toten sind gleich. Es gibt keine Hierarchie der Toten“, schrieb ich an die Oberbürgermeisterin von Halle. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt für die Lebenden wie für die Toten. Und die Totenruhe darf nicht gestört werden. Das entspricht unserer Gedenktradition. Das Leben des Menschen kommt aus der Ewigkeit und geht nach dem Erdendasein zurück in die Ewigkeit.
Nicht nur die Unfähigkeit zu trauern, sondern auch eine brutale Mitleidslosigkeit großer Teile der gebildeten und privilegierten Gesellschaft gegenüber den Widerständlern des Kommunismus und Opfern des totalitären Systems haben dieses Land in Zeiten großen Wohlstandes an den Abgrund geführt, der in wenigen Jahren auch den fanatischsten Utopisten die Augen öffnen wird. Weder den Widerstandleistenden, noch den Opfern dieser Diktatur, die zum großen Teil „wie Menschenfleisch im innerdeutschen Handel“ (Wolf Biermann, geb.1936) freigekauft wurden, brachten sie Verständnis entgegen. Den Opfern wird bis heute, obwohl die meisten von ihnen wegen ihrer zerstörten Lebenspläne und posttraumatischen Haftschäden an der Armutsgrenze dahinvegetieren, eine Opferpension verweigert, während den Akteuren und Profiteuren des „DDR“-Unrechtsstaates auch im vereinten Deutschland die Privilegien, die sie sich in ihrer Selbstherrlichkeit gönnten, auf Kosten der Steuerzahler weiter gewährt werden. Im Zweifelsfalle wird Erbarmen mit den Tätern gepredigt, damit es nicht zu Mord und Totschlag komme, wie der musikalische Oberchrist und Ministerpräsident a. D. Lothar de Maizière (geb. 1940) befürchtete, wenn die ehemals Gepeinigten gar noch in die über sie geführten Stasi-Akten blicken dürften. Freilich geschah nichts dergleichen; es kam nur bald heraus, dass auch er als IM „Czerny “ seinen Pakt mit der Stasi unterschrieben hatte.
Fast scheint es, als wäre das europäische Abendland in Form der Europäischen Union zu einer einzigen Täterschutzgemeinschaft verkommen, das folgerichtig in seiner Präambel jeden Bezug zu Gott getilgt wissen will. Dabei gibt es, wie Günter Rohrmoser schrieb, keine Nationalkultur in Europa, die nicht aus dem christlichen Ursprung heraus, wenn auch in vielfältigen Aufklärungsprozessen verwandelt und transformiert, entstanden wäre. Streicht man die christliche Herkunft, lösen sich die Nationalkulturen in ihrer Eigenart und Besonderheit auf, d.h. das einzige geistige Band, das bei voller Anerkennung der Unterschiedenheit und Vielfalt der Kulturen Europa gemeinsam hat, ist in dieser sich verändernden Situation nicht, wie der Bundeskanzler sagt, die Aufklärung, sondern das Christentum. Ohne das Christentum gibt es keine nationalen Kulturen, ohne die nationalen Kulturen gibt es kein Europa, gibt es keine europäische Identität. Da kann man ganz einfach sagen, dieses Europa das wir wollen, muss Europa sein. Und zu diesem Europa gehören eben die vielen Nationen mit ihren nationalen Kulturen. Es wird das Europa der Vaterländer sein oder es wird kein geeintes Europa geben.[28]
Ulrich Schacht schrieb dazu treffend: Die anhaltend zahlreichen Opfer des SED-Staates waren es den Entspannungsideologen West-Deutschlands wie seinen zeithistorischen, sozialwissenschaftlichen und journalistischen Apologeten oder kalkülgetriebenen Duldern jedenfalls kaum wert, die Existenzberechtigung dieses zweiten deutschen Staates in Frage zu stellen, sofern sie die Opfer überhaupt wahrnahmen als Irritationsfaktor gegenüber der eigenen Theorie vom Wandel durch Annäherung. Sie rechneten mit ihm wie mit einem Aktivposten der deutschen Geschichte, empfingen seine Emissäre zunehmend von gleich zu gleich und hielten diese ‚innerdeutschen Beziehungen’ für eine Form zivilisatorischen Fortschritts. Als rückschrittlich dagegen galten in der Regel die Kritiker dieses Prozesses, zumindest aber als anachronistisch.[29] Wer den Kommunismus nicht verurteilen will, sollte gefälligst zu Auschwitz schweigen.
Es waren ja nicht Naivlinge oder Dummköpfe, die eine solche verheerende Politik in der Nachkriegsgeschichte gegenüber den Erkenntnissen des Godesberger Programms und der Erfahrungen Kurt Schumachers einleiteten; es waren solche „alten Hasen“ der Politik wie Herbert Wehner (1906-1990) oder Egon Bahr (geb. 1922), die sich nach Ansicht Oppositioneller der „DDR“ zum Instrument der sowjetischen Großmachtpolitik haben machen lassen. Als zum Beispiel der „Spiegel“ 1978 das Aufsehen erregende so genannte „Spiegel-Manifest“ veröffentlicht hatte, in dem das kommunistische System der „DDR“ von Innen entlarvt und zudem die deutsche Wiedervereinigung gefordert wurde, geschah folgendes: Die Staatspartei Ost, die SED, und die größte Regierungspartei West, die SPD, gaben sich alle Mühe, den vom SPIEGEL in der vergangenen Woche veröffentlichten ersten Teil des Manifests des „Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands“, der ersten organisierten Oppositionsgruppe in der DDR, als dubioses Machwerk abzutun.[30] Die Rolle des Günter Gaus (1929-2004) wäre besonders zu untersuchen.
Hermann von Berg (geb. 1933) war der führende Kopf dieser Gruppe von Wissenschaftlern, die allesamt der SED angehörten. Zudem war Berg einmal der Sonderbeauftragte der Partei- und Staatsführung während der Vorbereitung der Passierscheinabkommens, des Grundlagenvertrages und des Redneraustausches zwischen SPD und SED in Kassel und Erfurt. In einem Vortrag in Berlin berichtete er: Wie sind wir eigentlich dazu gekommen, uns damals zu organisieren? Wir waren ja alles gläubige Marxisten, als wir angefangen haben. Wir waren zum Ende des Krieges 12-, 13-, 14-jährig, haben uns dann alle wieder getroffen nach dem Studium, und wenn einer etwas gegen Marx und Engels gesagt hätte, den hätten wir gesteinigt. Das war eben der Weisheit letzter Schluss. Was sollten wir als Minderjährige gegen die Neulehrer und später gegen die Professoren auch einsetzen an Gedanken? Wir konnten überhaupt nix. Das war eben so, die größten Söhne des deutschen Volkes – und jetzt waren sie himmlische Generalsekretäre und haben auf Erden regiert. Also, das konnte ja nicht gut gehen.[31]
Von Berg hat als ehemaliger Wirtschafts- und Marxismus-Professor der Humboldt-Universität neben dem Juristen und Politikwissenschaftler Konrad Löw (geb. 1931) mit am wirkungsvollsten dazu beigetragen, den „Mythos Marx“ zu entzaubern. Nicht weil sie gerne beschwören, sondern weil sie die richtigen Fragen stellten und Karl Marx gründlich studierten. Obwohl der eine im katholischen Bayern und der andere in der SBZ und „DDR“ sozialisiert wurden und beide grundverschiedener Natur sind, kamen sie zu gleichen Schlussfolgerungen. Und beide werden deshalb auch von den öffentlichen Meinungsmachern „geschnitten“, der Eine wird in sich für maßgebend haltenden Kreisen als Irrer abgestempelt und der Andere im Internet-Lexikon des Rechtsextremismus vorgeführt. So funktioniert auch im Westen die „Political Correctness“ als Gesinnungsstasi. Nichtsdestotrotz werden Kundige einmal entdecken, dass beide Wissenschaftler mit ihren Erkenntnissen ihrer Zeit zwar nicht voraus, aber dicht auf der Spur waren.
Es mag unseriös und schockierend klingen, als Hermann von Berg locker berichtete: Wenn ich das zusammenfassen sollte, was bei mir innerlich zerbrochen ist nach diesen ökonomischen historischen Studien, dann müsste ich sagen: die erste große Lüge, die einem klar wird, wenn man den ökonomischen Tatsachen folgt, ist, dass das volkswirtschaftliche System des Marxismus keine Theorie ist, sondern Ideologie. Es gibt keine Ökonomie, es gibt da nur eine Antiökonomie – Marx ist Murks. Dann analysierte er das politische System und kam zu dem Schluss, dass es weder einen demokratischen noch einen anderen funktionierenden Sozialismus gibt: Es gibt nur die Thesen: Diktatur der Partei, Diktatur des Staates, Diktatur der Wirtschaft. Das deutet er als das 2000 Jahre alte Steinzeitkonzept des Kommunismus, auch wenn er sich noch so wissenschaftlich gibt. Als sie erstmals Marxens Theorie in Russland umsetzen wollten, was machten sie? Die haben das Geld abgeschafft in der Revolution von 1917, die ja keine Revolution war, sondern ein konterrevolutionärer Putsch, denn die Revolution war der Reihe nach ja schon im Februar. Die Russen waren also Jahrhunderte von der europäischen Kultur abgeschnitten. Die Völker Europas haben in den letzten 500 Jahren um ein politisches Ziel gekämpft: Brechung der Diktatur des Absolutismus. Weg mit den absoluten Fürsten! Das hat Jahrhunderte gedauert bis die pluralistische Kultur in der Politik Einzug gehalten hat. Doch nach der Februar-Revolution sei Russland das freieste Land der Erde gewesen, was die Bolschewiki selber zugegeben haben. Doch ein halbes Jahr später kamen Leute, die von Marx inspiriert gewesen seien und nur wussten: Die Diktatur des Proletariats ist die höchste Form der Demokratie. Es begann die Zeit der großen Zerstörung und die Zeit des Aufbaus des Sozialismus mit einigen imposanten Ergebnissen bis hin zum ersten Weltraumflug. Doch zuvor wurden die Sozialdemokraten abgeschlachtet, dann die bürgerliche Opposition, bis hin zum Stalinkult. Wobei ganz klar ist, wenn Sie das theoretische Konzept kennen, das politische Konzept und die Administration: Marx war der erste Stalinist, und Stalin war der erste Marxist.[32]
Freilich, damit kann man sich in diesem Land, das Marx zum drittgrößten Deutschen wählte und dem fast alle Philosophiegeschichtsbücher große Achtung als Wirtschaftstheoretiker, Philosoph und Humanisten entgegenbringen, nur unbeliebt machen. Lediglich der Philosophieprofessor Ernst R. Sandvoss (geb. 1929) stutzte Marx vorsichtig auf sein eigentliches Maß zurecht, indem unter dem Kapitel „Die Hegelsche Schule“[33] schrieb: Von den „Linken“ – die Bezeichnung hatte David Friedrich Strauß (1808-1874) eingeführt – war philosophisch eigentlich nur Ludwig Feuerbach von Bedeutung. Strauß war Theologe, Karl Marx (1818-1883), Friedrich Engels (1820-1895) und Ferdinand Lassalle (1825-1864) waren Politiker, Revolutionäre oder Ideologen. Drei Unterkapitel weiter wirft Sandvoss trotzdem noch einmal die Frage auf: War Marx ein Philosoph? Und unbestechlich kommt er zu dem Urteil, dass weder Einfluss noch Wirkung über die Wahrheit einer Theorie entscheiden können. Am sokratischen Maßstab gemessen ist der, der die Wahrheit zu besitzen glaubt, kein Philosoph. Das ist das Verhängnis, denn dieses Massenmorden im 20. Jahrhundert ist eine Folge solch absolutistischen Denkens, das von den wesentlichen Denkern des 18. und 19. Jahrhunderts längst überwunden war. Denn wer glaubte, die Geschichtsgesetze erkannt zu haben, der konnte nicht mehr tolerant gegenüber anderen Gedanken und Geschichtsentwürfen sein. Und wer unter dem edel klingenden, religionskritischen Bedürfnis, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei,[34] antrat, die Menschen aus ihrem irdischen Elend zu befreien, der scheute im Namen solcher großen Angelegenheit keine Mittel, um alle Verhältnisse umzuwerfen und alles aus dem Weg zu räumen, was da zauderte oder gar im Weg stand.
Vorsichtig listet Sandvoss Marxens falschen Prognosen auf: Die von Marx prognostizierte Verelendung fand nicht statt, und die klassenlose Gesellschaft erwies sich als Fehlkonstruktion. Die marxistische Ideologie ist ökonomisch, politisch und soziologisch widerlegt. Und dennoch glaubt Sandvoss, Marx noch ein „humanes Grundanliegen“ unterstellen zu müssen, was aber bei gründlicher Lektüre der Marxschen Polemiken, die in ätzendem Zynismus sein gesamtes Werk durchziehen, durch nichts bewiesen werden kann, was besonders die Bücher Konrad Löws ausführlich beweisen. Wer also den Ursachen dieses „europäischen Bürgerkrieges“, von dem auch Ernst Nolte (geb. 1929) schrieb, auf die Spur kommen will, wird an einem gründlichen Studium der verkorksten Werke der Freunde Marx & Engels nicht vorbei kommen.
Erst nach langem Anlauf im Jahre 2003 wagten sich Wissenschaftler, das Thema der Vergleichbarkeit von braunem und rotem Sozialismus äußerst vorsichtig, jedoch recht ausführlich zu behandeln.[35] Aus der „DDR“ geflüchtete oder aus den Zuchthäusern freigekaufte Zeitzeugen wurden von der Mehrheit der westdeutschen Wissenschaftler seit den 70er Jahren kaum noch zur Kenntnis genommen, weil sie ihre theoretischen Konstrukte, die auf eine Anerkennung des „anderen deutschen Staates“ hinausliefen, nur störten. Wer dennoch zu seinen durch Erfahrungen gewonnenen Erkenntnissen hielt, wurde schnell in die „rechte Ecke“ gedrängt, als Entspannungsgegner abgestempelt und damit zumeist, war er öffentlich wirksam, in seiner beruflichen Laufbahn behindert.
Die Totalitarismustheorien (etwa von Hannah Arendt, Dietrich Bracher, Zbigniew Brzezinski, Carl J. Friedrich, Karl R. Popper bis Eric Voegelin) wurden besonders von den sich als fortschrittlich einstufenden Friedensfreunden verunglimpft. Ein typischer 68er auf einem Lehrstuhl der Freien Universität Berlin, der schon in seiner Promotion den Deutschen Ordenstaat als Ideologie entlarvte, blieb seinem wenig originellen Thema treu und sieht, wie es Ideologen halt so ergeht, auch in dem Totalitarismusmodell mehr eine „Ideologie“ als eine „Theorie“[36]. Doch denjenigen, die einer solchen totalitären Diktatur entkamen, verhalf die Totalitarismustheorie, die Dinge, die sie erlebt, durchlebt und überlebt hatten, zu versachlichen und einzuordnen, um sich dann überhaupt in die Kompliziertheit einer pluralistischen Demokratie einfügen zu können.
Abgesehen von Theorien bewegte besonders neben dem Roman „Sonnenfinsternis“[37] des Insiders Arthur Koestler (1905-1983) das Buch eines „Westmenschen“ die Hirne und Herzen derer, die ihre Lebensverhältnisse in dem strikt verbotenen und bereits 1948 geschriebenen Roman George Orwells „1984“ widergespiegelt sahen. In einer Stasi-Expertise heißt es dazu: Das Buch „1984“ ist weit mehr als ein utopischer Roman. Es ist das Phantasiegebilde eines Schriftstellers, der den Kalten Krieg zum System erhebt und seinen Hass gegen die Sowjetunion, gegen die Partei der Arbeiterklasse zum Ausdruck bringt, um mit Hilfe von Hirngespinsten jedes Bestreben, den Frieden zu erhalten und die Koexistenz zu unterstützen, zu vernichten. Das Buch ist nicht nur staatsgefährdend, sondern stellt in der Hand seines Lesers staatsfeindliches Hetzmaterial dar. Die Verbreitung und jeder Vertrieb sollten unter allen Umständen beobachtet und mit allen staatlichen Mitteln verhindert werden.
Das Verständnis dieses Buches im Westen mündete schließlich in der Angst vor den Resultaten der eigenen Gesellschaft. Vom „latenten Faschismus“ oder „Polizeistaat“ war ebenso die Rede wie vom „Konsumterror“ oder vom angeblichen Sinnverlust im Computer- und Internet-Zeitalter, und wohl nicht zufällig lautete der Titel eines der einschlägigen Bestseller „Wir amüsieren uns zu Tode“[38]. Kamen über Zeitzeugen oder bedeutende Schriftsteller wie Alexander Solschenizyn Nachrichten aus dem Osten in den Westen, dann wurden sofort Gleichheitszeichen bemüht, um darauf hinzuweisen, dass es im Westen faktisch genau so schlimm sei, nur nicht so offen, sondern raffinierter, versteckter. Der junge Autor Marko Martin (geb. 1970), der ebenfalls in der „DDR“ aufwuchs, schrieb dazu treffend: Dass, historisch und geographisch betrachtet, in der Mehrzahl aller Länder die Menschen keineswegs durch Wohlstandsfrustration und Amüsement zu Tode kommen, sondern aufgrund von Krieg, Folter, Armut oder organisierten Hungersnöten, kümmert westliche Kulturkritiker linker wie rechter Provenienz bis heute kaum. Demokratie, Diktatur - nur austauschbare Wörter? In Orwells Staat war es so: Krieg bedeutet Frieden /Freiheit ist Sklaverei / Unwissenheit ist Stärke.[39]
Alle Westdeutschen, die sich bei jedem Historikerstreit bemühen, stets auf der richtigen Seite zu stehen, meinen ausnahmslos, dass man keineswegs die Toten der innerdeutschen Grenze und die Opfer der SED-Justiz gegen die Toten des von Hitler entfesselten Krieges oder gar die Holocaust-Opfer aufrechnen dürfe. Als ob das der eigentliche Vergleichsmaßstab wäre! Vergleichen heißt ja nie Gleichsetzung, sondern hilft Differenzen festzustellen und dient somit der Wahrheitsfindung. Vergleichbar sind demokratische Systeme mit totalitären, jedoch sind auch verschiedene totalitäre Staaten untereinander vergleichbar, so wie auch demokratische Gesellschaftsordnungen selbstverständlich untereinander verglichen werden dürfen. Freilich treten dann nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten zu Tage. Keine Andere als die in dieser Beziehung wohl unverdächtige jüdische Philosophin Hannah Arendt (1906-1975), erkannte, dass totalitäre Elemente und Ambitionen, die latent in jedem Menschen wie in jeder Gesellschaft immer und überall vorhanden sind, besonders in den Demokratien der 30er und 40er Jahre verstärkt zum Vorschein kamen: Bereits während des 1. Weltkrieges wurde die Internierung von Angehörigen einer verfeindeten Nation als zeitlich befristete außergewöhnliche Maßnahme praktiziert. Während des 2. Weltkrieges griffen fast alle demokratischen Länder auf Internierungslager zurück. Aber diese unterschieden sich beachtlich von denen des vorangegangenen Konflikts: Die Organisation und Methoden sowie die Selektion der internierten Personen waren stark von den totalitären Lagern und von den Konzentrationslagern beeinflusst, die zwischen den beiden Kriegen in den demokratischen Ländern eingerichtet worden waren.[40] Am Beispiel des Kriegsgefangenen Hochschulpfarrers Hermann Kiefer in einem der amerikanischen Rheinwiesenlager wurde die Thematik der Missachtung der Menschenrechte schon anschaulich angedeutet. Aber auch die Errichtung von Dogmen, so zum Beispiel die sakrosankte Singularitätsthese oder die strafrechtliche Verfolgung von so genannten Geschichts-Revisionisten, verletzt grundsätzlich (siehe Artikel 5 des Grundgesetzes) die Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft. Verbote, Tabuisierungen, Ausgrenzungen und Bestrafungen tragen am wenigsten zur Wahrheitsfindung bei. Es gibt ebenso in der Geschichtsbetrachtung keine Perspektive, die als die alleingültige ausgegeben werden darf; ebenso wenig gibt es eine einzige zulässige Interpretation von komplexen Geschehnissen. Jeder Versuch, etwas im Namen aller für alle Zeiten festschreiben zu wollen, zeugt nur von einer typisch marxistischen Anmaßung, die weder zu einer Befreiung noch zu einer Befriedung führen kann. Das, was Martin Heidegger schon in den 50er Jahren erkannte, hat sich nun endlich zur Gewissheit verdeutlicht: Wir werden von allen Seiten her mit Hilfe unserer Soziologie, Psychologie und Psychotherapie und mit noch einigen anderen Mitteln dafür sorgen, dass demnächst alle Menschen auf die gleiche Weise in den gleichen Zustand des gleichen Glücks gestellt werden und die Gleichheit der Wohlfahrt aller sichergestellt wird. Nun wird sich der Anspruch auf gleiches Glück in der somit heraufbeschworenen Krise bewähren dürfen. Das, was die Geisteswissenschaften also vorbereitet haben, kann nun von den Exekutivorganen der europäischen Unionsbürokratie und unserem aus der nationalen Verankerung gerissenen Staat bald noch erbarmungsloser umgesetzt werden. Aber dieser Erfindung des Glückes zum Trotz, so heißt es bei Heidegger weiter, werden die Menschen von einem Weltkrieg in den nächsten gejagt. Man blinzelt den Völkern zu, der Friede sei die Beseitigung des Krieges. Indessen könne allerdings der Friede, der den Krieg beseitigt, nur durch einen Krieg gesichert werden. Gegen diesen Kriegsfrieden wiederum wird aber eine Friedensoffensive eröffnet, deren Angriffe sich kaum als friedlich bezeichnen lassen. Der Krieg: die Sicherung des Friedens; aber der Friede: die Beseitigung des Krieges. Wie soll der Friede durch das gesichert werden, was er beseitigt?[41] Das Paar „Frieden und Krieg“ lässt sich desgleichen durch andere Verhältnisse variieren, zum Beispiel „Wahrheit und Lüge“ oder „Freiheit und Knechtschaft“. Mit dem zentralen Moralbegriff „Toleranz“ wird die Mehrheit von einer fortschrittlichen Minderheit in die Knechtschaft geführt. Toleranz bedeutet sicher, die Rechte aller Kulturen und Identitäten zu schützen, aber sicher nicht, die Kultur der Mehrheit auszugrenzen. Diese Kultur nicht zu beachten, läuft auf einen kulturellen Totalitarismus hinaus.[42] Das ist das unauffällig Neue gegenüber den Terrormethoden der Stalinisten. Herbert Marcuses (1898-1979) Essay „Repressive Toleranz“ legte einst die Saat, die bei den 68ern fruchtete und verheerende Folgen zeitigte, denn damit wurde der „Weg zur Knechtschaft“[43] eingeschlagen, obwohl noch viele Westdeutsche diese 60er Jahre als „Aufbruchszeit“ erinnern wollen, in der sie ihre Eltern pauschal als Täter oder Helfershelfer anklagten, die Bundesrepublik als neofaschistischen Nachfolgestaat des Dritten Reiches denunzierten, sich selber allzu rasch auf das hohe Ross des Anklägers setzten…[44]
[...]
[1] Hermann Kiefer: Kriegsgefangen in der eigenen Heimat. In: Ankunft. Freier Deutscher Autorenverband Rheinland-Pfalz, Mainz 1987, S. 95 (Alle kursiv gesetzten Texte sind Zitate.)
[2] Ebenda, S. 101
[3] In: Rohrmoser, S. 376 (nähere Angaben in der Literaturliste)
[4] Karl Schlögel: Europa ist nicht nur ein Wort. Zur Debatte um ein Zentrum gegen Vertreibungen, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Heft 1 / 2003, S. 10
[5] Stedinger, S. 489. Gemeint sind die Brüder Lutz (geb. 1954) und Wolf Donnerhack (geb. 1952) aus Plauen.
[6] In: Profil, Nr. 27, Wien, 30. 06. 1997
[7] Überarbeitete Neuausgabe, Frankfurt/M. 2002, S. 715
[8] Siehe besonders seinen „Plan der Fortsetzung zum Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften“, erster Teil: „Erleben, Ausdruck, Verstehen“, ab S. 235.
[9] Spiegel-Streitgespräch: „Ich spiel doch nicht den Engels“, in: Der Spiegel, Nr. 36/2005, S.99
[10] Siehe besonders seine Bücher: Warum fasziniert der Marxismus? Eine systematische Untersuchung, Köln 1980; Marxismus. Quellenlexikon, 2. ergänzte Auflage, Köln 1985; Der Mythos Marx und seine Macher. Wie aus Geschichten Geschichte wird, München 1996; Das Rotbuch der kommunistischen Ideologie. Marx & Engels – Die Väter des Terrors, München 1999; Marx und Marxismus. Eine deutsche Schizophrenie, München 2001.
[11] Ulrich Schacht in seinem Vortrag anlässlich der Buchvorstellung des wieder aufgelegten Bandes „Hohenecker Protokolle“ am 17. Juni 2004 in der „Berliner Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus“.
[12] Ebenda
[13] „Andinos“ auf dem Weg zur Macht. Die Seilschaften einflussreicher Politiker – Parteien züchten Apparatschiks, in: Preußische Allgemeine Zeitung, 24.09.05, S. 4
[14] Karl Müller: 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Erinnern für Verstehen und Verständigung nutzen, in: „Zeit-Fragen“ Nr. 18, Zürich 02.05.05
[15] Martin Heidegger: Phänomenologie der Anschauung und des Ausdrucks. Theorie der philosophischen Begriffsbildung, GA, Band 59, Frankfurt/M. 1993, S. 50
[16] März: Die zweite gesamtdeutsche Demokratie, S. 77
[17] Siehe: Antonia Grunenberg (geb. 1944): Antifaschismus – ein deutscher Mythos. Reinbek 1993
[18] Interview: Freiheit statt Demokratie. Der libertäre Vordenker und bekennende „Antidemokrat“ Hans-Hermann Hoppe über seine provokanten Thesen, in: Junge Freiheit vom 24. Juni 2005, S. 3,
[19] Wie sein Mitschüler Günter Grass gehörte Röhl zu den Vertriebenen aus Danzig. Er war Herausgeber der führende linken Zeitschrift KONKRET und Ex-Ehemann der Terroristin Ulrike Meinhof. Von einem Parteigänger der Kommunisten, von denen er sich 1964 trennte, entwickelte er sich neben seiner Tochter Bettina Röhl zu einem heftigen Kritiker der 68er und ihrer Nachwirkungen. Selbstverständlich ist dieses FDP-Mitglied auch im staatlich subventionierten „Lexikon Rechtsextremismus“ eingetragen.
[20] K. R. Röhl: „Moment mal!“. Achtundsechzig – und tschüs. Unkorrekte Anmerkungen zu Aufstieg und Fall des rot-grünen Macht-Projekts, in: Preußische Allgemeine Zeitung vom 25. Juni 2005
[21] Vergangenheit, die nicht vergehen will. In: Die Welt vom 16.04.05
[22] In: „Der Spiegel“ vom 9.1.1978
[23] Auch als Koautor des „Schwarzbuches des Kommunismus“ bekannt.
[24] Kotek, S. 667
[25] Ebenda
[26] Ebenda
[27] Rayfield, S. 14 (Vorwort)
[28] Günter Rohrmoser: Zäsur durch Volksentscheid - Schröder auch in Europa am Ende. Kurzkommentar vom 06.06.05, © Gesellschaft für Kulturwissenschaft e.V., Bietigheim/Baden
[29] Schacht, S. 7 f (Ulrich Schacht wurde 1951 im sächsischen Frauenzuchthaus Hoheneck geboren, wo seine Mutter als politische Gefangene einsaß. Später wurde er als Student der Theologie selber wegen angeblich „staatsfeindlicher Hetze“ zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt, 1976 in den Westen freigekauft; lange Zeit als Journalist tätig, seit 1998 als Schriftsteller und Großkomtur eines Evangelischen Ordens in Schweden lebend.)
[30] In: „Der Spiegel“ vom 9.1.1978
[31] Hermann von Berg in einem Vortrag, gehalten auf Einladung der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus am 28.09.1995 im Tschechischen Zentrum Berlin.
[32] Ebenda
[33] Ernst R. Sandvoss: Geschichte der Philosophie. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Wiesbaden 2004, Vgl. S. 339-344
[34] Marx/Engels-Werke, Bd. 1, S. 378 ff
[35] siehe Heydemann / Oberreuter im Literaturverzeichnis
[36] Wippermann, S. 111 f
[37] Die erste Ausgabe erschien 1940 in London. Das Buch wurde den „Opfern der sogenannten Moskauer Prozesse“ gewidmet. Was die Anhänger der zusammengebrochenen stalinistischen Diktaturen hartnäckig verschweigen, hat Koestler am eigenen Beispiel bloßgelegt: die individualpsychologische Basis dieser Diktaturen; die mentalen Bedürfnisse der Anhänger, die sie befriedigten und denen sie ihr langes Bestehen weit stärker verdanken als dem Terror, den sie übten. (Aus dem Klappentext zu Koestlers Autobiografie „Frühe Empörung“)
[38] Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, Frankfurt/M. 1985
[39] Die Welt vom 13. 3. 1999
[40] Hannah Arendt: La Nature de l’impérialisme. S. 172
[41] Heidegger: Was heißt Denken? Vorlesung Wintersemester 1951/52, Stuttgart 1992, S. 48
[42] Interview mit Giorgio Salina, Vizepräsident der Initiative „Christen für Europa“. Aus: Internationale Nachrichtenagentur ZENIT, Rom, 1. Juni 2005
[43] Buchtitel von Friedrich August von Hayek, London 1944, deutsch: München 1971
[44] Thamer, S. 19
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