Wir haben uns zunächst die Frage gestellt, ob unser Thema überhaupt ein Thema ist, d.h.
Kommt der Tod in Zeichentrickfilmen überhaupt vor? Und wenn ja, in welcher Form? Stirbt
dabei jemand? Zur Überprüfung dieser Fragestellungen haben wir erstmal eine quantitative
Analyse durchgeführt.
Die Stichprobe für für diese erste Untersuchung umfaßte einen Samstagvormittag (3.1.98)
KRTL (Kinder-RTL) von 5 Uhr 20 bis 13 Uhr 15. Dabei wurden 15 verschiedene
Zeichentrickserien gezeigt: “Denver, der letzte Dinosaurier”, “Die Abenteuer der T-Rex”,“Die Abenteuer der Wüstenmaus”, “Captain Planet”, “Quack Pack: Onkel D. & die Boys”,
“Donald Duck (classics)”, “Schnookums und Meat”, “Pith Possum”, “Tex Tinstar”,
“Aladdin”, “Goofy”, “Doug”, “Woody Woodpecker”, “Chilly Willy, the Penguin”, “The
Bearys”.
[...]
1. Vorbemerkungen
Die Inhaltsanalyse unterscheidet sich nicht prinzipiell von anderen empirischen Erhebungsverfahren, denn mit Hilfe theoretisch begründeter Begriffe und Kategorien und nach objektiven, systematischen und verallgemeinerbaren Kriterien sollen Erkenntnisse über ein Untersuchungsobjekt gegeben werden.[1] Ist die Inhaltsanalyse auch ohne weiteres auf Fernsehsendungen und im speziellen auf Zeichentrickserien anwendbar?
Jede Fernsehsendung sollte als eine selbständige Symbolwelt angesehen werden, die vom Zuschauer als Wirklichkeit erlebt werden kann. Die Wirklichkeitserfahrung wird nicht dadurch aufgehoben, daß die Akteure fiktive Personen sind und daß der Zuschauer die künstliche Konstruktion der Zeichentrickfiguren durchschaut.[2] Es ist also durchaus möglich, die vermittelten (fiktiven) Inhalte zu untersuchen. Soll nun ein quantitatives oder ein qualitatives Verfahren angewendet werden? In der Literatur findet sich dazu der Hinweis:
Es ist jedoch nicht unbedingt zu fordern, daß das standardisierte Verfahren der Inhaltsanalyse zugleich ein quantifizierendes ist. Eine qualitative Inhaltsanalyse eignet sich sehr wohl zu explorativen und deskriptiven Zwecken. Wie bei anderen Forschungstechniken auch sind jedoch die Ergebnisse einer quantitativen Analyse nicht nur präziser (und in der Regel zuverlässiger), sondern quantitative Ergebnisse sind insbesondere für die Hypothesenforschung mittels inhaltsanalytischer Verfahren notwendig.[3]
Wir haben uns schließlich dafür entschieden, beides zu versuchen und die Verfahren miteinander zu verbinden, haben unser Hauptaugenmerk aber auf die qualitative Analyse gelegt.
2. Quantitative Analyse
Wir haben uns zunächst die Frage gestellt, ob unser Thema überhaupt ein Thema ist, d.h. Kommt der Tod in Zeichentrickfilmen überhaupt vor? Und wenn ja, in welcher Form? Stirbt dabei jemand? Zur Überprüfung dieser Fragestellungen haben wir erstmal eine quantitative Analyse durchgeführt.
Die Stichprobe für für diese erste Untersuchung umfaßte einen Samstagvormittag (3.1.98) KRTL (Kinder-RTL) von 5 Uhr 20 bis 13 Uhr 15. Dabei wurden 15 verschiedene Zeichentrickserien gezeigt: “Denver, der letzte Dinosaurier”, “Die Abenteuer der T-Rex”, “Die Abenteuer der Wüstenmaus”, “Captain Planet”, “Quack Pack: Onkel D. & die Boys”, “Donald Duck (classics)”, “Schnookums und Meat”, “Pith Possum”, “Tex Tinstar”, “Aladdin”, “Goofy”, “Doug”, “Woody Woodpecker”, “Chilly Willy, the Penguin”, “The Bearys”.
2.1. Forschungsfragen:
1 – Wie viele Figuren sterben tatsächlich und bleiben auch tot?
2 – Wie viele davon durch Krankheit, Unfall, Mord, Krieg, Suizid?
3 – Wie oft wird vom Tod gesprochen?
Hypothese : Es wird öfter über den Tod gesprochen als daß tatsächlich Figuren sterben.
2.2. Zur Überprüfung der Hypothese:
Mittels einer quantitativen (zählenden) Inhaltsanalyse konnte festgestellt werden, daß keine einzige Figur tatsächlich stirbt und auch tot bleibt. (Am Beginn der Folge von “Schnookums und Meat” sterben zwar die beiden Protagonisten durch einen Autounfall und kommen in den Himmel – am Ende der Episode stellt sich jedoch heraus, daß das nur ein Irrtum war und sie dürfen wieder zurück auf die Erde.) Die zweite Forschungsfrage konnte daher gar nicht untersucht werden. Das Ergebnis beim Zählen der sprachlichen Einheiten, die für die dritte Forschungsfrage relevant sind, lautet: 23 mal werden insgesamt explizit die Wörter “Tod”, “töten”, “sterben” oder eindeutige Synonyme wie “um die Ecke bringen” verwendet.
Damit konnte die Hypothese 1 eindeutig verifiziert werden. Tatsächliche, realistische Tode sind also selten, beziehungsweise untypisch für Kinder – Zeichentrickserien.
3. Qualitative Analyse
Für ein qualitative Analyse von Kinder - Zeichentrickserien haben wir uns in dieser Hinsicht zumindest ein eher untypisches Beispiel ausgesucht. Wir führen einen Vergleich durch von je einer Episode der Serien “Als die Tiere den Wald verließen” (Titel: “Eine bessere Zukunft”. ORF, 27.10.1997) – Beispiel A, und “Tom und Jerry” (Titel: “Tom wird berühmt”. ORF, 27.10.1997) – Beispiel B.[4] Nicht berücksichtigt wurden einerseits der fortlaufende Handlungsstrang der Serie “Als die Tiere den Wald verließen” und andererseits die zweite Geschichte der “Tom und Jerry”-Folge.
3.1. Inhaltsangabe – Beispiel A:
“Als die Tiere den Wald verließen” (“Eine bessere Zukunft”)
Ort der Handlung: Der Weißhirschpark
Die Tiere sind aus dem Thalerwald geflohen, weil die Menschen ihn zubetoniert haben. Jetzt leben sie im Weißhirschpark. Es gibt 28 Figuren (siehe Skizze im Anhang) und mehrere Handlungsstränge.
Am wichtigsten sind die Füchse, denn die meisten von ihnen haben (menschliche) Namen, während alle anderen Tiere nur mit ihren Gattungsnamen angesprochen werden.
Der gute Thalerwald-Fuchs und seine namenlose Gefährtin sind verfeindet mit dem bösen Fuchs, Narbengesicht, der auch eine namenlose Gefährtin hat. Keck, der Sohn vom Thalerwald-Fuchs, ist krank. Er kommt am Anfang der Episode mit seiner Gefährtin Windspiel von einer langen Reise zurück in den Weißhirschpark. Es gibt auch einen kleinen Romeo-und-Julia-Handlungsstrang: Streuner, der Sohn vom bösen Fuchs, und Anmut, die Tochter vom guten Fuchs, sind ein – zunächst unglücklich verliebtes - Paar.
Die Tiere haben alle eine Eid geleistet, sich gegenseitig zu helfen. Nur Narbengesicht hält sich nicht daran und tötet ein Tier nach dem anderen, in dieser Folge etwa eine Häsin. Die Tiere sehen nur eine Lösung: Narbengesicht muß sterben. Sogar sein Sohn Streuner sagt, es wäre besser so. Schließlich wird Narbengesicht von der Otter gebissen und stirbt. Alle Tiere – außer seiner Gefährtin und seinem Sohn Streuner - freuen sich über seinen Tod und feiern. Am Ende stirbt Keck an Erschöpfung, doch für seinen Nachwuchs ist gesorgt.
Angesichts all dieser Tragik wird parallel ein eher heiterer Handlungsstrang entwickelt, der als “Comic relief” dient: Ein Hase bekommt -als Reaktion auf die Nachricht vom Tod Narbengesichts - Schluckauf. Es werden verschiedene Methoden getestet, um das Schluckauf zu heilen, letztlich jedoch erfolglos.
Eine Abschrift des gesamten Textes findet sich im Anhang.
3.2. Inhaltsangabe – Beispiel B:
“Tom und Jerry” (“Tom wird berühmt”)
Ort der Handlung: Ein Keller voll mit Explosiva
Figuren:
Tom, Kater, männlich
Jerry, Maus, männlich
[...]
[1] Dipl.
[2] Dipl.
[3] Mayntz, Renate u.a.: Einführung in die Methoden der empirischen Sozologie, Opladen 1972
[4] Aus Sicherheitsgründen haben wir darauf verzichtet, die japanische Zeichentrickserie “Pocket Monsters” zu untersuchen, die mit allzu grellen Blitz-Szenen dazu geführt hat, daß über 1000 japanische Kinder mit Atembeschwerden, Schwindel- und Krampfanfällen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten. Unser Thema war ja nicht “Krankheit und Tod durch Zeichentrickfilme” sondern “Der Tod in Zeichentrickfilmen”. (Vgl. Standard, 20./21.12.1997)
- Arbeit zitieren
- Karin Lederer (Autor:in), 1998, Der Tod in Zeichentrickfilmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47426
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