„In Krisenzeiten [...] fragen besorgte Menschen verstärkt nach Nachrichten. Diese Kombination aus einer großen Nachfrage und geringem Wissen eröffnet neue Spielräume für den Einfluss der Medien. Das Bild des Publikums, die öffentliche Meinung zu einem Konflikt, beeinflusst auch den weiteren Konfliktverlauf auf internationaler Ebene. Wenn der offene, wahrhaftige Diskurs Voraussetzung ist zur Kontrolle und Bewertung des Regierungshandelns, dann sind Medien der Schlüssel zu einem friedlichen Verhalten demokratischer Staaten.“ (Bilke, 2005).
Die Medien haben zunehmend an Einfluss und Bedeutung gewonnen. Dienten sie am Anfang ihrer Entstehung Adligen und Herrschern der Unterhaltung, Bildung und Information beispielsweise über die aktuelle politische Lage, fanden sie mit Erfindung des Buchdrucks eine größere Verbreitung, so dass auch das einfache Volk sich ihrer bedienen konnte. Im Laufe der Zeit konnten die Medien mit Hilfe technologischer Errungenschaften ihr Spektrum erweitern und Zugang zu einer stetig wachsenden Personenzahl erlangen. Neben Büchern und Zeitungen etablierten sich neue Medien wie Radio, Fernsehen und seit Ende des 20. Jahrhunderts auch das Internet. Es ist kaum möglich, sich den Medien zu entziehen.
Medien werden oft, aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Einflusses, als „Vierte Gewalt“ bezeichnet. Dies verdeutlicht die Verantwortung, die den Medien neben Legislative, Exekutive und Judikative zugeschrieben wird. Neben ihren zahlreichen Aufgaben, kommt ihnen die Funktion der Kontrolle und Kritik zu. Eine freie und pluralistische Medienlandschaft ist eine Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie.
Besonders während eines Krieges ist es Aufgabe der Medien, über diesen unabhängig und ausführlich zu berichten, Missstände aufzudecken und Aufklärungsarbeit zu leisten. Es liegt in ihrer Verantwortung, eine freie Meinungsbildung der Öffentlichkeit zu gewährleisten.
Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Untersuchung des Einflusses der Massenmedien in Bezug auf die Kriegsberichterstattung. Im Vordergrund steht dabei die Instrumentalisierung der Medien durch die Politik, die sich der Bedeutung der Medien bewusst ist und sie zur Umsetzung politischer Ziele benutzt. Am Beispiel des Irak-Krieges wird dargestellt, wie sich sowohl die US-Regierung als auch das irakische Regime der Medien bedienten und die Berichterstattung auf ihre Weise manipulierten. Es geht in dieser Arbeit dabei nicht um eine Analyse des Irak-Krieges. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Die Medien
1. Begriff und Funktion der Massenmedien
1.1 Begriffsklärung
1.2 Die Funktionen der Massenmedien
1.3 Begrenzung der Massenmedien in deren Funktion
1.4 Rechtliche und moralische Grundlagen
2. Wirkung der Medien
2.1 Die Konstruktion der Wirklichkeit
2.2 Die Manipulation durch Massenmedien
2.3 Die Techniken der Manipulationen
3. Nachrichtenauswahl und Selektion
3.1 Theoretische Modelle der Selektion
3.2 Selektionskriterien
3.3 Informationsgewinnung durch Journalisten und Redakteure
3.4 Kommunikationsschäden
3.5 Massenmedien und Öffentlichkeit
4. Verbreitung und Konzentration der Massenmedien
4.1 Die Verbreitung der Medien
4.2 Medienkonzentration
5. Vergleich der Massenmedien ausgewählter Staaten
5.1 Die Medien in den USA
5.2 Die Medien im Irak
6. Zusammenfassung und Einordnung des Irak-Krieges
II. Kriegsberichterstattung und Propaganda
7. Propaganda
7.1 Die Gleichschaltung der Medien im Nationalsozialismus
7.2 Der Vietnamkrieg
8. Die Kriegsberichterstattung
8.1 Die Geschichte des Krieges
8.2 Die Anfänge und Entwicklung der Kriegsberichterstattung
8.3 Politik und Medien im Krieg
8.4 Unabhängige Berichterstattung und Zensur
8.5 Selbstzensur
8.6 Der Zusammenhang zwischen Rüstungsindustrie und Massenmedien
8.7 Die Macht der Bilder
9. Zusammenfassung und Einordnung des Irak-Krieges
III. Die Medien im Irak-Krieg
10. Der Irak-Krieg
10.1 Die Vorgeschichte
10.2 Die Kriegsgründe
10.3 Vom Freund zum Feind
10.4 Der 11. September
10.5 Die politisch-militärischen Folgen des 11. September
10.6 Die Protestbewegung
11. Die Kriegsvorbereitung in den Medien
11.1 Die Vorkriegsberichterstattung im Irak
11.2 Der PR-Apparat der US-Regierung
11.3 Die Vorkriegsberichterstattung in den USA
11.4 Die „embedded journalists“
11.5 Eine Rede von Präsident George W. Bush
11.6 Reaktionen auf die Berichterstattung
12. Die Medien im Krieg
13. Die Kriegsberichterstattung
13.1 Die Analyse der Berichterstattung im Krieg
13.2 Die Inszenierungen durch die Regierung
13.3 Kritik an der Berichterstattung
13.4 Die arabischen Medien
13.5 Alternative Mediennutzung
13.6 Meinungen nach Ende des Krieges
14. Wiederaufbau im Irak - neue Medien
Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis
Sonstige Quellen
Einleitung
„In Krisenzeiten [...] fragen besorgte Menschen verstärkt nach Nachrichten. Diese Kombination aus einer großen Nachfrage und geringem Wissen eröffnet neue Spielräu-me für den Einfluss der Medien. Das Bild des Publikums, die öffentliche Meinung zu einem Konflikt, beeinflusst auch den weiteren Konfliktverlauf auf internationaler Ebene. Wenn der offene, wahrhaftige Diskurs Voraussetzung ist zur Kontrolle und Bewertung des Regierungshandelns, dann sind Medien der Schlüssel zu einem friedlichen Verhalten demokratischer Staaten.“ (Bilke, 2005).
Die Medien haben zunehmend an Einfluss und Bedeutung gewonnen. Dienten sie am Anfang ihrer Entstehung Adligen und Herrschern der Unterhaltung, Bildung und Information beispielsweise über die aktuelle politische Lage, fanden sie mit Erfindung des Buchdrucks eine größere Verbreitung, so dass auch das einfache Volk sich ihrer bedienen konnte. Im Laufe der Zeit konnten die Medien mit Hilfe technologischer Errungenschaften ihr Spektrum erweitern und Zugang zu einer stetig wachsenden Personenzahl erlangen. Neben Büchern und Zeitungen etablierten sich neue Medien wie Radio, Fernsehen und seit Ende des 20. Jahrhunderts auch das Internet. Es ist kaum möglich, sich den Medien zu entziehen.
Medien werden oft, aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Einflusses, als „Vierte Gewalt“ bezeichnet. Dies verdeutlicht die Verantwortung, die den Medien neben Legislative, Exekutive und Judikative zugeschrieben wird. Neben ihren zahlreichen Aufgaben, kommt ihnen die Funktion der Kontrolle und Kritik zu. Eine freie und pluralistische Medienlandschaft ist eine Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie.
Besonders während eines Krieges ist es Aufgabe der Medien, über diesen unabhängig und ausführlich zu berichten, Missstände aufzudecken und Aufklärungsarbeit zu leisten. Es liegt in ihrer Verantwortung, eine freie Meinungsbildung der Öffentlichkeit zu gewährleisten.
Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Untersuchung des Einflusses der Massenmedien in Bezug auf die Kriegsberichterstattung. Im Vordergrund steht dabei die Instrumentalisierung der Medien durch die Politik, die sich der Bedeutung der Medien bewusst ist und sie zur Umsetzung politischer Ziele benutzt. Am Beispiel des Irak-Krieges wird dargestellt, wie sich sowohl die US-Regierung als auch das irakische Regime der Medien bedienten und die Berichterstattung auf ihre Weise manipulierten. Es geht in dieser Arbeit dabei nicht um eine Analyse des Irak-Krieges. Es wird erläutert, wie es möglich gewesen ist, dass die Regierungen der kriegführenden Parteien die Medien für ihre Propaganda nutzen konnten und wie die Medien auf diese Instrumentalisierung reagierten, ob sie weiterhin kritisch berichteten oder lediglich als Sprachrohr fungierten. Von Bedeutung ist ebenfalls die Frage, welche Auswirkungen die Berichterstattung auf die öffentliche Meinung hatte.
Unterteilt ist diese Arbeit in drei Abschnitte. Der erste Teil widmet sich den „Massenmedien“. Nach einer Klärung des Begriffes werden deren Funktionen und sowohl die rechtlichen als auch die moralischen Grundsätze, denen sie unterstehen, näher beleuchtet. Anschließend wird aufgezeigt, wie die Medien die Wirklichkeit konstruieren, indem sie ein Abbild der Realität entwerfen. Des weiteren wird erörtert, warum und wie sich die Medien der Manipulation bedienen und welche Techniken sie einsetzen. Kapitel drei widmet sich der Untersuchung, nach welchen Kriterien Nachrichten ausgewählt werden, welche Intentionen die verschiedenen Akteure dabei verfolgen, wie Informationen gewonnen und nach welchen Kriterien diese selektiert werden. Anschließend wird die weltweite Verbreitung der Medien erläutert, wobei der Schwerpunkt auf den Staaten Deutschland, USA und dem Irak liegt. Untersucht wird die Medienvielfalt und der Grad der Pressefreiheit dieser Länder. Von Bedeutung sind hierbei ebenfalls die Prozesse der Medienkonzentration und ihre möglichen Folgen. Abschließend werden die Medien der USA und des Iraks erläutert. Hierbei soll in Ausblick auf die Kriegsberichterstattung im Irak-Krieg, die Unterschiede beider Staaten verdeutlicht werden, das unterschiedliche Ausmaß der Pressefreiheit und der Medienvielfalt.
Der zweite Teil dieser Arbeit „Kriegsberichterstattung und Propaganda“ erörtert die Instrumentalisierung der Medien durch die Regierung. Nach einem Beleuchten des Begriffes der Propaganda wird im Folgenden, anhand zweier ausgewählter Beispiele - dem Nationalsozialismus und dem Vietnamkrieg - aufgezeigt, wie sich die Regierungen im Zuge ihrer Propaganda der Medien bedienten, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Im Anschluss erfolgt eine Erörterung der Kriegsberichterstattung im Allgemeinen, wobei die Geschichte des Krieges und die Entwicklung der Kriegsberichterstattung dargestellt werden.. Der zweite Abschnitt verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Politik und Medien und es wird die Frage diskutiert, ob Medien im Krieg unabhängig berichten. Es wird untersucht, inwieweit sie der Zensur durch Regierungen unterliegen und sich eine Selbstzensur auferlegen. Nach einer kurzen Erläuterung über den Zusammenhang zwischen der Rüstungsindustrie und den Medien stehen die Fragestellungen im Mittelpunkt, welchen Einfluss Bilder ausüben und ob es möglich gewesen wäre, die Medienpräsenz im Irak-Krieg zu verhindern.
Der dritte Abschnitt diskutiert die „Medien im Irak-Krieg“. In diesem Abschnitt erfolgt vorerst eine kurze Darlegung zur Vorgeschichte des Krieges und den möglichen Gründen für den Angriff der USA auf den Irak. Es wird aufgezeigt, wie Saddam Hussein vom einstigen Verbündeten der USA zum Feindbild wurde und welche weitreichenden Folgen die Terroranschläge des 11. September 2001 hatten. Im Anschluss wird mittels einer Analyse der Vorkriegsberichterstattung erörtert, wie bereits vor Kriegsbeginn die US-Regierung und das irakische Regime um die öffentliche Meinung kämpften. Die Medien wurden zum Zweck der psychologischen Kriegsführung instrumentalisiert. Es wird erörtert, welche Ziele beide Regierungen verfolgten, welche Strategien sie anwandten, wie die Medien vor Kriegsbeginn berichteten und welche Reaktionen sich abzeichneten. Kapitel 12 widmet sich der Kriegsberichterstattung selbst. Hierbei wird veranschaulicht, auf welche Weise die kriegführenden Parteien ihre Propaganda im Krieg fortsetzten und wie sie versuchten, die Medien einzubinden. Das abschließende Kaptitel widmet sich der Analyse der Kriegsberichterstattung. Es wird untersucht, welchen Schwierigkeiten die Medien im Irak-Krieg unterlagen und wie diese ihre Arbeit erschwerten. Wie sowohl die US-Regierung als auch das irakische Regime versuchten, dem Krieg ein von ihnen gewünschtes Image zu verleihen und die Medien dazu benutzten. Ebenfalls wird erörtert, wie die Öffentlichkeit, national und international, auf die Berichterstattung reagierte. Anschließend wird dargelegt, wie die Medien anderer arabischer Staaten sich zum Irak-Krieg äußerten und es wird aufgezeigt, welche Schwierigkeiten sich nach Ende des Krieges im Irak abzeichnen.
Die Analyse der Kriegsberichterstattung im Irak-Krieg beschäftigt nicht nur Journa-listen und Autoren, sondern auch Politiker, Soziologen und andere Wissenschaftler. Ein Großteil der publizierten Bücher zu diesem Thema stammt von den Journalisten, die während des Krieges aus dem Irak berichteten, den „embedded journalists“ und den in Bagdad stationierten Reportern. Durch die dennoch geringen Anzahl bisher veröffentlichter Bücher werden in dieser Arbeit als weitere Quellen die zahlreichen publizierten Artikel und Aufsätze genutzt.
I. Die Massenmedien
1. Begriff und Funktion der Massenmedien
1.1 Begriffsklärung
Mehrere Wissenschaften beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit den Medien; nicht nur die Medienwissenschaften untersuchen deren Entstehung, Verbreitung, Wirkungsweise und Folgen. Für die Psychologen ist es von Interesse, wie Medien auf den Einzelnen wirken, welchen Einfluss sie haben. Die Soziologen untersuchen beispielsweise die gesellschaftliche Funktion und Wirkungsweise und die Politikwissenschaften beschäftigen sich damit, wie sich die Politik die Medien zu Nutze machen kann. Die Politik setzt sich ebenfalls mit der Medienkontrolle und der Gesetzgebung auseinander, um zum Beispiel demokratiefeindlichen oder jugendgefährdenden Inhalten Einhalt zu gebieten.
Wie werden Medien und Massenmedien definiert und wie sind sie von Individualmedien abzugrenzen?
Der Begriff der Medien wird abgeleitet aus dem lateinischen „Medium“, wörtlich als Mittel übersetzt. Das Medienlexikon definiert Medien als Instrumente, mit deren Hilfe zwischen Sender und Empfänger Informationen ausgetauscht werden. (Medienlexikon, 2004).
Medien werden unterteilt in Massen- und Individualmedien. „Als Massenmedien werden technisch produzierte und massenhaft verbreitete Kommunikationsmittel bezeichnet, die der Übermittlung von Informationen unterschiedlicher Art an große Gruppen von Menschen dienen.“ (Hickethier, 2003, Seite 24) Diese Definition enthält die wesentlichen Grundmerkmale der Massenmedien. Sie werden technisch produziert, sind an eine große Anzahl Personen gerichtet und dienen der Informationsübermittlung. Ein Brief dient der Übermittlung von Informationen, da er aber nicht technisch produziert wurde und sich in der Regel an einen einzelnen Adressaten richtet, nicht massenhaft verbreitet wird, ist er kein Massenmedium. Dennoch ist die Definition nicht vollständig. Massenmedien schließen Interaktion aus. Das heißt, es findet keine Kommunikation zwischen Sender und Empfänger statt. Informationen werden durch Massenmedien ausschließlich vom Sender an den Empfänger weitergegeben. Ein Politiker, der auf einer Bühne eine Rede hält, bedient sich nicht der Massenkommunikation. Das Publikum kann durch Zwischenrufe oder Fragen aktiv an der Situation teilhaben und so den Verlauf der Rede mitbestimmen. Wird die Rede dagegen im Fernsehen ausgestrahlt, handelt es sich um Massenkommunikation, da das Publikum zu Hause keine Möglichkeit der Intervention hat.
Um den Begriff der Massenmedien klar einzugrenzen, müsste der Begriff wie folgt definiert werden: Massenmedien werden technisch produziert und massenhaft verbreitet. Sie dienen der Übermittlung von Informationen zwischen Sender und Empfänger, wobei diese Informationsübermittlung einseitig und eine Interaktion zwischen beiden ausgeschlossen ist. Eine Definition, die den Begriff der Massenmedien klarer eingrenzt, stammt von dem Soziologen Niklas Luhmann. „Mit dem Begriff der Massenmedien sollen [...] alle Einrichtungen der Gesellschaft erfaßt werden, die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung bedienen. Vor allem ist an Bücher, Zeitschriften, Zeitungen zu denken, die durch die Druckpresse hergestellt werden; aber auch an fotografische oder elektronische Kopierverfahren jeder Art, sofern sie Produkte in großer Zahl mit noch unbestimmten Adressaten erzeugen. Auch die Verbreitung der Kommunikation über Funk fällt unter den Begriff, sofern sie allgemein zugänglich ist. [...] Entscheidend ist auf alle Fälle: daß keine Interaktion unter Anwesenden zwischen Sender und Empfänger stattfinden kann.“ (Luhmann, 1996, Seite 10f)
Zumeist sind die Personengruppen, an die sich Massenmedien richten, anonym. Auch wenn sich Massenmedien mitunter an bestimmte Zielgruppen orientieren, sind diese Personenkreise nicht bekannt. Es handelt sich vielmehr um eine Gruppe, denen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden und/oder eine Alterskohorte. Auf diese Personen wird das jeweilige Informationsangebot entsprechend zugeschnitten.
Worin besteht der Unterschied zwischen Massen- und Individualmedien? Individualmedien sind ebenfalls technisch produzierte Kommunikationsmittel, aber der Austausch von Informationen findet unter einzelnen Personen statt, beispielsweise via Telefon, Fax, SMS oder Email. Im Gegensatz zu Massenmedien ist eine Interaktion möglich. Der Empfänger ist demnach eine bestimmte Person - vereinzelt auch eine kleine Gruppe - und keine anonyme Masse.
Massenmedien werden unterteilt in Druckmedien, audiovisuelle und elektronische Medien. Zu diesen zählen die Printmedien, der Rundfunk und das Fernsehen. (Chill und Meyn, 1998, Seite 3). Neuere Definitionsansätze schließen den Film nur begrenzt in die Reihe der Massenmedien ein, da ihm die nötige Aktualität und der Realitätsbezug fehlt. Grenzt man den Film aus, so müsste man auch beispielsweise belletristische Literatur ausschließen. Diese ist ebenso in den meisten Fällen Fiktion und dient der Unterhaltung.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts zählt auch das Internet zu den Massenmedien.
Der Übergang von der Individual- zur Massenkommunikation ist mitunter fließend. Bedingt wird dies durch die Etablierung des Internets und der damit einhergehenden Möglichkeit, dass jeder mittels Computer und Modem in der Lage ist, dieses zu nutzen. Das Internet zählt einerseits zu den Individualmedien, da man mittels dieser Technik an eine andere Person Emails versenden oder in einem Chatroom Informationen und Gedanken mit anderen austauschen kann. Es ist aber ebenfalls ein Massenmedium. Mittels Internet ist es möglich, weltweit an Nachrichten und Informationen zu gelangen. Es können unterschiedliche Daten, wie Lieder, Texte, Bilder und Filme, heruntergeladen werden, ohne dass es zu einem Informationsaustausch mit einer anderen Person kommt.
Die Begriffe Medien und Massenmedien werden im Folgenden als Sammelbegriff für Medienunternehmen aller Art stehen.
Nach der Klärung und Abgrenzung des Massenmedien-Begriffs soll anschließend deren Funktionen näher beleuchtet werden.
1.2 Die Funktionen der Massenmedien
Massenmedien erfüllen neben dem Beitrag zur Bildung und Unterhaltung typischerweise vier Hauptfunktionen. Im Folgenden soll vereinzelt auf diese Funktionen der Information, Meinungsbildung, Kontrolle und Kritik eingegangen werden. (Chill und Meyn, 1998, Seite 3)
Es ist die Aufgabe der Massenmedien, die Gesellschaft sachlich, umfassend und so vollständig wie möglich zu informieren. Es ist dem Einzelnen nicht möglich, an die nötigen Informationen zu gelangen, die er benötigt, um sich in der Welt zurechtzufinden. Insbesondere in Zeiten der zunehmenden Globalisierung, wo Kultur, Wirtschaft und Politik nicht mehr nur auf nationaler sondern nunmehr auch auf internationaler Ebene agieren, ist es nahezu unmöglich, sich in der Informationsflut zurechtzufinden. Aus der Fülle an Informationen die Wichtigen von den Unwichtigen zu selektieren, sie aufzubereiten und somit einem breiten Publikum darzubieten, ist eine wesentliche Aufgabe der Massenmedien. Sie geben quasi eine Orientierungshilfe. Die Konsumenten der Medien können schließlich aus dem umfangreichen Angebot der dargebotenen Informationen wählen. Der Einzelne ist in der Lage, sich sachlich und kompakt über Parteien, Organisationen, Verbände oder ähnliches zu informieren und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es muss allerdings beachtet werden, dass Massenmedien das Informationsangebot nach eigenen Kriterien selektieren. (vgl. Kapitel 3.2). Das Publikum hat hierbei kaum eine Möglichkeit der Mitbestimmung.
Die Informationsfunktion ist gleichzeitig die Voraussetzung für die zweite Aufgabe der Massenmedien, die der Meinungsbildung. Um eine Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt bilden zu können, müssen Informationen zur Verfügung stehen. Diese werden durch die Medien vermittelt. „Auch hier ist natürlich wieder zu bedenken: Meinungen, die sich bilden und beispielsweise in politischen Gesprächen formuliert werden, kommen nicht in erster Linie auf Grund von Wirklichkeitserfahrung, sondern auf Grund von Wirklichkeitsvermittlung durch die Medien zustande.“ (ebd. Seite 3). Im Allgemeinen erfüllen die Medien diese Funktion verantwortungsbewusst. Es gibt aber auch Kritik, die den Medien Generalisierung und Übertreibung von Ereignissen vorwirft. Der Sensationsjournalismus der Boulevardmedien, wie der Regenbogenpresse - auch Yellow Press genannt - unterliegt der allgemeinen Kritik, unzureichende Recherchen zu betreiben, aus unzulänglichen Quellen Informationen zu schöpfen, Vermutungen oder Gerüchte als Tatsachen zu veröffentlichen und somit Informationen verzerrt oder falsch wiederzugeben. Mitunter wird den Medien unterstellt, Minoritäten zu benachteiligen. Sicherlich haben die Gruppen, welche die größere gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Macht haben, stärkeren Einfluss auf Massenmedien und somit auf die Inhalte, über die diese berichten, als Randgruppen und Minoritäten. Dennoch werden diese Minoritäten nicht von den Massenmedien ausgeschlossen. Innerhalb einer Demokratie gilt das Prinzip der Medienkonkurrenz, das heißt, dass Berichterstattung nicht allein durch einen Rundfunk- oder Fernsehsender oder eine Zeitung erfolgt. Es gibt vielmehr eine Vielzahl unterschiedlicher Massenmedien, die sich durchaus im Schwerpunkt ihrer Themenauswahl unterscheiden oder ihre Schwerpunkte weniger an den Majoritäten sondern an den Minoritäten ausrichten. So gibt es beispielsweise Obdachlosenzeitungen, Zeitschriften für Homosexuelle, im Fernsehen werden in verschiedenen Reportagen über Personen unterschiedlicher Kulturen und Religionen berichtet und wie sie sich zum Beispiel in Deutschland integrieren. Aus diesem Grund sollte man den an die Massenmedien gerichteten Vorwurf, dass diese bestimmte gesellschaftliche Gruppen bevorzugen, kritisch gegenüberstehen.
Zwei weitere Funktionen der Massenmedien sind die der Kontrolle und Kritik. Es ist die Aufgabe der Medien, Missstände aufzudecken und über diese zu berichten. Gerade in einer Demokratie ist dies wichtig, um zu verhindern, dass sie durch Korruption, Unterschlagung, Willkür oder Unterdrückung unterwandert wird. „Wenn die demokratische Gesellschaft funktionieren soll, dann ist sie auf Journalisten angewiesen, die viel können, viel wissen und ein waches Bewusstsein für ihre Verantwortung besitzen. Nur dann können sie ihrer zweifachen Aufgabe gerecht werden: Durch den Dschungel der irdischen Verhältnisse eine Schneise der Information zu schlagen - und den Inhabern der Macht auf die Finger zu sehen.“ (Schneider und Raue, 2003, Seite 14). Die Aufklärung über Missstände erfolgt sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene und schließt die Berichterstattung über menschliche Schicksalsschläge ebenfalls ein. Auf diese Weise ist es möglich, dass andere an diesen Schicksalen Anteil nehmen und sich zum Helfen bereit erklären. Ein Beispiel ist die Flutkatastrophe in Südostasien. Am 26.12.2004 schlugen, bedingt durch ein Seebeben im Indischen Ozean, große Flutwellen, sogenannte Tsunamis, auf Teile Südostasien ein. Neben zahlreichen Todesopfern wurden die getroffenen Gebiete verwüstet und forderten Tausende Obdachlose. Durch sofortige und umfassende Berichterstattung konnten Millionen Spendengelder aus aller Welt gesammelt werden. Politiker vieler Länder erklärten sich für sofortige Hilfsmaßnahmen bereit, Hilfskräfte wurden in die betroffenen Länder entsandt.
Neben den genannten Hauptfunktionen leisten Medien ebenfalls einen Beitrag zur Identitätsbildung, indem sie gesellschaftliche Werte bestärken. Durch die Bestimmung und Definition gesellschaftlich relevanter Themen bieten sie Gesprächsgrundlagen und fördern auf diese Weise die Integration in das gesellschaftliche Leben.
1.3 Begrenzung der Massenmedien in deren Funktion
Es ist nicht einfach für die Massenmedien, die genannten Funktionen zu erfüllen. Oft stoßen sie auf Hindernisse und rechtliche Grenzen.
Chill und Meyn haben einige dieser Hindernisse in zwei Kategorien, politische und wirtschaftliche, eingeteilt. (Chill und Meyn, 1998, Seite 5f). Beide sollen hier kurz vorgestellt werden.
Auf politische Hindernisse stoßen die Medien beim Versuch, über politische Institutionen Informationen zu erlangen. Parteien, Verbände, Organisationen und deren zuständigen Presseämter geben, insbesondere bei brisanten Themen, kaum oder zuweilen gar keine Auskunft. An dieser Stelle müssen die Medien auf andere Informationsquellen zurückgreifen und in andere Richtungen recherchieren. Parteien und andere Interessengruppen versuchen auch direkten Einfluss auf Medieninhalte auszuüben, indem sie auf öffentlich-rechtliche Medien einwirken. Sie haben „die Möglichkeit [...] über die Rundfunkgremien auf Personalpolitik und Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Anstalten einzuwirken.“ (ebd. Seite 5).
Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Medien auf Anzeigen und Werbung angewiesen, um sich zu finanzieren. Berichten Medien negativ über bestimmte Interessengruppen, Verbände oder ähnliche, laufen sie Gefahr, dass diese keine Werbung mehr in den Medien schalten - finanzielle Einbußen wären die Folge. Ein starkes Mitspracherecht bei der Veröffentlichung von Berichten usw. haben Redakteure und Verleger. Legen diese ihr Veto ein, werden die Berichte nicht publiziert und für eine selbstständige Veröffentlichung fehlt den Journalisten oft das Geld oder das nötige Engagement. Einen großen Einfluss hat auch das Publikum, schließlich wird nur das gezeigt oder gedruckt, was Einschaltquoten bringt und die Verkaufszahlen steigert. In diesem Punkt sind Randgruppen sicherlich benachteiligt, da das Publikum weniger an ihnen als an den großen Interessengruppen oder Parteien Interesse zeigt.
1.4 Rechtliche und moralische Grundlagen
Neben den bereits genannten politischen und wirtschaftlichen Beschränkungen müssen sich Massenmedien an rechtlichen Grundlagen und moralischen Richtlinien orientieren. Diese Bestimmungen variieren von Land zu Land in ihren Ausmaßen. So ist das Presserecht in den USA weniger stark ausgeprägt als in Deutschland. Im Folgenden soll das Presserecht Deutschlands dargestellt werden, in Kapitel 5 das der USA und des Iraks.
Wie in allen demokratischen Staaten sind Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit bereits im Grundgesetz, der jeweiligen Verfassung, verankert. In Deutschland gibt es auf Landesebene weitere Gesetze, die in den einzelnen Bundesländern den Medien rechtliche Vorgaben geben. Drei Grundsätze finden sich in allen Bundesländern: die Pflicht zum abdrucken eines Impressums, der Anspruch auf Gegendarstellung und das Recht auf Zeugnisverweigerung.
Die Impressumspflicht legt fest, dass in periodisch erscheinenden Druckschriften entsprechende Daten des Verlages, der Druckerei und der Redaktion angegeben werden müssen. Auf diese Weise ist ersichtlich, wer im Falle von rechtlichen Verstößen zur Verantwortung gezogen werden kann. Im Falle einer Falschdarstellung von Personen, Sachverhalten oder ähnlichem greift der Anspruch auf Gegendarstellung. Die betroffenen Personen müssen diesen schriftlich geltend machen. Die entsprechende Zeitung oder der Sender, die für die Falschmeldung verantwortlich sind, sind verpflichtet, nach Prüfung des Antrages eine Gegendarstellung abzudrucken oder zu senden. (Deutscher Journalisten-Verband, 2005). Das Recht auf Zeugnisverweigerung vor Gericht, gewährleistet das Berufsgeheimnis aller Personen, „die bei der Vorbereitung, Herstellung oder Verbreitung von periodischen Druckwerken oder Rundfunksendungen berufsmäßig mitwirken oder mitgewirkt haben“ (Strafprozessordnung § 53).
Rechtlich gibt es weitere Einschränkungen. Im Grundgesetz Artikel 5 Absatz 2 ist festgelegt, das Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit „ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre“ finden. Des weiteren werden unter anderem strafrechtlich verfolgt: Aufrufe gegen die innere Sicherheit, Anreizung zum Klassenhass, Werbung für einen ausländischen Wehrdienst, Gotteslästerung, Pornographie, Nötigung, Betrug wie Auflagenschwindel und Ehrenschutzverletzung von Politikern. (Deutscher Journalisten-Verband, 2005).
Bestimmungen gibt es ebenfalls, wenn es um den Eingriff in die Privatsphäre geht. Die Veröffentlichung von Texten und Bildern nicht-öffentlicher Personen ist, ohne deren Einverständnis, verboten. Dieses Verbot bezieht sich nicht auf öffentlich auftretende Personen, wie Politiker, Sportler, Künstler oder andere. (Schneider und Raue, 2003, Seite 263ff).
Neben diesen rechtlichen Grundlagen gibt es moralisch verankerte Richtlinien. Die Presseorganisation gründete 1956 den Deutschen Presserat. Der Presserat setzt sich aus je fünf Vertretern des Deutschen Journalisten-Verbandes, der IG-Medien, des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger und dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger zusammen. Es handelt sich hierbei um ein Selbstkontrollorgan der Presse, das sich den Beschwerden über die Medien annimmt, Missbilligungen und Rügen gegen diese ausspricht. (Chill und Meyn, 1998, Seite 6). In Zusammenarbeit mit Presseverbänden legte der Presserat den Pressekodex fest. Dieser unterliegt ständiger Überwachung und Aktualisierung. Die publizistischen Richtlinien beinhalten unter anderem den Anspruch auf Wahrheit und Wahrung der Menschenwürde, Grundsätze der Recherche, in der keine unlauteren Methoden angewandt werden dürfen und den Verzicht auf Diskriminierung. (Schneider und Raue, 2003, Seite 312ff).
Um einen demokratischen Staat aufzubauen und aufrechtzuerhalten ist eine funktionsfähige pluralistische Medienlandschaft sehr wichtig. Es ist die Aufgabe der Medienpolitik zu gewährleisten, dass die Medien ihre Funktionen weiterhin erfüllen und einhalten. Das Bertelsmann Lexikon definiert Medienpolitik wie folgt: „Medienpolitik [sind] die von Politikern, gesellschaftlichen Organisationen und Wissenschaftlern getragenen Bemühungen, die publizistischen Einrichtungen einer Gesellschaft [...] funktionstüchtig zu erhalten. [...] Die Medienpolitik autoritärer Systeme strebt eine möglichst starke Monopolisierung von Kommunikationsmitteln an, während demokratische Medienpolitik auf Meinungsfreiheit und eine möglichst große Mannigfaltigkeit an Meinungen und Kommunikationsmitteln ausgerichtet ist.“ (Bertelsmann Universal Lexikon, Bd. 11, 1992, Seite 316).
2. Wirkung der Medien
2.1 Die Konstruktion der Wirklichkeit
Wie bereits in Kapitel 1.2 dargestellt, haben die Medien eine Informationsfunktion inne. Das heißt, über Massenmedien gelangt man an Informationen über weltweite Ereignisse. Niklas Luhmann hat dies wie folgt beschrieben: „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ (Luhmann, 1996, Seite 6). Filme und belletristische Literatur beanspruchen, soweit dies nicht explizit angegeben wird, keinen Wahrheitsgehalt. Sie dienen der Unterhaltung, Entspannung oder philosophischen Denkanstößen. Wie aber steht es um Nachrichten und Berichte? Diese erheben einen Wahrheitsanspruch, den die Leser, Zuschauer oder Zuhörer selten in Frage stellen. Dennoch sollte man sich eines vor Augen halten: hinter jeder Form der Berichterstattung stehen Menschen, die Ereignisse recherchieren und niederschreiben. Sie müssen sich dabei auf den Wahrheitsgehalt ihrer Informationsquellen verlassen können, die ihren Recherchen zugrunde liegen. Werden ihnen falsche oder unvollständige Informationen zugespielt und erfolgt keine gründliche Recherche der Journalisten, so ist die resultierende Berichterstattung ebenfalls unvollständig oder falsch.
Nachrichten und Berichte können durch die Art und Weise, wie mit Informationen umgegangen wird, verzerrt werden. Jeder Journalist, Redakteur und jeder, der maßgeblich an der Informationssuche, -aufbereitung und -weitergabe beteiligt ist, hat eigene Ansichten und Wertvorstellungen. Die Sichtweise auf ein Ereignis kann von verschiedenen Personen unterschiedlich sein. Deutlich wird dies bei den Massenmedien, die bestimmte politische, ethische, religiöse oder andere Gruppen vertreten. Eine stark religiöse Zeitung wird über Ereignisse anders berichten als beispielsweise ein wirtschaftliches Blatt. Ob dies nun von Vorteil ist oder nicht, ist sicherlich strittig. Dennoch sollte jede Form der Berichterstattung objektiv sein und die sich ergebenden Resümees und Urteile den Lesern überlassen bleiben. Inwieweit Berichterstattung, insbesondere Kriegsberichterstattung, wirklich objektiv sein kann, wird in Kapitel 8.4 und 8.5 näher beleuchtet.
Wie schwierig es ist, den Wahrheits- und Objektivitätsansprüchen zu genügen, wurde in diesem Kapitel aufgezeigt. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Berichterstattung nicht grundsätzlich auf Unwahrheiten basiert. Falsche Nachrichten sind eher selten und in der Regel nicht gewollt. Die Achtung der Wahrheit entspricht dem Pressekodex (vgl. Kapitel 1.4), über den der Presserat wacht.
In demokratischen Staaten wird eine pluralistische Medienlandschaft angestrebt. Es gibt daher nicht nur eine Zeitung oder einen Nachrichtensender, sondern zahlreiche. Jeder Einzelne ist in der Lage, Vergleiche zwischen verschiedenen Berichterstattungen zum gleichen Thema zu ziehen. Unterscheidet sich eine maßgeblich von den anderen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Falsch- oder Fehlmeldung handelt. Durch wiederholte Falschmeldungen würden die Medien ihre Glaubwürdigkeit verlieren und müssten ihren Betrieb einstellen. Schon aus diesem Grund überwachen sich Medienunternehmen selbst, um dem Wahrheitsanspruch gerecht zu werden.
Die Systemtheoretiker, zu deren Vertretern Niklas Luhmann zählt, sehen Massenmedien als ein System neben anderen wie beispielsweise der Politik oder der Wirtschaft. Die Aufgabe der Massenmedien liegt darin, über die Realität zu berichten. Luhmann zufolge geben sie dabei aber kein Abbild der Realität, sie konstruieren sie vielmehr. Sie beobachten die Welt und berichten aus ihrer Sicht über bestimmte Ereignisse, sie geben an das Publikum weiter, wie sie die Welt beobachten. Luhmann bezeichnet dies als Beobachtung zweiter Ordnung. (Berghaus, 2003, Seite 182f). Den Massenmedien verdanken wir unser Wissen, dass wir über die Gesellschaft haben. Vor der Etablierung der Medien wurde dieses Wissen beispielsweise durch politische oder religiöse Instanzen, wie der herrschenden Klasse oder der Kirche, unter das Volk gebracht. „Die Realität der Massenmedien ist die Realität der Beobachtung zweiter Ordnung. Sie ersetzt die Wissensvorgaben, die in anderen Gesellschaftsformationen durch ausgezeichnete Beobachtungsplätze bereitgestellt wurden: durch die Weisen, die Priester, den Adel, die Stadt, durch Religion oder politisch-ethisch ausgezeichnete Lebensformen.“ (Luhmann, 1996, Seite 153).
Es stellt sich die Frage, wie Medien die Wirklichkeit konstruieren, wenn sie die Realität doch beobachten und es ihre Aufgabe ist, ihre Beobachtungen und ihr Wissen weiterzugeben. Wie kann es sein, dass sie dennoch kein Abbild der Realität liefern, sondern lediglich ein Konstrukt? Medien verändern die von ihnen aus der Umwelt oder Realität aufgenommenen Informationen. Sie „begrenzen oder erweitern, lenken Aufmerksamkeit, akzentuieren, dramatisieren, bauen Themenkarrieren auf, bereiten Anschlusskommunikation vor usw.“ (Berghaus, 2003, Seite 185).
Luhmann zufolge unterscheiden Medien zwischen Information und Nichtinformation. Berichtet wird einzig über das, was als berichtenswert, das heißt als informativ, gilt. Unsere Umwelt ist komplex, Medien selektieren daraus die Informationen, die für sie von Bedeutung sind. (ebd. Seite 187ff). Jede Information beinhaltet indirekt eine Nichtinformation. Nicht nur die Welt als solche ist komplex, sondern auch jedes in ihr stattfindende Ereignis. Es kann daher nicht im Einzelnen über jedes Detail berichtet werden. Insbesondere da dies weder effektiv noch sinnvoll für die Medien ist. Zur Veranschaulichung dient ein Trichter. Ein Ereignis passiert dessen Filter. Am Ende erlangt man kompakte und notwendige Informationen zu diesem Ereignis. Betrachtet man selbst beispielsweise in einer Galerie ein Gemälde und beschreibt es später einer anderen Person, beschränkt man sich auf subjektiv relevante Details. Eigene Interpretationen über die Bedeutung des Bildes fließen in die Beschreibung ein. Ähnlich wie die Medien lenkt man die Aufmerksamkeit auf bestimmte Details und dramatisiert unter Umständen die Darstellung. Letztlich konstruiert man für sich ein Abbild des Gemäldes und vermittelt dieses der anderen Person.
Dem Großteil der Medienbenutzer ist allerdings durchaus bewusst, dass Medien lediglich Ausschnitte und Konstruktionen der Wirklichkeit zeigen.
Massenmedien gelten als funktionale Voraussetzung für die politische Willensbildung, das Marktgeschehen und für das kulturelle Leben. Medien vermitteln nicht nur Werte, sie informieren ebenso über aktuelle Geschehnisse und setzen kulturelle Trends. Es ist kaum möglich, sich den Informationen der Medien zu entziehen, selbst wenn keine Möglichkeit zum Konsum besteht. In Gesprächen mit anderen Personen werden diese trotzdem vermittelt, denn die Informationen der anderen sind durch die Medien geprägt. Wenn die Medien zu den wichtigsten Informationsquellen zählen und sie stark zur individuellen und öffentlichen Meinungsbildung beitragen, gibt es eine Diskrepanz zwischen der erlebten und der dargestellten Realität. Einzelne empfinden mitunter die Realität anders, als sie über die Medien generalisierend vermittelt wird. (Kepplinger, 1992, Seite 9 f). In der aktuellen EU-Debatte um die Verfassung der Europäischen Union werden deren Vorteile über die Massenmedien hervorgehoben. Das dabei umworbene wirtschaftliche Wachstum durch vermehrten Export wird von einem Großteil der Bevölkerung dagegen als Bedrohung wahrgenommen. Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialer Armut prägen das individuelle Empfinden. Oftmals widersprechen die Personen, die diese Diskrepanz empfinden, nicht der generalisierten Meinung der Medien. Die Angst vor Isolation spielt hierbei eine große Rolle. Im Widerspruch zum Großteil der öffentlichen Meinung zu sein, bedeutet sich von den anderen zu entfernen und unter Umständen als Minderheit gemieden zu werden.
2.2 Die Manipulation durch Massenmedien
Der Autor Knut Hickethier definiert den Begriff der Manipulation der Medien wie folgt: „Die Rezipienten sollen in ihrem Verhalten gesteuert werden, ohne dass sie sich dessen voll bewusst sind. [...] Dabei werden unter sozialpsychologischen Aspekten vor allem emotionale Anreize gegeben, wird an ein Prestige-Bedürfnis appelliert und ein Konformitätsdruck erzeugt.“ (Hickethier, 2003, Seite 49). Manipulation erfolgt in den meisten Fällen unbewusst für den Medienbenutzer, wogegen sie oft bewusst eingesetzt wird. Für die Manipulation an sich sind nicht allein die Medien verantwortlich. Parteien, Wirtschaftsverbände, Unternehmen und andere Interessensgruppen nutzen die Medien, um gezielt Informationen zu beeinflussen und unter Medienbenutzer zu streuen. Deren Herkunft und Intention werden hierbei meist geheim gehalten. Mit der Informationssteuerung, der aktiven Beeinflussung der Massen, beschäftigt sich die Öffentlichkeitsarbeit, der Bereich der Public Relations. (ebd. Seite 49). Diese arbeiten im Auftrag von Unternehmen, Parteien, Verbänden und anderen Gruppen, die deren Arbeit bedürfen. Ein Aufgabenbereich der Public Relations ist die Imagepflege ihrer Mandanten. Sie sollen diese oder ihr Anliegen ins rechte Licht rücken, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und bei Bedarf deren Zustimmung für ein geplantes Vorhaben gewinnen. Von großer Bedeutung sind die sogenannten PR Agenturen für die Regierung. So verfügt zum Beispiel das Weiße Haus über einen eigenen Öffentlichkeitsapparat. (Kleinsteuber, 199, Seite 386).
Hickethiers Definition zufolge zielt Manipulation darauf ab, Verhalten zu steuern. Dies impliziert, dass jede Manipulation eine Intention beinhaltet. „Generell gilt, dass hinter jeder medialen Produktion auch eine Absicht steht. Jede mediale Kommunikation ist dem Verdacht ausgesetzt, dass der Kommunikator mit ihr etwas anderes erreichen will, als aus der Mitteilung hervorgeht.“ (Hickethier, 2003, Seite 47). Besonders fatal ist dies bei Medien, bei denen eine Nachfrage bezüglich der Intention nicht möglich ist. Laut Definition der Massenmedien findet zwischen Sender und Empfänger kein unmittelbarer Kontakt statt. Ein Großteil aller Printmedien sowie alle privaten Rundfunk- und Fernsehsender finanzieren sich über Werbung. Sie haben nicht wie die öffentlich-rechtlichen Sender eine geregelte Einnahme durch Medienbenutzer. Der Kampf um Sponsoren und Werbepartner wird nicht selten über die Ansprüche des Publikums gestellt. (ebd. Seite 48). Medieninhalte werden weitgehend so gestaltet, dass potentielle Geldgeber ihre Werbung optimal einbringen können. Sei es über geschaltete Werbepausen oder integrierte Werbung, auch „Schleichwerbung“ bezeichnet. Auch wenn diese Art der Werbung nicht aktiv erfolgt, findet sie dennoch Zugang zum Unterbewußtsein der Medienbenutzer und beeinflusst möglicherweise den nächsten Einkauf.
Nicht allein die Werbung strebt durch Manipulation ein konkretes Ziel an, wie in diesem Fall die Animation zum Kauf. Die eingangs bereits erwähnten Interessensgruppen, PR-Agenturen und auch die Medien selbst verfolgen eigene Absichten. PR-Agenturen erhoffen sich möglichst hohe finanzielle Profite und vertreten daher die ethischen, politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Intentionen ihrer Auftraggeber.
Die Massenmedien streben hohe Einschaltquoten oder Verkaufszahlen an, um den Profit zu maximieren. Um dies zu erreichen, müssen sie gewährleisten, dass möglichst viele Medienbenutzer den Fokus ihrer Aufmerksamkeit auf sie richten.
Das bedeutet, bezogen auf Nachrichten und Berichterstattung, dass in einer komplexen und zunehmend globalisierten Welt diejenigen Informationen selektiert werden müssen, die ein breites Publikum ansprechen. Hinzu kommt, dass in dieser schnelllebigen Zeit Informationen stets aktuell sein müssen. Je aktueller und brisanter ein Thema, desto höher die Auflage beziehungsweise die Einschaltquoten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Medien im Wettlauf um Medienbenutzer auf Techniken der Manipulation zurückgreifen ist relativ hoch.
Vergleiche zwischen unterschiedlichen abhängigen und unabhängigen Medien reduziert die Gefahr, Manipulationen durch Massenmedien zu erliegen.
2.3 Die Techniken der Manipulation
Wie bereits in Kapitel 2.1 erläutert, zeigen Massenmedien keine Realitäten sondern präsentieren die vorhandenen Informationen und Sachverhalte. Bei dieser Präsentation besteht die Gefahr der Wirklichkeitsverzerrung. Teilweise ist diese Manipulation unbewußt, teilweise werden die möglichen Techniken zur Manipulation von Situationen und Sachverhalten bewusst angewandt. Marcus Knill erläutert in seinem Aufsatz „Medien und ihre Macht der Manipulation“ einige dieser Techniken, von denen im Folgenden die wichtigsten näher beleuchtet werden sollen. (Knill, 1997).
Zum Ersten ist die Macht der Themenauswahl zu nennen. Bevor es zur Ausstrahlung oder zum Druck eines Beitrages kommt, wird entschieden, welche Rangordnung einzelnen Themen zukommen soll. Durch die Festlegung der Reihenfolge werden Themen gewichtet. Das zuerst behandelte Thema ist das, dem die größte Bedeutung zugemessen wird. Verlieren Themen mit der Zeit an Aktualität, sind aber nach wie vor von Bedeutung, so rücken sie in der Tagesordnung weiter nach hinten. So ist es möglich, dass in einer Nachrichtensendung das Topthema das aktuelle Schneechaos in Deutschland ist und anschließend erst über die andauernden Ausschreitungen im Irak berichtet wird. Medien entscheiden darüber, was berichtet wird, und entsprechend auch, wem sie ihre Aufmerksamkeit zukommen lassen. Jedes Unternehmen und auch jede Person, die die Aufmerksamkeit der Medien haben, profitieren davon. Sie haben die Möglichkeit zur Gratiswerbung für ein Produkt oder - beispielsweise im Wahlkampf - in eigener Sache. Einen Anspruch auf Medienpräsenz hat keiner. Wird ein Interview oder Kommentar mit einer bestimmten Person verweigert, wird dies auch nie veröffentlicht. Im Zeitalter der Medien gerät man schnell in Vergessenheit, wenn man nicht präsent ist. Medien entscheiden nicht allein darüber was und wer von Bedeutung ist, sondern auch, wer in das gesellschaftliche Abseits gerückt wird. Medienpräsenz beeinflusst maßgeblich das Stimmungsbild des Publikums. Wird der Opposition bei Streitthemen ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt? Oder wird ausnahmslos Zustimmung beziehungsweise Ablehnung ausgestrahlt? Kommen bei der Debatte, ob Deutschland am Irakkrieg teilnehmen soll oder nicht, ausschließlich Kriegsgegner zu Wort, kann beim Medienbenutzer nachhaltig der Eindruck entstehen, dass eine Beteiligung einheitlich von den Deutschen abgelehnt wird. (ebd.).
Medien manipulieren ebenfalls durch die Titelgebung. Bevor entschieden wird, ob ein Artikel gelesen oder ein Beitrag angesehen wird, gilt die Aufmerksamkeit dem Titel, der Überschrift. Erregt diese Neugier, wird sich dem restlichen Teil zugewandt. (ebd.). Aus diesem Grund muss der Titel möglichst effektiv ausgewählt werden. Die deutsche BILD Zeitung ist hierfür ein gutes Beispiel. Ihre Titel sind zumeist übergroß abgedruckt und erscheinen in ihrer Wortwahl besonders brisant. Auch Nachrichtensendungen betiteln ihre Beiträge. Die Kriegsberichterstattung über den Irak-Krieg trug die Überschrift „Kampf gegen den Terror“.
Layout und Bildauswahl stellen weitere Möglichkeiten der Manipulation dar. Die Wahrnehmung einer jeden Person ist steuerbar. Farben, Bilder, Hervorhebungen eines Textes, abweichende Akustik oder Bewegungen beeinflussen die Aufmerksamkeit. Das „Wahrnehmungssystem ist so angelegt, dass es auf Veränderungen [...] sensibler reagiert als auf Stabilität.“ (Zimbardo und Gerrig, 1999, Seite 115). Beim Betrachten einer Textseite wird die Aufmerksamkeit automatisch auf ein vorhandenes Bild oder eine Graphik gelenkt. Es unterbricht das vorherrschende Textbild. Hervorhebungen im Text oder in Szene gestellte Überschriften lenken den Fokus der Aufmerksamkeit auf diese. Insbesondere Boulevardzeitungen gewinnen Leser durch farbenfrohe Abbildungen und überdimensionale Überschriften. Um das Interesse des Einzelnen zu wecken ist ein gut durchdachtes Layout von großer Bedeutung; denn wozu Nachrichten präsentieren, wenn diese nicht konsumiert werden?
Ein Foto kann die Realität zeitweise besser dokumentieren als das geschriebene Wort, es vermittelt einen visuellen Eindruck über das zu berichtende Geschehen. Fotos können oftmals besser Gefühle transportieren und hervorrufen. Dennoch bieten sie eine gute Möglichkeit für Manipulation. Ein allein präsentiertes Foto ohne Kommentar ist der Interpretation des Beobachters überlassen, aber bereits ein zugefügter Untertitel kann diese in eine gewünschte Richtung lenken. Die Auswahl der Fotos ist ebenfalls von Bedeutung. Werden beispielsweise im Irak Fotos geschossen, die die Reaktion der Bevölkerung zur damals bevorstehenden Wahl zeigen sollte, beeinflusst es das Meinungsklima, welche Bilder veröffentlicht werden. Fotografiert werden sowohl Befürworter als auch Gegner, auf der einen Seite hoffnungsvolle Menschen und auf der anderen Seite Widerstand und fortlaufende Anschläge. Werden ausschließlich Fotos von Personen veröffentlicht, welche jubelnd durch die Straßen ziehen, entsteht der fälschliche Eindruck, dass die Einführung eines demokratischen Systems im Irak auf große Zustimmung stößt. Nicht immer entstehen Bilder direkt aus einem Geschehen heraus, einige werden gestellt. Das heißt eine Situation wird nachgestellt oder eine Person direkt in Pose gesetzt, bevor sie abgelichtet wird. Zumeist ist es für den Betrachter eindeutig, ob es sich um ein gestelltes Foto handelt, wenn beispielsweise neben einem Interview das Konterfei des Betroffenen abgebildet ist, bei einem Gruppenfoto eines Fußballvereins oder der Abbildung einer Demonstration, wo einzelne Beteiligte im Vordergrund posieren. Auswahl und Präsentation eines Bildes können dieses gewollt in Szene setzen. Im Zeitalter des Computers bieten sich mittlerweile verschiedene Möglichkeiten, direkte Veränderungen an einem Foto vorzunehmen. Bilder können nunmehr retuschiert werden, das heißt Personen oder Gegenstände werden nachträglich entfernt, Details hinzugefügt oder hervorgehoben. Werbefotos werden auf diese Weise häufig nachträglich manipuliert. Ein Apfel wirkt nach der digitalen Bearbeitung besonders saftig, die Haut des Models für eine Antifaltencreme erscheint besonders glatt und rosig und beim Durchblättern eines Urlaubskatalogs zeigt sich, dass der Himmel über der Karibik stets azurblau und der Strand schneeweiß ist. (Schneider und Raue, 2003, Seite 163ff).
Ob es sich um Filmsequenzen oder Fotos handelt, Bilder lösen Emotionen aus und beeinflussen auf diese Weise die Stimmungslage jedes Medienbenutzers. Entsprechend könnte die Meinungsbildung beeinflusst werden, indem zugunsten einer Seite mit entsprechend ausgewählten Bildern gearbeitet wird, während die oppositionelle Sicht ausschließlich indirekt zitiert wird, mit einem kurzen Kommentar oder durch ein Telefoninterview zu Wort kommt. Bei der Aufnahme eines Bildes spielen Kameraführung und Nähe eine bedeutende Rolle. Es heißt jede Person habe eine „Schokoladenseite“ und entsprechend oft werden sie von dieser Seite dargestellt. Beleuchtung und Make up leisten dazu ihr übriges. Aufnahmen von unten lassen Personen überheblich wirken. Nahaufnahmen sind in sofern unvorteilhaft, als dass sie feinste Reaktionen in der Mimik sichtbar machen und optisch verstärken. Eine weitere Plattform zur Manipulation ergibt sich aus der Macht der Etikettierung. (Knill, 1997). Medien haben eine große Verantwortung den Medienbenutzern gegenüber. Ob Schlagzeile, Untertitel, Überschrift oder Kommentar, es ist nicht egal, was gedruckt oder gesendet wird. Medien sollten Vorurteile nicht schaffen, sondern vielmehr einen Beitrag dazu leisten, die Bevölkerung aufzuklären und Vorurteile somit schrittweise abbauen. Durch Etikettierung werden sie aber geschürt und aufgebaut. So beispielsweise Prinz Harry, der auf einem Kostümfest in England eine Nationalsozialistische Uniform trug. Tituliert wurden viele Berichte hierüber mit „Nazi“. Ein Etikett, welches Prinz Harry aufgedrückt wurde und welches er selbst so schnell sicher nicht loswerden wird.
Die Auflistung der Manipulationstechniken und -möglichkeiten bedeutet nicht, dass Medien grundsätzlich ihre Beiträge manipulieren. Marcus Knill zufolge sind heutige Medien durchaus vertrauenswürdig. „Medien haben sehr viele Bereiche der Machtausübung, Es muss nochmals betont werden: Dies will nicht beweisen, dass die Medienschaffenden ihre Machtposition missbrauchen. So wie Medikamente gefährlich sein können, Ärzte aber trotzdem das Vertrauen geschenkt werden kann, so dürfen wir den Medienschaffenden gegenüber in der Regel trotz allem vertrauen.“ (ebd.).
In der allgemeinen Kritik über Manipulation durch Medien geht es neben der Art der Präsentation auch verschärft um manipulative Inhalte. Medien geben einen Ausschnitt aus der Realität wieder, besser gesagt sie geben ein Konstrukt dieses Ausschnittes wieder (vgl. Kapitel 2.1). Bereits das Auslassen von Fakten, sei es aus Unwissenheit über weitere Hintergründe, bedingt durch Kürzungen oder dem Erliegen von Zensur, kann das entstehende Wirklichkeitsbild bereits verzerren. Durch dieses Auslassen werden Interpretationsspielräume größer. (Leidinger, 2003, Seite 70). Meinungen, die sich aufgrund dieser Berichte bilden, sind verzerrt und haben mit der Wirklichkeit meist nicht viel gemeinsam. Um sich eine umfassende Meinung zu bilden müssten alle Fakten präsent sein. In den meisten Fällen ist das Fehlen einzelner Fakten nicht bekannt. Welcher Journalist gibt von sich aus zu, dass sein Bericht unzureichend recherchiert ist oder aus Platzmangel in der Zeitung ein Teil gekürzt werden musste? Medienbenutzer sind sich nicht bewusst, dass sie sich womöglich eine verzerrte Meinung bilden. „Journalisten entscheiden stets für ihre Leser, ob sie eine Nachricht drucken oder weglassen. Nur wenige Redakteure fragen nach der Wirkung, die meisten entscheiden aus dem Bauch heraus - sie wollen Ärger vermeiden oder sich durch die Entdeckung eines Skandals einen Namen machen.“ (Schneider und Raue, 2003, Seite 257). Die Berichterstattung eines Ereignisses erfolgt jedoch nicht allein durch eine Zeitung oder einen Rundfunksender, zumindest nicht in demokratischen Staaten. Ein Vergleich zwischen verschiedenen Medien ist daher sinnvoll und gerade bei Themen, denen Medienbenutzer größere Bedeutung zumessen, wird das vielfältige Angebot genutzt. Wie bereits erwähnt ist es in einer pluralistischen Medienlandschaft auch kaum möglich sich Informationen zu entziehen, so dass bereits auf diese Weise mehrere Berichte zu einem Thema konsumiert werden.
Die Macht der Medien verstärkt sich durch ihren weitreichenden Einflussbereich. Ob Zeitungen, Radio, Fernsehen oder Internet, es ist kaum möglich sich den Medien und ihrer Berichterstattung zu entziehen. (Leidinger, 2003, Seite 57).
3. Nachrichtenauswahl und Selektion
3.1 Theoretische Modelle der Selektion
Durch Medienpräsenz erregen wirtschaftliche, politische oder kulturelle Ereignisse das Interesse der Öffentlichkeit. Einige Ereignisse erlangten erst durch die Medien gesteigerte Aufmerksamkeit, beispielsweise Sportereignisse wie die Olympischen Spiele. Andere Ereignisse wiederum entstanden erst durch die Medien. Sie wurden geschaffen, um gezielt den Fokus der Aufmerksamkeit zu erlangen, hierzu gehören unter anderem Pressekonferenzen und Benefiz-Galas. (Kepplinger, 1992, Seite 9). Medien berichten nicht nur über reale und natürliche Ereignisse, sondern schaffen ebenfalls eine Art künstlicher Realität, dies gilt besonders für das Massenmedium des Films. Der Großteil aller Filme basiert auf Fiktion.
Nachrichten sind Tatsachenbehauptungen, sie können wahr aber auch unwahr sein, in der Regel beruhen sie auf der Wahrheit. Verzerrungen ergeben sich durch Selektionen der Berichte. Es ist nahezu unmöglich, über jedes weltweite Ereignis zu berichten, selbst reine Nachrichtensender, mit 24stündiger Berichterstattung, sind dazu kaum in der Lage. Aus der Informationsflut werden einzelne Ereignisse ausgewählt und veröffentlicht. Die objektiven Tatsachenberichte unterliegen dabei den subjektiven Wertungen derer, die für die Recherchen, das Schreiben der Berichte, die Selektion und schließlich für die Veröffentlichung verantwortlich sind.
Es gibt drei klassische Modelle der Nachrichtenauswahl, die erklären, nach welchen Kriterien die Selektion der Nachrichten erfolgt.
Das Selektionsmodell geht von einem Wirkungszusammenhang aus. Dabei stellt ein Ereignis bereits einen Anlass zur Berichterstattung dar. Die notwendige Selektion erfolgt anschließend durch intervenierende Variablen, die bei jedem Journalisten unterschiedlich sein können. Jeder Journalist, der diesem Modell zugeordnet ist, versucht genau so über die Realität zu berichten, wie sie ist und versucht herauszufinden, was realitätsnahe Berichterstattung verhindert, um diese Hindernisse zu beseitigen. Dieses Modell findet jedoch in seiner reinen Form keine Anwendung, da es nicht realitätsnah ist. Nicht immer ist erkennbar, welches Ereignis als berichtenswert gilt. Handelt es sich um ähnliche Themen oder Ereignisse, lässt sich die jeweilige Relevanz einschätzen, aber nicht, insofern es unterschiedliche Sachverhalte betrifft. Dieses Modell unterstellt eine realitätsgetreue Berichterstattung, die nicht immer zu gewährleisten ist. In Anwesenheit der Medien verändert sich mitunter das Verhalten der Menschen. Personen geben die Antworten oder zeigen die Reaktionen, von denen sie glauben, sie werden von ihnen erwartet. Der Wahlkampf beispielsweise ist gekennzeichnet von diesem Phänomen. Dieses Verhalten kann bewusst, siehe am Beispiel von Politikern, aber auch unbewusst erfolgen. Dieses Modell vernachlässigt ebenfalls die sogenannten Pseudo-Ereignisse, die erst durch die Medien entstanden sind, mit dem Ziel, deren Aufmerksamkeit zu erlangen. (ebd. Seite 47 f.).
Diese Ereignisse finden Beachtung im zweiten Modell, dem Inszenierungsmodell. Hier wird die Selektion der Nachrichten von außen, durch Journalisten, und nicht von innen, durch die Ereignisse selbst, gesteuert. Gesellschaftliche Akteure, wie Politiker, Wirtschaftsvertreter oder auch Schauspieler nutzen die journalistischen Selektionskriterien (vgl. Kapitel 3.2) für sich und arrangieren Pseudo-Ereignisse als Mittel zum Zweck, um sich so Gehör zu verschaffen. Durch die Anwesenheit der Medien können sie anschließend auf diesen Ereignissen sich oder ihre Ideen vermarkten. Politiker nutzen dies beispielsweise, indem sie Pressekonferenzen einberufen. Auch dieses Modell findet keine uneingeschränkte Anwendung. Nicht immer bestimmen PR-Agenturen und andere Experten für inszenierte Ereignisse die Berichterstattung. Wie im Selektionsmodell verdeutlicht, erfolgt Nachrichtenauswahl ebenso durch Journalisten und Redakteure, die die abschließende Entscheidung treffen, welches Ereignis beachtet und welches vernachlässigt wird. (ebd. Seite 49 f.).
Das Inszenierungsmodell erweitert das Selektionsmodell um die Absicht der gesellschaftlichen Akteure. Die zugrundeliegende Intention der Journalisten wird jedoch in beiden Modellen vernachlässigt. Diese können auf die Berichterstattung selbst oder einen Zweck außerhalb dieser gerichtet sein.
Die Intention, über ein Ereignis zu berichten, weil jedes Ereignis an sich von Bedeutung ist, findet im Selektionsmodell Berücksichtigung. Das Aktualisierungsmodell beinhaltet die nach außen gerichtete Intention. Journalisten, Redakteure aber auch Inhaber eines Medienkonzern, die ein maßgebliches Mitspracherecht bei Selektion und Publikation haben, können Absichten verfolgen, die Ereignissen übergeordnet sind, beispielsweise das Verfolgen einer politischen oder religiösen Richtung. Berichtet wird dann über Themen, die diesen Absichten dienlich sind. Als Beispiel dient „News Corporation“, einer der größten Medienkonzerne der Welt, von Rupert Murdoch. Er verfolgt die konservativen Ansichten des amerikanischen Präsidenten George W. Bush. An dieser politischen Richtung richten sich seine Zeitungen und Fernsehsender aus. Berichten Journalisten über einen Krieg, ist es möglich, dass sie eine bestimmte Position einnehmen, sich auf die Seite einer Partei stellen und so unter Umständen eine objektive und neutrale Berichterstattung kaum mehr möglich ist.
Das Aktualisierungsmodell unterstellt den betroffenen Akteuren keine wertende Darstellung der Ereignisse, indem über sie positiv oder negativ berichtet wird. Unterstellt wird vielmehr eine instrumentelle Aktualisierung der Ereignisse. Diese werden, je nach der verfolgten Absicht, verharmlost oder hochgespielt. Ereignisse werden neutral dargestellt, zugehörige Meinungen aber gewichtet. Je nach Intention werden Kommentare zu diesem Ereignis berücksichtigt oder vernachlässigt. Keines dieser Modelle findet in seiner reinen Form Anwendung, vielmehr wirken sie zusammen und erklären die Art der Nachrichtenauswahl. (ebd. Seite 50 f.).
Neben den drei genannten Modellen der Nachrichtenauswahl, wird zwischen drei Ereignistypen unterschieden. Genuine Ereignisse treten unabhängig von einer Berichterstattung ein, hierzu zählen beispielsweise Naturkatastrophen. Inszenierte Ereignisse, auch als Pseudo-Ereignisse bezeichnet, entstehen nur aufgrund von Berichterstattung. Würde es diese nicht geben, würden sie nicht eintreten. Mediatisierte Ereignisse erhalten erst ihren mediengerechten Charakter durch die Anwesenheit der Medien. Es würde sie auch ohne diese geben, aber durch die Medien finden sie in größeren Dimensionen statt. Buchmessen, Parteitage und die Olympischen Spiele sind Beispiele für diese Ereignisse. Die Vermutung, dass sie nunmehr zum Teil inszeniert sind, da sie durch die Berichterstattung verstärkte Aufmerksamkeit genießen, liegt nahe. Die beiden zuletzt genannten Ereignistypen haben in den letzten Jahren vermehrt zugenommen. Ein wichtiger Indikator hierfür sind Sponsoren und andere Firmen, die in diese Veranstaltungen und Ereignisse investieren. Deutlich zu sehen ist dies bei Sportveranstaltungen, bei denen nicht nur Werbung auf den Tribünen angebracht wird, sondern ebenfalls auf der Kleidung der Sportler. (ebd. Seite 51 f.).
3.2 Selektionskriterien
Großen Einfluss auf Einschaltquoten und Auflagenzahlen haben Art und Aufbereitungsweise der Ereignisse. Kulturelle und geografische Nähe steuern die Aufmerksamkeit. Nachrichten über Ereignisse in fernen Regionen oder Ländern werden mit weniger Interesse verfolgt, als diejenigen die die direkte Nachbarschaft betreffen oder durch die sich Konsequenzen für das eigene Land oder die eigene Person ergeben. (Jöckel, 1994, Seite 50). Kriege gibt es in vielen Ländern der Welt, aber nur wenige wurden weltweit mit solchem Interesse verfolgt wie der Irak-Krieg und seine politischen Folgen. Dieser Krieg lief unter dem Banner „Kampf gegen den Terrorismus“ und mit diesem Thema haben nicht allein die USA zu kämpfen. Der Terrorismus stellt eine Gefahr für viele moderne Staaten weltweit dar. Geschürt wurde die Aufmerksamkeit für den Krieg auch durch die Art und Weise, wie die USA nahezu im Alleingang in den Krieg zog. Nunmehr fühlen sich andere Staaten durch die Amerikaner bedroht und befürchten ein militärisches Eingreifen. So verkündete beispielsweise der Präsident Nordkoreas, Kim Dae-jung, im Januar 2005, Nordkorea wäre im Besitz von Atomwaffen, da sie sich genötigt fühlen, sich gegen die Amerikaner zu sichern.
Typischerweise verbreiten sich schlechte Nachrichten besser als gute. Berichterstattungen über positive oder erfreuliche Ereignisse sind im Vergleich zu negativen weitaus geringer. „Only bad news are good news“ so ein Slogan amerikanischer Journalisten. (ebd. Seite 50). Auf diese Weise kann auch ein negatives Bild über die Welt entstehen. Ständige negative Berichte können das Bild hinterlassen, dass das Leben geprägt ist von Naturkatastrophen, Gewalt und Armut. Hierbei muss aber differenziert werden, dass diese Nachrichten lediglich Ausschnitte beziehungsweise singuläre Ereignisse sind.
Gesteigerte Aufmerksamkeit wird den Medien zuteil, wenn es sich um besonders sensationelle Informationen handelt. Insbesondere Boulevardmagazine erleben hierdurch ihren Aufschwung. Die Massenmedien werden, um ihre Auflagen oder Einschaltquoten zu steigern, verleitet, Ereignisse aufzubauschen und zu übertreiben. Als sensationell gelten besonders außergewöhnliche und unerwartete Ereignisse. (ebd. Seite 50)
Berichte über Elitenationen und -personen finden eher Beachtung, als Nachrichten über weniger bekannte Staaten und Personen. Dies liegt einerseits in der leichteren Einordnung des Ereignisses, sowohl durch die Journalisten als auch durch die Medienbenutzer, und andererseits in der größeren Bedeutung, die diesen Staaten oder Personen zugeschrieben wird. (ebd. Seite 50).
Langfristige Ereignisse, deren Entwicklung sich über einen langen Zeitraum erstrecken, bergen die Gefahr, dass Aufmerksamkeit und Interesse der Medienbenutzer nachlässt. Aus diesem Grund werden eher kurze Ereignisse veröffentlicht beziehungsweise es wird über diese intensiver berichtet, während langfristige Trends kompakter gefasst werden. (ebd. Seite 50).
Menschen identifizieren sich eher mit anderen Personen, als mit Ereignissen. Berichterstattung über Einzelpersonen ist demnach eines der wichtigsten Selektionskriterien. Ereignisse werden vorzugsweise personalisiert. Nachrichten über die aktuelle Arbeitsmarktproblematik in Deutschland erfolgt meist über Berichterstattung eines einzelnen Arbeitslosen. Die Medien versuchen Berichterstattung zu einem Thema mit menschlichen Schicksalen zu unterlegen. (ebd. Seite 50).
3.3 Informationsgewinnung durch Journalisten und Redakteure
Die Redakteure der diversen Medien haben weder die Kapazität noch die Gelder, um Korrespondenten weltweit stationieren zu können. Theoretisch ist dies aber nötig, um eine unabhängige, umfassende und zeitnahe Berichterstattung zu gewährleisten. Korrespondenten sind Journalisten, die unter anderem die jeweilige Landessprache beherrschen und der Kultur des ihnen zugeteilten Landes kundig sind.
In den meisten Fällen ist nicht vorhersagbar, wann sich was in welchem Land ereignen wird. Tritt schließlich ein Ereignis, das berichtenswert erscheint, ein, müssen Journalisten entsandt werden, doch bis zu deren Eintreffen können bereits viele Informationen verloren gegangen sein. Für einen Journalisten oder Korrespondenten ist es zudem kaum möglich alles mitzubekommen, was innerhalb seines Einsatzgebietes im Einzelnen geschieht. Aus diesem Grund beziehen sich Redaktionen zusätzlich auf Nachrichtenagenturen. Zahlreiche solcher Agenturen agieren weltweit, sie verfügen über ein riesiges Informationsnetzwerk. Sie arbeiten zusammen mit Korrespondenten, freien Mitarbeitern, recherchieren selbständig über Internet und korrespondieren mit anderen Agenturen. Nachrichtenagenturen werden in ihrer Berichterstattung von Redakteuren aus vielerlei Gründen hoch geschätzt. Sie vollziehen eine klare Trennung zwischen Meinung und Nachricht. Es gibt weder parteilichen, wirtschaftlichen noch gewerkschaftlichen Einfluss auf sie. Trotz finanzieller Unterstützung von außen, wie dem Bundespresseamt, scheint dies keine Auswirkung auf deren Berichterstattung zu haben. Nachrichtenagenturen unterziehen sich täglich einer Selbstkontrolle, so dass ihre Informationen im Großen und Ganzen verlässlich sind. Bedingt durch ihr großes Informationsnetzwerk, derer sie sich bedienen, sind ihre Informationen zeitnah, bereits wenige Minuten nach einem Ereignis ist eine Nachricht druckfertig. (Schneider und Raue, 2003, Seite 23ff).
Die Meldungen der Nachrichtenagenturen werden täglich mehrfach ergänzt und überarbeitet. Ihre Artikel und Berichte beziehen sich auf mehrere verschiedene Quellen. Von Journalisten oder Redakteuren übernommene Nachrichten sollten immer einen Verweis auf die ihnen zugrundeliegenden Quellen enthalten. Für jeden Medienbenutzer ist, durch das Wissen über den Ursprung einer Nachricht, eine unabhängige Meinungsbildung und Wertung eher gewährleistet. Insofern Quellen nicht bekannt sind oder nicht bekannt gegeben werden können, sollte dies gegenüber den Medienbenutzern Erwähnung finden. Insbesondere wenn die Herkunft der Informationen zwielichtig erscheint oder nicht sichergestellt werden kann, in wie weit ihr zu vertrauen ist.
Durch das Internet ist es möglich, weltweit Informationen zu erlangen. Amerika und Australien sind lediglich einen Mausklick entfernt. Für Journalisten bedeutet das, dass eine Vorortrecherche nicht mehr zwingend notwendig ist. „Nicht nur, daß das Web mir die Agenturmeldungen schickt. Ich kann auch mal eben bei den Serben vorbeischauen, gucken was die montenegrinische Regierung meint oder ein Flüchtlingsschicksal heranbeamen. Warum vier Stunden beim mazedonischen Innenminister vor der Tür liegen, wo der Mann doch gerade erst gestern NRC-‚Handelsblad‘ ein Interview gegeben hat? [...] Nirgends mehr hält mich ein Genius loci gefangen, ich kann von überallher umfassend und ausgewogen berichten.“ so der Journalist Norbert Mappes-Niediek in seinem Artikel über das Internet und moderne Berichterstattung. (Mappes-Niediek, 1999).
Die alleinige Recherche über das Internet ist jedoch unzureichend. Sicherlich erleichtert es die Arbeit vieler Journalisten und Redaktionen, denen es nicht möglich ist, Korrespondenten in vielen, insbesondere konfliktreichen, Ländern zu haben. Das Internet kann aber keine umfassende Recherche ersetzen, sondern lediglich als Informationsquelle dienen. Die Gefahr Falschmeldungen zu erliegen, über ein Ereignis nur einseitig oder zu oberflächlich zu berichten ist sehr groß, verlässt man sich einzig auf die Informationen und Berichte im Internet. Auf der anderen Seite weist das Internet für die Berichterstattung auch Vorteile auf. Eine Zensur ist, aufgrund der Fülle an Internetseiten, nahezu unmöglich. Zwar gibt es Verbote, was beispielsweise die Verbreitung von gewaltverherrlichenden oder pornographischen Bildern beziehungsweise Schriften betrifft, dennoch gibt es nach wie vor für diese zahlreiche eigene Plattformen. Den Urhebern und Nutzern habhaft zu werden ist schwierig bis unmöglich. So ist es mitunter möglich, an Informationen zu gelangen, die beispielsweise zu Propagandazwecken staatlich zensiert oder verboten wurden. Der Journalist Norbert Mappes-Niediek meint hierzu: „die modernen Übertragungstechniken schaffen Freiräume für die Recherche, und das Internet ist gerade für die Kriegsberichterstattung ein Segen. Erst das Web ermöglicht uns, auf beiden Seiten zugleich zu sein, weil es die Zensur erschwert. Auch nach ihrem Verbot war die Belgrader Zeitung ‚Nasa borba‘ noch eine Weile im Netz zu bekommen. Initiativen oppositioneller Serben können sich Gehör verschaffen. [...] Die Nachrichtenseiten können mit dem Internet enorm gewinnen, und es wäre auch lebensfern, wenn man den Reporter oder Korrespondenten um seiner ‚Unbefangenheit‘ willen offline hielte.“ (ebd.).
Journalisten lernen frühzeitig, auf welche Quellen sie vertrauen sollen und welche als inakzeptabel und unannehmbar gelten. „Viele [...] Quellen werden für unannehmbar erachtet und daher ignoriert oder nicht ernst genommen. Schwarze Nationalisten, progressive Vertreter von Gewerkschaften oder Marxisten fallen in diese Kategorie. Dasselbe gilt für Konservative, die sich außerhalb der Hauptströmung der von Washington betriebenen Politik stellen, wie zum Beispiel konservative Muslime und gewisse Intellektuelle vom rechten Flügel.“ (Solomon und Erlich, 203, Seite 32f.).
Allem Anschein nach handelt es sich hierbei zumeist um Minderheiten und Ansichten von Personen, die weder konform noch vereinbar mit denen der Regierung sind.
Ein direktes Beispiel für die Intoleranz beziehungsweise Ignoranz von Journalisten gegenüber andersdenkenden Quellen ist die pazifistische Gruppierung „Voices in the Wilderness“. Diese Organisation hat ihren Hauptstandort in Chicago. Sie betrieb unter anderem soziale Hilfsprojekte in Bagdad zur Unterstützung der irakischen Bevölkerung. Der amerikanische Journalist und Autor Reese Erlich konnte ihre Arbeit und die Reaktion der Medien auf sie im Irak selbst verfolgen. Im Herbst 2002 wollte die Organisation im irakischen Pressezentrum eine Pressemitteilung über den Besuch amerikanischer Kriegsgegner in einer irakischen Schule abgeben. Für die geladenen Reporter enthielt die Mitteilung lediglich Propaganda und wurde nie veröffentlicht. „Voices of the Wilderness“ gehört nicht zu den anerkannten Quellen, ihnen wird kein Gewicht beigemessen und ihre Mitteilungen und Ansichten ignoriert. Selbst als sie wenig später in Bagdad einen Protestmarsch gegen den Irak-Krieg organisierten, wurden sie von der Presse eher belächelt als ernst genommen. So berichtete die New York Times, Erlich zufolge, eher spöttisch über die Demonstration und meinte, dass sie von Saddam Hussein nur toleriert wurde, da sie einen antiamerikanischen Hintergrund hätte. (Solomon und Erlich, 2003, Seite 34f).
Auch wenn der amerikanischen Regierung zufolge der Irak-Krieg gerechtfertigt war und Saddam Hussein ein tyrannisches Regime führte, dass es zu beseitigen galt, so sollten oppositionelle Organisationen ernst genommen werden. Auch ihre Meinungen und Berichte sollten eine Plattform erhalten, über die sie sich weltweit mitteilen können. Reese Erlich meint hierzu: „Man kann mit den Ansichten von Voices in the Wilderness übereinstimmen oder nicht. Was mich betrifft, so finde ich deren pazifistischen Ansatz nicht richtig. Doch als Journalist sollten wir sie als eine ernst zu nehmende Organisation anerkennen, die Teil einer wachsenden Anti-Kriegsbewegung ist, die im September und Oktober 2002 in Großbritannien und in den USA Hunderttausende von Menschen mobilisiert hat.“ (ebd. Seite 33f.).
Offensichtlich besteht eine Divergenz zwischen der Redefreiheit, die laut der Verfassung demokratischer Staaten, jedem zugestanden wird, und der Möglichkeit, diese in der Öffentlichkeit über die Medien zu nutzen. Da bestimmte Quellen unter Journalisten als unannehmbar gelten, haben diese Personen kaum die Chance sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.
3.4 Kommunikationsschäden
Unsachgemäße und falsche Berichterstattungen ziehen Konsequenzen nach sich. Diese können Journalisten, betroffene Akteure aber auch die Gesellschaft betreffen. In diesem Fall spricht man von Kommunikationsschäden. Diese können sich materiell - betroffene Akteure verlieren wichtige Investoren und dadurch notwendige Gelder - und immateriell äußern, beispielsweise ein Imageverlust durch Rufschädigung. Kommunikationsschäden können punktuell, dass heißt die Folgen sind an einen bestimmten Ort gebunden und erfolgen innerhalb einer kurzen Zeitspanne, und strukturell sein. Strukturelle Kommunikationsschäden ändern zumeist dauerhaft die Rahmenbedingungen für spätere Handlungen. Durch unsachgemäße Berichterstattung können Gesetze, zum Beispiel in der Gentechnik, verhindert oder maßgeblich verzögert werden.
Einen großen Einfluss hat die Häufigkeit der Berichterstattung zu einem Ereignis (Kepplinger, 1992, Seite 46). Dies bezieht sich sowohl auf ein bestimmtes Ereignis, welches wiederholt in den Medien aufgegriffen wird, aber auch auf ähnliche Ereignisse, die dem gleichen Sachverhalt zuzurechnen sind. Ein Beispiel ist die Berichterstattung über Flugzeugabstürze. Statistisch gesehen zählt das Flugzeug zu den sichersten Verkehrsmitteln. Unfälle mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn treten weitaus häufiger auf. Dennoch wird häufiger und ausführlicher über Flugzeugabstürze berichtet, als über andere Verkehrsunfälle, da sie auf dramatische Weise zahlreiche Opfer fordern.
Eine vollständige Beeinflussung der Massen, wie es im Nationalsozialismus der Fall gewesen ist (vgl. Kapitel 7.1), ist heute kaum mehr möglich. Auch wenn die nach wie vor betriebene Propaganda einzelner Staaten etwas anderes vermuten lässt. Eine solche Art der Beeinflussung ist damals nur durch die vorherrschenden historischen Gegebenheiten möglich gewesen. Das totalitäre Herrschaftssystem Hitlers war in der Lage, die damalige verzweifelte Situation des deutschen Volkes für sich zu nutzen und das Land nach außen abzugrenzen, so dass eine Gleichschaltung der Medien möglich war, ohne dass gegenläufige Informationen aus dem Ausland nach innen dringen konnten. (Maletzke, 1998, Seite 94).
3.5 Massenmedien und Öffentlichkeit
Durch Massenmedien lösen sich die Grenzen von Öffentlichkeit und Privatheit allmählich auf und beide Bereiche durchdringen sich zunehmend. Das öffentliche Geschehen kann mit Hilfe der Medien direkt von zu Hause, das heißt im privaten Bereich, verfolgt werden. Sachverhalte und Ereignisse, die bisher allein dem privaten Leben zu eigen waren, werden durch die Etablierung der Medien zunehmend ins öffentliche Leben gerückt. Als Resultat ändern sich auch die Handlungsrollen. (Hickethier, 2003, Seite 213).
Massenmedien werden als Plattform genutzt, um beispielsweise die eigene Person ins rechte Licht zu rücken. Das Eindringen der Öffentlichkeit in den privaten Raum kann aktiv genutzt werden, beispielsweise im Wahlkampf, wenn der amtierende Präsident Bush sich mit seiner Familie beim Einkauf zeigt oder in einer Talkshow, wenn es darum geht, den Freund zurückzugewinnen. Das gegenseitige Durchdringen beider Bereiche hat ebenso negative Auswirkungen. Personen des öffentlichen Lebens wie Politiker, Schauspieler oder Unternehmensführer müssen sich ständig vergegenwärtigen, dass sie unter der Kontrolle der Medien stehen. Nicht allein sogenannte Paparazzis sondern auch Journalisten versuchen private Gegebenheiten von besonderem Interesse herauszufinden, abzulichten und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
4. Verbreitung und Konzentration der Massenmedien
4.1 Die Verbreitung der Medien
Mit Entstehung der Medien und den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sind Informationen und Wissen weltweit zugänglich. Jedoch haben nicht alle Zugang zu diesem Wissen. Die Rate der Analphabeten ist in den modernen westlichen Industriestaaten gering, in Deutschland und den USA beträgt sie weniger als zehn Prozent, in den ärmeren Ländern hingegen ist sie relativ hoch. Im Irak gibt es 30 Prozent Analphabeten. Weltweit beträgt die Rate circa 20 Prozent, dies folgt aus einer Studie von 1999 (Balnaves; Donald; Hemelryk Donald, 2001, Seite 16f). Es ist zu erwarten, dass das Gefälle zwischen modernen Industriestaaten und ärmeren Ländern weiterhin in diesem Maße bestehen wird. Analphabeten können Wissen und Informationen nicht aus Printmedien und dem Internet beziehen. Sie haben die Möglichkeit, andere Medien zu nutzen. Aber Rundfunk und Fernsehanstalten sind ungleichmäßig verteilt. Zudem hat nicht jeder die Möglichkeit, Radios oder Fernsehgeräte zu bekommen. In einigen Ländern sind diese begrenzt verfügbar und die Benutzung mitunter nur der wohlhabenderen Schicht der Bevölkerung möglich.
Ein Indikator für die Medienvielfalt eines Staates ist die Angebotsvielfalt und die sich daraus ergebende Nutzung dieser Medien. Verschiedenen Studien, der „Internationalen Fernsehunion“, der „Weltbank“ und der „World Development Indicators“, zufolge, die 1999 und 2000 erhoben wurden, nutzten in den USA pro 100 Einwohnern mehr als 31,1 Personen die Zeitung, in Deutschland beträgt die Zahl durchschnittlich 21,5. Im Irak fällt diese Zahl weitaus geringer aus, nur durchschnittlich 1,9 Personen nutzten die Zeitung als Informations- oder Unterhaltungsmedium. (ebd. Seite 110 ff).
Ähnlich verhält es sich bei der Rundfunknutzung. Pro 1000 Einwohner nutzten in den USA etwa 208 Personen dieses Medium, in Deutschland waren es 95. Im Gegensatz hierzu liegt die Zahl im Irak bei geringen 22. (ebd. Seite 110). In den westlichen Industriestaaten sind diese Zahlen zwischenzeitlich sicher angestiegen, da sich die Angebotsvielfalt stetig vergrößert.
Die Verbreitung des Internet zeigt einen weiteren deutlichen Bruch zwischen modernen Industriestaaten und ärmeren Ländern. 1999 betrug die Anzahl der Internet-Hosts, das ist die Anzahl der Zentralrechnersysteme mit einer Verbindung zum Netz, in den USA über 53 Millionen und in Deutschland 1,6 Millionen. Ein Grund für die große Abweichung zwischen beiden Staaten liegt unter anderem in der unterschiedlichen Bevölkerungszahl. Der Irak verzeichnete 1999 dagegen weniger als 1000 Internet-Hosts. (ebd. Seite 84 f.). Auch diese Anzahl hat in den vergangenen Jahren zugenommen, vor allem durch die zunehmende Bedeutung des Internet, sowohl für den beruflichen als auch den privaten Gebrauch. 97 Prozent aller Internet-Hosts befinden sich in den Industriestaaten, die circa 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. (ebd. Seite 84 f.). Die geringe Internetnutzung im Irak ist unter anderem auf die UN-Sanktionen nach dem Golfkrieg 1991 zurückzuführen, die nur einen beschränkten Zugang ermöglichten. (ebd. Seite 86). Ein weiterer Grund dürfte in dem herrschenden System zu finden sein. Die irakischen Medien unterlagen strengen Reglementierungen, Oppositionellen drohten strikte Strafen. Das Internet ermöglichte einen Zugang zu Informationen weltweit, also auch auf Schriften, die sich gegen das irakische Regime stellten. Dies war nicht im Interesse der Regierung von Saddam Hussein und so dürfte der Zugang zum Internet auch von der irakischen Regierung weitgehend eingeschränkt worden sein. Nach dem Sturz des irakischen Regimes und im Zuge des Aufbaus eines demokratischen Systems, wird die Anzahl der Internet-Hosts zunehmen, ebenso wie die Medienvielfalt im Allgemeinen.
Eine Studie des Institutes Freedom House ermittelte 1999 und 2000 den Grad der Pressefreiheit verschiedener Länder. Nach Vergleich der Daten mit Studien der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ ergab sich die folgende Einteilung: die USA und Deutschland werden als frei und liberal eingeordnet, im Vergleich dazu gelten Frankreich und Großbritannien als frei aber zurückhaltend; der Irak genießt keine Pressefreiheit, entsprechend wird sie als unfrei und drakonisch beurteilt. (ebd. Seite 28 f.).
Einer Zusammenfassung mehrerer Studien von 1999 und 2000 zufolge, die die Verbreitung verschiedener Medien untersuchten, ergaben sich folgende Daten. Ein Fernsehgerät besitzen in den USA 98,1 und in Deutschland 97 Prozent der Haushalte, im Irak sind es 83 Prozent. Auf 1000 Einwohner gerechnet, besaßen im Untersuchungszeitraum 1999 bis 2000 in den USA 256 Personen ein Handy, in Deutschland waren es 170 Personen. Für den Irak konnten im Rahmen dieser Studie keine entsprechenden Daten ermittelt werden. Betrachtet man die Anzahl der Telefonanschlüsse, ergibt sich folgendes Bild: Während, auf 1000 Einwohner gerechnet, die USA 66 Anschlüsse und Deutschland 59 verzeichnete, wies der Irak lediglich 3 auf. (ebd. Seite 110 ff). Der Zugang zum Internet bedingt einen Telefonanschluss. Dessen geringe Verbreitung im Irak ist ein Indikator für die geringe Anzahl Internet-Hosts.
Das Fernsehen ist das wohl meist genutzte Medium. Es verdrängt zunehmend andere Medien wie Zeitung und Radio. Einer Datenerhebung des statistischen Bundesamtes zufolge, in der das verwendete Zeitbudget der Deutschen in den Jahren 2001 und 2002 bezüglich der verschiedenen Medien untersucht wurde, verbringen deutsche Männer durchschnittlich 112 Minuten vor dem Fernseher und Frauen 98 Minuten. Besonders hoch ist der Fernsehkonsum bei Männern ab 45 Jahren. Im Gegensatz hierzu beträgt die durchschnittliche Lesezeit bei Männern circa 34 Minuten und 35 Minuten bei den Frauen. Der Radiokonsum liegt mit circa 6 Minuten deutlicher unter dieser Zeit. (Statistisches Bundesamt, 2004, Seite 551).
In den letzten Jahren hat auch das Internet an Bedeutung gewonnen, sowohl im beruflichen als auch im privaten Gebrauch. Besonders bei jüngeren Generationen spielt es eine große Rolle. Ältere Generationen haben oftmals Schwierigkeiten beim Erlernen neuer Technologien und sehen keine Veranlassung darin, sich dieses Wissen anzueignen.
4.2 Medienkonzentration
Die Berichterstattung der Medien ist seit den 90er Jahren fortschrittlicher und zeitnaher geworden. Technologische Errungenschaften, wie das Satellitentelefon, ermöglichten es, zu jeder Zeit und von jedem Ort der Welt zu berichten. Mit dieser Entwicklung steigt die Konkurrenz zwischen den Nachrichtensendern. (Lehmann, 2004, Seite 168).
Angesichts der Medienkonzentration in den Händen weniger Unternehmen ist die Politik fast machtlos. Durch die Globalisierung werden Beschränkungen nach und nach abgebaut, damit die Medien international bestehen können. Die entstehenden lockereren Bestimmungen und der Drang am internationalen Wettbewerb erfolgreich teilnehmen zu können machen die Medienkonzentration möglich. Abnehmende Meinungsvielfalt, was ein Grund für ein mögliches Verbot wäre, kann den Konzernen nicht vorgeworfen werden, da ein solcher Konzern durchaus verschiedene Meinungen zulassen kann. Im Gegensatz dazu ist einseitige Berichterstattung möglich, indem eine bestimmte politische Richtung innerhalb eines Medienkonzerns vorherrschend ist. (Kolteder und Ruge, 1997, Seite 40 f.).
Jedes Medienunternehmen, ob es sich um einen Konzern handelt oder lediglich um ein kleines regionales Unternehmen, kämpft um Einschaltquoten und Verkaufszahlen. Eine realitätsnahe und nach Möglichkeit nicht verzerrte Berichterstattung kann aber nicht bestehen, wenn die Konkurrenz die sensationelleren Bilder und Berichte zum gleichen Sachverhalt hat und somit auch die höheren Einschaltquoten. (ebd. Seite 346).
Im Zuge der Globalisierung schließen sich sowohl national als auch international verschiedenste Firmen zusammen. Durch diese wirtschaftlichen Verflechtungen können die Firmen dem starken Konkurrenzdruck begegnen und ihm standhalten. Diese Konzentrationsprozesse finden nicht allein in wirtschaftlichen Branchen statt, sondern auch in der Medienbranche. Einige Medienunternehmen fusionieren, große Unternehmen kaufen kleinere auf. Auch wenn durch die verschiedenen Medienverflechtungen Medienkonzerne entstehen, die gegenüber dem Konkurrenzdruck bestehen können, ergeben sich negative Folgen. Kleine Medienunternehmen können gegen die großen Konzerne kaum mehr bestehen. Sie verfügen nicht über die Gelder, um ihr Sendegebiet oder ihren Absatzmarkt zu erweitern und so ein größeres Publikum zu erreichen. Geringe Einschaltquoten bedeuten weniger Sponsoren und Werbeträger, was finanzielle Einbußen nach sich zieht. Kleinere Medienunternehmen, wie beispielsweise ein Nachrichtenblatt, hat durch geringere Einnahmen nicht die Möglichkeit, weltweit, für eine zeitnahe Berichterstattung, Journalisten und Korrespondenten einzusetzen. Damit sind sie im Wettbewerbsnachteil und auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen. Große Medienkonzerne sind hierbei im Vorteil, sie gelangen schneller an Informationen und können sie schneller publizieren. Neue Unternehmen können sich nur schwer etablieren, insofern sie es überhaupt schaffen. Die Marktzutrittsbarrieren sind sehr hoch. Medienkonzerne können ihre Produkte preiswerter verkaufen und die Palette ihrer Produkte ist entsprechend vielfältig, da sie sich länger am Markt bewegen. Neue Medien müssen daher versuchen, mit neuen Ideen und Produkten einen Zugang zum Markt zu finden. (Meier, 2004, Seite 3f).
Durch die Konzentration immer mehr Macht und Marktanteile der Medien in den Händen weniger sinkt der Wettbewerb. Dieser ist aber von großer Bedeutung. In einer Demokratie muss es eine Vielfalt unabhängiger Medien geben, um unabhängige Berichterstattung zu gewährleisten. Berichtet beispielsweise ein Nachrichtensender falsch über einen Sachverhalt, so kann ein anderer Sender, der seine Informationen aus anderen Quellen schöpft oder weitere Recherchen anstellt, die Falschmeldung richtig stellen. Je stärker die Konzentrationsprozesse der Unternehmen, desto geringer der Wettbewerb, da damit die Anzahl der Medienunternehmen sinkt. (ebd. Seite 3).
Eine weitere Gefahr, die sich durch die Medienverflechtungen ergibt, ist die Vernachlässigung gegenläufiger Meinungen. Große Medienkonzerne können es sich erlauben, bestimmte politische Ziele zu verfolgen, ohne finanzielle Einbußen oder sinkende Auflagen befürchten zu müssen. Der Medienkonzern des Amerikaners Rupert Murdoch, mit großen Anteilen in den USA und Großbritannien, setzte sich beispielsweise für Präsident Bush und seine Strategie bezüglich eines Angriffs gegen den Irak ein (vgl. Kapitel 11.4). Ein weiteres Beispiel für die Verflechtung von Medien und Politik ist Italien. Der amtierende Ministerpräsident, Silvio Berlusconi, ist Inhaber eines großen Medienkonzerns und kontrolliert den Großteil der italienischen Medien. An dieser Stelle wird deutlich, welche Bedeutung Medienkonzerne für die Politik haben. Hierin ist ein Grund zu finden, warum die Politik kaum in die Konzentrationsprozesse der Medien eingreift. Im Gegenteil, mitunter gewähren sie ihnen ihre Unterstützung. Verdeutlicht wird dies am Beispiel der USA. Medienkonzerne dürfen in Amerika dem Gesetz nach maximal 35 Prozent der regionalen Fernsehstationen im nationalen Sendegebiet besitzen. Die beiden größten amerikanischen Medienkonzerne, Rupert Murdochs „News Corporation“, dessen Medienunternehmen Fox Network 38 Prozent des amerikanischen Fernsehhaushaltes kontrollierte und Sumner Redstones „Viacom“, dessen Tochtergesellschaft CBS 39 Prozent erzielte, überschritten diese Grenze. Durch verschiedene Ausnahmegenehmigungen konnten sie jedoch das Gesetz umgehen. Beide waren auf eine Erweiterung der Grenzen angewiesen. Unterstützung erhielten sie von Georg W. Bush, der, in Zusammenarbeit mit der US-Kontrollbehörde Federal Communications Commission, einen Gesetzesentwurf im Juni 2003 vorlegte, der die Grenzerweiterung von den bisherigen 35 auf 45 Prozent vorsah. Senatoren und Repräsentanten der Republikanischen Partei stellte sich gegen den Entwurf. Letztlich wurde, durch Druck von Präsident Bush, die Grenze auf 39 Prozent erhöht. Auf diese Weise konnten CBS und Fox Network, durch das neue Gesetz gesichert, in ihrer Größe fortbestehen. (ebd. Seite 6).
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- Citation du texte
- Jacqueline Ahnert (Auteur), 2005, Einfluss durch Massenmedien am Beispiel der Kriegsberichterstattung des Irak-Krieges - Instrumentalisierung der Medien durch die Regierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47311
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