Deutschland befindet sich in einem demographischen Dilemma. Der Geburtenrückgang, der bereits 1965 einsetzte, führte in Deutschland zu Beginn der 70er Jahre erstmals zu einem Geburtendefizit. Seit diesem Zeitpunkt werden jedes Jahr weniger Lebendgeborene als Sterbefä lle verzeichnet, so dass die natürliche Bevölkerungsbewegung seit über 30 Jahren negativ ausfällt. Dabei ist das Geburtenniveau so niedrig, dass der Generationenersatz von jedem Jahrgang um ein Drittel verfehlt wird: jede Frauen- bzw. Elterngeneration wird nur zu zwei Dritteln durch ihre Nachkommen ersetzt. Die geburtenschwachen Jahrgänge, die ihrerseits sukzessive ins Heiratsalter nachrücken, lösen schließlich einen „Implosionsschub“ aus (Schmid 2000b, S. 57), der nicht zu stoppen ist. Gleichzeitig erhöht sich durch das Geburtendefizit der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Dies führt in Verbindung mit einer steigenden fernen Lebenserwartung zur demographischen Alterung der Gesellschaft. Sowohl die demographische Alterung als auch der Bevölkerungsrückgang werden sich nicht nur auf das soziale Sicherungssystem, sondern auf nahe zu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirken. Daraus ergibt sich die Frage, wie dieser demographischen Herausforderung zu begegnen ist. Um zu einer Antwort zu gelangen, werden zunächst die wichtigsten Elemente der vergangenen und künftigen Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands (Kapitel 1) dargestellt und die daraus resultierenden Probleme für das Soziale Sicherungssystem sowie für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft analysiert (Kapitel 2). Im Anschluss daran werden die Ursachen für das demographische Dilemma eruiert (Kapitel 3), um darauf aufbauend mögliche Gegenstrategien auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen zu können (Kapitel 4).
Inhaltsübersicht
1. Die demographische Entwicklung in Deutschland
1.1 Bevölkerungsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg
1.2 Bevölkerungsprojektion bis 2050
2. Die Auswirkungen von Bevölkerungsrückgang und demographischer Alterung
2.1 Überlastung der Sozialen Sicherungssysteme
2.2 Gefährdung von wirtschaftlicher Prosperität, politischer Stabilität und sozialer Integrität
3. Die Ursachen von Bevölkerungsrückgang und demographischer Alterung
3.1 Die Bestimmungsfaktoren des generativen Verhaltens
3.2 Der soziale Sicherungsapparat – ein klassisches Kollektivgutdilemma
3.3 Kosten und Nutzen von Kindern
4. Die Wirksamkeit politischer Handlungsoptionen
5. Resumée
Anhang
Literaturverzeichnis
Deutschland im demographischen Dilemma
Über Ursachen, Entwicklungen, Folgen und Bekämpfung
der demographischen Alterung in Deutschland
Deutschland befindet sich in einem demographischen Dilemma. Der Geburtenrückgang, der bereits 1965 einsetzte, führte in Deutschland zu Beginn der 70er Jahre erstmals zu einem Geburtendefizit. Seit diesem Zeitpunkt werden jedes Jahr weniger Lebendgeborene als Sterbefälle verzeichnet, so dass die natürliche Bevölkerungsbewegung seit über 30 Jahren negativ ausfällt. Dabei ist das Geburtenniveau so niedrig, dass der Generationenersatz von jedem Jahrgang um ein Drittel verfehlt wird: jede Frauen- bzw. Elterngeneration wird nur zu zwei Dritteln durch ihre Nachkommen ersetzt. Die geburtenschwachen Jahrgänge, die ihrerseits sukzessive ins Heiratsalter nachrücken, lösen schließlich einen „Implosionsschub“ aus (Schmid 2000b, S. 57), der nicht zu stoppen ist. Gleichzeitig erhöht sich durch das Geburtendefizit der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Dies führt in Verbindung mit einer steigenden fernen Lebenserwartung zur demographischen Alterung der Gesellschaft.
Sowohl die demographische Alterung als auch der Bevölkerungsrückgang werden sich nicht nur auf das soziale Sicherungssystem, sondern auf nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirken. Daraus ergibt sich die Frage, wie dieser demographischen Herausforderung zu begegnen ist. Um zu einer Antwort zu gelangen, werden zunächst die wichtigsten Elemente der vergangenen und künftigen Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands (Kapitel 1) dargestellt und die daraus resultierenden Probleme für das Soziale Sicherungssystem sowie für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft analysiert (Kapitel 2). Im Anschluss daran werden die Ursachen für das demographische Dilemma eruiert (Kapitel 3), um darauf aufbauend mögliche Gegenstrategien auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen zu können (Kapitel 4).
1. Die demographische Entwicklung in Deutschland
1.1 Bevölkerungsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland bildete zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch die klassische Pyramidenform: einer breiten Basis junger Menschen standen, „mit steigenden Altersjahren, stetig sinkende Bestände an älteren, insbesondere sehr alten Menschen gegenüber.“ (Rohloff, 2003, S. 10) Abbildung 1 zeigt den Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland, wie er sich am 31.12.2001 präsentierte. Die Bevölkerungspyramide hat sich binnen 90 Jahren zu einem „ausgefransten Tannenbaum“ gewandelt, dessen markantes Aussehen in erster Linie auf die Geburtenausfälle während und nach dem ersten Weltkrieg (Geburtsjahrgänge 1915-1920), zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (um 1932) und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) zurückzuführen ist. Er ist aber auch gekennzeichnet durch den Frauenüberschuss in den hohen Altersstufen, der erstens auf der höheren Lebenserwartung der Frauen, und zweitens auf den Kriegsverlusten bei den
Abb. 1: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statistisches Bundesamt: 10. koordinierte
Bevölkerungsvorausberechnung, S. 30
Männern beruht (vgl. Schmid, e.a. 2000, S. 74). Von besonderer Bedeutung für diese Arbeit sind jedoch die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und vor allem 60er Jahre, der sogenannte „Babyboom“, der 1964 mit 1,36 Millionen Lebendgeborenen seinen Höhepunkt erreichte (Statistisches Bundesamt 2004, S. 38), sowie der als „Pillenknick“ bekannt gewordene Rückgang der Geburten ab 1965, der schließlich im Jahre 1972 in Westdeutschland erstmals zu einem Sterbefallüberschuss führte, welcher bis heute ungebrochen ist (vgl. Abb. 2): Seit den frühen siebziger Jahren liegt das Geburtenniveau (gemessen durch die zusammengefasste Geburtenziffer[1]) in Westdeutschland bzw. seit 1990 im wiedervereinigten Deutschland[2]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statistisches Bundesamt 2004, S. 32
konstant zwischen 1,3 und 1,4 Lebendgeborenen pro Frau (im gebärfähigen Alter). Damit wird das Bestandserhaltungsniveau von derzeit durchschnittlich 2,1 Kindern je Frau[3] seit drei Jahrzehnten deutlich unterschritten: Keine Elterngeneration der letzten 30 Jahre hat eine Folgegeneration gezeugt, durch die sie zahlenmäßig voll ersetzt werden könnte. Wie stark die quantitative Diskrepanz ist, zeigt sich in der Nettoreproduktionsrate (NRR)[4], die angibt, „ob die Zahl der geborenen Mädchen ausreicht, eine gleichstarke Müttergeneration wiederum bilden zu können.“ (Schmid 2000b, S. 50). Im Optimalfall – wenn sich die Elternjahrgänge durch ihre Kinderjahrgänge voll ersetzen – beträgt die NRR 1,0. Die deutsche NRR liegt jedoch seit Anfang der 70er Jahre bei 0,65. Dies bedeutet nicht nur, dass seitdem jede Kindergeneration um ein Drittel kleiner ist, sondern auch, dass die Folgegenerationen über ein Drittel weniger potentieller Mütter verfügen als die jeweiligen Elterngenerationen: „100 Angehörige der Elterngeneration haben also noch 65 Kinder,“ – und ceteris paribus – „42 Enkel und 27 Urenkel.“ (Miegel 2002, S. 19). Die Gesamtbevölkerung unterliegt somit „einem Schrumpfungsprozess im Generationentakt.“ (Schmid 2002, S. 7)
Dass die Bevölkerung Deutschlands trotz ihrer defizitären natürlichen Bevölkerungsbewegung bisher jedoch in ihrem Umfang noch nicht gesunken, sondern sogar nahezu konstant[5] gewachsen[6] ist, liegt daran, dass die jährlichen, positiven Außenwanderungssalden[7] das Geburtendefizit bislang ausgeglichen bzw. überkompensiert haben. (vgl. Ebd., S. 4). Allerdings wird sich die Bevölkerungsabnahme aufgrund des Implosionsschubs derart beschleunigen, dass sie künftig nicht mehr durch die räumliche Bevölkerungsbewegung ausgeglichen werden kann.
Um dies zu zeigen, wird im Folgenden die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2050 anhand der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des statistischen Bundesamtes dargestellt.
1.2 Bevölkerungsprojektion bis 2050
Den Ausgangspunkt der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung stellt der Bevölkerungsstand vom 31.12.2001 dar. Um die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 projektieren zu können, mussten Annahmen über die künftige Entwicklung der grundlegenden Bestimmungsfaktoren der Bevölkerungsentwicklung, also hinsichtlich der Geburtenrate (Fertilität), der Sterberate (Mortalität) und der Wanderungsrate (Migration) getroffen werden. Das statistische Bundesamt ging dabei von einer Stagnation der Geburtenhäufigkeit auf niedrigem Niveau (konstante Geburtenhäufigkeit von 1,4 Kindern pro Frau), einer Zunahme der Lebenserwartung sowie von langfristigen Wanderungsüberschüssen aus. Dabei wurden hinsichtlich Mortalität und Migration je drei unterschiedliche Annahmen getroffen, so dass sich insgesamt neun verschiedene Varianten für die Bevölkerungsvorausberechnung ergaben.[8] Im Folgenden werden jedoch nur die unterste Variante (niedrige Lebenserwartung, niedriger Wanderungssaldo von mindestens 100.000), die mittlere Variante (mittlere Lebenserwartung, mittlerer Wanderungssaldo von mindestens 200.000) sowie die oberste Variante (hohe Lebenserwartung, hoher Wanderungssaldo von mindestens 200.000 bis 2010 und von mindestens 300.000 ab 2011) dargestellt, weil die beiden Extremvarianten den Rahmen der möglichen Entwicklungen abgrenzen, während die mittlere Variante eine durchaus denkbares Bild der Bevölkerung Deutschlands im Jahre 2050 zeichnet.
Wie bereits dargestellt, dezimiert das niedrige Geburtenniveau – so wie es oben beschrieben und wie es in der Vorausberechnung unterstellt wurde – die Anzahl der potentiellen Mütter im Generationentakt um ein Drittel. Diese wiederum werden sich bei gleichbleibendem generativen Verhalten ebenfalls nur zu zwei Dritteln ersetzen.[9] Gleichzeitig rücken die geburtenstarken Jahrgänge in die höheren Altersgruppen auf und werden „dort“ zwangsläufig die Anzahl der Sterbefälle erhöhen, so dass die Differenz zwischen Geborenen und Gestorbenen immer weiter ansteigen wird. In concreto bedeutet dies, dass der Sterbefallüberschuss immer größer wird und dadurch die Bevölkerung immer schneller schrumpft. Man spricht dann von einer „Bevölkerungsimplosion“ (Schmid 2000b, S. 49f.)
Um das Ausmaß dieser Implosion etwas anschaulicher darstellen zu können, sei exemplarisch auf die unterste Variante einer Projektion von Herwig Birg verwiesen (Birg 2005, 97ff.): Hiernach würde die Bevölkerungszahl Deutschlands – ohne Wanderungen und bei einer konstanten Geburtenrate von 1,25[10] – „von 1998 bis 2050 von 82,1 Mio. auf 50,7 Mio. und bis 2100 auf 24,3 Mio. zurückgehen.“ (Ebd., S. 98)
Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass Deutschland künftig keinen positiven Wanderungssaldo verzeichnen kann, zumal es auch in Zukunft nicht an willigen Zuwanderern fehlen wird, wie die jüngsten Ereignisse in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla verdeutlicht haben dürften. (siehe u.a. SZ 229/2005, S. 2) Berücksichtigt man die in der Vorausberechnung veranschlagten unterschiedlichen Zuwanderungsgewinne, so stellt sich der Bevölkerungsrückgang weniger dramatisch dar: im Falle der obere Variante wäre der Bevölkerungsrückgang von gut 82,5 Millionen im Jahre 2001 auf etwas über 81,2 Millionen im Jahre 2050 nur marginal. Allerdings ist eine Erhöhung des angenommen jährlichen Wanderungssaldo ab 2011 auf 300.000 im Vergleich zum Durchschnitt des Wanderungssaldos der letzten Jahrzehnte (170.000) durchaus optimistisch gewählt. (vgl. Birg 2005, S. 98) Die mittlere Variante geht im gleichen Zeitraum von einem Rückgang der Bevölkerung um 7,4 Millionen auf 75,1 Millionen aus, während gemäß der unteren Variante ein Bevölkerungsschwund von knapp 15,5 Millionen auf 67 Millionen zu verkraften wäre. Nimmt man an, dass sich der durchschnittliche Wanderungssaldo der vergangenen Jahrzehnte auch in Zukunft fortsetzen wird, so dürfte die für das Jahr 2050 tatsächlich zu erwartende Bevölkerungsgröße zwischen der unteren und der mittleren Variante, also zwischen 67 und 75 Millionen liegen.
Es wurde ersichtlich, dass die Abnahme der Bevölkerungsgröße selbst bei hohen Zuwanderungsüberschüssen nicht aufgehalten werden kann, wobei zu berücksichtigen ist, dass der Bevölkerungsrückgang nicht das größte Problem darstellt, mit dem Deutschland konfrontiert sein wird. Die eigentliche Herausforderung liegt in der demographischen Alterung, die einerseits durch den Bevölkerungsschwund, genauer gesagt durch die niedrige Geburtenrate, und andererseits durch die ständig steigende Lebenserwartung verursacht wird: das Nachwachsen von geburtenschwachen Jahrgängen führt zwangsläufig zu einer anteilsmäßigen Gewichtsverlagerung zugunsten der älteren Jahrgänge. Und neben dieser relativen Zunahme der älteren Bevölkerung führt die stetig steigende ferne Lebenserwartung[11] auch zu einem absoluten Anwachsen der Menschenzahlen in den höheren Altersgruppen. (Schmid 2003, S. 154 & Schmid 2000a, S. 148) Deutschland unterliegt also einem „doppelten Alterungsprozess“, der – würde man ihn graphisch darstellen – die „ausgefranste Tanne“ zunächst in einen „Pilz“ überführt. (vgl. Raffelhüschen 2001, S. 53) Diese Pilzform wird sich dadurch bilden, dass – in gut 10 Jahren – die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre nach und nach in das offizielle Rentenalter (derzeit 65 Jahre) eintreten. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wird zwischen 2030 und 2035 erreicht werden. (vgl. BIB 2004, S. 59) Nachdem sich der Pilz schließlich ausgewachsen haben wird, das heißt, wenn die starken Geburtenjahrgänge das „dritte Lebensalter“ durchlaufen haben werden, wird sich der Pilz schließlich in eine „Schlauchform“ gewandelt haben. (vgl. Abb. 3) Die klassische Bevölkerungspyramide von früher steht dann quasi Kopf – und auch die demographischen Proportionen in ihrem „Inneren“ werden sich umgeschichtet haben[12]: Noch 1910 stellten Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren mit rund 43% den Großteil der Gesamtbevölkerung dar. Bis 2001 sank ihr Anteil auf ein Fünftel (20,9%); bis 2050 wird er sich sogar auf ein Sechstel (16,1%) verringert haben. Im gleichen Zeitraum
Abb. 3: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statistisches Bundesamt: 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, S. 30
stieg der Anteil der über 59-Jährigen von ursprünglich 8% (1910) auf 24,1% (2001). Im Jahre 2050 wird er knapp 37% betragen. Somit stellen nicht mehr die Kinder und Jugendlichen, sondern die Alten (60 Jahre und älter) die größte Altersgruppe der Bevölkerung. „Dramatisch“ muss man die Entwicklung bei den Hochbetagten (80 Jahre und älter) nennen: 1910 machten sie lediglich 0,5 % der Bevölkerung des damaligen Deutschen Reiches aus, im Jahre 2001 waren es bereits 4 % und 2050 werden es schätzungsweise 12 % sein. Der prozentuale Anteil der Hochbetagten an der Bevölkerung wird sich somit in 140 Jahren vervierundzwanzigfachen (vgl. Rohloff 2003, S. 8f. & Statistisches Bundesamt 2003, S. 7, 42). Und auch die Gruppe der Menschen im Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) wird sowohl von der Schrumpfung als auch von der demographischen Alterung erfasst werden (Siehe Tabelle 1): Mit 20 Millionen bzw. 38 % bilden die 35- bis 49-Jährigen den derzeit größten Teil dieser
Tabelle 1: Entwicklung der erwerbsfähigen Bevölkerung von 2001 bis 2050
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eigene Darstellung auf der Basis der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (vgl. Statistisches Bundesamt 2003, S. 35f.)
[...]
[1] Die Zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate, TFR) gibt die durchschnittliche Zahl der Lebendgeborenen von Frauen im gebärfähigen Alter an und wird i.d.R. für ein Kalenderjahr aus der Summe der altersspezifischen Geburtenziffern (Age-specific fertility rat, ASFR) aller Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren berechnet. Die alterssepzifische Fruchtbarkeitsziffer wiederum misst die Zahl der Geborenen eines Jahres von Müttern eines bestimmten Alters x, bezogen auf 1.000 Frauen im gleichen Alter x (vgl. Birg 2005, S.92f. & Rohloff 2003, S. 11;
[2] Der Verfasser ist sich der Tatsache bewusst, dass sich die Entwicklungen der Bevölkerungszahlen in Ost- und Westdeutschland teilweise stark unterschiedlich bzw. sogar gegensätzlich vollzogen haben. So ist z.B. der Bevölkerungszuwachs in Westdeutschland zwischen 1950 und 1961 in erster Linie auf die 2,6 Millionen Zuwanderer aus der damaligen DDR zurückzuführen (vgl. Statistisches Bundesamt 2004, S. 30), welche seit ihrer Gründung – im Gegensatz zum früheren Bundesgebiet – einen konstanten Bevölkerungsschwund zu verkraften hatte, der sich in Ostdeutschland auch nach der Wiedervereinigung bis heute fortsetzt. Fernerhin wurde bereits im Jahre 1969 ein Geburtendefizit in Ostdeutschland vermerkt (Birg 2004a, S. 19), welches zwar zunächst durch politische Maßnahmen gegen Ende der 70er Jahre annähernd aufgefangen werden konnte (Schmid 2000, S. 14f.; Sinn 2005, S. 68), sich dann aber – Anfang der 90er Jahre – wieder dramatisch verschärfte (Schmid 2002, S. 9), um sich seitdem (von unten) dem westdeutschen Niveau anzugleichen.
Dennoch soll auf eine dezidierte Unterscheidung zwischen ost- und westdeutscher Entwicklung verzichtet und anstelle dessen die gesamtdeutsche Entwicklung dargestellt werden.
[3] Da das Bestandserhaltungsniveau von der (Kinder-)Sterblichkeit abhängig ist, stellt es keine konstante Größe dar. (vgl. Rohloff 2003, S. 13)
[4] Nettoreproduktionsrate (Net reproduction rate, NRR): Zahl der lebendgeborenen Mädchen von Frauen eines bestimmten Jahrgangs, die unter Berücksichtigung der altersspezifischen Erlebenswahrscheinlichkeit das Ende der Fruchtbarkeitsperiode erreicht.
[5] Durch den Anwerbestopp ausländischer Arbeitskräfte im Jahre 1973 war die Zuwanderung zwischen 1974 und 1985 rückläufig und verursachte zwischen 1974 und 1985 ein verlangsamtes Wachstum und teilweise sogar die Abnahme der Bevölkerung. (Statistisches Bundesamt 2003, S. 27)
[6] Die Bevölkerung Deutschlands ist zwischen 1970 und 2002 von 78,069 Millionen auf 82,537 Millionen, also um knapp 4,5 Millionen Einwohner gewachsen. (vgl. Statistisches Bundesamt 2004, S. 31)
[7] Der Außenwanderungssaldo errechnet sich aus der Differenz von Zuwanderung aus dem Ausland und der Abwanderung ins Ausland. Wenn mehr Menschen einwandern als auswandern ist der Saldo positiv, im anderen Falle negativ. Bei exakt gleich starker Zu- und Abwanderung beträgt der Saldo 0.
[8] Die einzelnen Annahmen und Varianten sind der Übersicht 1 (Anhang) zu entnehmen.
[9] Gemäß der mittleren Variante der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird sich – unter Berücksichtigung der Wanderung – die Zahl der geburtenfähigen Mütter (im Alter von 15 bis 49) von knapp 20 Millionen im Jahr 2001 auf gut 14 Millionen im Jahr 2050 verringern. (Statistisches Bundesamt 2003, S. 6)
[10] Bezüglich der Entwicklung der Mortalität wurden keine Angaben gemacht.
[11] Die ferne Lebenserwartung gibt die Anzahl der Lebensjahre an, die ein Mensch ab einem bestimmten Alter durchschnittlich noch zu leben hat. (vgl. Rohloff 2003, S. 18)
[12] Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf die mittlere Variante der Bevölkerungsvorausberechnung.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Wiesnet (Autor:in), 2005, Deutschland im demographischen Dilemma - Über Ursachen, Entwicklungen, Folgen und Bekämpfung der demographischen Alterung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47309
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