Das vorliegende Essay beschäftigt sich mit dem Thema des Neo-Patrimonialismus in Russland, das anhand des Textes "Neopatrimonialism Revisited – Beyond a Catch-All Concept" von Erdmann und Engel dargestellt werden soll. Um eine breitere Diskussion, insbesondere in Bezug zu Russland zu ermöglichen, wird zusätzlich der Artikel "Russland" von Petra Stykow mit einbezogen, der in dem Buch "Politische Systeme im Vergleich: Formale und informelle Institutionen im politischen Vergleich" von Hans-Joachim Lauth (Hrsg.) erschienen ist. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob Russland dem System des Neo-Patrimonialismus zugeordnet werden kann, da es im politikwissenschaftlichen Diskurs keinem Typus eindeutig zugeordnet werden kann.
Patrimonialismus - diesen Begriff bringt man meistens in Verbindung mit Afrika Studien oder findet seine Verwendung in der entwicklungstheoretischen Literatur. Patrimonialismus bzw. Neo-Patrimonialismus wird in dem Text von Erdmann und Engel insbesondere auf das entworfene Konzept von Max Weber projiziert: die beiden Hauptkonzepte umfassen die Bereiche Herrschaft und Legitimität. Für die Herrschaft entwickelte er drei Idealtypen „according to the kind of claim to legitimacy typically made by each.“ Des Weiteren findet man bei ihm drei Typen der Autorität: rechtsgültige/legale (Fähigkeit Basis von Gesetzen, bürokratische Herrschaft) traditionelle und charismatische (Barack Obama; Führungskraft, Emotionalität, Übernatürlichen, Religiösität). Zu den Subtypen traditionaler Herrschaft zählen unter anderem die Gerontokratie, der Patriarchalismus, der Patrimonialismus und der Sultanismus, der die höchste Form der Unterwerfung unter einen Patron darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Patrimonialismus
- Versuch einer neuen Definition von Neo-Patrimonialismus
- Russland als Beispiel für Neo-Patrimonialismus
- Verflechtung formaler und informeller Strukturen in Russland
- Typologie des Neo-Patrimonialismus
- Systemischer Klientelismus und Nutzung staatlicher Mittel in Russland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay beschäftigt sich mit dem Konzept des Neo-Patrimonialismus und untersucht, ob Russland als Beispiel für dieses System betrachtet werden kann. Anhand der Werke von Erdmann und Engel sowie Petra Stykow soll die Frage beleuchtet werden, wie sich der Neo-Patrimonialismus in Russland manifestiert und welche Herausforderungen er für die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes darstellt.
- Definition und Charakteristika des Neo-Patrimonialismus
- Die Rolle des Präsidenten in Russland im Kontext von Neo-Patrimonialismus
- Verflechtung formaler und informeller Strukturen in Russland
- Systemischer Klientelismus und die Nutzung staatlicher Ressourcen in Russland
- Die Grenzen des Neo-Patrimonialismus und seine Auswirkungen auf Demokratie und Staatlichkeit in Russland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Neo-Patrimonialismus in Russland ein und stellt die beiden Studien von Erdmann und Engel sowie Petra Stykow vor. Der Hauptteil des Essays beschäftigt sich mit dem Konzept des Neo-Patrimonialismus, insbesondere mit den Ausführungen von Erdmann und Engel, die eine neue Definition des Neo-Patrimonialismus anbieten. Im Anschluss daran wird untersucht, ob Russland als Beispiel für Neo-Patrimonialismus betrachtet werden kann, wobei die Studien von Erdmann und Engel sowie Stykow als Grundlage dienen. Die Analyse der Verflechtung formaler und informeller Strukturen in Russland zeigt die Herausforderungen für Demokratie und Staatlichkeit in Russland. Es werden verschiedene Aspekte des Neo-Patrimonialismus beleuchtet, darunter der systematische Klientelismus und die Nutzung staatlicher Ressourcen für die politische Legitimation. Die Ausführungen der beiden Autoren werden im weiteren Verlauf des Essays mit den Beobachtungen von Stykow in Bezug auf Russland abgeglichen, um ein umfassendes Bild des Neo-Patrimonialismus in diesem Land zu zeichnen.
Schlüsselwörter
Neo-Patrimonialismus, Russland, Staatlichkeit, Demokratie, formale Strukturen, informelle Strukturen, Klientelismus, Wahlmanipulation, Präsidentialismus, Medienkontrolle, politische Legitimation.
- Quote paper
- Paula Anna Maria Döring (Author), 2018, Neo-Patrimonialismus in Russland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471452