Nach einer Beschreibung der Wälder Kanadas und deren Nutzung geht die Hausarbeit auf das Konzept der Ökosystemdienstleistungen und die Kommodifizierung der Natur ein. Anschließend erfolgt noch eine Darstellung der aktuellen Nutzung der Wälder Kanadas Ziel ist es aufzuzeigen, welche Entwicklungen und Prozesse in den Wäldern Kanadas stattfinden und wie viel dieser denn letztendlich wert ist.
Inhaltsverzeichnis
1 Kanada im Wandel
2 Kommodifizierung von Naturressourcen in der neoliberalen Globalisierung am Beispiel von Kanadas Wäldern
2.1 Kanadas Wälder – ein Überblick
2.2 Ökosystemdienstleistungen
2.3 Kommodifizierung von Naturressourcen
2.4 Kommodifizierung von Kanadas Wäldern
3 Was kostet der Wald?
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kanadas Waldregionen
Abbildung 2: Kanadas Waldfläche
Abbildung 3: Weltkarte der Wertverteilung der Ökosystemdienstleistungen
Abstract
Calculating the value of a forest solely based on the profit of its economically exchangeable products is too shortsighted. This paper examines how much worth nature really holds utilizing the concept of ecosystem services. The forest of Canada will be used as an example. Past and present usages and developments are thoroughly explained. Another part is discussing the ongoing trend of nature commodification which must also be seen critically in the light of the neoliberal globalization.
1 Kanada im Wandel
Als die ersten Entdecker und Kundschafter im 16. Jhdt. nach langer Reise über den Atlantik wieder nach Europa zurück kehrten, berichteten sie von unendlichen Weiten, großen Wäldern, Kälte und Schnee. Mit der Zeit entdeckte man neben den unermesslich scheinenden Holzvorräten auch den Fischreichtum in Seen und an Küsten, die Erzvorkommen und fruchtbare Böden für die Landwirtschaft im Süden. Allein diesem Image wird Kanada heutzutage aber nicht mehr gerecht, hat es sich doch seit Mitte des 20. Jhdt. gewandelt. Trotz des Rohstoffreichtums hat der Dienstleitungssektor nun den größten Anteil am BIP. Durch die Urbanisierung entstanden modere Städte, in denen auch viele Immigranten leben. Gründe für die Einwanderung sind unter anderem die Weltoffenheit und der hohe Lebensstandard. Neben dem raschen Wandel hin zu einem modernen und wohlhabenden Industriestaat muss sich Kanada aber auch mit einigen Problemen auseinandersetzen. Beispielsweise streben die überwiegend französischsprachigen Einwohner der Provinz Quebec die Unabhängigkeit von Kanada an. Auch Indianer, Inuit und andere Ureinwohner fordern mehr Selbstbestimmung und Landrechte. Daneben zeichnet sich aber noch ein weiterer Konflikt ab: der zwischen Ökonomie und Ökologie. Dieser Konflikt spielt sich unter anderem in den Wäldern Kanadas ab (Lenz 2001:1-2).
2 Kommodifizierung von Naturressourcen in der neoliberalen Globalisierung am Beispiel von Kanadas Wäldern
Nach einer Beschreibung des behandelten Betrachtungsgebietes geht die Hausarbeit auf das Konzept der Ökosystemdienstleistungen und die Kommodifizierung der Natur ein. Anschließend erfolgt noch eine Darstellung der aktuellen Nutzung der Wälder Kanadas Ziel ist es aufzuzeigen, welche Entwicklungen und Prozesse in den Wäldern Kanadas stattfinden und wie viel dieser denn letztendlich wert ist.
2.1 Kanadas Wälder – ein Überblick
Auch bei der Nutzung der Wälder fand ein ständiger Wandel statt. So standen zuerst vor allem Tierfelle, besonders die Pelze des Bibers im Fokus der ankommenden Europäer. Lange zuvor wurden die Wälder bereits von den Eingeborenen genutzt. Im frühen 19. Jhdt. gegen Ende des Pelzhandels erlangte die Holzwirtschaft stärkere Bedeutung. Britische Firmen betrieben den Einschlag und Transport an der Atlantikküste, wo große Holzreserven zur Verfügung standen. Diese wurden nach England exportiert und dort für den Bau und die Reparatur der englischen Flotte verwendet. Doch die Umstellung auf den Metallschiffbau machte dieses Geschäft unrentabel. Zur gleichen Zeit gingen aber auch Innovationen vom Bau der Eisenbahn aus und es fand eine Verlagerung der wirtschaftlichen Tätigkeiten nach Westen statt. Neben dem Export wuchs nun auch die Bedeutung des Holzes für den Binnenmarkt. Bedingt wurde dies durch die Loslösung der Bindungen zum englischen Mutterland und der großen Nachfrage aus den Vereinigten Staaten (Lenz 2001:104-106).
Gegen Ende des 19. Jhdt. entstanden die ersten Werke zur Papierherstellung in Quebec und Ontario. Die dortigen Flüsse boten ideale Standortbedingungen. Von dem großen Holzangebot der Umgebung abgesehen versorgten diese die Werke mit Wasser, Hydroenergie und boten ideale Transportwege. Auch in der am Pazifik liegenden Provinz Britisch-Kolumbien wurde mehr und mehr Holzwirtschaft betrieben, da im dortigen Küstenwald besonders begehrte und produktive Baumarten wachsen (Lenz 2001:153-155).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Kanadas Waldregionen
Quelle: Natural Resources Canada 2017 (2).
Insgesamt besitzt Kanada rund 347 Millionen Hektar Waldfläche, was circa einem Drittel der Fläche des Landes entspricht (Canada’s National Forest Inventory 2013). Die Wälder können in acht Waldregionen aufgeteilt werden (Abbildung 1), welche definiert sind als geographische Zonen mit annähernd gleicher Physiographie und anhand der Zusammensetzung der dominanten Baumarten (Natural Resources Canada 2017 (2)). Die größte Zone stellt mit 80% der boreale Nadelwald dar. 94% der gesamten Waldfläche sind dabei in öffentlicher Hand und die Nutzung kann deshalb von staatlicher Seite aus reguliert werden. 2015 wurden knapp 780.000 Hektar Wald abgeholzt, was weniger als einem halben Prozent der Gesamtfläche entspricht. Zum Vergleich, im selben Jahr wurden fünf Prozent der Fläche von Insekten und Schädlingen beschädigt (Abbildung 2). Kanada ist zwar ein sehr waldreiches Land ist, die Qualität und Erreichbarkeit der Wälder ist aber äußerst unterschiedlich (Lenz 2001:153). Beispielsweise betrug für das Stichjahr 1991 der Zuwachs an Holz pro Hektar an der Küste 2,31m[3], in der Tundra hingegen nur 0,8m[3]. Deshalb wird ein großer Teil der Fläche für die Abholzung nicht in Betracht gezogen, da es dort wirtschaftlich nicht sinnvoll wäre (Kohnle 2009:489).
Die Holzverarbeitungsindustrie lässt sich in drei Zweige aufteilen: die Massivholzfertigung, die Zellstoff- und Papierfertigung und die Forstwirtschaft. Zusammen trugen diese 2013 19,8 Milliarden Dollar zu Kanadas Bruttoinlandsprodukt bei, was einem Anteil von 1,25% entspricht. Damit besitzt Kanada die weltweit größte Handelsbilanz bei Forstprodukten (Natural Resources Canada 2017 (3)).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Kanadas Waldfläche
Quelle: Natural Resources Canada 2017 (1):5.
2.2 Ökosystemdienstleistungen
Der Wald kann aber nicht nur nach dem Wert seiner Hölzer bemessen werden. Das Konzept der sogenannten Ökosystemdienstleistungen, kurz ÖSM, bezieht noch andere Aspekte mit ein, wie beispielsweise die Funktion als Sauerstofflieferant oder als Erholungsort. Kurz gesagt, ÖSM sind dem Menschen dienliche Leistungen der Natur. Vielfach ist man sich aber kaum bewusst, dass die Natur dabei nicht unerschöpflich ist. Denn in der Regel führt eine steigende wirtschaftliche Inanspruchnahme der Natur zu Lasten eben dieser. Erkennbar ist dies beispielsweise am Rückgang der Biodiversität. „Sinn des ÖSM-Konzepts ist es, ökologische Leistungen (Gratis-Naturkräfte) besser in Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen und eine nachhaltige Landnutzung zu gewährleisten, um der Überbeanspruchung und Degradation der natürlichen Lebensbedingungen entgegenzuwirken“ (Grunewald, Bastian 2013:2). Mit Hilfe eines einheitlichen Maßstabes sollen die verschiedenen Güter, Funktionen und Dienstleistungen gemessen werden. Dabei wird eine monetäre Bewertung angestrebt. Die Bewertung der ÖSM bezieht sich des Weiteren auf die menschliche Lebensqualität, ist also anthropozentrisch ausgerichtet. Es gibt aber zu den ÖSM weder eine allgemein akzeptierte Definition oder Methodik zur Erfassung (Grunewald, Bastian 2013:2-10).
Eine Möglichkeit, die ÖSM zu klassifizieren, liefert das Millennium Ecosystem Assessment. Es bildet vier verschiedene Klassen: Versorgungsleistungen, z. B. Essen, Trinkwasser, Holz; Regulationsleistungen, z. B. Hochwasserschutz und Luftreinhaltung; kulturelle Dienstleistungen, z. B. Erholungsleistungen; unterstützende Leistungen, z. B. Nährstoffkreislauf. Die Einteilung der Klassen hängt dennoch letztlich vom jeweiligen Bearbeiter ab, wobei in der Regel 15-30 ÖSM in drei oder vier Gruppen aufgeteilt werden (Grunewald, Bastian 2013:48). In ihrem Buch machen auch Grunewald und Bastian (2013:48-53) selber einen Vorschlag zur Unterteilung. In Anlehnung an die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit bilden sie drei Hauptklassen: ökologische, ökonomische und soziokulturelle Güter und Dienstleistungen. In der daraus hervorgehenden dreiseitigen Tabelle listen sie zu jeder der 30 Dienstleistungen eine dazugehörige Beschreibung, Beispiele und ausgewählte Indikatoren auf.
Eine konkrete Berechnung bzw. eine Zusammenstellung mehrerer bereits durchgeführter Berechnungen zur Wertermittlung aller weltweiten Ökosystemdienstleistungen wurde von Constanza et al. (1997) vorgenommen. Das Ergebnis: durchschnittlich 33 Billionen US Dollar pro Jahr sind die ÖSM wert. Zum Vergleich, zur gleichen Zeit betrug das globale Bruttoinlandsprodukt circa 18 Billionen US Dollar pro Jahr. Der Wert der ÖSM verteilt sich des Weiteren nicht gleichmäßig auf die Erde (Abbildung 3). So ist er in Regionen ohne Vegetation wesentlich geringer als z. B. im tropischen Regenwald (Constanza et al. 1997:253-260).
Doch es gibt auch Kritik an der rein monetären Bewertung der Ökosystemdienstleistungen bzw. daran, marktferne Sachverhalte marktnah zu bewerten. Zwar schafft man dadurch harte Zahlen, welche wiederum greifbarer für Politik und Wirtschaft sind. Doch ist es sinnvoll, die Natur in ihrer Komplexität und Bedeutung auf einen Geldwert zu reduzieren (Grunewald, Bastian 2013:2-3)? Es wird immer mehr davor gewarnt „der weiteren Kommerzialisierung der Natur Vorschub zu leisten und diese in verstärktem Maße den krisenhaften, nicht nachhaltigen und nicht zukunftsfähigen globalen turbokapitalistischen Geld- und Finanzmarktsystemen zu unterwerfen“ (Grunewald, Bastian 2013:319).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Weltkarte der Wertverteilung der Ökosystemdienstleistungen
Quelle: Constanza et al. 1997:257.
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- Citation du texte
- Anonyme,, 2018, Was kostet der Wald? Kommodifizierung von Naturressourcen in der neoliberalen Globalisierung am Beispiel von Kanadas Wäldern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471376
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